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~ Siebenundsechzig ~

„Meinst du, wir können das noch irgendwie retten?“, flüsterte Ali Niall zu, der gerade dabei war sich aufzurichten.

„Wie willst du das denn noch drehen?“,  antwortete Niall ihr in normaler Lautstärke. Ali verdrehte die Augen.

„Vielleicht hat dich ja eine Mücke oder Wespe gestochen und ich musste nachsehen, wie schlimm es ist“, versuchte sie es leise lächelnd. 

Niall lachte. Manchmal war sie einfach nur verrückt.

„An der Lippe?“, fragte er sie wenig überzeugt und warf ihr einen abschätzenden Blick zu. 

„Du hast aus einem Glas getrunken und nicht vorher nachgesehen, ob sich ein Tier darin verloren hat -  im Sommer kann so etwas oft passieren.“ 

„Und anstatt das du mir Soventol besorgst, hast du versucht den Stich mit deinen Lippen zu kühlen, sehr realistisch, Ali.“ 

„Wenn du eine bessere Idee hast, tu dir keinen Zwang an“, erwiderte Ali beleidigt und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Hallo?“, meldete Ava sich zu Wort und kam auf die Beiden zu, Cole im Schlepptau.

Ava sah verändert aus. Sie trug nicht mehr ihr übliches Business Outfit, das aus einer Kombination aus kurzem Rock und noch kürzerem Oberteil, gepaart mit einer langen bloden Mähne, bestand, um alle männlichen Wesen um sie herum zu bezirzen.
Nein, Ava trug tatsächlich eine einfach Jeans und  ein T - Shirt. Ihre Haare waren zurückgebunden und ihre Augen leuchteten wieder. Da hatte sich wohl jemand verliebt.

„Wir sind auch noch da.“

Ja, das sehen wir, würde Niall ihr gerne antworten. Aber der Moment schien ihm nicht ganz passend für so eine Bemerkung.

„Ich habe es dir doch die ganze Zeit gesagt“, wandte sich Ava an ihren Begleiter und ignorierte Ali und Niall geflissentlich. Ihm sollte es recht sein. 

„Ich rieche neue Pärchen in kilometerweiter Entfernung.“

„Na ja“, kämpfte Cole unsicher mit sich, ob er Ava eine nicht ganz freundliche Antwort geben durfte.
„Nach dem Song war wohl Ähnliches zu erwarten“, fuhr er diplomatisch fort.

Naill grinste. Der arme Cole. 
Ava würde ihn für immer in der Gewalt haben. Deswegen wurde er von den Jungs auch nicht als gleichberechtigt angesehen.  
Ava schien aber nicht ganz so begeistert über den neuen Mut ihres Freundes zu sein, sondern funkelte ihn kurz feindselig an. Nun hörte er auch Aleyna neben sich lachen.

„Bei unserer Ali kann man nie wissen, ich hätte gedacht sie lässt ihn abblitzen und holt sich ihn dann wieder zurück – und so war es doch auch“, entgegnete sie Cole selbstbewusst und stemmte die Hände in die Hüften.

„So genau kannst du das doch nicht wissen“, versuchte Cole erneut um seine Männlichkeit zu kämpfen.

Nialls Meinung nach eher ein aussichtsloses Unterfangen. 

„Doch, das weiß ich“, widersprach Ava ihm wütend.

„Gut, okay, wie du sagst“, murmelte er beschwichtigend und zog sie an sich, um sie kurz zu küssen. 

Niall wandte sich währenddessen Ali zu, die die Turteltauben vor ihnen belustig musterte.
Sie warf ihm einen fragenden Blick zu und hob eine Augenbraue. Ja, versuchte Nialk ihr verstehen zu geben. Ava hatte doch tatsächlich etwas Ernstes mit Cole angefangen. Und nun mussten alle Anderen darunter leiden. 

„Hallo? Wir sind auch noch da“, wandte sich Ali an die Beiden, die sie ignorierten. Sie schnaubte kurz empört auf und schüttelte den Kopf. 

„Wollte sie nicht gerade mit uns reden?“, hörte er sie fragen. Niall nickte. 

„Das ist Ava. Hast du etwas Anderes erwartet?“, entgegnete er ihr lächelnd und strich ihr einmal schnell über die Schulter.

„Meinst du wir können einfach gehen?“

Ali sah sich kurz um zu Ava und Cole, die immer noch miteinander beschäftigt waren.

„Ich glaube nicht, dass das heute noch etwas mit dem Proben wird.“ 

„Du hast vollkommen recht“, erwiderte Niall ihr von seinen Gefühlen vollkommen berauscht und legte ihr einen Arm um die Schulter. „Ich glaube die selbsternannte Chefin hat uns gerade einen Tag frei gegeben.“ 

Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zum Ausgang, als sie plötzlich Avas Stimme laut und schrill durch den Raum erklingen hörten. Mist. 
Cole konnte sie wohl nicht länger beschäftigten, als ein paar Sekunden. 

„Hey!“, schrie sie zu ihnen hinüber. „Wir haben gar nicht über euer Problem gesprochen.“

„Welches Problem?“, fragte Niall sich und hob eine Augenbraue.

„Als eure Managerin sollte ich euch sagen, dass eine Beziehung nicht unbedingt fördernd für das Geschäft ist. Und falls ich euch das erlauben sollte, erwarte ich Professionalität und Arbeitswillen. Ihr werdet die Musik jetzt nicht einfach fallen lassen.“

„Arbeitet Cole nicht auch bei Ava im Plattenlabel?“, fragte Ali Niall so leise, dass nur er es hören konnte.

„Ja, ich glaube sogar eine Position unter ihr.“

„Dann sollten wir lieber nichts sagen, zu ihrer eigenen Sicherheit.“ 

„Ich kann’s kaum glauben, dass ich das heute schon zum zweiten Mal zu dir sage, aber… Du hast recht.“

„Und ich kann nicht glauben, dass ich dir heute noch kein einziges Mal gesagt habe, dass du ganz schön großkotzig bist“, erwiderte Aleyna ihm sarkastisch.

Niall schüttelte fassungslos den Kopf. Sie würde ihn wohl nie gewinnen lassen. Aber genau das, machte sie auch so unglaublich interessant in seinen Augen.
Ava war Ali in dieser Hinsicht sehr ähnlich gewesen, aber sie hatte es immer auf eine andere Art versucht. Sie wollte demütigen, Ali nur ihre Position verteidigen.

„Sei bloß froh, dass du so gut küssen kannst, sonst hätte ich dich schon längst um die Ecke bringen lassen“, murmelte Niall scheinbar beleidigt.

„Los, lass uns gehen.“

„Niall!“, versuchte Ava noch einmal seine Aufmerksamkeit zu erregen. 
Genervt drehte er sich um, um sie abschätzend zu mustern.

„Morgen Abend im Studio! Mit neuem Song, sonst war ich die längste Zeit eure Managerin.“ 

Wer um Himmelswillen hatte sie nur engagiert?

Niall war, was den geheimnisvollen Song anging, etwas verschwiegen. Weder verriet er ihr das Thema des Songs, noch spielte er ihr die Melodie vor oder fragte sie nach ihrer Meinung. 
Das hätte sie auch nicht weiter gestört, weil sie dachte, den Song zufällig doch zu hören, schließlich wohnten sie zusammen. Aber Niall war peinlichst darauf bedacht gewesen, sie von diesem Song und all dem, was dahinter steckte, fernzuhalten.

Zuerst vermutete Aleyna dahinter nur Nialls Ehrgeiz seinen ersten Song alleine fertig zu stellen, mittlerweiler erschien es ihr aber fast so, als ob er die Lorbeeren für sich alleine einheimsen wollte. Und das obwohl sie ihm Hilfe angeboten hatte.
Sie wusste nicht, wann er den Song schrieb, oder ihn probte. Oder ob er vielleicht schon fertig war. 
Sie verbrachten fast vierundzwanzig Stunden miteinander, mehr oder weniger gezwungen und trotzdem hatte sie ihn nur ein einziges Mal kurz Gitarre spielen hören. 

Es war mitten in der Nacht gewesen, als Ali von dem Spielen einer Gitarre geweckt wurde, als sie sich aber auf leisen Sohlen auf die Suche nach der Melodie machen wollte, verstummte sie auch schon. 
Perplex hatte sie sich wieder hingelegt und darüber sinniert, ob Niall sie wohl gehört hatte. Aber er schnitt das Thema mit keinem einzigen Wort an und so blieb auch sie weiterhin stumm, obwohl sie innerlich vor Neugier platzte. 

Es war No Names erster Song, wenn er denn wirklich fertig war. Das war fast eine Sensation. 
Und wie es aussah wollte Niall noch viele weitere folgen lassen, zumindest war es das, was er Ava am Telefon gesagt hatte. 
Ali konnte ihn verstehen. Er war es leid nur Covermusik zu spielen. Weder gab es für diese Leistung genug Anerkennung oder Gage, noch würde es ihm helfen, irgendwann Erfolg mit seiner Musik zu haben. Und das wusste er.
In der klassischen Musik war das anders. Wer Chopin Etüden wie ein Virtuose auf dem Flügel spielen konnte, hatte zwar nicht ausgesorgt, traf aber auf Publikum, die für einen solchen Auftritt eine Menge Geld bezahlen konnten und wollten. 
Aber wer würde schon für ein Rockkonzert viel Geld bezahlen wollen, um wirklich qualitativ gute Musik zu hören? 

Niemand. 

Solange es wirklich laut wurde, sodass einem das Trommelfell platzte und genug Alkohol ausgeschenkt wurde, waren alle zufrieden. Qualität zahlte sich hier einfach nicht immer aus. Aber Niall war nun mal jemand, der qualitativ hochwertige Musik spielen wollte und deshalb verschanzte er sich. Während der heutigen Probe am Vormittag verschwand er ein paar Male, doch obwohl es Aleyna ohne ihn sicher einfacher hatte, weil er strenger und härter als je zuvor mit ihr umging, machte ihm seine Abwesenheit nicht unbedingt glücklicher. 

Die Proben waren entspannter, auch wenn Louis sie mindestens genauso gut wie Niall foltern konnte, nur bezog er seine Kritik auf ihren Gesang und nicht wie Niall auf ihre gesamte Person, um sie zu ärgern. 
Nun saßen sie aber bereits eine halbe Stunde im Tonstudio und warteten alle auf genau einen Menschen. Niall.
Ava hatte die Songanhörung, wenn man es denn so nennen wollte, auf heute Abend angesetzt, damit sie noch proben konnten. 
Nun stand sie genervt am Türrahmen und sah alle drei Sekunden nach draußen, um nach dem Fehlenden Ausschau zu halten.

Dass sie noch nicht ausgerastet und alle Anwesenden zusammengestaucht hatte, hatten Ali und die Jungs nur einem zu verdanken: Cole.
Auch wenn er auf Ali, zuerst eher zurückhaltend gewirkt hatte und so, als ober Ava nicht im Mindesten das Wasser reichen konnte, hatte sie mit der Zeit bemerkt, dass er eine andere Art hatte seine Ziele zu erreichen:
Mit Ruhe und Ausgeglichenheit. 
Während Ava wütend Anordnungen durch die Gegend schrie und gestresst durch die Gegend rann, wenn etwas schief lief, redete Cole erst einmal ruhig darüber und versuchte dann eine Lösung zu finden. 
Sie waren sich eigentlich noch nicht einmal so unähnlich, beide wussten, was sie wollten und kämpften dafür. Und daran war doch eigentlich nichts Verwerfliches. 

Aber Cole hielt Ava in Schach, bewahrte sie davor mehr als einmal pro Tag einen Anfall zu bekommen und verankerte sie fest mit dem Erdboden und das alles ohne, dass sie es mitbekam. 
Ali hatte die Beiden, während der letzten zwei Tagen beobachten können und immer, wenn Ava sich entschied doch einen kühlen Kopf zu bewahren oder sich nach einem Anfall beruhigte, war Cole der Auslöser gewesen.
Manchmal nahm er sie einfach nur in den Arm oder strich ihr beruhigend über die Schultern, manchmal musste er auch zu härteren Methoden greifen und küsste sie einfach.
Aber egal, was er tat, danach war Ava wieder eins mit sich selbst und ihrer Umgebung. Und das war alles, was im Endeffekt zählte. 
Trotzdem konnte Aleyna hin und wieder immer nur über die Beiden und ihre Eigenheiten lächeln. 
Dafür, dass Ava Cole so schnell abgestempelt hatte, schien er ihr nun wirklich wichtig zu sein, denn er wich kaum noch von ihrer Seite. Alu freute sich für die Zwei, sie hatten es verdient glücklich zu sein. So viel sie mitbekommen hatte war Ava früher nicht unbedingt der Beziehungstyp gewesen – ein Grund, warum sie sich so gut mit Niall verstanden hatte - , schön, dass es doch erfolgreich zu funktionieren schien.  

„Ali!?“, riss Ava sie aus ihren Gedanken und warf ihr einen Blick vom Türrahmen zu. 
„Kannst du mal …“ Sie suchte nach dem richtigen Wort für Niall, um Ali vor den Jungs bloßzustellen, besann sich dann aber eines Besseren. „Niall anrufen?“

Ali nickte erleichtert und zog ihr Handy aus ihrer Tasche. 
Es war eine Sache, dass Ava und Cole sie erwischt hatten, aber die Jungs sollten nicht auch noch davon erfahren. Zumindest nicht zufällig. Obwohl die Anzeichen mehr als verdächtig waren: Ali war wieder in der Band, trug nur noch viel zu große T – Shirts und tauchte immer nur noch mit Niall zusammen bei den Proben auf. 
Aber eigentlich war es auch egal, ob sie es wussten oder nicht. 
Aleyna war die Lügengeschichten satt, sie hatte ihre Lektion gelernt. Wenn auch auf die harte Tour. Vielleicht hatte er es ihnen auch bereits erzählt. 
Niall hatte sein Handy nicht an, verkündete ihr eine nette, wenn auch leicht metallene Stimme am Telefon. Der Wortlaut war zwar nicht ganz der gleiche, der Inhalt schon. 

„Sein Handy ist aus“, teilte Ali Ava reserviert mit, die mal wieder kurz vor einem Nervenzusammenbruch stand.

„Heckt er wieder etwas aus?“, wandte sie sich schließlich seufzend an die Jungs, die sie scheinbar ahnungslos ansahen. Aber etwas schienen sie zu wissen, denn alle Drei hatten sich bereits an ihre Instrumente begeben.

Louis hatte aber anstatt seines Basses, eine Akkustik Gitarre in der Hand. Ein sehr befremdliches Bild. Harry hatte sich an sein Schlagzeug gesetzt, doch er würde es wohl nicht benutzen, denn seine Sticks lagen weit entfernt auf einem Tisch im angrenzten Tonstudio.  
Ali begegnete seinem Blick und er lächelte ihr kurz wissend zu. Harry hielt sich, seit Aleyna wieder ein aktives Mitglied der Band war, eher im Hintergrund, so wie zu Beginn ihres Einstiegs. Er war wieder der Eigenbrötler geworden, der er immer war, nur irgendwie zufriedener. Wenn er sie musterte lag Zufriedenheit in seinem Blick, warum auch immer.
So als ob er eine Mission erledigt hätte, merkwürdig. 

Liam klimperte auf seinem Keyboard, wie immer und war wieder in seiner ganz eigenen Welt. Manchmal erwischte sie ihn dabei, wie er ihr verstohlene Blicke zu warf, die von Mitgefühl und Verständnis geprägt waren. 
Ali hatte gewusst, dass Niall den Jungs von ihrem Vater erzählt hatte, aber das sie das so mitnehmen würden, hätte sie nicht gedacht. Vielleicht war Liam auch einer der wenigen Menschen, der verstand, sich kindisch gegen seine Eltern aufzulehnen. Er hatte es auch gemacht. 
Aber die Rockmusik war immer seine zweite Wahl gewesen, nicht seine Erste, ermahnte sie sich.
Um sich von ihren negativen Gedanken abzulenken, lauschte sie Liams Klavier. Es war eine Nummer von Wakey!Wakey!: Almost Everything. Beinahe alles. So ging es ihr auch: Sie hatte beinahe alles. Aber alles war nicht genug, manchmal zumindest. 

„Das ist toll, Liam“, murmelte sie ihm zu und schloss lächelnd die Augen, um die Musik zu genießen. Als sie die Augen öffnete sah Liam sie dankend an, bevor er sich wieder in die Trance seiner Musik begab. Verrückt, schmunzelte Aleyna lächelnd. Einfach nur verrückt. Und wunderbar zugleich.

„Wenn Niall nicht gleich kommt, bringe ich ihn um“, drohte Ava zähneknirschend. „Meint er, er wäre mein einziger Künstler? Man lässt mich nicht einfach so warten.“ 

Oh, oh, dachte Ali alarmiert. Gleich würde sie ausrasten. Obwohl sie nicht ganz unrecht hatte. Niall konnte wirklich einmal in seinem Leben pünktlich kommen. Das war wohl nicht zu viel verlangt.

„Ava, es bringt nichts, wenn du dich aufregst, davon kommt er auch nicht schneller“, versuchte Cole sie zu besänftigen.

Aber diesmal ließ Ava sich nicht so einfach ruhig stellen.
Sie war wütend. 

„Ich ruf gleich einen Auftragskiller an, dann ist er wenigstens ein für allemal von der Bildfläche verschwunden und raubt mir nicht den letzten Nerv.“

„Bestell ihm schöne Grüße von mir“, erwiderte Niall, der plötzlich am Türrahmen aufgetaucht war.

„Idiot“, stieß Ava nur fluchend aus, als sich Niall lässig mit der Gitarre geschultert auf den Weg zu den Jungs machte.

Cole warf ihm einen wütenden Blick zu, den er geflissentlich ignorierte, während er ihr einen kurzen Blick zu warf und sie anlächelte.
Gespannt sah sie Niall von einem Stuhl, der etwa einen Meter von den Instrumenten der Jungs entfernt war, seine Sachen auspacken und den Jungs letzte Anweisungen geben. Was hatte er vor, fragte sie sich heute zum gefühlten tausendsten Mal.

Zu Ali gesellten sich Ava und Cole, die sich ebenfalls ein paar Stühle besorgten, um einen direkten Blick auf die Band zu haben. Ava ließ währenddessen noch eine Tirade auf Niall los, der immer wieder nur mit Gesten verstehen zu geben versuchte, dass es ihm egal war, was sie sagte. 

„Machst du heute gar nicht mit, Ali?“, fragte Ava leicht vorwurfsvoll. 

„Nein“, erwiderte Ali augenverdrehend. „Niall will mich nicht dabei haben.“ 

Sie hörte Niall, der in einer Ecke seinen Gitarrenkoffer ablegte, leise lachen, als ob sie einen wirklich guten Witz gemacht hatte. Aber im Endeffekt war es ja das, was er wollte. Oder auch nicht wollte. Er hatte sie nicht gebeten mitzuspielen. Ava warf ihm einem befremdlichen Blick zu.

„Na gut, aber du bist weiterhin dabei?“, fragte sie Aleyna abschätzend und kniff ihre Augen zusammen, sodass sie nur noch schmale Schlitze waren. Sehr gefährlich. 

„Ja, es sei denn Niall hat mal einen schlechten Tag, dann könnte er mich auch rausschmeißen.“

Ali lächelte Ava an, die jedoch nicht ganz so begeisterte von ihrer Neuigkeit war. 
Kurz sah sie Aleyna unglaubwürdig an, während sich tausend Fragen in ihrem Kopf bildeten.
Ihr Blick sagte ungefähr so viel wie: Ich habe euch doch gestern wirklich knutschen gesehen, wieso also jetzt das?
Tja, dazu gab es nur eine Antwort und die würde Ava sicherlich nicht zufrieden stellen: Sie waren nun einmal anders.

„Das letzte Mal hast du dich selbst rausgeschmissen, Ali“, ging Niall endlich auf ihre Worte ein. Sie hatte sich schon gefragt, ob er tatsächlich mal einen Kommentar verkneifen konnte. Da hatte sie die Antwort: Nein.

„Ausnahmsweise bin ich vollkommen unschuldig.“ Da hatte er wohl recht: Ausnahmsweise.

„Also fangt jetzt endlich an. Ich hab nicht ewig Zeit“, versuchte Ava wieder Struktur in das Treffen zu bringen, die Niall so resolut zerstört hatte. 

„Sonst kannst du doch auch den ganzen Tag im Probenraum rumhängen, um uns vom Proben abzuhalten. Was ist heute anders?“, fragte Niall sie hart und stimmte weiter seelenruhig seine Gitarre, während Ava empört nach Luft schnappte.

„Niall“, warnte Aleyna ihn vorsichtig.

Sofort hob er seinen Blick und sah sie aufmerksam an. Jede Härte war aus seinem Gesicht verschwunden, jetzt lag nur noch ein undefinierbares Glitzern und Schalk in seinen Augen.
Sie sah ihn tadelnd an. Er sollte sich zusammenreißen. Sowohl Niall als auch Ava sonnten sich gerne in ihrem Erfolg und spielten sich grundlos auf. Man sollte ihnen ihre Grenzen endlich mal aufzeigen. 

„Gut, wir fangen an“, gab Niall sich schließlich geschlagen. Gut so. Er nickte den Jungs zu.  

Dann begann Liam auf dem Klavier das Intro zu spielen. Ali ertappte sich selbst dabei, dass sie vor Anspannung den Atem anhielt. Als sie dann die bekannte Melodie erkannte, musste sie m lächeln. Es war Sunny Afternoon. Ein klassisches, einfaches Stück. 
Und Niall hatte daraus seinen Song gemacht. Na, wenn das keine Steilvorlage war. 
Sie warf ihm einen spöttischen Blick zu, doch Niall lächelte sie nur warm an und ging nicht auf ihre kleine Stichelei ein.

Als die erste Strophe begann setzte Harry mit der Gitarre noch in der zweiten Stimme zusammen mit Liam ein, während Niall die Melodie spielte.
Was würde er nur singen, war die Frage, die Ali immer und immer wieder durch den Kopf ging. Worüber würde er singen? Sie würde es erfahren. 

„Placebos Post Blue was the song, I met her for the first time”, sang er, perfekt auf die Melodie abgestimmt, während ein wissendes Lächeln über sein Gesicht huschte, als ob er gerade in Erinnerungen versunken war. 

Ali hörte auf zu atmen, als sie seine Worte vernahm. Unwillkürlich fühlte auch sie sich wieder an das Konzert erinnert, das ihr Leben Schlag auf Schlag verändert hatte. Und das zu Placebos Post Blue. Wenn das nicht Ironie des Schicksals war.

„She wore a bun and very odd blue jeans.“ 

Er sang über sie. Über ihren Dutt, den sie vor fünf Wochen noch so oft getragen hatte und über ihre merkwürdige Jeans. Wenn sie nicht so ergriffen von Nialls Worten gewesen wäre oder von der Tatsache, dass er über sie sang, hätte sie ihn jetzt sicher für diese Aussage gelyncht. Sie trug keine merkwürdigen Jeans. 
Aber die Art wie er sang mit diesem Lächeln im Gesicht, als ob er nichts lieber tun würde, als hier zu sitzen und seinen Song zu singen, hielt Ali davon ab auf ihn loszugehen. 

„But looking into her eyes, I truely know...“

Die letzte Zeile vor dem Refrain. Und er hob tatsächlich seinen Blick und sah sie an. 
Während Louis und Niall drei hintereinander folgende Dreiklänge spielten sang Niall jede einzelne Silbe ihres Namens „A – ley – na, you´re the girl“

Du bist das Mädchen. Er war gut. Er war sehr gut. 
Aber Aleyna hatte sich geschworen, dass wenn es jemals jemanden geben würde, der für sie einen Song schreiben würde, sich lässig zu geben. 
Schließlich ist sie selbst Musikerin, sie hätte sich den Song auch selbst schreiben können. 
Trotzdem war sie fasziniert von dem Song, der im Zusammenspiel mit dem Klavier eine besondere Note bekam. Und sie bewunderte Niall dafür die richtige Tonlage für den Song gefunden zu haben. Sie hätte nie dazu singen können, weil sie so hoch waren. Aber Niall schaffte es ihn genau eine Oktave tiefer zu singen und es klang einfach … perfekt. 

„Fighting with you about whatever“, sang er schalkhaft. „Feels like coming home“

Und dann, als der Refrain sich dem Ende zuneigte, setzte er noch einen drauf: „And I know you´re better than all the girls before.“

Neben sich hörte sie Ava den Atem anhalten, während Cole ihr beruhigend die Hand drückte. Aber viel mehr konnte sie nicht registieren, denn Niall sang bereits weiter.

„With Jar Of Hearts she finally showed me another side of herself” 

Es war als, ob er eine Geschichte erzählen würde. Und so war es auch. Es war ihre Geschichte. Eine Geschichte, die sie geprägt hatte und sie schlichtweg zu den Menschen gemacht hatte, die sie heute waren. 
Nur klang diese Geschichte verpackt in eine schöne und sonnige Melodie gleich tausendmal besser.

„She was so young and her voice just fragile like glass.”

Genau das dachte Aleyna manchmal auch über ihre Stimme. Das Mädchen mit der Stimme aus Glass. So klang es doch gleich viel besser. Nun musste sie nicht mehr sagen, dass ihre Stimme brüchig war oder schwach. Sie war einfach… aus Glass. 
Es war ein schöner Vergleich. 
Dann waren sie auch wieder beim Refrain angekommen. Mittlerweile ihrem Lieblingsteil. 
Es war ein unbeschreibliches Gefühl, wenn Niall ihren Name klar und deutlich durch den Raum sang, als ob es sich um etwas ganz Wichtiges handeln würde. Etwas, dass er nicht vergessen wollte und dass auch seine Zuhörer niemals vergessen würden. 
Und wenn Niall dann nach einer kurzen Pause, nachdrücklich „You´re the girl“ sang, war es schwer nicht angezogen von seinen Worten zu sein.

„Alex Clare´s Too Close was the song when I get the chance to kiss her for the first time”, stieg Niall wieder in den Refrain ein. 

Damit hatte sich die Sache mit der Geheimniskrämerei vor den Jungs erledigt, dachte sie zuerst ernüchternd, doch als sie an den Moment zurückdachte, schlug ihr Herz viel zu schnell. Es war, als ob sie jede einzelne Sekunde, jede Berührung, jedes Wort an diesem Tag noch einmal erleben würde. 
Nicht ganz so intensiv wie beim ersten Mal, aber ergreifend genug, als dass sie kurz nach Luft schnappen musste. 

„Her lips felt so soft“, sang Niall weiter, während Ali kurz davor war, aufzuspringen.

Das war der Nachteil, wenn man einen Song über sich selber hatte, es gab keine Privatsphäre. Nichts konnte im Verborgnen bleiben oder versteckt werden. 

„…And even if she try to be mean, she would still be everything I need”, beendete Niall seinen ersten eigenen Song. 

Einen Song ohne Effekte, einen eingängigen Rhythmus oder ein Schlagzeug. 
Einen  Song, der nicht den Hintern, aber das Herz berühren konnte. 
Einen Song, von dem er endlich sagen konnte, dass es seiner war. Und niemand würde ihn ihm nehmen können. 
Auch wenn sie sich geschmeichelt fühlte, dass der Song von ihr handelte, sie freute sich viel mehr über die Tatsache, dass es Niall endlich geschafft hatte. Und es war ihr egal mit welchem Song er das geschafft hätte, hauptsache er hatte es geschafft. 

Es herrschte Stille nach dem sie geendet hatten. Eine bedeutungsschwangere, besondere Stille, die nach Worten schrie. Nach ihren Worten. 
Aber sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Egal, was für Wortbruchstücke ihren Mund verlassen würde, sie wären nicht genug gewesen, um das zu sagen, was Niall hören wollte. Aber sich selbst bloßstellen und ihm eine Lobeshymne zu singen, wäre auch nicht in ihrem Sinne. 

„Und?“, fragte Niall schließlich und erdolchte sie mit seinen Blicken, die seit Placebos Post Blue lange nicht so intensiv gewesen waren. „Gefällt er dir?“

„Na ja“, sagte Aleyna grinsend, während sie innerlich schon alle möglichen Kritikpunkte durchging.
Ein kurzes Intro, eine geklaute Melodie, wenig Instrumente, kein eingängiger Rhythmus, eine schwache Themenauswahl, ein sehr mainstreamer Song, keine stilistischen Rockelemente…

„Kannst du dich in den Song verlieben?“, unterbrach Niall ihren Gedankengang grinsend, der bemerkt hatte, was sie vorhatte.

Kurz sah sie sie ihn ungläubig und mit offenem Mund an. Kannst du dich in den Song verlieben?
Sie erinnerte sich daran, ihm einmal gesagt zu haben, dass gute Technik allein keinen guten Song schrieb. 
Nur wenn sich eine einzige Person wirklich in einen Song verlieben konnte, ohne genau zu sagen warum, dann war es ein guter Song. Er hatte sich ihre Worte gemerkt. Und sie jetzt auf den Punkt gebracht. Kannst du dich in den Song verlieben?

„Ich glaube ja“, erwiderte sie lächelnd: „Ich glaube, ich kann mich in den Song verlieben.“ 

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Ach was kann man groß sagen?

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