Das Märchen von Django
Das Märchen von Django
,,Du sollst WAS?"
Greg stand vor mir und ihm war die Kinnlade runtergefallen nach dem, was ich ihm gesagt hatte. Zwar hatte mir Leonardo Cortes gedroht, aber ich musste mit Greg und Liam sprechen, dann alleine konnte ich John und Sherlock unmöglich aus den Händen des Irren befreien.
,,Ich wusste es! Dieser Mistkerl hat die beiden entführt.", fluchte Liam und ich sah ihn fassungslos an.
,,Aber warum? Ich meine, was will er von Joshua? Und wie kommt er darauf, dass ich ihm Joshua ausliefere?"
,,Weil er genau weiß, dass du die beiden nicht im Stich lassen würdest. Er hat seine Augen und Ohren überall und muss alles über uns in Erfahrung gebracht haben. Und Joshua muss irgendwas wissen. Sonst wäre er kaum so wertvoll für ihn.", erklärte Liam und Greg runzelte die Stirn.
,,Und wenn er ihn nur umlegen will?"
,,Dann würde er jemanden schicken, der das erledigt. Er hat immer Hintergedanken. Bei allem, was er tut."
Ich wandte den Blick ab und versuchte, eine Lösung zu finden. Joshua einfach so auszuliefern wäre ein Fehler und dann wären Sherlock und John nutzlos für Leonardo Cortes. Es musste doch eine Möglichkeit geben, um ihn festzunageln und die beiden dennoch zu retten.
,,Das gefällt mir nicht, Evelyn. Das könnte eine Falle sein.", redete mir Greg ins Gewissen und Liam verschränkte die Arme vor der Brust.
,,Nicht nur könnte...es IST eine Falle."
,,Wir müssen Sherlock und John trotzdem da rausholen.", entgegnete ich und Greg seufzte.
,,Ja, aber wie sollen wir das bewerkstelligen?"
Noch ehe ich diese Frage beantworten konnte, öffnete sich auf einmal die Tür und Molly trat auf uns zu, während sie einen niedergeschlagenen Blick drauf hatte. Sofort war ich in Alarmbereitschaft, denn das konnte doch nur schlechte Nachrichten bedeuten.
,,Miss Hooper...haben Sie das Ergebnis?", wollte Greg wissen und Molly nickte kaum merklich.
,,Ja! Es ist ohne Zweifel das Blut von Sherlock. Und es ist frisch, das bedeutet, er muss verletzt sein. Allerdings kann ich nicht sagen wie schwer."
Ich stand erschüttert da und wusste nicht, was ich sagen sollte. Sherlock war also mit ziemlich großer Sicherheit verletzt und befand sich mit John in der Gefangenschaft dieses wahnsinnigen Drogendealers.
Liam wirkte ebenfalls getroffen und Greg warf uns mit einem Mal einen entschlossenen Blick zu.
,,Fahren wir zurück zum Revier. Wir müssen uns was einfallen lassen und zwar schnell!"
***
Zurück auf dem Revier hatten wir Drei zunächst überlegt, ob wir irgendjemanden einweihten, doch wir hatten uns dagegen entschieden. Es wäre zu riskant und ich wollte nicht noch mehr Kollegen mit reinziehen.
Nun standen wir im Büro von Greg und überlegten fieberhaft, wie wir die Situation entschärfen konnten, ohne Joshua auszuliefern und das Leben von Sherlock und John zu gefährden.
Und während wir grübelten, wanderte mein Blick immer wieder zur Uhr und ich bemerkte, dass schon eine Stunde vergangen war. Nun blieben uns nur noch 3 bis zur Übergabe und als mein Handy kurz klingelte, seufzte ich. Und als ich einen Blick auf das Display warf, bestätigte sich mein Verdacht.
18 Uhr im Fabrikgebäude in der
Durward Street.
Seien Sie pünktlich und kommen Sie allein!
Sonst sterben Ihre Freunde!
Die Nachricht von Leonardo traf mich erneut bis ins Mark und ich verspürte den innigen Wunsch, diesen grausamen Mann für seine Taten büßen zu lassen. Er würde mich kennenlernen, denn niemand entführte Sherlock und John, ohne dafür die Konsequenzen zu tragen.
,,Neuigkeiten?", wollte Liam wissen und ich nickte.
,,Der Treffpunkt! Ein Fabrikgebäude in der Durward Street."
,,Ziemlich außerhalb. Der perfekte Ort für eine Geiselübergabe.", stellte Greg fest und ich steckte mein Handy zurück.
,,Ich werfe diesen Mistkerl eigenhändig in den Knast und vorher verpasse ich ihm Eine."
Greg und Liam warfen mir überraschte Blicke zu, aber sie widersprachen mir nicht. Und das hätte mich auch nicht von meiner Entscheidung abgebracht, denn Leonardo würde schon wissen, was hm blühte, wenn ich ihm erstmal gegenüberstand.
,,Tja, dann brauchen wir jetzt nur noch einen Plan und zwar einen verdammt Guten.", setzte Liam und schaute vielsagend in die Runde. ,,Hat irgendjemand Vorschläge?"
Ehe ich auf diese Frage antworten konnte, öffnete sich plötzlich die Tür von Gregs Büro und Mycroft Holmes persönlich kam hereingeschneit- der Bruder von Sherlock.
,,Mycroft, was führt Sie denn her?", brachte ich her und er schloss die Tür, ehe er mich ziemlich missbilligend ansah.
,,Überrascht mich zu sehen, Miss Headley? Wenn Sie glauben, ich bekomme nicht mit, wenn mein kleiner Bruder und Dr. Watson entführt werden, dann irren Sie sich. Ich bin hier, damit Sie mir endlich sagen, was Sie wissen und was zum Teufel hier vor sich geht."
Mycroft warf uns finstere Blicke zu und ich konnte seine Wut gut verstehen. Ich hätte ihn wohl doch lieber persönlich informieren sollen, denn rausgefunden hatte er es ja so oder so.
Auch Liam und Greg setzten schuldbewusste Blicke auf und sagten nichts. Mycroft blieb jedoch hartnäckig und stützte sich leicht auf seinem Regenschirm ab, den er mal wieder bei sich trug. Manchmal verblüffte es mich immer wieder, dass er und Sherlock wirklich Brüder waren und wüsste ich es selbst nicht, würde ich es wahrscheinlich auch nicht glauben.
,,Evelyn, wo befinden sich Sherlock und Dr. Watson?", forderte Mycroft nun zu wissen und ich sah ihn sichtlich deprimiert an.
,,Sie wurden von Leonardo Cortes entführt! Er fordert einen Austausch! Wir sollen ihm Joshua Montgomery liefern, damit er Sherlock und John gehen lässt. Die Übergabe soll um 18 Uhr stattfinden."
,,Was stehen Sie dann hier noch so rum? Unternehmen Sie etwas.", gab Mycroft zurück.
,,Das ist nicht so einfach, Mycroft! Joshua befindet sich in Untersuchungshaft und selbst wenn wir ihn für den Austausch bekommen, ist das ohne Zweifel eine Falle. Leonardo will, dass ich Joshua allein ausliefere und das kann nur bedeuten, dass er Hintergedanken hegt."
,,Wollen Sie etwa das Leben von Sherlock und John aufs Spiel setzen?"
Mycroft hob eine Augenbraue und musterte mich streng, während ich ihn fassungslos anstarrte. Wie konnte er das auch nur ansatzweise annehmen? Sicher, sein Bruder und ich waren nicht gerade die besten Freunde, aber ich würde weder Sherlock, noch John einfach so dem Tod überlassen. Ganz gleich, was ich dafür tun musste...ich würde sie da rausholen.
,,Mr. Holmes, Evelyn und wir werden alles tun, um Sherlock und Dr. Watson zu befreien.", schaltete sich Greg ein und Liam stimmte vielsagend zu.
,,Genau! Wir brauchen nur noch einen Masterplan."
,,Warum ist der noch hier?"
Mit seinem Regenschirm zeigte Mycroft auf Liam und dieser starrte ihn daraufhin etwas perplex an. Ich verdrehte lediglich die Augen und verschränkte die Arme vor der Brust.
Wir hatten nur noch wenig Zeit, um eine Lösung zu finden und nun sorgte Mycroft persönlich noch für so einen Kindergarten. Greg schien meine Gedanken zu lesen, denn er wandte sich an Mycroft.
,,Die Situation ist nicht einfach, Mr. Holmes! Wir brauchen jede Hilfe, die wir kriegen können."
,,Es gibt niemanden, der uns helfen kann.", widersprach ich meinem Partner, als Liams Augen mit einem Mal euphorisch aufleuchteten.
,,Doch! Django!"
Unsere Blicke wanderten allesamt zu Liam und waren von Irritation nur so gezeichnet. Jener schaute unschuldig drein und ich fragte mich nun ernsthaft, ob mein Ex-Freund nicht doch seinen Verstand verloren hatte.
,,Django? Was soll das bitte sein?", hakte Greg nach und Liam warf meinem Partner einen vorwurfsvollen Blick zu.
,,Nicht was...sondern wer! Ein gnadenloser Drogenboss von der Mafia persönlich. Bei dem werden selbst Leonardo Cortes die Knie schlottern."
,,Ausgezeichnet! Wo können wir ihn erreichen?", forderte Mycroft als Antwort, doch Liam zuckte mit den Schultern.
,,Nirgends! Er existiert nicht!"
,,Sehr witzig, Mr. Parker!", kommentierte Greg und ich sah meinen Ex sauer an.
,,Wir haben keine Zeit für so ein Theater, Liam. Also was soll das? Warum bringst du es zur Ansprache, wenn es ohnehin nur Schwachsinn ist?"
,,Weil nur wir wissen, dass es Schwachsinn ist. Alle Bösewichte und vor allem diejenigen vom Drogenhandel glauben, dass es ihn wirklich gibt.", erwiderte Liam und Mycroft runzelte die Stirn.
,,Woher wollen Sie denn so genau wissen, dass es nur Schwachsinn ist?"
,,Weil ich Django erfunden habe. Ich brauchte einen Schurken, der selbst von den Drogenbossen gefürchtet wird und ein Mafiaboss als Drogendealer, der obendrein noch als Der Vollstrecker gilt, erschien mir als die perfekte Gelegenheit. Und da noch niemand Django je lebend gesehen hat, hat er sich für ein Ahnenmärchen einen unglaublichen Ruf gemacht."
,,Du hast ein Märchen von einem Mafiaboss im Drogenhandel erfunden, um Gauner und Drogendealer abzuschrecken?", stellte ich ungläubig fest und Liam grinste stolz.
,,Brillant, oder?"
,,Und wie soll uns das bitte helfen, Sherlock und John zu retten?", wollte Mycroft wissen.
,,Ganz einfach: wir lassen Django bei Leonardo auflaufen, wenn Evelyn Joshua ausliefern soll. Das perfekte Ablenkungsmanöver, um der Polizei die nötige Zeit zu verschaffen. Wir brauchen nur jemanden, der in die Rolle von Django schlüpft.", erklärte Liam und Greg seufzte hörbar.
,,Wo das ja auch so einfach ist."
,,Liam, das wird niemals funktionieren. Leonardo riecht den Braten doch sofort und wenn wir auffliegen, dann tötet er Sherlock und John erst recht.", wandte ich ein, woraufhin Liam mir die Schulter tätschelte.
,,Es wird nicht schief gehen. Vertrau mir, Evelyn!"
,,Das ist die idiotischste Idee, die ich jemals gehört habe."
Mycroft war offensichtlich mehr als skeptisch und auch ich musste zugeben, dass der Plan von Liam mehr als gewöhnungsbedürftig war. Doch mein Ex verteidigte seine Idee natürlich.
,,Aber die Einzige, die wir haben."
,,Ich gebe es nicht gerne zu, aber da hat er leider Recht.", argumentierte Greg und ich hasste es, wenn Liam Recht hatte.
,,Okay! Mal angenommen, wir würden das durchziehen...wie soll das bitteschön gehen? Wir haben niemanden, der Django vom Erscheinungsbild und Charakter her gerecht werden könnte."
Vielsagend und erwartungsvoll sah ich die Drei an und darauf wussten weder Mycroft, noch Greg eine Antwort. Liam jedoch, wirkte nun ziemlich nachdenklich und legte die Stirn in Falten.
,,Ehrlich gesagt...", setzte er an und warf mit einem Mal einen mehr als deutlichen Blick in Richtung Mycroft. ,,schon!"
Ungläubig sah ich Liam an, dem ein leichtes Grinsen über das Gesicht huschte. Das konnte doch nun wirklich nicht sein Ernst sein, aber es war sein Ernst. Und Mycroft, der den Wink natürlich auch sofort verstanden hatte, brachte meinem Ex einen entgeisterten Gesichtsausdruck entgegen.
,,Auf gar keinen Fall!"
,,Oh, doch...Django! Es wird Zeit für einen neuen Look, Mycroft Holmes!"
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