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Alte Bekannte

Eine neue kleine Geschichte, die ich für Halloween geschrieben hatte.
Dieses Mal ist sie nicht gruselig. Viel Vergnügen euch allen.

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„Ihr Geschöpfe der Nacht, Ausgeburten der Finsternis, Bezwinger des Todes. Folgt dem Ruf der Geisterstunde und bringt Angst unter die Menschen, auf dass Euer Name noch in hunderten von Jahren fortbesteht.
Es ist Zeit sich zu erheben und Eure Ketten zu sprengen."

---Namenloser Hexer, 1867---

(Heute)

Das verlockende Glitzern der Stadt verwandelte die Nacht zum Tage. Männer und Frauen lieferten sich einen Wettstreit im Bereich „Star der Nacht" und bettelten förmlich um die Aufmerksamkeit des jeweils anderen. Das weibliche Geschlecht, viel zu kurz bekleidet, spänte geierartig über die Menge. In ihrem Blicken lag die schiere Gier, das reine Verlangen.
Doch wonach verlangte es diese Geschöpfe, die so völlig ohne Sinn ihr Dasein fristeten?
War es Geld oder Macht – eines dieser unbedeutenden Dinge, das sie dazu verleitete, sich in dieser Form zu entblößen?
Der Mann - mitten im Geschehen und doch völlig fehl am Platz - wusste es nicht. Er meinte es mal geahnt zu haben, doch er hatte schon vor viele Jahren aufgehört, das menschliche Leben verstehen zu wollen. Sei es auch noch so zum Verzweifeln, eine Antwort auf seine vielen Fragen würde er wohl doch nie bekommen. Diese Tatsache ließ ihn seufzend seinen Weg bestreiten.
Ignoranz. Ja, die Menschen ignorierten die Welt, ihre Probleme und Krisen. Sie ignorierten die Tatsache, dass jeder Anfang sein Ende hatte und jedes Ende ihren Anfang. Und dass das Ihrige beständig näher rückte.
Aus diesem Grund suchten und suchen die Menschen einen Ausweg in die Vergessenheit. Ablenkungen füllen nun ihr Leben, lassen keinen Platz für tiefere Gedanken, die zu Sorgen führen könnten.
Der Mann nahm seinen spitz zulaufenden Hut in die Hand und fuhr sich mit den Fingern durch die dichten Locken. Ein schwarzer Vorhang raubte ihm kurz die Sicht, doch ein leichtes Kopfschütteln beförderte alles wieder an seinen vorbestimmten Platz.
Sehnsuchtsvoll dachte er zurück an die Zeit, wo er noch ein Kind gewesen war und die Welt sich noch nicht um den Menschen drehte. Damals war das Verständnis eines jeden einzelnen noch .... nun ja .... vorhanden gewesen. Ob alt oder jung, gebrechlich oder nicht, ein jeder kannte die Gefahren dieser einen Nacht und des darauffolgenden Tages. Der ‚hungry ghost day' oder wie alle so schön sagen ‚Halloween', war der meistgefürchtetste Tag des Jahres. An jedem 31. Oktober wurden Rituale vollzogen, welche die Geister der Toten und andere Schreckensgestalten vertreiben sollten.
Die Toten waren nämlich nicht so einfach loszuwerden. Auch nach ihrem Dahinscheiden, bleibt die Seele eines Menschen noch lange bestehen. Dann kommt es darauf an: Entscheidet sich die Seele für einen Weg des Lichtes, der sie von allem losgelöst entweichen und zum Strom der Welt zurückfließen lässt oder bestreitet sie den Pfad der Finsternis, der sie in dieser Welt verankert und ihr im seltenen Falle einen neuen Körper schenkt?
Gemäßigten Schrittes bewegte sich der Mann voran. Ihm war klar, dass Halloween für viele der Versammelten eine wahre Schreckensnacht werden würde. Kleine Kinder würden weinend in die Arme ihrer Mütter laufen, während diese sich um ihre eigene Sicherheit sorgen sollten.
Doch was ging all jenes den Mann an? Er war der durchaus plausiblen Ansicht, jeder Mensch sei für sein Schicksal selbst verantwortlich. Und Gott spiele dabei nur die Rolle des stillen Beobachters, eine Art innerer Spiegel, kein Mitspieler.
Als die große Turmuhr läutend die Mitternachtsstunde verkündete, beschleunigte der Huttragende erstmalig seinen Gang, sodass sich sein Blutroter Mantel hinter ihm aufbäumt als wäre er ein wild gewordener Mustang, unberitten und frei wie der Wind. Allmählig wurde es eng. Er durfte auf keinen Fall zu spät kommen und am Ende noch Ihre Ankunft verpassen. Das wäre eine wahrhaft frevelhafte Tat. Etwas, wovon er sich schon seit seiner Kindheit dachte, getrennt zu haben.
Einen Fuß über der Schwelle stoppte er schließlich. Der Wald und seine Bewohner hielten gespannt den Atem an und ließen ihn in absoluter Stille zurück.
Da!
Etwas hatte sich bewegt!
Ein endloslanger Schatten streckte seine Klauen nach der Gestalt des Mannes aus. Natürlich blieb dies nicht unbemerkt. In einer Kombination aus fließenden Bewegungen, brach er den Bann des Schweigens, zog seinen altmodischen Degen, den er seit seinem sechzehnten Geburtstag immer mit sich trug, und stach damit nach dem Schatten. In der Ferne hörte man währenddessen das Klackern aneinanderschlagender Kastanien – der Wind hatte wieder einmal seine Richtung geändert.
Silbernes Licht brach sich auf der Klinge des Degens, ein einzelner Mondstrahl hatte seinen Weg durch das noch dichte Blätterdach gefunden, welches schon Spuren der typischen Herbstfarben aufwies. Zwar strahlte das Innere der Blätter noch in einem saftigen Grün, doch würde es schon bald dem Rot der Dämmerung, Orange der Weidenblumen und dem Braun der mächtigen Baumstämme weichen.
Mit seinen Gedanken wieder beim Kampf, ließ der Mann seine freie Hand vorschnellen, dabei neigte er den Degen leicht zur Seite, was es ihm ermöglichte, einen freien Winkel links neben dem Schatten zu kreieren. In weniger als zwei Sekunden hielt er das zappelnde etwas zwischen seinen langen, feingliedrigen und doch so starken Fingern. Die Waffe steckte noch immer im wabernden Schatten.
„Argh!", ließ das Wesen gurgelnd vernehmen.
Sofort lockerte der Mann seinen Griff. Diese Stimme war ihm nur allzu bekannt.
Nahezu geräuschlos glitt der dunkle Körper zu Boden, entfachte ein orangengelbes Leuchten und sah vorwurfsvoll flackernd hinauf.
„Bei Draculas Zahn! Was hast du denn erwartet, Jack O'Lantern?" Der Angesprochene dämmte seine Flammen kein Stück, sondern starrte weiter zu dem Mann hoch. „Jetzt sieh mich nicht so an, deine Augen sprühen ja schon beinahe Funken!", verlangte der Huttragende und vertrieb einige verirrte Lichtpunkte von seinem Hosenbein.
„Du bist spät dran, Vladimir."
„Das weiß ich, verdammt nochmal!"
„Es ist bereits Mitternacht.", erinnerte ihn das Wese abermals.
„Auch dem bin ich mir bewusst. Außerdem, solltest du nicht bereits die armen, verlorenen Seelen durch die Nacht führen?"
Jack O'Lantern erhob sich und trat in den Mondschein.
„Potzblitz! Was ist mit deinem Kopf?", fragte Vladimir und zog seinen Degen aus der harten Schale.
Das Gesicht – wenn man es denn so nennen konnte – bestand aus drei einfachen Dreiecken und einer gezackten Linie. Kleine Fleischstückchen klebten noch an dem grob geschnitzten Rändern und warfen verzerrte Schatten auf die Umgebung. Das Licht selbst drang aus dem Inneren des orangenen Kürbisses heraus, der Körper entpuppte sich als einfaches Skelett. Kurzum: Kürbiskopf auf Skelettkörper. Gleichzusetzen mit beispielsweise einem Elefantenkopf auf einem Giraffenhals. So jedenfalls empfand es Vlad.
„Ah, ist es dir auch schon aufgefallen? Anscheinend hat sich da jemand einen Spaß mit mir erlaubt. Dieser Kopf! Konnte sich der Übeltäter etwa nicht entscheiden, ob er mir ein Gemüse oder ein Obst verpassen sollte und nahm einfach etwas, was beide Kriterien erfüllt? Und dann ausgerechnet einen Kürbis! Wie soll ich denn jetzt meine Arbeit machen? Die Toten werden mich auslachen, mich verspotten und bald weiß die ganze Unterwelt von dieser Farce, die mein Gesicht darstellt.", jammerte Jack.
Vladimir betrachtete das kauernde Wesen nachdenklich.
„Ich gebe zu, dieses Aussehen ist ein bisschen gewöhnungsbedürftig aber dennoch ... du darfst deine Aufgaben nicht vernachlässigen. Sonst endest du am Ende noch wie die vergessene Bloody Mary oder Gostbunny. Willst du das?"
„Aber Vladimir.", begehrte Jack O'Lantern weiter auf. „Was soll ich denn jetzt machen?"
„Das was du immer getan hast. Führe, leite und stelle sicher, dass der Tod zufrieden ist."
Das halbe Skelett verschränkte die knochigen Finger und wippte vor und zurück. Dabei schien es tief in Gedanken versunken, sodass der Huttragende keine andere Chance mehr sah, als dem Klappergerüst zu helfen. Seine Verabredung hatte Vladimir bereits versäumt, diese Sache hier verlangte jetzt seine volle Konzentration. Dann hätte er im Nachhinein wenigstes eine Ausrede, nicht erschienen zu sein. Bestraft würde er so oder so.
Noch einmal strich sich der Huttragende den Mantel glatt und ging. Sein Ziel war die Stadt, aus der er gerade gekommen war. Dort wollte er beobachten, Fragen stellen und im besten Falle Antworten erhalten. Warum war der Kopf des Seelenführers ein Kürbis und keine Rübe? Was hatte sich geändert? Und am Wichtigsten: Konnte es rückgängig gemacht werden?
„Hey, warte doch!" Vladimir drehte sich herum und hielt bedrohlich seinen Degen unter den Kopf von Jack. Die Knochenhände erhoben und vor Angst klappernd stellte sich das Knochengestell ihm entgegen. „Lass mich mitkommen."
„Nein." Eine endgültige Antwort. Kalte rote Augen blickten auf Jack herab.
„Bitte, Vlad. Ich weiß als untoter Blutsauger und Adeliger kannst du die Gefühle eines Verdammten wie mir nicht verstehen, doch du musst begreifen, dass ich auf dich angewiesen bin. Solange die Menschen Halloween feiern, kann ich mich bewegen, dann bin ich existent. Doch endet die Gruselnacht bin ich wieder an meine Route gebunden. Mit einem Wort kann ich dir erklären, wie das ist, Tag ein Tag aus denselben Weg abzuklappern: langweilig! Meine einzige Ablenkung besteht in den Gesprächen mit den Seelen, die mich mit diesem Kopf aber nicht ernst nehmen werden."
Wieder seufzte Vladimir und steckte den Silberdegen zurück in seine Scheide. Er verstand Jacks Beweggründe nur zu gut, denn dieser irrte sich gewaltig. Vlad war alles andere als glücklich. Wie kam das Klappergestell überhaupt darauf, nur sich selbst einen Verdammten zu nennen? Vampire waren es auch: verdammt.
Über Jahrhunderte durch die Welt zu wandern, immer allein und dabei stets gegen den Drang kämpfend, den nächstbesten Menschen auszusaugen, war für keinen von ihnen leicht. Viele hatten sich deshalb schon das Leben genommen. Entweder fehlte ihnen die Anpassungsfähigkeit, mit den Veränderungen umzugehen oder sie konnten es nicht ertragen, ihre Liebsten einen nach dem anderen altern und sterben zu sehen. Und selbst wenn ein Vampir es vollbrachte, seine Frau zu verwandelt, lief es doch aufs Gleiche hinaus: den Tod. Sie stumpften einfach ab, alles an ihnen. Ihre Liebe, ihre Leidenschaft, wozu auch die Unfähigkeit der Fortpflanzung beitrug.
Im Endeffekt beneidete jeder Vampir die Menschen. Auch Vlad beneidete die Art, wie sie ihr Leben auskosteten und bereicherten. Wie sie heller strahlen konnten, als mancher Stern am Himmelszelt, so zahlreich und sterblich und doch konnte er nicht anders, als zu ihnen aufzusehen.
Und dieser Kürbis wagte es sich zu beschweren? Er, der einmal Mensch gewesen war und nur wegen seiner dreisten Handlungen gegen den Teufel an die Erde gebunden ist?
Bei Vlads nächsten Worten lief es Jack eiskalt den Rücken runter.
„Du hast da etwas missverstanden." Kalter Atem schlug ihm ins Kürbisgesicht. „Wir sind keine Freunde. Ich bin dir zu nichts verpflichtet. Erwarte von mir kein Mitleid. Wenn ich dir helfe, dann aus meinen eigenen Beweggründen aus. Hast du mich verstanden, kleiner Seelenführer?" Zu dem kalten Atem gesellte sich eine kalte Hand, die federnd über die Kürbishaut strich.
„Ich höre dich nicht."
„J ... ja ...", bibberte Jack. „Ver ... verstanden, L ... Lord Vlad."
„Gut. Diese Nacht, nicht mehr. Nur diese Nacht.", hauchte der Vampirlord noch, bevor er verschwand. Wind, sei mein Begleiter und trage mich hinfort. Lass mich die Stimmen der Menschen vernehmen, ihre Sehnsüchte und Ängste. Es gebietet die Eile! Schließlich haben wir nur eine Nacht.
Stille.

So klar wie die Sterne leuchten, so undurchschaubar war der Nebel, der die Stadt in einen grauen Kokon hüllte. Vladimir stand oben auf dem Dach des höchsten Hauses. Unter ihm krabbelten die Menschen in ihren Ameisenbauten, gingen ihren Tätigkeiten nach und übersahen das Raubtier, welches sie aus roten Augen fixierte.
Mithilfe des Windes war der Vampir in wenigen Minuten zurück gewesen. Eine Strecke, für die er zu Fuß mehrere Stunden gebraucht hatte, schrumpfte zusammen zu einem Spaziergang – wahrlich ein transportables Meisterwerk.
Doch bevor er sich auf die Suche nach Antworten machen konnte, brauchte der blutlechzende Teil seiner selbst Nahrung. Anmutig sprang Vlad von Dach zu Dach, immer tiefer ins Herz der Stadt bis der zuverlässigste Ort für Vampire vor ihm aufragte. Hells Gate stand in verwitterten Buchstaben über der Tür. Ein Gag wie es den Stammkunden anvertraut wurde. Hells stand nicht etwa für die Hölle, es war der Name der überaus attraktiven Barkeeperin, die bereits seit der Erbauung dieser Stadt einen Treffpunkt für müde Wanderer bot. Folglich konnte auch Vladimir sich mit der Atmosphäre des Ladens identifizieren. Er wirkte rustikal und ranzig zugleich. Ähnlich altem Stinkekäse, hässlich anzusehen aber mit einer besonderen Note für alle, die seinen Wert erkannten.
Ganz den Sitten entsprechend war der Laden mit abgeschnittenen Händen und Füßen, glasäugigen Puppen und dunklen Girlanden geschmückt, wobei sich der Vampir nicht sicher war, ob manche der Gliedmaßen nicht doch mal zu einer echten Person gehört hatten.
Auf der Speisekarte standen Gerichte wie Spookys Hackbällchen oder Apfelmus mit Knusperschädel. Dazu kamen noch andere Kleinigkeiten, die dem ganzen den letzten Schliff verliehen.
Im Gegensatz zu den meisten Tagen war es heute relativ voll und die wenigen Angestellten hatten Mühe, den Masen an Bestellungen hinterher zu kommen. Einzig Hell schien einen kühlen Kopf zu behalten, so wie sie lächelnd ihre Kellner herumkommandierte. Es lag ihr einfach im Blut, den Boss zu markieren, immerhin war sie ein Werwolf. Und noch dazu ein reinrassiger.
Wie es der Zufall so wollte stand auf dem Tresen ein kleiner Kürbis. Anscheinend diente er ebenfalls als Dekoration, erinnerte den Vampir aber viel zu sehr an den dürren Jack und dessen kleines Problem.
„Hey Hell!", rief jemand aus dem hinteren Teil des Lokals. Gerade als die Angesprochene sich umdrehen wollte sah sie den breitkrempigen Hut Vlads aus dem Augenwinkel auf sie zu spazieren. Ihre Mimik als sie ihn sah, deutet er als Aufforderung ihr zu folgen.
Ohne große Umschweife wurde er von der Wolfsdame mit dem engen Korsett und den Kniestrümpfen in einen großen Raum gelotst, wo bereits ein williges Opfer darauf wartete, von Vladimir gebissen zu werden. Dieser ließ sich nicht zweimal bitten und nachdem die Tür hinter ihm ins Schloss fiel, Zwang ihn der Hunger zu Handeln und er fiel über den Menschen her.

Eine Stunde später verließ er das Lokal gesättigt und mit weit besserer Laune. Auf die gute Hell war eben schon immer Verlass gewesen. Zu einem fairen Preis bot sie die beste Ware der Umgebung an und behielt dabei noch absolute Diskretion bei.
Jetzt musste er sich aber beeilen, zu viel Zeit hatte er unnötig vertrödelt. Ihm blieben nur noch wenige Stunden, dann würde die Sonne aufgehen.
Bekanntlich waren Vampire eher eine gemütliche Rasse. Aufgrund ihres langen Lebens und der Ausgangssperre bei Tage schliefen oder lümmelten sie gerne die längste Zeit über. Vlad war da schon immer etwas anders gewesen. Wie seine Mitvampire besaß er eine einschüchternde Präsens, die Gier nach Blut und alle dazugehörigen Kräfte, doch die Gemütlichkeit blieb ihm erspart. Eigentlich war sogar das genaue Gegenteil der Fall.
In Windeseile hatte er die Buchläden der Stadt durchklappert, eine menge Menschen hypnotisiert und selbst in alten Gräbern gewühlt. Zutage förderte er allerdings nichts. Kein Buch sagte etwas über den neuen Kopf von Jack aus, kein Mensch wusste darüber Bescheid und kein Grab gab auch nur irgendeinen Hinweis darauf.
Deprimiert setzte sich Vladimir auf die Bank am Rande eines kleinen Waldstückes. Seinen Hut in der Hand fuhr er sich übers Gesicht und dachte nach. Während der nächsten Minuten jagte ein Gedanke den anderen und kehre doch nur zur Ausgangssituation zurück: Jack besaß nun einen Kürbiskopf.
Fernab des Weges loderte ein kleines Licht auf, gefolgt von einem anderen und wieder einem neuen kleinen Lichtflecken. Irrlichter, schoss es dem Vampir sofort durch den Kopf.
Er erhob sich von seinem Platz auf der Bank und folgte dem kleinen blauen Licht zu einem kleinen Garten, mitten im Waldstück. Dort – zwischen den Zaunpfählen – loderte hell und flackernd ein Lagerfeuer. Fünf Kinder saßen im Kreis und auf halben Baumstümpfen darum herum und erzählten sich Schauergeschichten über mordende Clowns, lebendes Spielzeug und Menschenfressende Pflanzen.
Gespannt hörte ihnen der Hutträger zu. Irrlichter lotsten einen meistens an einen Ort, weit weg vom eigentlichen Ziel, doch mit unbekannten Nebeneffekten. Die Schwierigkeit bestand darin, wieder zurück zu finden. Doch einen wie Vlad brauchte das nicht zu kümmern, allgemein galten die Wesen der Halloweennacht als immun gegenüber Irrlichtern. So wartete er ... und wartete ... und wartete ... bis der Horizont sich langsam heller färbte.
Halb blind tastete Vladimir umher. Seine empfindlichen Augen waren an die Umgebung nicht genug angepasst, um der aufgehenden Sonne lange standzuhalten. Als seine Hand die taufrische Wiese ertasteten, spürte er plötzlich etwas unter seiner Hand knittern. Ohne zu wissen, um was es sich handelte, was er da gefunden hatte, steckte es der Vampir kurzerhand in seine Manteltasche und ließ seine scharfen Sinne weiter durch das Waldstück gleiten.
Etwas später rieb er sich enttäuscht über die tränenden Augen. Seine Sinne hatten nichts weiter ausgemacht, als die Gegenwart der schlafenden Kinder, die – in ihre Schlafsäcke eingemummelt – um das Lagerfeuer herum lagen. Seine Suche hatte keine Antworten gebracht. Und das störte Vlad den Vampir. Nicht die Tatsache, dass Jack jetzt mit einem Kürbiskopf leben musste, nein, die Tatsache, dass er einen Auftrag, eine Mission nicht vollenden konnte, nahm ihn am meisten mit.
Der zynische Zug um seinen Mund und die geballten Hände waren Zeuge seines Missfallens über seine eigene Unfähigkeit. Er beschloss, den Kürbismann zwar wissen zu lassen, dass er gescheitert war, jedoch kein Wort darüber zu verlieren. Dazu würde er sich eine seiner Lieblingsfähigkeiten zunutze machen und kein Wesen der Halloweennacht würde sich über ihn lustig machen können.
Aber vorher hatte er noch etwas zu erledigen.

Jack O'Lantern saß Trübsal blasend dort, wo er vor vielen Stunden zurückgelassen wurde.
Mit einem abgebrochenen Zweig malte er groteske Figuren in die weiche Erde und konnte die Rückkehr von Vladimir nicht mehr erwarten. Kaum glaubte er mehr daran, frohe Botschaft zu erhalten, dafür war der Vampir schon zu lange unterwegs, sodass es wahrscheinlicher war, überhaupt nicht mehr zu erscheinen.
Leichter Blutgeruch stieg ihm in die ausgehölte Nase, als er gerade dabei war, das Auge einer verschrumpelten Hexe zu skizzieren. Blut und eine Mischung aus Aromen, die ihm nur allzu bekannt waren.
Ohne sich etwas anmerken zu lassen, vollendete er sein Bild mit feinen, präzisen Linien. Danach sah er nach oben. Die letzten Sterne verblassten bereits und mit ihnen der Hauch von Blut. Langsam schwebten bunte Blätter von den Baumkronen herab, unter ihnen etwas Weißes. Ein Außenseiter.
Das weiße Etwas entpuppte sich als ausgerissene Seite. Wahrscheinlich aus einem Märchenbuch, so wie die Verzierungen darauf leuchteten. In der Mitte befand sich nur ein einziges Bild, eine Jahreszahl und eine Botschaft:

Grüß die Irrlichter von mir.
--Vladimir Tepesch, 1998--









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