Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

Apfelbaumblätter

Weiße Apfelblüten, rosa Zierkirschen, rote Tulpen. Wohl duftender Flieder mischt sich mit dem Geruch vom ersten frisch gemähten Gas, ein Hauch von Sommer liegt in der Luft. Der Wind trägt gelben Pollen und weiße Schirmchen vom Löwenzahn durch die Lande, verteilt sie über Wiesen, Felder und Wälder, schiebt einzelne weiße Wölkchen über den Himmel, der so strahlend blau ist, dass es schon fast wehtut. Alles ist bunt geworden, Raja schon fast zu bunt. 

Sie ist gerne draußen in der Natur unterwegs, sieht zu, wie der gesäte Weizen wächst und durchstreift Wiesen mit Obstbäumen. Die Ecken, in denen keine Menschen unterwegs sind, sind ihr am liebsten. Kein Lärm, kein Müll, keine abwertenden Blicke, die ihr das Gefühl geben, nichts wert zu sein. Kopfüber hängt Raja an einem Ast eines Apfelbaums. Von ein paar singenden Vögeln abgesehen ist es still um sie herum. Hier ist sie gerne, fühlt sich wohl, kann nachdenken, fühlt sich sicher.

Die neugierigen Blicke der Menschen sind noch schlimmer. Als wäre sie ein Insekt unter einer Lupe, in einem Glas aus Plastik gefangen. Jedes Mal fragt sie sich aufs Neue, ob sie anders ist, doch wenn sie sich mit anderen vergleicht, fällt ihr nichts auf, was sie abhebt. Und doch, sie kann nicht für immer in ihrem Baum hängen und Menschenbegegnungen sind unvermeidbar, auch wenn sie gut und gerne darauf verzichten könnte. Doch wie schon ihre Mutter immer gesagt hatte, das Leben war kein Kinderspiel. 

Raja schwingt sich wieder auf den Ast, an dem sie die letzte Zeit gebaumelt hat, und betrachtet die grünen Blätter des Apfelbaums. Der Anblick gibt ihr Kraft. Sie nimmt eines der großen Blätter und bohrt ein Loch hinein. Jetzt ist es nicht mehr so schön, wie es war, leuchtend grün, symmetrisch, außen leicht gezackt und doch rundlich wirkend, mit einer nach außen immer feiner werdenden, zarten Maserung, jetzt ist hat es einen Makel, so wie sie. Nur dass die Menschen Raja so seltsam behandeln, ausschließen. Ihre Gedanken schweifen wieder ab.

Vor ein paar Tagen hat sie einen Garten entdeckt mit einem riesigen Birnbaum. Nach kurzen Zögern ist sie durch ein Loch im Zaun gekrochen, konnte dem Anblick nicht widerstehen, obwohl sie eigentlich von Menschen angelegte und eingezäunte Natur eher zu meiden versucht. So stand sie unter dem riesigen Baum, sog tief Luft ein und hatte dieses Gefühl. Dieses Gefühl, als wäre sie in einem Märchen aufgetaucht, nur ihr Traumprinz hätte noch gefehlt.

Ein paar Bienen summten um sie herum, es roch gut, und der Baum, er wirkte so magisch und mächtig. Und dann kam ein älterer Mann, gräulich weiße Haare, Schnauzer, ein paar Falten im Gesicht, mit diesem grimmigen Gesichtsausdruck, der dann wohl der Besitzer des Baumes sein musste. Sein aufmerksamer Blick aus seinen stechend blaugrauen Augen traf sie und seine Augenbrauen zogen sich zusammen, und kurz darauf fand sie sich auf der anderen Seite des Zauns wieder. 

Ohne einen weiteren Blick zu dem Birnbaum hatte sie sich abgewandt und war durch die Büsche davongeschlichen, zurück zu ihrem Apfelbaum, der sich wie Heimat für sie anfühlte, enttäuscht von dem Mann und Menschen generell. Als wäre es so schlimm, dass sie den Birnbaum toll fand. Verstand einer diese Menschen und ihr oftmals nicht nötiges Festhalten an Eigentum. 

Das Brummen einer flauschig wirkenden Hummel reißt Raja aus ihren Erinnerungen. Können Menschen nicht so sein wie die Lebewesen, denen sie hier begegnet? Gut, manche Vögel vielleicht mal ausgenommen, denn die gehen ihr durchaus manchmal auf die Nerven. Die zänkischen Elstern zum Beispiel. Aber die sind ihr trotzdem noch zehnmal lieber als diese Menschen, beschließt Raja. 

Sie dreht das kaputt gemachte Blatt und betrachtet es von allen Seiten. Es ist vielleicht nicht mehr makellos und symmetrisch, aber trotzdem noch schön. und so saftig grün, zum Anbeißen. Grün und braun, das sind ihre Lieblingsfarben. Eher unauffällige Töne. Natürlich. Poira, ihre Cousine, mag es sehr bunt und knallig. Irgendwie ist sie ihr komplettes Gegenstück, immer fröhlich unterwegs, unternehmenslustig, wobei sie keine Konsequenzen fürchtet. Manchmal hätte Raja gerne ihr Selbstbewusstsein. Wenn Poira durch die Straßen marschiert, sonnt sie sich höchstens in bewundernden Blicken. Doch warum eigentlich, warum kann sie nicht so sein? So mutig. 

Eigentlich will Raja nicht die Kleine sein, die immer nur auf den Deckel bekommt und sich immer mehr aus Unsicherheit in sich selbst verkriecht und beginnt, sämtliche Kontakte zu meiden. Und doch, wird ihr bewusst, ist sie das geworden, genau das, irgendwie. So, wie sie niemals sein wollte. 

Plötzlich wird Rajas Blick von etwas Kleinem hinter ihrem Blatt angezogen, etwas Krabbelndem. Einer Ameise, die einen Käfer trägt und sich mit dem Gewicht der doch so viel größeren Last unermüdlich ihren Weg sucht, schnurstracks über die raue Rinde den Baum entlang. Bewundernswert. 

Raja verfolgt sie mit ihren Augen, so weit sie kann. Dann fasst sie einen Entschluss. Genug gejammert, sagt sie sich. Wenn  ich groß bin, dann will ich stark sein und selbstbewusst, oh ja. Dann will ich so stark sein wie diese Ameise und so selbstbewusst wie Poira durch die Straßen ziehen, mich einfach in Gärten schleichen, ohne Angst zu haben, und nur bewundernde, interessierte Blicke aus freundlichen Augen auf mir spüren. Ich will frei sein, das zu tun, was ich will. Ich will schrillbunte Klamotten anziehen. Ich will fliegen können! 

Und Raja beginnt, alles vorzubereiten. Sie nimmt ihren ganzen Mut zusammen, traut sich. Für einige Zeit ist sie abgetaucht, ihre Familie wundert sich schon. Zwar sind es alle gewohnt, dass sie sehr viel alleine draußen unterwegs ist, doch so lange hat sie sich schon lange nicht mehr nicht blicken lassen. 

Doch sie lässt sich nicht hetzen, von nichts und niemandem. Die kleine Raja nimmt sich alle Zeit, die sie braucht, um sie selbst zu werden. Sie probiert sich aus und verschiedene Klamotten an. Wenn sie sich verkleidet fühlt, weiß sie, dass das noch nicht das richtige für sie war, und sucht weiter, übertrieben gesagt könnte man schon fast behaupten, sie würde immer wieder ihre Identität wechseln, bis sie die Ihre findet. Sie wächst, innerlich wie äußerlich. 

Und dann, eines weiteren schönen Tages, kehrt sie zurück zu dem Platz, der ihr so lange etwas wie ein zweites Zuhause war, dem alten Apfelbaum. Alle Menschen, denen sie unterwegs begegnet, lächeln sie an, ein kleines Mädchen zeigt staunend auf sie. Raja kann es kaum fassen. Sie ist nicht nur endlich mit sich selbst zufrieden, sondern wird bewundert und gemocht. 

Aus der kleinen Raupe Raja ist ein wunderschöner, großer und farbenfroher Schmetterling geworden, der heute über den Gartenzaun eines grantigen Mannes ohne zu zögern hinwegfliegt und sich auf der obersten Blüte eines majestätischen Birnbaums zum Sonnen niederlässt.




~beendet~









"Schreib für dich selbst", heißt es doch immer. Irgendwie gelingt mir das nicht. Ich schreibe, weil ich will, dass jemand meine Texte liest. Dass ich mit jemandem darüber diskutieren kann, was keinen Sinn macht und dass mich jemand auf Tippfehler hinweist. Verdammt, ich schreibe, weil ich mit euch interagieren will.

Ich hoffe, euch geht's allen gut. 

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro