Kapitel 7: •Kriechende Schamlosigket•
Vorweg muss ich dies hier verfasst haben: BABAAM ab jetzt beginnt das Drama liebste Leser:D
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,,Do you remember the way you made me feel?" - Jarryd James
Mein Blick wanderte von der Dame mit dem schwarzen Hut hinunter zu dem Kind, das hoffnungsvoll zu ihr hinauf schaute. Die Hoffnung spiegelte ihre Naivität wider. Denn diese Frau würde niemals nach der kleinen ausgestreckten Hand greifen und sie würde auch niemals dem kleinen süßen Mädchen einen Kuss auf die Stirn drücken. Das Mädchen hatte zu lernen, das Liebe in der Gesellschaft kein Bestandteil mehr war. Man war besessen vom Geld und wenn es dieses nicht gäbe, würde man so schnell wie möglich ein anderes Mittel dafür suchen, das zum selben Zweck führen würde. Verhasst hatte die Frau ihren Mund verzogen und die Brauen beisammen gezogen. Der Betrachter des Gemäldes blickte von einem Schaufenster zu den beiden Hauptcharakteren, die nicht nur im Bild dominierten, sondern auch mit ihrer makellosen Schönheit und den schweren Mänteln zu regieren schienen.
Ich, als Betrachter, war nicht mehr als eine Schaufensterpuppe. Starr und ohne Menschlichkeit. Es flößte einen eine Heidenangst ein, denn diese Verzweiflung war so zum Greifen nah, doch als Puppe war man gefesselt. Man konnte nicht mehr tun, als mitzuspielen und seiner Rolle gerecht werden.
Das Mädchen schien die Last des Mantels auf ihren Schultern kaum ertragen zu können und die große Spange in ihren dünnen Haaren und prunkte. Sie war sicherlich aus Diamanten. Ich blickte erneut auf das Messingschild, auf dem 1# Puppe verfasst stand. Ich blickte auf die Unterschrift meiner Mutter, die so aussah wie gerade erst unterschrieben und auf dem Messing geschliffen wurde.
Ich trat Schritte zurück, nahm das Gesamtbild ein und wandte mich zum Bild daneben zu. Die drei Bilder, die auf der Wand mit wunderschön durchsichtigem Material eingerahmt wurden, besaßen einen großen Größenabstand, doch konnten als Collage gesehen werden, wenn man genug Abstand zwischen ihnen nahm. Die Reihe der Puppen war eine Abfolge verschiedener Geschichten. Sie konnten zusammen zerfließen, doch waren auch in sich abgeschlossen.
Ich wollte nicht erneut näher treten und die Details mustern, bei denen meine Mutter schon immer sauber gearbeitet hatte. Ihre Farben stimmten sich gerne ab und so ist die Collage beispielsweise in grünen Ton gehalten worden. Natürlich waren die darin abgebildetetn Menschen nicht grün, doch die Straßen waren beispielsweise in einem weichen grün, wohingegen die Hochhäuser im Hintergrund streng dunkelgrün waren und mit jedem Abstand nach hinten immer dunkler wurden.
Ich schritt zum nächsten Abteil und blickte auf die Farben, nahm viele Kontraste wahr und blickte dann auf die groben Striche. Abstrakt, lässig und mainstream, wenn ich dies so sagen konnte. Das war der Frust, der Rauch in der Seele meiner Mutter, den sie widergespiegelt hatte, das wusste ich.
Ein lautes Aufprallen ließ mich aus meiner inneren Ruhe aufzucken und mein Kopf schnellte zu Boden, auf dem ein schwarzer Regenschirm lag. Er war nass und seine Drähte rostig. Er lag wenige Meter von meinen Füßen entfernt, sodass ich wie aus Reflex zu den Schirm trat, mich hinkniete ohne den Boden zu berühren und nach ihm fasste. Doch ich hatte nicht damit gerechnet, mit einer großen Hand zusammenzustoßen. Die Finger meines Gegenübers, der wahrscheinlich auch in die Knie gegangen war, berührten die meine faserleicht. Erst jetzt nahm ich die schwarzen Lederschuhe wahr. Meine Augen wanderten von der dunkelblauen Anzugshose hinauf zu dem engen weißen Hemd, das sich über die Muskeln des Herren spannte.
Er hatte drei Knöpfe des Hemds aufgeknöpft und ich konnte Ansätze eines definierten Schlüsselbeins erkennen. Ich blickte von seinem Kinn, dem leichten Bart, mitten in sein Gesicht und erstarrte. Für einen Sekundenbruchteil konnte ich in meinem inneren Auge sehen wie verschleiert die Erinnerungen mich benebelten. Umso mehr die Sekunden verstrichen, desto weniger Luft blieb mir in der Lunge. Das Leben schnitt in mein Herz und ließ den Schmerz auf mich rieseln.
Diese mausgrauen Augen kannte ich nur allzu gut. Doch die Pupillen meines Gegenübers weiteten sich nicht. Er schien mich schon vor dem Fall des Schirms in Kenntnis genommen zu haben. Er griff nach dem Schirm und reichte ihn der Frau, der er aus der Hand gefallen war. Sie stand in ihren altmodischen hohen Schuhen neben uns beiden. Der Anorak im dunklen rot und die kurzen blond gefärbten Haare wirr und lockig. Sie sah beinahe aus wie ein Pudel.
,,Vielen, lieben Dank, ich bin in letzter Zeit völlig durcheinander, Mister Harsen", sagte die ältere Dame und lächelte Collin mit einem breiten Lächeln an. Ich schnaubte leise und richtete mich auf. Collin tat es mir gleich und blickte zwischen mir und der Dame hin und her. Sie trat auf Collin zu und zeigte mit ihrem Champagnerglas auf ihn.
,,Wie gut, dass die amerikanische Bevölkerung einen solchen edlen Mann wie sie hat", fuhr die Frau mit ihrer Schmeichelei fort und schenkte ihm mit ihren Botoxlippen ein gefälliges Lächeln. Ich schluckte und merkte wie mein Körper erneut anfing zu beben. Ich wusste, mein Körper suchte sich die unpassendsten Momente für eine Panikattacke, doch ich wusste auch, ich konnte nicht vor Collin zusammenstürzen. Ich musste hier raus, zumal mir das Atmen schwerfiel und seine Gegenwart mir zusetzte. Ich trat Schritte zur Seite, blickte zu Mamas Bilder und ignorierte, das schallende Gelächter der alten Dame und stöckelte mit großen Schritten aus dem Abteil. Meine Umgebung verblasste und ich rannte nun beinahe in Richtung Ausgang, wollte die verpestete Luft nur noch hinter mir lassen. Josephine Ross blickte von dem Herren vor ihr zu mir. Sie hatte gewusst, dass er kommen würde. Josephine hatte das Versprechen mit Kaylen gebrochen und dies mit vollem Bewusstsein.
Bevor ich den Ausgang erreichte, fasste eine große Hand nach meinem Handgelenk. Ich verkniff mir die Tränen und wagte es nicht zu schluchzen. Er hatte mein Handgelenk mit Sicherheit nur dehalb gefasst, damit wir gemeinsam das Gebäude verließen und ich nicht mehr die Möglichkeit besaß umzukehren und sein Event zu stören. Ich blieb abrupt stehen.
,,Reese Campbell", sagte Collin atemlos, völlig überrascht und überfordert mit der jetzigen Situation, als hätte erst jetzt wirklich realisiert, dass seine Ex vor ihm stand. Ich sah, dass seine Augen in Leid schwammen. Ich schluckte und blickte zur Seite. Ich war nicht dazu fähig in sein verlogenes Gesicht zu blicken. Nicht mehr. All seine Lügen waren schon früher unerträglich gewesen.
„Entschuldige, ich habe mir einen unpassenden Zeitpunkt ausgesucht, um die Malereien meiner Mutter zu betrachten", zischte ich hasserfüllt und versuchte mein Handgelenk aus seinem Griff zu ziehen. Doch ich wusste, dass ich mich nur befreien konnte, wenn er dies zuließ. Collin war stark und stur erst recht.
„Wir müssen reden. Ich schlage vor, das in einem Café oder ähnliches zu tun", sagte Collin in einem Ton, der keine Widerrede zuließ. Ich lachte ironisch und fuhr mir wütend durch die Haare. Natürlich hatte er nicht vor alles in der Öffentlichkeit oder so gut es geht nicht vor seinen Leuten zu klären. Er war stehts das selbe verlogene Arschloch, das sich mehr um seinen Ruf, als um seine Mitmenschen scherte.
„Es war wieder klar, dass du deine Probleme an einem Ort besprechen willst, der mit dir nichts zu tun hat", gab ich schrill wieder und fing die entsetzten Gesichter unserer Umgebung auf. Es schien nicht von Normalität zu sein, dass der Boss mit einer Frau in aller Öffentlichkeit stritt. Zumindest schienen Kameras nun aufmerksam zuzusehen.
Collin löste seine Probleme anders. Am besten mit einem Batzen Geld, sodass es auch keine Problematiken im Nachhinein gab. Ich presste meine Zähne hart aufeinander, blickte ihm unerbittlich in die Augen. Wie eine Mutter die ihr Kind nur mit Blicken strafte.
„Für mich spielt es keine Rolle, wo wir uns ausdiskutieren, solange du meine Arbeit aus dem Spiel lässt. Also lasse uns bitte gemeinsam rausgehen", sagte er beinahe flehentlich. Unrecht hatte er nicht. Seine Arbeit hatte vorerst nicht viel mit uns zu tun, wenn man die Bilder meiner Mutter daraus nahm. Schließlich bestand die Galerie nicht nur aus ihren Malereien und die Käufer konnten Mutters Bilder auch nur betrachten, da sie nicht kaufbar waren. Ich drängte mich an ihm vorbei, nach draußen, und tat ihm vorerst den Gefallen, doch vor dem Eingang würde ich mich nicht zügeln lassen können-
,,Reese, warte!", noch ehe er weiteres erwähnen konnte, trat ich aus der Doppeltür nach draußen und ließ mich von Blitzlichtern benebeln. Überall blitzten Kameras auf und die Paparazzi schien es besonders auf mich abgesehen zu haben, als mich Collin abzuschirmen versuchte. Er drängte mich mit gezieltem Druck auf einen Range Rover zu und ein Mann im Anzug hatte die Beifahrertür geöffnet. Ich blinzelte perplex und ließ mich von Collin auf den Sitz dirigieren. Sein Duft benebelte meine Sinne und nun, als sein Körper sich an meinen drängt, als er mich anschnallte, als würde ich dies nicht können, spürte ich seine ausgeprägten Muskeln. Er drückte die Beifahrertür zu und joggte auf die Fahrerseite zu, um kurz darauf einzusteigen. Ehe die Paparazzi das ganze Auto umhüllen konnte, brauste Collin in Richtung Innenstadt. Mein Herz hämmerte und ich wusste nicht genau, ob es an seiner Nähe oder an der ganzen Stuation lag.
Ich wusste, dass Collins Hobby das Verkaufen und Kaufen von Gemälden oder ähnliches war, doch was er noch machte, um seinen Lebensstandard so pushen zu können, wusste ich nicht. Er hatte allerdings immer ein Händchen für die Wirtschaft gehabt, weswegen mich seine Charakterzüge nicht sonderlich wunderten.
,,Vater hatte seine Firma für 300 Millionen Euro verkauft und als ich noch bei seiner anderen Firma gearbeitet hatte, litt er an einem Herzinfarkt. Dementsprechend Übernahm ich diese und meine Cousins die anderen beiden. Nicht mehr lange und ich werde alle Firmen besitzen können" sagte er unbeeindruckt und blickte weiterhin auf die Straße, was mir recht war. Ich hatte nicht gefragt, doch er schien meine Frage gelesen zu haben. Collins Ton wirkte jedoch keineswegs arrogant oder selbstüberzeugt, sondern schlicht und ohne Gefühl. Ich wusste noch genau, wie sehr er seinen Vater gehasst hatte, doch es schien, als hätte er sich mit seinem Vater vertragen, als hätten sie sich nach unserer Trennung wiedergefunden. Dieser Gedanke schmerzte und ich schloss kurz die Augen. Ich erwiderte zu seiner Aussage nichts und Collin schien auch nicht mehr zu erwarten. Er wollte mich lediglich informieren und ich wusste noch immer nicht, was ich von dieser Situation halten sollte.
„Ich weiß noch genau wie Geld für dich keine Rolle gespielt hat. Kannst du dich noch daran-"
,,Wohin hast du vor zu gehen?", brach ich seinen Satz ab und schaute aus dem Fenster neben mir, beobachtete wie die Stadt vorbei brauste. Eine Tränenschicht bildete sich und ich wusste meine gläserne Augen würden mich verraten. Der Schmerz in meiner Brust, den ich zunächst ignoriert hätte, machte sich erkennbar und ich schluckte den großen Kloß hinunter. Dass Colin über unsere Vergangenheit erzählt behagte mir nicht. Es hätte mich Überwindung gekostet, mich von ihm dirigieren zu lassen und mich dann noch in sein Auto zu setzen, doch nun eine Konversation darüber zu führen, wie glücklich wir früher gewesen waren, setzte mir zunehmend zu. Ich wunderte mich, dass meine Finger nicht zu prickeln begangen. Er hätte eine Backpfeife verdient.
,,Zu mir nach Hause, Reese."
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