Er drückte auf den Bestätigen-Knopf am Selbstbedienungsterminal. Er war in einer Shopping-Mall und hatte Windeln gekauft.
£100 wurden auf ihr Konto überwiesen.
Verwirrt starrte John den Bildschirm an. Das war doch noch nicht mal ein Geldautomat.
Gegenüber vom Supermarkt ist eine Boutique. Wenn Sie mir da einen Schirm kaufen würden, John.
Genervt packte John die Windeln in eine Tasche und ging in das Geschäft. Mycroft hatte einen großen Schirm mit gebogenem hölzernen Knauf, erinnerte er sich.
Also kaufte er einen Solchen in blau.
Als er aus dem Laden kam, eskortierten ihn schon zwei Anzugträger in einen schwarzen Wagen mit getönten Scheiben.
Neben ihm saß wie so oft Mycrofts namenlose Assistentin und tippte auf ihrem Handy herum.
John hatte es schon lange aufgegeben, Smalltalk führen zu wollen.
Nach zwanzig Minuten Fahrt hielt der Wagen.
Es war derselbe Treffpunkt wie beim allerersten Mal, in einem dunklen Betonbau.
"Wissen Sie, Mycroft, er findet das bestimmt auch nicht raus, wenn Sie mich über Telefon anrufen! Wir wohnen nicht mehr zusammen...", rief John in die Dunkelheit.
Mycroft spazierte gelassen um eine Ecke.
"Der Regenschirm?"
John streckte ihm das längliche Päckchen hin. Mycroft riss es auf. Fasziniert lächelnd betrachtete er den Regenschirm.
"Was ist denn los?", fragte John unterdessen, doch Mycroft war vollauf mit dem Schirm beschäftigt.
"MYCROFT!"
Als hätte er ihn nicht eben ignoriert und seine gesamte Aufmerksamkeit stattdessen einem Schirm gewidmet, stützte dieser sich nun gelassen auf seine Beute.
"Sherlock hat es geschafft, Irene Adler vor meiner Nase weg zu retten, also zweifeln Sie nicht an seinen Fähigkeiten."
"Sie lebt also?" Langsam wunderte John gar nichts mehr. Starb denn hier keiner normal?
"Ja. Und sie ist hier in London."
"Und Sie haben sie noch nicht umbringen lassen?"
Mycroft lachte spöttisch. "Sie hatte ein sehr überzeugendes Argument."
Irenes Argumente waren immer... was? Mycroft? Nein?
Er war doch bestimmt nicht... Nein... vorher würde Sherlock noch Lestrade heiraten!
"Ich wollte Sie darum bitten... Sherlock spricht nicht mehr mit mir. Er nimmt es mir noch immer übel, dass ich ihn auf diese Mission schicken wollte."
John runzelte die Stirn. "Ich soll mal wieder auf ihn aufpassen, oder?"
Mycroft neigte den Kopf mit einem süffisanten Grinsen.
"Na gut", grummelte John. "Und nur dafür haben sie mich bis hierher kommen lassen?"
"Aber natürlich, John." Mycroft stolzierte davon.
"Stop!", rief John und holte ihn ein. Nur ein einziges Mal würde er Holmes nicht nur so davonkommen lassen.
"Wie konnten Sie ihren eigenen Bruder opfern wollen? Sie sind selbst Schuld, dass er Ihnen nicht mehr vertraut. Ich kann ihn verstehen."
Mycroft blieb stehen und sah John fest in die Augen. "Ich wollte ihn nicht opfern..."