Drake- Fake love

Einen kurzen Moment nehme ich mir, um meine Schule zu betrachten. Es wird das letzte Mal sein, dass ich dieses Gebäude betrete. Die Schülermassen, die um mich herumströmen, werden wiederkommen. Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat. Sie reden miteinander, lachen, streiten sich. Aber das Gebäude selbst beachten sie kaum. Dafür tue ich das jetzt. Ein altes Gebäude aus Backsteinen, woran an eine Seite noch ein Neubau angefügt wurde. Ich kann nicht sagen, dass der Anblick ein gutes Gefühl in mir hervorruft, ein Schlechtes allerdings auch nicht. Es ist mir egal. Ich fühle nichts. Ich bin leer.

Grob werde ich aus meinen Überlegungen gerissen, als ein kleiner Schüler in mich hinein rennt. Nach einem verächtlichen Blick zu mir läuft er einfach weiter. Dumme, kleine Unterstüfler! Ich habe mich damals nicht mal getraut, Menschen aus der Oberstufe anzusehen. Und jetzt wird man von den Kleinen angerempelt ohne Entschuldigung, dumm angeguckt, ja selbst beleidigt wurde ich schon. Naja, ist ja auch egal. Spätestens heute.

Mit gestrafften Schultern betrete ich das Gebäude, werfe einen Blick auf den Vertretungsplan und stelle mich dann vor den Biologiesaal, zu den Menschen, die ich meine Freunde nenne.
"Hey, da bist du ja", werde ich begrüßt. "Du siehst gut aus heute."
Ich antworte nicht, zwinge mich aber zu lächeln. Ja, so sind sie. Alle. Äußerlichkeiten zählen. Ich bin kein Außenseiter, der von allen gemobbt wird wie in so vielen Geschichten, die ich gelesen habe. Nein. Ich habe Freunde, sitze nicht alleine in der letzten Reihe, werde in Gespräche mit einbezogen. Aber mein Innerstes kennt hier niemand. Niemand, dem ich es zeigen wollen würde und könnte, will es kennenlernen.

"Hatten wir was in Englisch auf? Kann ich das noch kurz bei dir abschreiben?" Ja, dafür brauchen sie mich. Ein bitteres Gefühl macht sich in meinem Bauch breit. Dennoch antworte ich. "Nein, wir hatten nichts auf."
"Okay, gut."
Und schon dreht sich das Gespräch wieder um ein Paar neue Schuhe und darum, wie fett die Party am nächsten Wochenende werden soll. Ich stehe dabei und bin doch außen vor. Ich sage, mir geht es gut, und alle glauben es. Oder wollen es glauben, weil es so einfacher ist für sie. So ist das immer.

Einen Moment lang frage ich mich, warum ich heute überhaupt hergekommen bin. Zum verabschieden jedenfalls nicht. Nein. Ich bin hier, um das zu tun, was ich seit Jahren tun wollte. Jeder Einzelnen die Meinung zu sagen. Denn heute ist es egal, ob ich bei allen verkacke. Heute ist alles egal. Denn mich wird nichts mehr davon interessieren, wenn der Tag vorbei ist.