Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

01 - close your eyes

Wenn ich die Augen schließe,
könnte ich mir vorstellen, dass das alles nie passiert wäre.
Ich könnte so tun, als ich wüsste ich den Grund für Jeongguks plötzliche mentale Abwesenheit nicht.
Als würde ich dieses widerspenstige Klacken Badas Absätze auf dem Boden nicht hören, das ihre innere Nervosität und Unruhe bekannt gibt.
Als würde Jimin nicht gerade mit dem breitesten Lächeln im Gesicht, das selbst der Sonne immer wieder Konkurrenz machte, von einer Party in irgendeinem der nahegelegenen Abteile der Stadt erzählen, die sehr wahrscheinlich nur halb so wild war, wie er sie mit ausschweifenden Gesten beschreibt.

Wenn ich die Augen schließe, dann sehe ich das, was ich gerne sehen würde. Das was ich insgeheim wünschte, was an jenem Abend passiert wäre.
Nichts.
Aber es ist nicht nur nichts passiert. Das Ganze ist schwieriger und größer, nicht wegzudenken, erst Recht nicht durch das simple Schließen meiner Augen.

„Ey, Lis! Hast du jetzt auch eine Freistunde?", die plötzliche Frage reißt mich viel zu grob aus meinen Gedanken. Meine Augen öffnen sich zu schnell, mir schwindelt einige Sekunden, bis mein Sichtfeld sich auf die dunkelbraunen Augen vor mir fixieren kann, die vor aufrichtiger Anteilnahme - oder war es einfach nur Schalk und Schadenfreude? - funkelten.

„Fuck!", ich werfe die Gabel neben meinen halb-leeren Teller, schnappe mir meinen Rucksack innerhalb der kürzesten Zeitspanne und werfe mit der ruckartigen Bewegung direkt meinen, mit Orangensaft gefüllten, Becher um.
Der Saft teilt sich blitzartig über den Tisch aus, Jimins Schmunzeln verschwindet, Bada wendet ihren Blick entsetzt auf die Pfütze und dann zu Jeongguk, der seelenruhig und ohne jegliche Gefühlsregung dabei zusieht, wie die Flüssigkeit sein neues Hemd durchnässt.

Ich knirsche mit den Zähnen, erkenne mich sofort schuldig, aber ich habe keine Zeit.
Und so Leid mir es um sein hübsches Hemd tut, das ihm zugegebenermaßen auch noch verdammt gut steht, so schnell muss ich auch in den dämlichen Chemie-Saal gelangen, von dem mich eine gefühlte Weltreise trennt.

„Ich mach's wieder gut, Guk. Versprochen."

Er wirft mir ein halbherziges Lächeln zu und das Zucken seiner Mundwinkel verursacht ein unzufriedenes Grummeln tief in mir drin. Ich fühle mich mehr als nur unwohl.
Ich mach's wieder gut, Guk.

Die gehässige Seite in mir lacht sich ins Fäustchen, als ich auf dem Weg zum Chemie-Saal dreimal über meine eigenen Füße stolpere und dann keuchend und nach Luft ringend vor der bereits verschlossenen Tür zu Halt komme.
Ich kämpfe mit mir, habe mein Asthma-Spray bereits halb aus der Tasche gezogen, als die Tür vor mir wie durch Wunder auffliegt und nur haarscharf an meiner Nase vorbei schrammt.

Ich springe erschrocken zurück, knalle mit dem Rücken gegen die Feuertür und der Griff bohrt sich in meinen Rücken, bis meiner Kehle ein schmerzerfüllter Schrei entwischt.
Es dreht sich ein wenig und in meinen Ohren klingelt es gefährlich, sodass Herrn Kims Schimpftirade über Zu-Spät-Kommer nur in Bruchstücken zu mir durchdringt.

Die gehässige Seite wirft sich vor Lachen weg, kugelt sich auf dem kühlen Flurboden des Gebäudes und keucht unter ersticktem Kichern etwas, das verdächtig nach „Verdient" oder „Tja, irgendwann holt es uns alle" klingt.
Ich möchte weinen und mich Zuhause in meinem Zimmer unter der Bettdecke verkriechen, meine Sorgen in einem der alten Pokémon-Games auf meinem pinken Nintendo DS light ertränken und einfach nur für einige Stunden von der Bildfläche verschwinden.

Stattdessen schließt sich eine eiserne Hand um mein Handgelenk und zerrt mich grob in den stinkenden Chemie-Saal. Der Geruch wirft mich fast um, aber irgendwie schaffe ich es dann doch auf meinen angestammten Platz neben Lehrerliebling Namjoon, der mir mit hochgezogener Augenbraue einen mehr oder minder besorgten Blick zuwirft, bevor er sich seufzend wieder seinen Notizen zuwendet.
Verdient.

Er schiebt mir schweigend ein Blatt zu und ich hätte schwören können in seinem Blick für eine kurze Zeit so etwas wie Mitleid wiederzufinden.
Und dann trifft mein Blick auf die dicke rote Null, die mir von dem Blatt entgegenspringt und ich möchte vor Scham am liebsten im Boden versinken, als ich den Kommentar Herrn Kims überflog, der nach einer Extraarbeit verlangte, um mich nicht vollkommen in einen Unterkurs rutschen zu lassen.
Verdient, verdient, verdient.

Die rote Null lacht mich die restliche Stunde hämisch aus und hört selbst dann nicht auf, als ich mich in der kurzen Pause zwischen den einzelnen Stunden verzweifelt an Namjoon wende, der mir allerdings mit einem ehrlichen Seufzen die Hilfe absagen muss.
Jedenfalls klingt sein Seufzen ehrlich, jedes seiner noch so kleinen Worte klingt ehrlich.
Aber im Vergleich zu meinen eigenen Worten, klingt wohl alles ehrlich.

Dieser Tag ist wohl von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen und während ich so den überfüllten Gang zurück zur Mensa auf mich nehme und Jeongguk an mir vorbeirennen sehe, verteile ich mir mental mehrere Backpfeifen hintereinander.
Wenn ich den Chemie-Kurs überleben will, dann muss ich jemanden finden, der mir unter die Arme greift, denn meine grauen Gehirnzellen sind nun definitiv nicht für das naturwissenschaftliche Unterrichtsfach geschaffen.
Und wie der Zufall es so will, ist meine einzige Rettung gerade mit einem dicken orangefarbenen Fleck auf weißem Hemd - der eindeutig mir selbst zu verschulden ist - an mir vorbei gezischt.

Wir haben kaum noch gemeinsame Kurse belegt und ich bin weit davon entfernt seinen Stundenplan auswendig aufzählen zu können, also habe ich keinerlei Chance ihn noch irgendwo vor seinem nächsten Saal abzufangen.
Gerade wenn man bedenkt, wie er leichtfüßig den gesamten Korridor durchquert, während ich selbst nach nur drei Sekunden nach Luft japsend in der Ecke liegen würde.
Absolut keine Chance. Nicht für mich, nicht für Elisabeth Yoo, dem Epitom der Bewegungslegasthenie.

Ich muss mich also doch irgendwie damit vergnügen, das Gespräch in meinem ohnehin nicht äußerst strukturierten Leben, nach hinten zu verschieben. Und ehrlich gesagt, kommt mir das mehr als nur Recht.
Seine Hilfe zu erbitten, kommt mir irgendwie falsch vor, das schlechte Gewissen nagt an mir und frisst mich von innen langsam auf, dabei habe ich es jetzt wirklich schon zwei gesamte Wochen für mich behalten können, ohne, dass es irgendetwas in mir ausgelöst hätte.

Gut, wenn man von ein paar schlaflosen Nächten in den ersten Tagen danach absah.
Oder von denen, die jetzt immer noch ein beständiger Begleiter meiner Nächte waren, aber ich schob alles seelenruhig auf den Schulstress, der jetzt in der Klausurenphase sowieso abnormal in die Höhe schoss und mich spätestens nach den ersten drei Klausuren ein paar graue Härchen kosten würde (was ich mir natürlich auch nur einredete, um die gesamte Phase zu dramatisieren).

Um diese Zeit ist es immer ziemlich ruhig in dem mächtigen Gebäude der Schule. So leise, wie es eben sein kann, wenn man draußen Autos mit irrsinniger Geschwindigkeit vorbeirauschen hört, eine Straßenbahn laut ihre letzte Haltestelle bekundet und dumpfes Gemurmel aus den unterschiedlichsten Sälen dringt.

Es stört mich nicht. So kann ich meinen Kopf in Ruhe freibekommen, bevor ich in den nächsten Kurs muss und schließlich ist mir das wuchtige Gebäude, inmitten Südkoreas Metropole Seoul, doch irgendwie mehr als Herz gewachsen, als ich jemals zugeben kann.
In den letzten drei Jahren in denen ich meine wertvolle Lebenszeit hier verbracht hatte, wanderten meine Gedanken nicht mehr allzu oft zu dem kleinen Dörfchen in Deutschland, in dem ich aufgewachsen bin.
Aber die letzten Tage sind wieder härter geworden und vor zwei Wochen hätte ich fast alles, dass ich mir hier am anderen Ende der Welt aufgebaut hatte, einfach so weggeworfen.

„Was willst du denn alleine in Deutschland? Hör mal, Engelchen, ich denke, deine Großmutter würde dir die Hölle heiß machen, wenn du einfach so vor ihrer Haustür auftauchen würdest."
Und somit war das Thema damals auch schon wieder gegessen, denn meine Großmutter väterlicherseits war da die einzige Möglichkeit für meinen minderjährigen Hintern irgendwie zu überleben.
Und sie hasste mich und ihre Schwiegertochter, für deren Heimatland Südkorea sie so wirklich garnichts übrig hatte, mit Leib und Seele.
Dad interessierte sich für meinen plötzlichen Heimweh-Anfall, wenn man es so nennen konnte, nicht sonderlich und tut es auch jetzt noch nicht, denn er verbringt den gesamten Tag über in seinem Zimmer Zuhause, das er in ein funktionsfähiges Büro umgewandelt hatte, während meine Wenigkeit vollkommen mit der Schule ausgelastet ist.

Generell hat sich in letzter Zeit sehr viel verändert.
Beginnend von dem größten Fehler meines Lebens, dem Abend an dem sich alles änderte.
Dad arbeitete länger als üblich in seinem Büro, vermietete diese sündhaft teuren Elektrowagen und war für die Familie kaum zu sehen.
Mom traf sich öfters mit ihrer alten Freundin Soohyun, die anders als wir nicht in der Hauptstadt des Landes residierte, sondern viel weiter südlich des Landes, und ließ mich quasi spät-abends mit beschäftigtem Vater und pubertierender kleinen Schwester in unserem Haus zurück.

Besagte Schwester blondierte sich letzte Woche die Haare in einem kräftigen Wasserstoffblond, da sie irgendwo aufgeschnappt hatte, dass Taehyung, in den sie seit Wochen beinahe krankhaft vernarrt war, auf blonde Haare stand.
Taehyung flirtete jedes Mal, wenn er zu Besuch war, unglaublich gerne und offensiv mit ihr - nicht weil er mehr für meine quirlige, jüngere Schwester übrig hatte, er schien es jeglich zu genießen, wie sie jedes Mal bis zu den Zehen hin rot anlief, wenn er nur in ihre ungefähre Richtung sah.

Ich lasse ihn gewähren und spreche auch meine Schwester nicht auf ihre nicht-existenten Chancen bei ihm an, einfach aus dem Grund, dass ich Maggies kleine heile Blase nicht vollkommen zerstören will.
Es reicht, wenn meine Welt zerschmettert am Boden liegt.

Bada, meine beste Freundin, spielt wohl eine der größten Rollen in der Misere, wenn nicht sogar die Größte.
Ich möchte ungern die gesamte Schuld auf sie abwälzen, denn so läuft das hier nicht.
Sie redet sowieso kaum noch mit mir oder sonst jemandem, hängt ständig in unsere Clique herum, schließt sich aber selbst aus - keine Chance an sie heranzukommen.
Manchmal - besonders nachts, wenn ich schlaflos mit offenen Augen an die Decke starre - frage ich mich, was das zwischen uns noch ist, ob man es noch Freundschaft nennen kann oder ob das Geschehene und die vielen Geheimnisse eine riesige Kluft zwischen uns gerissen haben, die niemand von uns beiden zu überschreiten wagt.

Jeongguk hat sich, nun ja, eine ziemlich harte Schale zugelegt, seid seine Schwester vor zwei Wochen in einem Autounfall ums Leben kam. Es ist schwer sie zu durchbrechen und wenn ich ehrlich sein soll, will ich es auch garnicht.
Mir wird alleine schlecht im Magen, wenn ich daran denke, was passiert ist und es lässt mich - egoistischer Weise - ein wenig besser fühlen, wenn ich daran denke, dass er so damit klarkommt, mit seiner Schale, zumindest irgendwie.

Ich bekomme kaum etwas von meiner Außenwelt mit, als ich an dem alten Schwarzen Brett der Schule vorbeilaufe, das nun einen anderen, hässlicheren Zweck erfüllt, als ursprünglich geplant.
Wir Schüler nennen es zähneknirschend und mit Angst getränkt „das Brett der splitternden Masken". Jedenfalls ist das der offizielle Name, der mit Edding und krakeliger Handschrift auf die weiße Wand darüber geschmiert wurde.
Manche nennen es auch kürzer „das Brett der Wahrheit" oder, was es wohl am ehesten beschreibt „die Gerüchteküche".
Im Lehrerzimmer ist es wohl eher als „Teufelsteil" bekannt, was zumindest meiner Meinung nach ganz und garnicht weit von der Wahrheit entfernt liegt.

Schüler jeder Altersklasse hängen kleine krakelig-beschriebene, anonyme Zettelchen an das Brett mit Gerüchten und Geheimnissen über Klassenkameraden, Lehrer oder ihren selbsternannten Todfeinden.
Die Lehrer haben schon so einiges versucht, um dem Grauen ein Ende zu setzen, aber irgendwann mussten auch sie einsehen, dass nichts und niemand die Schüler davon abhalten würde, andere durch die verräterischen Zettel ins schlechte Licht zu rücken.

Heute tummeln sich eine Menge Schüler um das Brett, darunter erkenne ich auch Taehyungs dunklen Haarschopf, der ziemlich weit vorne in der Meute steht, einen schwarzen Zettel in der Hand.
Jemand muss wohl ein neues Geheimnis gelüftet haben.

Ich will weitergehen, denn ich bin keine der Dramaqueens, die den täglichen Tratsch und Klatsch tief einsaugen müssen, als wäre er ihr persönlicher Sauerstoff und würde sie am Leben halten.
Aber dann landen ungefähr zehn paar entsetzte Augen auf mir und Getuschel setzt ein und jetzt bin ich doch neugierig.

Oder ängstlich. Schließlich läuft mir ein eiskalter Schauer über den Rücken, als ich auf Taehyung zuschreite, der den Zettel plötzlich in einem Anfall von Panik an seine breite Brust drückt, als ich Anstalten mache, danach zu greifen.

Es muss um mich gehen, sonst würde er sich nicht so anstellen.

„Hat sich wohl jemand einen kranken Scherz erlaubt, nicht wo wichtig, Lis. Wirklich nicht. Vergiss es einfach.", er lacht künstlich, die Panik nimmt vollkommen Kontrolle über sein Handeln und seine Mundwinkel ziehen sich krampfhaft unecht nach oben.

„Stell dich nicht so an und sag mir, was draufsteht!", meine Stimme zittert, aber ich kann meinen Körper kampfbereit in einer aufrechten Haltung wahren - immerhin etwas.

„Ich glaube nicht, dass du das lesen möchtest, Elisabeth. Vertrau mir."

Ich bin schneller. Viel schneller.
Der Zettel ist schneller aus seiner Hand gerissen, als er meinen vollen Namen in seinem koreanischen Akzent ein zweites Mal wiederholen kann (mittlerweile hatte ich mich an die seltsame Akzentuierung gewöhnt).

Meine Augen ruhen unruhig auf dem schwarzen Zettel in meiner Hand und ich mache mir einen kurzen Moment lang Gedanken darüber, wer es um Gottes Willen so verdammt lustig fand, auch noch einen passenden schwarzen Zettel zu wählen.

Die Frage löscht sich allerdings prompt aus meinem Gedächtnis, als die Worte in weißem Gelstift sich in mein Sichtfeld brennen und ich das Ausmaß langsam aber sicher begreife.

„Lis. Bitte. Das ist nur ein besonders schlechter Scherz. Du weißt doch, wie die Schüler hier manchmal sind. Mach dir einfach keinen Kopf darum, ja? Lis? Hallo? Lis!?", Taehyungs Stimme überschlägt sich fast, so hektisch spricht er auf mich ein, seine Stimme in der Panik eine ganze Oktave nach oben geschraubt.

Ich kann mich nicht auf ihn konzentrieren.
Ich sehe nichts mehr, höre nichts mehr, rieche nichts mehr.
Ich kann nicht Atmen.
Meine Erythrocyten haben die Sauerstoffübertragung aufgegeben - oder es fühlt sich zumindest so an.

Denn das, was tatsächlich auf diesem hässlichen schwarzen Zettel steht, ist nicht nur ein schlechter Scherz, wie Taehyung es betitelt - oder einige andere fassungslos Naiven dieser Schule.
Es ist die eiskalte, verfluchte Wahrheit.

Yoo Elisabeth ist einer Mörderin.

•••
A/N:
Tja, da ist der Guten wohl jemand auf der Schliche?

Ich habe schon so lange nicht mehr in der ersten Person geschrieben, dass es mir manchmal tatsächlich ein wenig komisch vorkam.
Aber egal.
Ich hoffe ihr seid gespannt darauf, herauszufinden, was es mit diesem ominösen Zettel auf sich hat.

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro