Prolog
Er zog die Lederjacke fester an sich und fuhr sich durchs Haar. Jeden Tag genoss er die kalte Luft und den Atemzug, den man im Winter beobachten konnte.
Er hatte ihn dazu getrieben, ihn nicht aus den Augen zu verlieren, und hatte mit dem Rauchen angefangen. Natürlich war dies eine unnütze Idee, doch das Gefühl der Kälte war ein Teil von ihm. Die Kälte selbst war er, denn er hatte sich zu dieser wandeln lassen, um sich den Alltag leichter zu gestalten.
Er beobachtete das loderne Feuer im Weiten und sah sich die braunen Haare genauer an. Sie waren nicht nur wie Seide. Nein, sie strahlten den Glanz aus, der in den Augen der Kinder war, wenn sie Eis im Sommer bekamen. Sie strahlte Intelligenz aus und hatte das gewisse Etwas, das ihn jedes Mal faszinierte.
Früher war er der schlichte 0815-Streber gewesen. Niemand kannte ihn, doch er kannte jeden.
Heute war er der Geheimnisvolle und doch völlig Verschlossene und deswegen der Uninteressante. Er hatte sich nie wirklich in ihr Sichtfeld getraut. Zu beobachten, wie sie sich in seine Arme kuschelte, kümmerte ihn nicht. Ihn kümmerte es eher, dass er ihr Herz brechen würde. Dass Collin sich trauen würde, so ein reines Herz zu brechen. Er hielt nie viel von Typen wie ihn. Nicht, dass er meinen würde, dass er besser war, doch er würde im Gegensatz zu ihm das hübsche Mädchen zu schätzen wissen. Er lehnte am Baumstamm und sog den Waldgeruch ein, bewahrte seine Ruhe und spielte mit dem Gedanken, sich eine seiner kostbaren Zigaretten anzuzünden. Sein Kopf schwang wie automatisch zu seiner heimlichen Liebe und ein kleines Lächeln umspielte seine Mundwinkel.
Eins hatte er geschworen: Er würde mit ihr sprechen. Dann wenn der Zeitpunkt sich bot.
»Ey, Whitmore, hat Mommy dir etwa nicht verboten rauszugehen?«, hörte er die Stimme aus weiter Entfernung brummen. Er hob den Kopf und blickte in graue Augen, die genervt dreinblickten. Seine Konturen waren nahezu aus Stein gemeißelt und jedes Mädchen wünschte sich diese nachzufahren, mit ihm auszugehen und jegliche Art von Spaß auszuüben. Collin war nichts anderes als ein Vollpfosten und er ersehnte sich nun eher den Qualm, der die Menschen verschwinden ließ, als dieses absurde Gesicht von Collin, das ihm hässlich entgegen grinste.
»Du hast dich geirrt, Collin. Mom ist heute nicht Zuhause «, gab er lächelnd von sich. Collin fuhr sich durch die Haare und lachte. Mehrere Äste knackten und auch einige Laubblätter wurden bei seiner schleifenden Bewegung zur Seite geschoben und erdrückt, als er zu ihm lief. Er war anders und dies könnte man gut mit Collin vergleichen, der sich mittlerweile genervt durch die Haare fuhr, als erneut ein Windzug durchzog. Er genoss die Luft, die Natur und die akkustischen Klänge. Im Gegensatz zu seinem Gegenüber.
»Du, kleiner Scheisser, solltest dich von hier entfernen.«
Aber hallo ging das schnell.
Collin war heute also besonders schlecht drauf. Er hob eine Braue. Es war dunkel und doch konnte er Collins Augen blitzen sehen. Das Lagerfeuer war für alle aus der Highschool, doch es schien Collin nicht zu kümmern. Also beließ er es dabei und ärgerte ihn lieber noch ein wenig.
»Was passiert dann? Verpasst du mir eine oder machst mich vor Publikum runter, wie früher? Warum so schlecht gelaunt, Collin? Wollte die Kleine nicht mit dir in's Bett steigen?", provozierte er ihn. Collin war der Grund, warum er sich verändert hatte.
Er hatte die Bücher beiseite gelegt und Sport
getrieben. Es war gut, dagegen hatte er keineswegs was einzuwenden, doch er hatte sich auch innerlich verändert, wurde zur Person, die er selbst verabscheut hatte. Leicht neigte er seinen Kopf zur Seite, schloss kurz die Augen und versuchte seine zuckende Hand im Griff zu halten. Collin ließ in ihn nur die Wut lodern.
»Ich weiß nicht, was ich noch von dir halten soll, Whitmore, also fass' sie verdammt nochmal nicht an«, zischte Collin. Dieses Mal war er derjenige, der lachte. Er fasste nicht, dass Collin dies tatsächlich gesagt hatte, gewagt hatte zu glauben, er könnte seiner unbeschreiblichen Liebe, diesem Mädchen etwas antun, das nur zu seinen Aktionen passte. Collin war reiner Abschaum für ihn.
»Wir wissen beide, dass es wahrscheinlicher ist, dass du ihr etwas antust.« Nicht einmal Sekunden später griff Collin nach seinem Kragen und zog ihn zu ihm, aber dieser schaffte dies auch nur, weil er es zuließ.
Frechen Typen sollte man immer den Spaß lassen, hatte sein Stiefdad ihm immer gesagt.
Collin funkelte ihn wütend an, doch sie wussten beide, dass er es nicht mehr alleine mit ihm aufnehmen konnte.
»Sie ist meine Freundin, das sollte dir im Klaren sein.«
»Irgendwann,... « , intensiv blickte er in die mausgrauen Augen und erkannte nichts anderes als puren Hass. Hass, der ihm durch die Adern ging und es ihm nicht leicht machte, denn er hätte Collin so gerne eine verpasst, ihm all die Jahre wieder zurückgeprügelt, sich den Schmerz ausgeprügelt, weil er den selben Hass verspürte und er ihn nur noch los werden wollte, »irgendwann nicht mehr.«
Und Collins Faust verpasste ihm einen so heftigen Stoß, dass er schwören könnte, dass sein Gesicht für immer deformiert sein würde. Aber er bereute seine Worte nicht, er würde sie niemals bereuen.
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