◇ Entzückende Lady ◇
Vergangenheit
Die Seiltänzerin schritt mit ihrem schlichten Schirmchen von einem Ende zum anderen. Durch den seidigen Vorhang, konnte er ihren Anblick leider nur halbwegs genießen, doch es genügte ihm.
Ihr Tutu war nicht kurz, doch verdammt verlockend, da es einem das gewisse Etwas gab. Sie gab nicht viel von sich Preis, wirkte jedoch mit ihrer dunklen Corsage nur noch geheimnisvoller.
Er hatte sie in den letzten Tagen beobachtet und es faszinierte ihn jedes Mal auf's Neue, wie edel und anständig sie war.
Die Musik war laut und feierlich, passte einfach wundervoll zum Ambiente, das sich ihm anbot. Es war Musik, die perfekt zum Zirkus gehörte.
Ihre Füße, die in schicken schwarzen Ballerinas steckten, hielten ihr Gewicht stand. Geschmeidig tanzte sie auf dem Seil, so, als wäre sie mit ihm jahrelang vertraut gewesen.
Doch, er wusste nicht so recht, ob es ihm gefiel oder nicht, sie tanzte nicht vor Publikum. Zumindest selten. Er kam nachts vorbei, mit der Hoffnung, sie an diesem Tag tanzen zu sehen. Doch andererseits wollte er der einzige Zuschauer bleiben, der ihre kleinen Tänze kannte. Er wusste, dass der Seiltanz ihre Freiheit war und dass sie keine Frau war, die die Männer verführen wollte. Sie tanzte aus Leidenschaft und wusste, was sie tun musste, um sicher auf dem Seil zu sein. Sie war in ihrem Element und er liebte es so sehr, sie so unbeschwert zu sehen.
„Sir, wie oft habe ich Ihnen gesagt, dass Sie unterlassen sollten, in der Nacht zu kommen?", erklang eine ihm bekannte Stimme. Er stützte sich von der Wand ab und musterte die Flamingo Lady. Genervt fuhr sie sich durch die blonden Haare, wobei der Haarschmuck ihr dies nicht gerade leicht machte. Ihr extravaganter Haarschmuck, der mit lauter rosanen Federn und sogar mit einem Schleier bestückt war, zog viel Aufmerksamkeit auf sich und entzückte viele Männer besonders.
„Warum durfte ich dies nochmal nicht tun?", fragte er geduldig und senkte seine Lider. Er verschaffte sich somit auch einen Blick auf die Lippen der Lady. Sie blickte ihn an und presste die mit pinken Lipgloss bedeckten Lippen zusammen. Die Lady senkte ihren Kopf, doch er hatte gesehen wie sie geschluckt hatte, weswegen er sich ein siegreiches Lächeln einfach nicht verkneifen konnte.
„Sir, wenn Sie noch einmal hier auftauchen, dann werde-"
Sie hielt perplex inne, als er eine ihrer blonden Locken anhob und diese an seinen Zeigefinger lockte. Verdattert schaute ihn die Blondine an, die er nun anzüglich anlächelte. Er wusste, sein Lächeln würde unwiderstehlich aussehen, schließlich hatte er sich dieses vor Monaten extra angeeignet.
„Fahren Sie fort, Liebes", säuselte er verschwörerisch. Sie schluckte hart und biss sich heftigst auf die Unterlippe. Dass Frauen in seiner Gegenwart auffällig waren, war ihm zur Gewohnheit geworden, doch diese funkelnden Augen, wünschten sich viel zu viel, als dass er ihre Wünsche hätte erfüllen können.
„Nun j-ja, ich habe schon mehrmals e-ein Auge bei Ihnen zugedrückt und weiter w-werde ich es nicht tun!" , quikte sie nun fast und brachte sein Lächeln mehr in die Breite. Er rieb das Haar zwischen seinen Fingern, blickte sie noch etwas länger als nötig an und grub seine Hand gleich danach in die Hosentasche.
„Ich werde sowieso nicht mehr kommen", sagte er resolut und wandte seinen Kopf zur entzückenden Seiltänzerin, „denn sie wird verschwinden."
„Wie bitte?”
Er blickte Blondie an. Ja, sie hatte nicht vor zu bleiben. Auch, wenn das Tanzen ihre Leidenschaft war. Sie passte sich den anderen an. Er war verärgert über ihre Entscheidung, doch gleichermaßen verstand er, dass es in einer solchen Gesellschaft unmöglich war anders zu sein ohne aufzufallen.
Blondchen schnaubte vor ihm. Anscheinend hatte sie endlich verstanden, dass er keineswegs an ihr interessiert gewesen war.
Sie hingegen seit Wochen an ihm. Er hatte nur nicht so recht gewusst, wie man Frauen höflich abschüttelte, sonst hätte er dieses Schimmern vom ersten Moment an ausgelöscht.
Es gab immer nur eine Lady, die ihn interessiert hatte. Und zwar seine entzückende Seiltänzerin. Er blickte zu ihr und lächelte.
Nur sie.
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