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Lügenleben

Barns Courtney - Hellfire

"Das war ein schöner Film", seufze
ich. "Ja", stimmt mir Daniel zu. Wir bleiben noch kurz sitzen, sehen uns den Abspann an und lassen die anderen Leute zuerst den Saal verlassen. "Na los, komm. Die Nächsten wollen schon hier rein." Lächelnd zieht er seinem Arm weg und ich murre unzufrieden, weil mein Kopfkissen weg ist. "Los jetzt", höre ich ihn lachen. Als ich immer noch keine Anstalten mache aufzustehen, zieht er mich mit einem solchen Ruck von meinem Sessel hoch, dass ich in seinen Armen lande. Erschrocken quietsche ich auf und bringe ihn so zum lachen.

Dann wird seine Miene plötzlich ganz ernst. "Weißt du eigentlich, wie sehr ich dich liebe?" Sofort erwärmt sich mein Herz und ich muss lächeln. "Ich liebe dich mehr." Einen kleinen Kuss kann ich ihm noch auf seine Lippen drücken, dann geht die Tür auf und eine laut lachende Gruppe betritt das Kino, mit riesigen Popcornbechern und Getränken beladen. Daniel nimmt meine Hand und zieht mich durch das Gedränge raus ins Foyer, wo wir unsere Jacken anziehen.

"Und jetzt?", frage ich, während ich noch meinen Schal um meinen Hals wickele. Draußen ist es einfach noch zu kalt. Dabei ist es schon Anfang April. "Hmmm", brummt Daniel. "Hast du Hunger?" Seine Augen leuchten. "Immer."

Hand in Hand verlassen wir das Gebäude. Draußen ist es inzwischen dunkel geworden und mir schlägt ein eisiger Wind entgegen. Zum Glück ist unser Lieblingsgrieche nicht allzu weit weg von hier. Als ein leises Husten hinter mir ertönt, drehe ich mich um, doch da ist niemand. Seltsam. Werde ich jetzt schon paranoid?

"Da ist nichts", murmelt Daniel und streichelt beruhigend meine Handfläche.
"Ja, du hast Recht." Dennoch lässt mich dieses seltsame Gefühl, beobachtet zu werden, nicht mehr los. Ich zucke zusammen, als ein schwarzer Lieferwagen vorbeifährt. Okay, ich werde langsam wirklich paranoid.

Und dann geht plötzlich alles ganz schnell. Der Lieferwagen hält an. Von hinten drückt mir jemand einen Lappen mit einem stechenden Geruch über Mund und Nase. Von Daniel höre ich nur ein leises Aufkeuchen, vermutlich passiert ihm gerade dasselbe wie mir. Schon wird mir schwindelig. Ich versuche noch, die Luft anzuhalten und mich irgendwie aus dem Griff zu winden, der mich festhält. Dann wird alles schwarz.

-

Irgendwie ist es unbequem. Aber ich will weiterschlafen. Meine Augenlider sind schwer. So schwer.

Die Erinnerung an eine bekannte Stimme taucht plötzlich in meinem Kopf auf. Eine Stimme, die ich nie wieder hören wollte.

Mehr Erinnerungen kommen zurück. Starke Hände um mich, der beißende Geruch von Chloroform. Ich reiße meine Augen auf. Wo bin ich? Hilfe. Es ist dunkel. Ich schreie. Ich kann meine Arme nicht bewegen. Erst als ich den Widerhall meiner Stimme höre, fällt mir auf, dass ich immerhin nicht geknebelt bin. Das ist gut. Oder? Nein. Dann müssen sich die Personen, die hierfür verantwortlich sind, sehr sicher sein, dass mich niemand hören kann. Das ist nicht gut.

Mein Herz schlägt schnell in meiner Brust. Langsam gewöhne ich mich an die Dunkelheit. Scheinbar sitze ich auf einem Stuhl, meine Hände sind hinter mir daran zusammengebunden. Etwa einen Meter neben mir steht noch ein Stuhl, auf dem Daniel hängt. Oh nein, der Arme! Hätten sie nicht wenigstens ihn gehen lassen können? Es ist meine Schuld, dass er hier ist. Immerhin geht es nur um mich bei dieser ganzen Sache, wenn wirklich die Leute hierfür verantwortlich sind, die ich denke.

Während ich auf meiner Unterlippe herumkaue und versuche, meine Handgelenke irgendwie aus dem Knoten herauszuwinden, betrachte ich meinen Freund. Daniel ist immer noch nicht zu Bewusstsein gekommen, sein Kopf hängt auf seiner Brust und nur, weil er ebenfalls festgebunden ist, ist er noch nicht von dem alten Holzstuhl gefallen.

Sie waren seit Monaten hinter mir her. Jetzt haben sie mich gefunden. Und noch schlimmer, ich habe Daniel da mit hineingezogen. Es tut mir so leid. Es ist meine Schuld. Warum habe ich mich auch auf ihn eingelassen? Warum bin ich schwach geworden? Habe ich wirklich geglaubt, ich könnte hier bleiben? Zusammen mit Daniel? Unglaublich, wie naiv ich war...

Meine Handgelenke brennen von meinen Befreiungsversuchen, aber frei bin ich nicht. Aber so, wie ich sie kenne, wäre mir das auch nur gelungen, wenn sie es so gewollt hätten.

Nach einiger Zeit muss ich frustriert feststellen, dass das alles so nichts bringt. Also gebe ich auf und versuche stattdessen, in diesem Raum irgendetwas zu finden, was ich als Waffe nutzen könnte. Doch viel ist da nicht. Nur unsere beiden Stühle auf einem Fliesenboden, in denen bereits einige Sprünge sind. Eine ziemlich stabil wirkende Tür vor mir. Zu stabil. Hinter unseren Stühlen kann ich noch einen Tisch erahnen, auf dem etwas liegt, doch was es ist, kann ich nicht erkennen. Wie auch? Es gibt weder Fenster noch eine funktionierende Lampe an der Decke, bemerke ich, als ich meinen Blick nach oben richte. Dafür entdecke ich da etwas anderes. In allen vier Ecken hängen Kameras.

Das heißt, sie wissen bereits, dass ich wach bin. Ist das gut oder schlecht? Was haben sie mit mir vor? Was haben sie mit Daniel vor? Sie haben mit Sicherheit etwas geplant. Das war schon früher so. Immer alles akribisch durchgeplant. Nur war ich damals dabei.

Mein Blick zuckt zu Daniel, als dieser plötzlich ein leises Ächzen von sich gibt. Langsam hebt er seinen Kopf und blinzelt. "Was..."
Eine Welle der Erleichterung durchflutet mich. Er wirkt verwirrt, was ich ihm auch nicht verübeln kann, aber davon abgesehen scheint es ihm gut zu gehen.

"Hey." Mühsam ringe ich mir ein Lächeln ab, welches er vorsichtig erwidert. Verzweifelt muss ich mit ansehen, wie auch mein Freund an dem Knoten zerrt, bis seine Handgelenke rot sind. Es tut mir so leid. Hätte ich mich nicht auf ihn eingelassen, wäre er nicht hier. Ich weiß immer noch nicht, was sie vorhaben. Aber es wird nichts Gutes sein. Weder für mich noch für Daniel.

"Wo sind wir? Wer sind die? Was wollen die von uns?", beginnt er plötzlich wie ein Wasserfall zu reden. Das tut er immer, wenn er nervös ist. Meine Kehle ist trocken. Was soll ich darauf antworten? Dass ich mal zu der Gruppe Menschen gehört habe, die andere ausgeraubt und verletzt haben? Dass ich selbst eine Person krankenhausreif geschlagen habe? Nein, das kann ich nicht. Ich weiß ja selber nicht mal mehr, warum ich das getan habe. Vermutlich weil ich jung und naiv war und sie sich um mich gekümmert haben. Sie waren so etwas wie eine Familie für mich und ich wollte sie nicht enttäuschen.

"Hallo?" Langsam scheint Daniel wirklich Panik zu bekommen. Auch er sieht sich in dem Raum um. Ich beobachte ihn und seufze. "Das bringt nichts. Aber jetzt, wo wir beide wach sind, wird vermutlich bald jemand kommen." Nur was dieser Jemand dann vorhat, weiß ich leider nicht. Wobei, nein. Eigentlich will ich es gar nicht wissen. An Daniels gequältem Gesichtsausdruck kann ich erkennen, dass ihm genau dasselbe durch den Kopf geht.

Kurz wird es still zwischen uns beiden. Jeder hängt seinen Gedanken nach. Auch versuche ich wieder, irgendwie meine Hände frei zu kriegen. Auch wenn sie wahrscheinlich alles bestens durchdacht haben, so muss ich es doch versuchen! Ich kann nicht einfach hier sitzen und abwarten. Das konnte ich noch nie.

Was sie wohl mit uns vorhaben? Was wollen sie mit Daniel machen? Ich habe ihn da mit rein gezogen. Dabei hat er das einfach nicht verdient. Er ist ein so netter, freundlicher, guter Mensch. Sanftmütig. Liebevoll. Wie habe ich ihm das antun können? Ich wusste, dass sie hinter mir her waren. Niemand kann sie einfach so verlassen. Das wusste ich eigentlich vorher auch schon. Aber ich konnte das nicht mehr. All die Menschen, die ich belogen, betrogen und verletzt habe- für sie. Ich konnte sie nie vergessen. Das kleine, blonde Mädchen war mir sogar im Traum erschienen. "Was machst du mit meinem Papa?" Oh nein. Ich würde sie immer vor mir sehen. Und da hatte ich gewusst, dass ich das nicht länger konnte. Und bin abgehauen. Mit dem Wissen, dass jeder, der das bisher gewagt hatte, einige Wochen oder Monate später unter den seltsamsten Umständen tot aufgefunden worden war.

Und was hatte ich jetzt davon? Vermutlich würde ich sterben. Mir war klar gewesen, dass jederzeit die Chance bestehen würde, dass sie mich kriegen. Aber ein unschuldiger, guter Mensch würde mit mir sterben. Wegen mir. Mein schlechtes Gewissen regt sich. Ich schulde ihm noch eine Erklärung. Aber ich weiß nicht, was ich sagen soll. Dass ich ein schlechter Mensch bin? Zwar habe ich mich gebessert, seit ich auf der Flucht bin. Aber meine Taten in der Vergangenheit werden für immer bleiben.

"Daniel?" Meine Stimme ist leise. Er hört auf, weiter an dem Knoten zu rütteln, und sieht mich an. Der harte Ausdruck in seinen Augen erschreckt mich. "Was?", blafft er. Ich muss schlucken. So kenne ich ihn gar nicht. Aber gut. Hier herrscht eine Ausnahmesituation. Mit dieser Erklärung im Kopf setze ich wieder an.

"Ich... Es tut mir leid. Das hier, das alles ist meine Schuld. Sie sind hinter mir hergewesen, schon als wir uns kennengelernt haben. Und jetzt sitzt du auch hier, nur wegen mir- es tut mir so leid. Ich liebe dich, ich will nur, dass du das weißt, falls... Keine Ahnung, was sie mit mir vorhaben." Und mit ihm. Aber so wie ich sie kenne, ist es nichts Gutes. "Und gerade weil ich dich liebe, hätte ich mich von dir fernhalten sollen."

So. Mehr kann ich ihm nicht mehr sagen. Mein dummes, kleines Herz hofft, dass er auch etwas sagt. Dass ich nichts dafür könnte. Auch wenn es gelogen wäre. Aber er schweigt, den Kopf in die andere Richtung gedreht. Das muss mir jetzt egal sein, sage ich mir. Jetzt hat Vorrang, dass wir es irgendwie hier raus schaffen. Beide. Mit diesem Gedanken atme ich tief ein und aus, verdränge alle Gefühle und versuche, wieder so zu werden, wie ich damals war, bei ihnen. Ich war eine andere Person. Mir war alles egal, außer diese Gruppe. Der Zusammenhalt war heilig. Ich war eine kalte, berechnende Person. Und zu genau dieser wieder zu werden, fällt mir erschreckend leicht. Aber nur so habe ich eine Chance. Auch wenn sie klein ist, winzig. Sofort fange ich wieder an, an dem Knoten zu zerren.

Als etwas knackt, zucke ich zusammen und suche nach dem Veruracher. Ich finde einen winzigen Lautsprecher an der Wand. Dann ertönt eine Stimme. Eine mir bekannte Stimme, die eine Gänsehaut bei mir hervorruft und von der ich gehofft habe, sie nie wieder hören zu müssen. Denn sie bedeutet, dass ich richtig liege. Sie haben mich. Eine manipulative, schmeichelnde, hinterlistige Stimme.

"Naa? Die Turteltäubchen sind erwacht, wie süß." Ruhig bleiben. Er hat kaum etwas gesagt und treibt mich schon zur Weißglut. Eines seiner vielen Talente. Ich zwinge mich zu schweigen. Denn vermutlich ist es genau das, was er will- dass ich mich hier zum Affen mache, indem ich ausraste, obwohl ich wehrlos bin.

"Wie, Kleine? Bekommen alte Freunde keine Begrüßung?" Er klingt erstaunt und verletzt. Dabei bin ich jetzt nur zu einem seiner Spielzeuge geworden. Ich beiße die Zähne zusammen.

"Och, schade... Wir hatten doch eine so schöne Zeit zusammen." Mir platzt der Kragen. "Was willst du", zische ich. Oh, ich kann seine hässliche Visage so deutlich vor mir sehen! Als würde er vor mir stehen. Jetzt wird er diesen überlegenen Blick drauf haben. Weil er die erste Runde gegen mich gewonnen hat.

Ein leises, hustendes Lachen ertönt aus dem Lautsprecher. "Was ich will, Kleine?" Ich linse vorsichtig zu Daniel hinüber, der mich jedoch immer noch nicht ansieht. Immerhin versucht auch er weiter, seine Hände frei zu bekommen.
"Ein kleines Spiel spielen. Das wäre doch schön." Seine Spielchen sind das Schlimmste an ihm, das weiß ich. Hat sich gerade mein Knoten etwas gelockert? Ich antworte nicht.

"Nun ja. Also, hier kommen die Spielregeln. Vielleicht habt ihr schon den Tisch gesehen. Darauf liegt eine Waffe. Ein Schuss." Synchron drehen Daniel und ich uns zu dem Tisch um. Das ist es also, was darauf liegt. Mir schwant nichts Gutes.
"Einer von euch beiden wird diesen Raum nicht lebend verlassen. Und der andere muss wohl zum Mörder werden, um nicht selbst zu sterben."

Verzweifelt werfe ich einen Blick rüber zu Daniel. Wenn wir beide zusammenhalten, haben wir eine Chance. Wir lieben uns doch! Also werden wir einfach nichts tun. Das muss einfach klappen.
"Aber ich kenne dich ja, Kleine. Deswegen helfe ich deinem... Nennen wir es mal Überlebensinstinkt, etwas auf die Sprünge. Und dem deines schnuckeligen Freundes auch. Sonst wäre es ja unfair."

Was hat er vor? Er wird Daniel doch nicht erzählen, was ich damals getan habe? Zuzutrauen wäre es ihm. Langsam wird mir mulmig.
"Bitte, hör nicht auf ihn. Er manipuliert dich, um mich zu töten. Lass das nicht zu", flehe ich leise meinen Freund an. Kurz sieht er mich an, ausdruckslos, dann dreht er seinen Kopf wieder weg.

"Daniel." Alleine davon, wie schmeichelnd er seinen Namen ausspricht, wird mir schlecht. Er wickelt jeden so leicht um seinen Finger. Wie kann ein Mensch nur so unglaublich manipulativ sein?
"Wusstest du, dass deine kleine Freundin hier eine Mörderin ist?" Bei diesem Wort zucke ich zusammen. Nein, nein, nein...
"Ich wollte das nicht", setze ich zu einer Erklärung für Daniel an. "Sie haben... Sie haben mir gesagt, ich soll ihm etwas zu trinken geben. Damit sie ihn später weiter befragen können." Meine Stimme bricht und ich würde mir gerne über meine Augen wischen, weil ich nichts mehr sehe. "Ich konnte doch nicht wissen, dass sie schon alles aus ihm herausgequetscht haben und er wertlos war..." Der kalte Blick Daniels gibt mir den Rest. Dein erster Mord. Gratuliere. Das hatte er mir damals gesagt. Und ich hatte nur genickt, noch geschockt, dass ich ihm mit gutem Gewissen Wasser eingeflößt hatte, welches kein Wasser war.

"Siehst du, jetzt versucht sich die Kleine aus ihren Taten herauszureden. Sie will nur, dass du sie nicht tötest, damit sie dich töten kann. Übung hat sie darin ja bereits."
"Bitte, hör nicht auf ihn."
"Sie ist hier die Hinterlistige. Nicht ich."
"Er will, dass du mich umbringst!"
"Sie will dich umbringen!"
Unser Battle darum, wem Daniel glauben soll, verwirrt ihn sichtlich.

"Okay", ertönt es plötzlich aus dem Lautsprecher. Aber ich weiß, dass das kein Sieg ist. Noch ist nichts sicher.
"Dann spielen wir das Ganze doch mal andersrum." Wie andersrum? Mein Knoten ist ein Stückchen aufgegangen. Aber freuen kann ich mich nicht darüber, zu groß ist meine Sorge, was jetzt kommt.
"Kleine. Dein süßes Danielchen ist auch nicht so unschuldig, wie du glaubst." Was...?

"Ja, der Gute ist ein Hochzeitsschwindler. Hast du ihm etwa von dem Konto mit den 100 000 erzählt? Ts, ts, ts." Was? Nein. Das kann nicht wahr sein! Verzweifelt sehe ich meinen Freund an. Die Tränen kommen wieder.
"Stimmt das? Hast du mich nur ausgenutzt?" Das ist alles zu viel gerade. "Sieh mich an!" Warum sieht er mich nicht an? War wirklich alles nur eine einzige Lüge? Mein Herz schmerzt.
Dann sieht er mch an, abschätzend, genervt. "Ja", blafft er. Ich kriege keine Luft mehr. Mir ist klar, dass wir gerade genau das machen, was er will- vermeintliche Liebe entpuppt sich als eine riesige Lüge.
"Kann ich ja jetzt auch zugeben, jetzt, wo ich dank dir irrem Psycho und deinem komischen Freund hinterm Mikrofon verrecken soll!"
Verdammt, das tut weh. Jedes einzelne Wort.

"Lust auf eine zweite Runde? Ja? Schön." Wie kann es eigentlich noch schlimmer werden?
"Daniel. Wusstest du, dass die Kleine neben dir einer Fünfjährigen den Vater genommen hat?" Was? Ich hatte ihn zusammengeschlagen. Und seitdem jeden Tag bereut. Aber... "Er lebt doch noch!" Ich hatte extra aufgepasst, wenigstens die wichtigsten Organe nicht zu schwer zu treffen.

"Oh nein, Kleine. Hat dir niemand gesagt, dass der werte Herr im Krankenhaus auf überraschende Weise einen Herzstillstand erlitten hat?" Nein! Schuldgefühle und Erinnerungen überschwemmen mich. Dennoch gelingt es mir, die Tränen zurückzuhalten. Ich habe schon zu viele vergossen.
"Das wart ihr! Auf überraschende Weise! Dass ich nicht lache. Was habt ihr gemacht?" Ich fasse es nicht. Wie konnte ich so dumm sein. Erst jetzt begreife ich, wie verdammt manipulativ sie sind.

Daniel schweigt. Auch er hat seinen Knoten ein Stückchen gelöst. Er wird doch nicht... Oder? Er darf sie einfach nicht gewinnen lassen.
"Ja. Und nochmal zurück zu dir", wendet sich die manipulative Stimme erneut an mich.
"Dein Danielchen ist einmal an eine Dame geraten, die es geschafft hat, ihm nichts abtreten zu müssen. Und drei Tage später starb ihre Mutter, weil ihr in dem Pflegeheim, in dem sie war, die falschen Tabletten gegeben wurden. Welch ein Zufall!" Wieder höre ich ihn leise lachen.
Dann wird mir erst bewusst, was er da gerade gesagt hat. Daniel hat aus Rache eine unschuldige alte Frau getötet? Ich schlucke. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass das nicht gelogen ist. Er schweigt weiter, versucht nichteinmal sich zu verteidigen oder es abzustreiten. Oh Gott.

Immerhin habe ich gleich meinen Knoten auf. Dann kann ich... Ja, was eigentlich? Ich kann mir die Waffe schnappen. Nicht um Daniel zu töten, ich will sie noch immer nicht gewinnen lassen. Nur um sicherzugehen, dass Daniel sie nicht gegen mich verwendet. Denn ich kenne ihn nicht. Wahrscheinlich heißt er nicht einmal Daniel. Dieser Gedanke bringt mich zum lachen. Er sieht mich an, als wäre ich irre.

"Nun ja, ich denke, das reicht, nicht wahr? Ich geh mir jetzt mal 'nen Kaffee holen. Mit diesen Worten und einem Knacksen im Lautsprecher werde ich mit Daniel und der Waffe in einem Raum alleine gelassen. Wow. Das war echt viel zu viel heute. Oder heute und gestern? Jegliches Zeitgefühl hat mich verlassen. Wir nesteln an den Knoten und schweigen. Was sollen wir uns auch noch großartig sagen? Niemand kennt den Anderen.

Dann lockert sich plötzlich mein Seil. Ich ziehe noch kurz daran, dann ist es offen und fällt auf den Boden. Endlich. Die Erleichterung durchströmt mich. Jetzt kann nichts mehr passieren. Ich drehe meinen Kopf zu Daniel, der mein Seil anstarrt, das auf dem Boden liegt. Eine Sekunde Stille. Dann fällt auch seines zu Boden, welches ich nun überrascht ansehe. Synchron heben wir unsere Köpfe, unsere Blicke kreuzen sich. Wir sehen uns an. Jeder sieht in dem anderen einen Fremden. Und ich weiß, ein 'Wir' gibt es nicht mehr.

Gleichzeitig schnellen wir von unseren Stühlen hoch. Drehen uns um. Ein letzter Blick zu dem Fremden gegenüber. Dann stürzen wir gleichzeitig an den Tisch. Unsere Hände berühren sich an der Waffe. Unsere Finger hängen ineinander. Ich höre ein Knacksen und ein leises, irres Lachen.

Und ein Schuss fällt.




~beendet~

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