Special
*James Sicht*
Ich sitze am Tisch und zeichne. Zeichnen ist neben Quidditch meine heimliche Leidenschaft. Am liebsten zeichne ich Menschen. Menschen in verschiedenen Situationen und Landschaften. In der Natur, am Meer, in den Bergen, fröhlich, wütend, niedergeschlagen, traurig, nachdenklich, beim Lesen, Sport, Musikmachen, ... Oft weiß ich gar nicht, was ich zeichne, weil ich so in meinen Gedanken versunken bin, so dass ich es erst bemerke, wenn ich mit der Zeichnung fertig bin. Mir ist in letzter Zeit aufgefallen, dass ich meistens nur eine Person zeichne – Rebecca. Ich bekomme sie einfach nicht aus meinen Kopf, obwohl ich weiß, wie sehr sie mich verachtet – sie hält mich für eingebildet, einen Frauenheld, Macho, Idioten, Volltrottel, engstirnig... Woher ich das so genau weiß? Ich habe meine Quellen aka Rebeccas Schwester Chiara. Letztere ist übrigens mit Rebecca seit zwei Tagen bei uns, weil ihre Eltern, die Auroren sind, einen wichtigen Auftrag vom Zaubereiminister persönlich erhalten haben... Rebecca geht mir seit Anfang an aus dem Weg. Ich tue so, als ob es mir überhaupt nichts ausmachen, aber Chiara wirft mir immer unauffällig mitleidige Blicke zu – Okay sie weiß ja auch darüber Bescheid, was ich für ihre Schwester empfinde... Morgen ist Heiligabend und ich habe auch ein Geschenk für Rebecca gekauft, dass ich ihr heimlich in der Nacht neben ihr Bett aufs Nachtkästchen legen will. Es ist ein kleines Notizbuch. Es hat einen schlichten, schwarzen Ledereinband. Die Seiten sind aus hochwertigem Pergament, glatt und perfekt zum Schreiben und Zeichnen. Ich hoffe sehr, dass es ihr gefallen wird. Gedankenverloren zeichne ich weiter. Irgendwann zeichnet mein Bleistift – ich verwende tatsächlich ein Gerät der Muggel – nicht mehr weiter und ich begutachte meine Zeichnung. Es ist mal wieder unverkennbar Rebecca. Das sanft geschwungene Kinn, die gerade Nase, die nachdenklich, gleich zusammengekniffenen mandelförmigen Augen, die rückenlangen, welligen Haare, der schlanke Körper, mit schönen Kurven... Ich frage mich immer wieder, wie ich es schaffe, sie so detailgetreu zu zeichnen! Ich hefte das Blatt in einen Ordner ab, in dem ich alle meine Zeichnungen aufbewahre – mindestens ein Drittel davon sind welche von Rebecca. Ich blicke in Gedanken versunken aus dem Fester. Die letzten Tage hat es durchgehend geschneit, doch jetzt hat es aufgehört. Der rein weiße Schnee gedeckt Zweige, Büsche, Sträucher, den Boden, die Dächer, Fensterrahmen, an denen sich Eisblumen bilden. Er glitzert ungerührt, friedlich in der Sonne. Die dicken, grauen Schneewolken sind verschwunden und der Himmel ist von einem strahlenden blau. Kurz gesagt: ein wirklich malerischer Wintertag. Erneut fliegt der Stift übers Papier. Nach einer halben Stunde bin ich fertig. Diesmal zeigt die Zeichnung den Blick aus dem Fenster. Ich werfe einen Blick auf die Uhr. Noch zwei Stunden bis zum Abendessen... Entschlossen stehe ich auf, um Mütze und Wollmantel zu holen. Ich schnappe mir noch schnell meine Mappe mit den Zeichnungen und meine neueste, die ich erst nachher einheften will – ich will so schnell wie möglich raus, um einen klaren Kopf zu gekommen. Ganz in meinen Gedanken merke ich nicht, dass mir auf der Treppe jemand entgegen kommt – erst als ich gegen die Person stoße. Ich höre ein Fluchen. Schwankend kann ich mich gerade noch am Treppengeländer festhalten. Die andere Person hat weniger Glück. Sie purzelt ein paar Stufen hinunter bis sie schließlich auf dem Hosenboden zum Stehen kommt. Sie reibt sich über den Ellenboden, den sie sich angestoßen hat. Ich fluche unterdrückt und haste die paar Stufen nach unten, um Rebecca hoch zu helfen. Doch sie ignoriert mich gekonnt und steht selber auf. Bevor ich etwas niedergeschlagen nach oben gehe, wirft sie mir noch einen giftigen Blick zu. Aus den Augenwinkeln bemerke ich noch, wie sie sich bückt und etwas eine Treppenstufe über ihr in die Hand nimmt.
Ich schiebe etwas Schnee zur Seite, damit meine Hose nicht allzu nass wird und setze mich. Entspannt atme ich die kühle, klare Winterluft ein. Eine angenehme Brise streift mein Gesicht wie eine weiche Hand. In einem Baum in der Nähe singen ein paar Rotkehlchen. Der Wind fährt leise raschelnd durch die kahlen Zweige. Entfernt kann ich das leise Brummen des Verkehrs hören.
Ich muss wohl weggedämmert sein. Doch ich bin sofort wieder hellwach, als mich ein Schneeball von hinten in den Nacken trifft. Ich schreie erschrocken auf und springe auf die Füße, um mich nach dem Übeltäter umzusehen. Zehn Meter entfernt stehen Al, Rebecca, Chiara und Lily. Mein Bruder grinst triumphierend und die Mädchen kugeln sich regelrecht vor Lachen. Sofort gehe ich zum Angriff über.
Leise schlüpfe ich aus meinem Bett und steige in die Pantoffeln, die an seinem Fußende stehen. Ich bin sehr müde – die Schneeballschlacht ging über eine Stunde und wenn Mom uns nicht zum Essen rein gerufen hätte, wäre sie sicher noch viel länger gegangen. Ich hatte mich auch an Al gerecht, indem ich ihn nach allen Regeln der Kunst schön eingeseift hatte. Doch am Ende hatten wir uns verbündet und es stand Mädchen gegen Jungs. Ich erwähne mal lieber nicht, dass die Mädchen uns fast besiegt hätten – aber nur weil ich immer zu freundlich war, um Rebecca abzuwerfen, doch die hat keine Gnade walten lassen – schließlich ist sie nicht umsonst Treiberin! Wir waren dann alle so müde, dass wir beinahe über unserem Abendessen eingeschlafen wären...
Ich öffne leise die oberste Schublade von meinem Nachtkästchen und hole das Päckchen für Rebecca heraus. Dabei stößt meine Hand gegen den Ordner mit den Zeichnungen und mir fällt etwas ein. Ich hole ihn heraus und schlage die letzte Seite auf. Es ist das Bild von Rebecca, das ich am Nachmittag gemalt habe. Aber wo ist die Zeichnung von dem Blick aus dem Fenster? Ich durchsuche sorgfältig die ganze Mappe, schaue überall nach, wo es hätte sein können, doch das Bild bleibt verschwunden. Schließlich merke ich, dass ich immer müder werde und meine Augen kaum noch offen halten kann. Deshalb beschließe ich, Rebecca schnell das Geschenk zu bringen und morgen nach der Zeichnung zu suchen. Auf leisen Sohlen schlich ich über die Dielen zu dem Zimmer, das sich die Mädchen teilten. Vorsichtig öffnete ich die Tür, damit sie ja nicht knarzte und schlich zu dem Bett, in dem, wie ich wusste, Rebecca schlief. Vorsichtig legte ich es auf das Nachtkästchen. Dabei stieß meine Hand gegen ein Blatt. Ich hob es hoch. Im schwachen Lichtschein der Straßenlaternen auf dem Grimmauldplatz, der leicht durch die Vorhänge drang, konnte ich mein vermisstes Bild erkennen. Ich lächelte, legte es wieder neben mein Geschenk und ging in mein Zimmer zurück.
OMG, 1070 Wörter!!! So lang war noch kein Kapitel, das ich geschrieben habe!!! Findet ihr James auch so süß? ❤️Ich habe mir Mühe gegeben, gut aus seiner Sicht zu schreiben und ich hoffe, es ist mir gelungen! ^^ Man, ich bin gerade total im She-looks-so-perfekt-Schreibwahn, ich mach mich gleich an das nächste Kapitel! :D
LG Susanna-Rose
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