Das letzte Problem
Hallo, alle zusammen :)
Heute gibt es die letzten Kapitel, denn ich habe die Geschichte endlich fertig :D
Ich wünsche euch allen ganz viel Spaß beim Lesen und hoffe, die Kapitel gefallen euch.
Liebe Grüße,
eure Hela
Das letzte Problem
Evelyn PoV
Als ich die Augen aufschlug, fehlte mir sämtliche Orientierung. Der Raum, in dem ich mich vorher mit Greg und Alicia befunden hatte war verschwunden, stattdessen umgab mich ein viel düsterer unbekannter Ort. Langsam setzte ich mich auf und spürte, wie ich noch etwas benommen umher schwankte und fragte mich, wie ich hier hergekommen war.
,,Wo bin ich hier nur gelandet?", murmelte ich und suchte vergebens nach einem Ausweg, als wie aus dem Nichts eine andere Stimme ertönte.
,,Ausgezeichnete Frage."
Erschrocken fuhr ich herum. Zwar konnte ich aufgrund der Dunkelheit nicht wirklich etwas erkennen, aber diese Stimme hätte ich selbst unter Duzenden wieder erkannt.
,,Mycroft? Was machst du denn hier?", wollte ich wissen und vernahm ein schweres Seufzen.
,,Tja...offenbar hielt meine Schwester es für angebracht, wenn ich dir Gesellschaft leiste. Wozu auch immer das gut sein soll"
Eurus! Natürlich! Sie hatte uns hier herbringen lassen und jetzt erinnerte ich mich schlagartig wieder an ihre letzten Worte. Sie hatte doch von der finalen Runde gesprochen und irgendwas sagte mir, dass genau dies hier das Endspiel war, von dem sie so euphorisch geprahlt hatte. Die Frage war jetzt nurwie dieses Endspiel aussehen würde.
,,Was hat sie mit uns vor, Mycroft?"
,,Ich kann ruhigen Gewissens sagen, ich habe keine Ahnung.", erwiderte er, doch das war leider gar nicht die Antwort, die ich mir erhofft hatte.
,,Wieso beruhigt mich das jetzt überhaupt nicht?"
,,Vielleicht, weil du inzwischen genauso gut weißt, wozu Eurus fähig ist."
Oh, ja...das wusste ich. Spätestens nachdem sie Sherlock und mich dazu gezwungen hatte, unsere emotionalsten Gedanken offenzulegen und vor allem Sherlock dadurch mehr abverlangt hatte, als jeder andere vermutlich ahnte. Und wieder überkam mich die Sehnsucht nach Sherlock, denn ich wollte ihn unbedingt sehen. Wollte mich vergewissern, dass es ihm gut ging und ihm sagen, dass alles wieder gut werden würde. Aber ich wusste nicht einmal, wo er sich nun befand und die Anwesenheit von Mycroft ließ mich fürchten, dass irgendwas vorgefallen war.
,,Mycroft, wo ist Sherlock?", fragte ich schließlich und sein kurzes Zögern verunsicherte mich noch mehr.
,,Ich weiß es nicht. Zuletzt sollte er sich noch zwischen mir und John Watson entscheiden. Eurus wollte, dass er jemanden von uns erschießt. Aber Sherlock hat sich geweigert und wollte sich stattdessen selbst erschießen. Das hat Eurus aber verhindert indem sie uns alle betäubt hat. Tja und danach...bin ich hier aufgewacht."
Seine Worte erschütterten mich bis ins Mark. Sherlock wäre fast gestorben, weil er weder seinen Bruder, noch seinen besten Freund hatte erschießen wollen. Dies zeigte zwar von unglaublicher Stärke und Selbstlosigkeit, aber ich konnte nur daran denken, dass ich ihn schon wieder einmal fast verloren hätte. Wann nahm dieser ganze Wahnsinn nur endlich ein Ende? War es denn zu viel vom Schicksal verlangt, dass unser Leben mal ruhiger ablaufen würde?
Und was mich noch viel mehr schockierte war die Tatsache, dass Eurus Sherlock doch ernsthaft vor diese Wahl gestellt hatte. Wie konnte die eigene Schwester von ihrem Bruder verlangen, seinen besten Freund oder aber ihren anderen gemeinsamen Bruder zu töten? Eurus war keineswegs nur gefährlich oder gnadenlos...sie war brutal und grausam.
,,Wie..wie konnte sie das tun? Sherlock würde doch nie..."
Ich brach ab, denn ich fand gar keine Worte für das, was Eurus hier tat. Und die Ungewissheit, was uns jetzt noch erwarten könnte, brachte mich regelrecht an den Rand der Verzweiflung. Wie konnte die finale Runde denn alles, was Eurus bisher bei diesem Experiment schon gefordert hatte, noch steigern?
,,Deshalb habe ich sie ja auch in Verwahrung gehalten. Ich wollte verhindern, dass sich die Tragödien unserer Kindheit wiederholen oder gar ein noch schlimmeres Ausmaß nehmen würden. Bei allem hier...geht es um Sherlock, wie damals schon auch.", erklärte Mycroft und nun wollte ich endlich das Puzzle von der Familie Holmes lösen.
,,Was ist damals passiert, Mycroft? Warum konnte sich Sherlock nicht an seine Schwester erinnern?"
Erdrückende Stille lag im Raum und es machte mich fast verrückt, dass Mycroft mit der Antwort so lange auf sich warten ließ. Aber er schien zu wissen, dass er um eine Erklärung nicht drum herum kam, denn schließlich brach er sein eisernes Schweigen.
,,Sie hat etwas Schreckliches getan, von dem Sherlock traumatisiert war oder es besser gesagt immer noch ist. Und weil es ihn so sehr erschüttert hat, hat sein Gedächtnis diese Erinnerungen sagen wir...verändert. Er hat sich also eine erträglichere Geschichte zurecht gelegt als das, was wirklich passiert ist. Nennen wir es eine Art...Schutzpanzer. Und ich glaube, das ist Eurus Ziel. Sie will Sherlock dazu bringen, diese Blockade fallen zu lassen und ihn damit konfrontieren, was damals wirklich geschehen ist.", erwiderte er und ich bemühte mich, die Fassung zu wahren.
,,Hat das irgendwas mit Redbeard zu tun, Mycroft? Ich weiß nämlich, dass Sherlock diesen Namen immer wieder gesagt hat...ich glaube, es war euer Hund oder? Er ist verschwunden und weil Sherlock sehr an ihm gehangen hat, hat er das nie wirklich verwunden."
Ich erinnerte mich an einige Mal, wo ich diesen Namen vernommen hatte. Zuerst hatte ich mir nichts dabei gedacht, aber irgendwann hatte ich Sherlock danach gefragt und wie zu erwarten war, hatte er sehr abweisend und verschlossen reagiert. Von ihm hatte ich keine wirkliche Antwort erhalten, bis John mich schließlich darüber aufgeklärt hatte, dass Redbeard der Hund der Holmes gewesen war und Sherlock zu diesem eine enge Bindung gehabt hatte. Aber mein Gefühl sagte mir, dass mehr hinter der ganzen Sache steckte, als nur das Verschwinden eines Hundes.
Achtung...bereitmachen! Vorsicht bei der Einfahrt des Zuges!
Die Stimme von Moriarty erklang und ich zuckte unwillkürlich zusammen. Diese Aufzeichnungen grenzten doch an Wahnsinn und ich erhoffte mir vergebens, dass Eurus darauf verzichten würde. Doch dazu war der Reiz natürlich viel zu groß und kaum, dass ich an sie dachte, vernahmen wir auch schon ihre triumphierende Stimme.
,,Willkommen in der finalen Runde, Evelyn. Wie du sicher schon bemerkt hast, habe ich dir Unterstützung zugesandt. Mycroft mag ja vielleicht nicht so viel hergeben wie Sherlock, aber er wird seinen Zweck erfüllen.", entgegnete sie, als Mycroft nun sichtlich an den Grenzen seiner Nerven angelangt war.
,,Herrgott, Eurus...Schluss damit! Es reicht jetzt!"
,,Oh, ich denke....noch nicht.", war die Antwort darauf. ,,Also, es läuft folgendermaßen ab. Ich werde Sherlock gleich ein letztes Rätsel offenbaren. Dies muss er lösen und wenn er es schafft, dann rettet er euer Leben. Wenn nicht...naja...schwimm oder stirb."
Kaum, dass sie diese Worte ausgesprochen hatte, erklang ein bedrohliches Zischen und urplötzlich spürte ich, wie Wasser begann in den Raum zu fließen. Zwar nicht im besonders schnellen Tempo, aber dennoch würde es ausreichen, um Mycroft und mich nach einer gewissen Zeit ertrinken zu lassen.
,,Es folgt gleich 1 Minute Gesprächszeit!", fügte Eurus noch hinzu, ehe die Verbindung zu ihr abriss.
Sicherlich teilte sie Sherlock jetzt das Rätsel mit, aber meine Konzentration reichte in diesem Augenblick nur für das Wasser aus, welches langsam aber sicher mit jeder Sekunde steigen würde. Und es drängte sich mir nur ein Gedanke in den Vordergrund: ich wollte nicht sterben!
Es gab noch so viel, was ich erleben wollte und die Zeit, die ich mit Sherlock bis jetzt verbracht hatte, war mir nicht einmal ansatzweise genug. Wir hatten durch Moriarty und Vincent doch schon so viel Zeit verloren und ich wollte nicht, dass die letzten paar Monate alles waren, was uns an gemeinsamer Zeit bleiben sollte. Und mit Sherlock konnte ich mir alles vorstellen, was im Leben möglich war. Ich wollte ihm jeden einzigen Tag beweisen, dass Liebe und Gefühle keine Schwäche sondern Stärke waren...wollte ihn stets daran erinnern, dass auch er es verdiente glücklich zu sein. Das hier konnte doch nicht das Ende sein...es DURFTE nicht das Ende sein.
***
Es verging eine gefühlte Ewigkeit, bis das Rauschen des Wassers durch die Verbindung übertönt wurde, welche Eurus nun hergestellt hatte. Und nun vernahm ich die Stimme von Sherlock, der ziemlich gestresst zu sein schien.
,,John!", rief er, da er offenbar bis eben noch mit jenem gesprochen hatte und Mycroft machte seinen Bruder auf sich aufmerksam.
,,Nicht ganz, Bruderherz!"
,,Mycroft? Wo bist du?", verlangte Sherlock sofort zu wissen und ich presste mich instinktiv an die Wand hinter mir, während Mycroft seufzte.
,,In irgendeinem Raum, der gerade von Wasser geflutet wird. Zusammen mit Evelyn."
,,Evelyn?", hörte ich Sherlock nach einem zögerlichen Moment sagen und ich wünschte so sehr, dass ich ihm all dies ersparen könnte.
,,Sherlock!"
,,Geht es dir gut?", hakte Sherlock nach und obwohl ich ihn nicht beunruhigen wollte, konnte ich die bedrohlichen Umstände nicht ganz außen vor lassen.
,,Ja...mir gehts gut. Mycroft auch. Auch viel Zeit haben wir nicht mehr. Eurus sagte, sie würde dir irgendein letztes Rätsel aufgeben."
,,Ja...ich weiß. John hält sie in einem Brunnen gefangen.", teilte Sherlock uns mit und nun war ich verwirrt.
,,Warum gibt es denn einen Brunnen auf Sherrinford?"
,,Wir sind nicht mehr auf Sherrinford. Wir sind zu HauseMusgrave Hall. Das alte Anwesen von unserer Familie."
Sherlock wirkte mehr als angespannt und welches Rätsel Eurus ihm auch immer aufgetragen hatte, es zerrte an seinen Nerven. Auch Mycroft schien nun deutlich angespannt zu sein, aber ich war mir ziemlich sicher, dass es daran lag, dass er wusste, was Sherlock jetzt bevorstand. Und am liebsten hätte ich Mycroft gezwungen, Sherlock die Wahrheit zu sagen, aber genau in diesem Moment riss die Verbindung wieder ab.
,,Sherlock...", setzte ich noch an, aber da war die Verbindung schon gekappt und ich wollte endlich wissen, was es mit dem letzten Problem auf sich hatte. ,,Sag mir jetzt die Wahrheit, Mycroft. Was ist damals passiert? Was hat Eurus getan, woran sich Sherlock nicht erinnern wollte? Was hat es mit Redbeard auf sich?"
Ihm war zweifellos klar, dass ich ihm jetzt kein Ausweichmanöver mehr geben würde. Mycroft musste jetzt die Wahrheit sagen, denn es ging hier nicht nur um Sherlocks Vergangenheit, sondern um unser eigenes Überleben und um das von John. Wir mussten dieses Rätsel lösen und zwar bevor es zu spät war.
,,Redbeard", begann Mycroft und seine Stimme klang erdrückend. ,,war...kein Hund!"
Ich brauchte einen Moment, um diese Information zu verarbeiten, die jetzt neue Fragen mit sich brachte. Und obwohl ich schon jetzt das Schlimmste ahnte, zwang ich Mycroft weiterzusprechen.
,,Mycroft...wer war Redbeard?"
,,Victor Trevor...der erste beste Freund von Sherlock. Er hatte den Spitznamen Redbeard...weil er und Sherlock immer Piraten gespielt haben.", offenbarte Mycroft und erschütterte mich bis in die Grundmauern. ,,Eurus...hat ihn getötet."
Es gab keinen Ausdruck für das, was ich gerade empfand, denn unendlich viele Emotionen stürzten gleichzeitig auf mich ein. Das also war die Antwort auf all die Fragen und das war der Grund für das ganze Experiment hier. Redbeard war nie ein Hund gewesen...sondern allem Anschein nach ein Kind. Ein Kind, welches Eurus umgebracht hatte. Und weil dieses Ereignis zu traumatisch für Sherlock gewesen war, hatte er seine eigenen Erinnerungen umgeschrieben. Das Schlimmste war ja noch, dass Mycroft es die ganzen Jahre über gewusst hatte. Er wusste, was wirklich geschehen war und hatte nie etwas gesagt.
,,Wieso?", brachte ich hervor. ,,Wieso hast du nie etwas gesagt, Mycroft?"
,,Ich wollte Sherlock beschützen. Er hat Eurus aus seinem Gedächtnis gelöscht und das machte ihn stabil. Ich wusste, wenn die Erinnerung an dieses Ereignis je zurückkehren würde, dann würde es Sherlock..."
,,Emotional an den Abgrund treiben!", schlussfolgerte ich und mir liefen unaufhaltsam einzelne Tränen über die Wangen.
Zwar war ich an jenem Tag nicht dabei gewesen, aber ich konnte mir sehr gut vorstellen, wie Sherlock sich fühlen musste, wenn diese Wahrheit ans Licht kam. Denn es erinnerte mich daran, wie Vincent unseren Bruder William ermordet hatte. Alles in mir war an diesem Tag zerschmettert gewesen und für lange Zeit war ich von diesen Ereignissen so erschüttert gewesen, dass ich gar nichts hatte fühlen wollen. Ich hatte die Emotionen ausgesperrt, um mich selbst vor weiterem Schmerz zu schützen. Und genau diese Kettenreaktion...würde Eurus auch bei Sherlock auslösen, wenn sie ihm die dramatische Wahrheit offenbarte.
,,Wir müssen etwas tun, Mycroft.", brachte ich schließlich hervor, nachdem ich diese Offenbarung halbwegs verarbeitet hatte.
,,Da werden wir nicht viel ausrichten können. Sherlock ist schon immer der Emotionale von uns Dreien gewesen. Damals hätte es ihn zugrunde gerichtet, wenn er die Wahrheit erfahren hätte. Aber heute...heute könnte er es überstehen."
,,Wie soll er das überstehen können, Mycroft? Was macht es für einen Unterschied, ob er es damals oder heute erfahren hätte?", wollte ich wissen und die Antwort von Mycroft übertraf all meine Erwartungen.
,,Damals hatte er dich nicht. Dich und John! Als ihr in sein Leben getreten seid...ich habe schnell gemerkt, dass ihr ihm den Halt gebt, den er braucht. Ihr seid der Grund, warum er nicht daran zerbrechen wird. Ihr seid..."
,,Der emotionale Kontext!", beendete ich seinen Satz.
,,Ja!"
Ich wusste nicht, was ich darauf erwidern sollte und deshalb ließ ich es bleiben. Aber ich wusste, dass ich um jeden Preis hier raus wollte. Denn dieses grausame Spiel musste jetzt endlich ein Ende nehmen. Ich würde garantiert nicht zulassen, dass Eurus uns alle umbrachte, wie sie es mit Victor getan hatte.
,,Wir müssen hier raus!", sagte ich entschlossen und begann nach einem Ausweg zu suchen, denn das Wasser stand mir bereits bis zur Taille.
,,Und wie stellst du dir das vor? Wir sind hier eingesperrt."
,,Ja, aber irgendwie muss Eurus uns ja hier reingebracht haben. Also muss der Raum auch einen Ausgang haben.", widersprach ich Mycroft.
Bei der Zelle von Greg, Alicia und mir hatte es immerhin auch eine Tür gegeben und jetzt wusste ich auch, wie diese aussahen. Mit den Händen suchte ich die Wand ab, konnte aber nichts finden und wurde langsam aber sicher etwas hysterisch.
,,Verdammt...das darf doch wohl nicht wahr sein. Ich habe nicht meinen wahnsinnigen Bruder überlebt, um jetzt wehrlos zu ertrinken.", brachte ich hervor, doch Mycroft blieb vollkommen ruhig.
,,Und das wirst du auch nicht. Du wirst nicht ertrinken, Evelyn."
,,Nur wird sich das nicht vermeiden lassen, wenn wir keinen Ausweg hier raus finden."
,,Naja, Eurus beobachtet uns ganz sicher.", setzte Mycroft an und mit einem Mal klang seine Stimme ziemlich brüchig. ,,Wir könnten versuchen, sie davon überzeugen dich gehen zu lassen. Dann muss ich ihr eben als Druckmittel für Sherlock ausreichen.", meinte er und ich konnte kaum glauben, was ich da hörte.
,,Mycroft...du kannst dich hier nicht einfach opfern. Sherlock braucht dich!"
,,Nicht so sehr, wie er dich braucht.", widersprach er mir. ,,Mein Bruder ist emotional bereits viel zu sehr an dich gebunden. Ohne mich könnte er leben...aber niemals ohne dich."
Die Worte von Mycroft machten mich sprachlos und ich wusste gar nicht, was ich darauf erwidern sollte. Ich konnte mich nicht daran erinnern, ihn jemals so selbstlos erlebt zu haben. Er wollte im schlimmsten Fall doch tatsächlich sein Leben opfern, um meins zu retten. Das ließ mich keineswegs kalt und ich war von dieser Geste geradezu überwältigt, aber wenn Mycroft dachte, dass ich ihn hier einfach sterben ließ, dann irrte er sich gewaltig.
,,Niemand wird hier sterben, Mycroft. Und anstatt dich zu opfern, könntest du mir lieber helfen. Es MUSS einen Weg hier raus geben und wir werden ihn finden."
Ohne auf eine Antwort zu warten, suchte ich weiter und Mycroft schien meine Anordnung ernst zu nehmen, denn er suchte offenbar ebenfalls nach dem Ausgang. Und als die gesamte Wand des Raumes abging, fiel mir etwas auf.
,,Die Wand...sie ist irgendwie..." Ich beendete den Satz nicht, sondern ließ meine Finger etwas über die Wand gleiten und vernahm ein leises Quietschen, was mich der Lösung ein ganzes Stück näher brachte. ,,Glas...Mycroft, das ist Glas."
,,Und wie soll uns das weiterhelfen?", raunte er mir entgegen, weshalb ich mich ernsthaft fragte, wie er für ein Genie manchmal so engstirnig sein konnte.
,,Mycroft, wenn wir harten Gegenstand oder so finden...dann können wir damit das Glas einschlagen. Und das würde..."
,,Uns hier rausbringen.", schlussfolgerte er und ich war froh, dass er seinen Verstand wiedergefunden hatte.
,,Ganz genau!"
Wir zögerten keine Sekunde mehr, sondern suchten nach einem harten oder spitzen Gegenstand. Doch das Wasser und die Dunkelheit machten es nahezu unmöglich, etwas zu erkennen. Und das Wasser hatte schon fast den gesamten Raum ausgefüllt, als Mycroft mit einem Mal innehielt und etwas aus seiner Tasche zog. Mein Blick fixierte den kleinen Gegenstand, der sich als Taschenmesser entpuppte. Mycroft sah angespannt zu mir und ich ahnte bereits, was er im Sinn hatte.
,,Vertraust du mir?", wollte er wissen und ich sah Mycroft ungläubig an.
,,Soll das ein Scherz sein? Du hast mir geholfen, als mein Bruder hinter mir her war. Du hast ein Jahr lang mein Geheimnis bewahrt und eben wolltest du dein Leben opfern, um meins zu retten. Natürlich vertraue ich dir, Mycroft."
Der Bruder von Sherlock nickte, ehe er das Taschenmesser auseinander klappte. Dann schwamm er auf die Glaswand zu und begann mit aller Kraft, die er aufbringen konnte, das Messer gegen das Glas zu rammen. Die ersten Versuche gingen daneben und in dem Moment, als das Wasser schließlich über unsere Köpfe hinweg anstieg und uns somit den letzten Sauerstoff raubte, geschah es.
Mycroft schlug mit voller Wucht gegen die Scheibe und auf der zeichneten sich nun leichte Risse ab. Daraufhin begannen Mycroft und ich gemeinsam gegen das Glas zu treten und schließlich gab es nach.
Mit einem Krachen zersplitterte das Glas in tausend Stücke und das Wasser riss uns mit nach draußen, als es sich seinen Weg in die neugewonnene Freiheit bahnte. Erleichtert rang ich nach Luft und keuchte, als ich mir das Wasser aus den Lungen hustete. Pitschnass, ohne jegliche Orientierung und mit den Nerven völlig am Ende, war ich unendlich erleichtert, dass Mycroft und ich überlebt hatten.
,,Das war knapp.", äußerte ich und Mycroft war ebenfalls von oben bis unten durchnässt, wirkte aber um Einiges gefasster als ich.
,,Es hätte durchaus schlimmer ausgehen können."
Langsam rappelten wir uns auf und ich sah mich verwirrt um. Diese Gegend war mir fremd, aber ich war ja vorher auch noch nie an diesem Ort gewesen. Dem Ort, wo Sherlock, Mycroft und Eurus aufgewachsen waren...bis zu jenem grauenhaften Schicksalstag.
,,Nun...wir sollten überlegen, wie wir als Nächstes vorgehen.", meinte Mycroft, aber da hatte ich mich schon in Bewegung gesetzt, denn die Antwort lag für mich bereits auf der Hand.
,,Wir müssen Sherlock finden! Und zwar, bevor es zu spät ist."
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