Kapitel 42.
Sayurie
Ich keuchte laut auf, als Nadias Fuß, mich direkt an meiner Seite erwischte. Der Schmerz wanderte für einen kurzen Moment meine Glieder hoch, ehe ich etwas auf die Seite taumelte und meine Rippen hob. Wütend kniff ich meine Augen zusammen und blickte ihr finster entgegen. Auch sie sah nichtmehr so überlegen drein, wie noch Minuten zuvor.
Neben uns kämpften Katrina und Sturmhund, doch keiner der Beiden blickte auch nur in unsere Richtung und vielleicht würde es mir auch gut tun, dasselbe zu tun, doch immer wieder erwischte ich mich dabei, wie meine Augen während des Kampfes zu meinem ehemaligen Captain wanderten und für ein paar Sekunden auf seinem verräterischen Gesicht hängen blieben.
Ich sollte ihn hasse und doch, spürte ich ein komisches Gefühl der Euphorie zu wissen, dass er mir zur Hilfe geeilt kam. Vielleicht, entstammte er ja doch nicht aus den tiefsten Winkeln der Hölle? Ein Lufthauch schoss an meinem Gesicht vorbei und meine ohnehin schon blutige Wange erinnerte mich, dass ich jetzt nicht träumen durfte. Wiederwillig riss ich meine Augen weg, von dem Paar uns gegenüber, welches sich einen erbitterten Kampf lieferte, obwohl Sturmhund noch immer nur eine Hand hatte.
Mit viel Wucht, sah ich wie Nadias Hand auf mich zugerast kam. Ich schaffte es einen Schritt auf die Seite zu tätigen und nach ihrem Arm zu greifen, den ich mit einer schnellen Bewegung verdrehte. Ein lautes Stöhnen entwich ihr, als sie ihren noch freien Arm dazu verwendete mir ihren Ellenbogen beinahe in den Unterleib zu rammen. Ich sah den Angriff zwar, konnte ihn jedoch nicht blocken, weswegen ich gezwungen war sie frei zu geben und etwas Abstand zwischen uns zu bringen.
Sie fauchte wild auf, ihre blauen Augen sahen mich nun nichtmehr kühl an, sondern leuchteten fast vor ihrer Wut. Ja komm nur näher, auch ich bin nicht gut auf dich zu sprechen!
Ihre zarten Finger fuhren einmal über ihren verletzten Arm, welchen sie schlaff an ihrer Seite hinunter hängen ließ. Ich war mir jedoch sicher, dass ich ihn nicht gebrochen hatte, es gab schließlich kein Knacksen, doch auch wenn ich es getan hätte, schien sie sich recht schnell erholt zu haben, denn im nächsten Moment kam sie wieder auf mich zu gerannt. Die Schläge mit ihrem rechten Arm, waren zwar etwas schwächer, als die von ihrem linken, jedoch brauchte ich doch all meine Kraft und spürte den Schmerz in meinen Knochen, als ich sie abwerte.
Sie drehte sich in einer fliesenden Bewegung um und schlug mir dabei flach ins Gesicht. Ein lautes Klatschen war zu hören und mein Geist war benebelt, doch ich schaffte es noch immer klar zu denken. Na gut, das Spiel können auch zwei spielen.
Ihre Augen weiteten sich in Schock, als ich mal zur Abwechslung nicht nur passiv ihre Schläge abwehrte, sondern gezielt auf sie los ging. Eine warme Flüssigkeit berührte meine Finger, als mein Dolch an Nadia vorbeifuhr und ihr die Haut aufriss. Es war nicht mit Absicht passiert, ich hatte den ganzen Kampf über gehofft, ich könnte Nadia und Katrina vielleicht bewusstlos schlagen, oder sie so lange hinhalten, bis ich die Chance hatte, von ihnen zu entkommen. Jedoch konnte ich nicht sagen, dass ich mich besonders schlecht fühlte, als Nadia sich ihren Bauch hielt und das Blut ihre Tunika durchweichte. Ihre Beine zitterten und ich sah, wie sie unter ihr nachgaben. Sie war es nicht gewohnt verletzt zu werden. Die Furcht in ihren Augen verriet sie.
Warum sollte sie auch lernen trotz einer schweren Verletzung weiterzukämpfen, wenn sie ja sowieso unbesiegbar war? Vielleicht war ja das der Vorteil, den ich über sie hatte. Ich war nämlich gewiss nicht stärker oder schneller als sie, noch in irgendeiner Weise klüger, ich hatte nur schon sehr oft in meinem Leben Niederlagen hinnehmen müssen und das solange, bis ich selbst nach einer Niederlage wieder aufstand, dass ich selbst dann noch aufstand, wenn mein Blut durch meine Kleidung sickerte und ich mit dem Gesicht im Staub lag, das war der Unterschied zwischen mir und Nadia.
Ich konnte Angst in ihren Augen erkennen, als sie mich mit meinen Dolchen vor sich stehen sah. Angst vor ihrem Tod. Vielleicht wusste sie ja jetzt, wie es war. Ich tat einen zögerlichen Schritt auf sie zu und sah wie sich ihre Augen weiteten, hatte ich wohl genauso ausgesehen, jedes Mal, wenn sie mich besiegt haben?
Ich wünschte ich könnte ihr etwas sagen, ich wünschte ich könnte mich zu ihr runter beugen und ihr ins Ohr flüstern: „Keine Sorge Nadia, dir wird nichts passieren, diese Niederlage war für dich Strafe genug, denkt daran, wenn wir uns das nächste Mal begegnen." Stattdessen drehte ich mich ohne ein weiteres Wort um und rannte auf Katrina zu.
Katrina und Sturmhund waren so sehr in ihren Kampf vertieft, dass sie mich zuerst gar nicht wahr nahmen. Erst als ich Katrinas Arm abfing, der Sturmhund hatte treffen sollen, merkte ich, wie sich zwei Augenpaare auf mich legten. „Schön das du hier bist." Kommentierte Sturmhund, als er sich unter einem Tritt von Katrina wegduckte. Sein Atem ging schwer und sein Körper war schon etwas vor Anstrengung gekrümmt. Es wäre vermutlich ein fairer Kampf, hätte Sturmhund noch beide Hände, stattdessen musste er immer wieder Katrinas Attacken ausweichen und auf die wenigen Gelegenheiten warten, in denen Katrina ungeschützt war und er mit seiner Hand einen Schlag riskieren konnte.
Ich selbst hob mein Bein an und wagte es den Versuch zu starten Katrina das Bein wegzutreten, doch ihre Reflexe waren zu schnell, als das ich es schaffte und bevor ich wusste wie mir geschah, hatte sie mein Bein abgefangen und mich nach hinten geworfen. Ich prallte hart auf den Boden und musste mich trotzdem noch rechtzeitig auf die Seite rollen, damit ich dem Dolch, der nach mir geworfen wurde nicht zum Opfer fiel. Wütend keuchte ich auf, als ich nach dem Messer neben mir griff und mich mit eben diesen auf Katrina zu rannte. Sturmhund und sie hatten mir gerade den Rücken zugekehrt, als ich sah, wie sie mit ihrem verbliebenden Messer ausholte und Sturmhund damit über den Hals fuhr.
Mein Herz setzte für einen kurzen Moment aus, als ich das rote Blut sah, welches aus seiner Wunde floss. Reflexartig fuhr seine verbliebende Hand an seine Kehle und Katrina nutzte es aus um ihren Dolch in seine Schulter zu rammen. Ich hörte seinen Schrei, der in dem Getümmel unterging und spürte, wie mein Blickfeld rot wurde.
Etwas, was man als einen zornerfüllten Schrei bezeichnen könnte, entfloh meiner Kehle, als ich mich auf ihren Rücken stürzte und meinen Dolch in ihre Axel rammte. Ihr Körper krümmte sich vor Schmerzen, als sie sich mit ihrer letzten Kraft umdrehte und mich auf den Boden warf.
Ich konnte gar nicht so schnell alles in mir aufnehmen, um überhaupt zu begreifen was vor sich ging. Das nächste was ich mitbekam, war ein heißer Stich in meinem Bauch und zwei Schüsse, die zeitgleich abgefeuert wurden.
Hart fiel Katrinas Körper neben mir reglos auf den Boden, auf der Rückseite ihrer Montur konnte ich zwei immer größer werdende rote Flecken sehen, die sich immer weiter ausbreiteten und ihre kalten Augen, die langsam ihren Schimmer verloren.
Katrina war tot.
Mit vor geschockt geweiteten Augen sah ich auf Sturmhund, der noch immer auf dem Boden lag, aber es irgendwie geschafft hatte mit einer Hand seine Pistole nachzuladen. Von ihm stammte eine Kugel. Neben ihm konnte ich die Gestalt von Zoyla sehen, die noch immer ihre rauchende Makette in der Hand hielt und selbstsicher grinste. Auch ich wollte grinsen, doch etwas in mir hinderte mich daran. Als ob es auch Zoyla und Sturmhund merkten, konnte ich sehen, wie sich ihre Mienen verdüsterten. „Sayurie." Keuchte Sturmhund, sein Hals und seine Schulter, aus der noch immer ein Messer ragte, blutete noch immer stark, doch es schien ihn nicht zu kümmern, als er zu mir gekrochen kam.
Schweiß hatte sich auf seiner Stirn gebildet und Blut tropfte neben mir in den Sand, er sah nicht gut aus, er musste zu einem Heiler und doch saß er hier neben mir und sah mich an, als ob ich im Sterben lag.
„Hey." Lächelte er und zog mich auf seinen Schoß, aus irgendeinem Grund, fühlte ich mich nicht im Stande es selber zu tun. Meine Muskeln und Gliedmaßen schienen nicht auf mich zu hören. „Alles wird gut." Murmelte er in mein Ohr. Verwirrt blickte ich ihn an. Ich wusste das, warum sprach er so komisch?
Wie als ob er es mir zeigen wollte, berührte seine Hand meinen Bauch und meine Augen folgten seiner Bewegung.
Ich wusste nicht, wie ich es nicht hatte bemerken können, doch jetzt verstand ich, den besorgten Ausdruck in seinen Augen. Ein silberner Schaft ragte aus meinem Bauch, denn die dazugehörige Klinge, steckte in mir drinnen. Das musste der spitze Schmerz gewesen sein, den ich gespürt hatte, als die zwei Schüsse losgegangen waren. Katrina hatte mich zu ihrem letzten Opfer gemacht.
Wie als ob die Illusion zerbrochen wäre, dass ich völlig in Ordnung war, beschleunigte sich mein Atem. Ich will nicht sterben, ich will nicht sterben, ich will nicht sterben! Panisch schaute ich auf die einzige Person, die mir jetzt noch Trost spenden konnte. Seine silbernen Augen sahen mir warm entgegen, eine gewisse Traurigkeit lag darin, als ob er sich von mir verabschieden würde. „Du wirst leben." Flüsterte er mir ins Ohr und ich spürte, wie er mir einen Kuss auf meine Finger drückte, ehe er sich an Zoyla wandte. „Du musst sie zum Schiff bringen." Zoyla sah etwas unentschlossen drein. „Was ist mit dir?" Fragte sie vorsichtig nach und sah auf den Mann, mit silbernen Augen. Dieser bemühte sich um ein keckes Lächeln.
„Ich mag es nicht getragen zu werden." Das Blut aus seinem Hals sah für mich auf einmal noch nach mehr aus. Er konnte nicht aufstehen, schoss es in meinen benebelten Kopf. Wie sollte er aber dann in diesem Chaos zum Schiff kommen? „Trag sie, nimm sie mit, bevor es zu spät ist." Ich schüttelte leicht meinen Kopf, war mir jedoch sicher, dass keiner der Beiden es mitbekommen hatte. „In Ordnung." Ich spürte wie sich zwei starke Arme um mich legten und wie mein Kopf so schwer war, dass er einfach gegen Zoylas Brust stoß, als sie mich hochhob. „Soll ich ihr etwas von dir ausrichten?"
Schwarze Flecken tanzten vor meinen Augen, als ich diese langsam schloss.
„sag ihr, wenn sie stirbt, kann sie von mir was erleben." Das war das letzte, was ich von ihm hörte, bevor ich in eine kalte Dunkelheit fiel. Das war das letzte, was ich von Sturmhund hörte, bevor ich ihm seinen sicheren Tod überließ.
Ok ich weiß, die Sonne scheint nichtmehr, aber! Aber es ist noch Montag und ich bin da mit einem neuen Kapitel. Yay!
Das war jetzt das vorletzte und nächste Woche kommen wir zu unserem großen Finale und der erste Teil wird dann beendet sein. Also ich hoffe doch sehr, dass ihr bis dahin dabei bleibt und noch viel Spaß beim Lesen, ich hoffe es hat euch gefallen.
eure
Annij1
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