Ich senkte den Blick und versteckte meine Tränen. Er wollte mich nicht und er würde mich auch nie wollen, denn ich war nicht blond. Es sollte mir egal sein, aber das war es nicht. Ich dachte andauernd an diese 65% der Männer, die blonde Frauen attraktiv fanden und schaute zögerlich in den Spiegel.

Würde mir blond stehen?

Ich zupfte an einer vereinzelten Strähne und sah mich nachdenklich an.

Sollte ich anfangen, mich zu schminken? 

Er sagte, er findet geschminkte Mädchen hübscher. Ich fuhr mir mit den Fingerspitzen durch das verweinte Gesicht.

Lag es an den vielen Pickeln? 

Bei meiner Nase verharrte ich und legte den Kopf schief. Gegen eine krumme, hubbelige Nase konnte man nichts tun.

Eine Schönheits-Operation?

Ich sah meinem Spiegelbild fest in die Augen und erblickte Verzweiflung.

Wie konnte mich ein einziger Junge so verzweifeln lassen?

Ich sollte selbstbewusser sein, war ich aber nicht. 

Wie sollte man sein Selbstbewusstsein stärken, wenn niemand einen hübsch fand?

Ich ließ meine Hand sinken und setzte mich gerade hin. Meine Hände fuhren über meine Bettdecke.

Woran lagen meine Selbstzweifel?

Ich wollte Jedem gefallen, tat ich aber nicht. Ich gefiel niemandem. Weder äußerlich, noch innerlich. War ich ich selber, wurde ich nicht gemocht.

Aber war der Charakter nicht wichtiger?

Ich war eine Brünette, weil ich eine sein sollte. Hätte das Schicksal gewollt, dass ich blond war, wäre ich es. Ich sollte mein Schicksal akzeptieren. Ich war vielleicht nicht sonderlich hübsch, oder das, was die meisten Jungs sich wünschten, aber ich war echt.

(2020)