Kapitel 41.
Sayurie
Die improvisierte Tür wurde mit einem lauten Splittern aus den Angeln gehoben. Schneller als irgendjemand von uns gucken konnte, füllte sich der ganze Raum mit awerianischen Soldaten. Das Geräusch von Metall, welches hart auf Metall stieß, erfüllte meine Ohren mit einem penetranten Klingeln.
Meine Hände fingen an zu schwitzen, doch der Griff um meine Dolche verfestigte sich nur, als ich die erste Klinge sah, welche auf mich nieder geschossen kam. Schnell, so wie ich es schon hunderte von Malen gemacht hatte, wich ich dem Streich mit einem Ausfallschritt aus und duckte mich unter meinem Angreifer empor. Ich schaute ihm nicht mal ins Gesicht, als meine Klinge in den ungeschützten Raum, unterhalb seiner Achsel stieß. Ich mahnte mich, nicht auf seinen sterbenden Körper zu blicken, ich konnte es mir nicht leisten abgelenkt zu sein.
Zoyla, die etwas weiter von mir stand feuerte blind ihre Pistole ab, es würde mich nicht wundern, wenn sie bei ihrer Wahrlosigkeit einen von uns treffen würde. Innerlich machte ich mir eine Notiz, mich während des Kampfes von ihr fernzuhalten.
Meine Dolche glitzerten rot, als ich mich weiter ins Getümmel warf, die Schüsse um mich herum wurden dabei immer lauter und immer mehr Leute, von beiden Seiten fielen mit Löchern in ihren Körpern auf den Boden. Meine Ahnen mussten es gut mit mir meinen, denn bis jetzt wurde ich noch von keiner blinden Kugel getroffen, sondern duckte mich immer wieder unter Angriffen hervor, um einen Gegenschlag einzulenken. Meine Haare wehten mir jedoch unwirsch in das Gesicht und ich verfluchte mich, in meiner Eile vergessen zu haben meinen Zopf zu erneuern. Jetzt hatte ich jedoch keine Zeit, mir mal kurz Zöpfchen zu flechten.
Ein Messer blitzte in meinem Augenwinkel auf, als ich mich gerade einem ungeschützten Soldaten nähern wollte. Der Lufthauch, der meine Haut streifte ließ mich sofort wissen, die Person hatte es ernst gemeint und sie wusste, wie sie mit ihrer Waffe umgehen musste.
Ich drehte mich in einer fliesenden Bewegung um und holte dabei mit meinem Dolch seitwärts aus, um etwas Distanz zwischen mich und meinen Angreifer zu bringen, der durch diese Aktion zurückweichen musste. Meine Muskeln spannten sich an und meine Augen wurden groß, als ich in meine Verteidigungsposition ging. Braunes Haar blitzte von unter der Kapuze hervor und kühle blaue Augen starrten mir entgegen, als Nadia mit einem höhnenden Ausdruck vor mir stand.
Wenn sie überrascht war, mich hier anzutreffen, so tat sie einen verdammt guten Job, das zu verstecken. Ihre Haltung war wie immer perfekt und ich konnte wetten, dass sie mich von unter ihrer Montur hämisch angrinste. Ich hoffte, dass meine Haut nicht jegliche Farbe verloren hatte, da ich ihr nicht die Genugtuung geben wollte, sie wissen zu lassen, dass ich Angst hatte. Angst um mein Leben.
Der einzige Lichtschimmer am Horizont für mich war, dass wenigstens Katrina nirgends zu sehen war, doch wo die eine sich aufhielt, war die andere auch nicht weit. Gemächlich langsam fing sie an mich zu umkreisen, ihre Montur umschmeichelte ihre Figur dabei nur umso mehr und ließ sie aussehen, als ob sie über die Luft laufen würde. Jeder Faser ihres seins schrie mir „tödlich" entgegen, als sie ihre Klinge anhob und ebenfalls ihre Position einnahm. Du kannst nicht gewinnen, zischte eine ängstliche Stimme in meinem Kopf. Gänsehaut bildete sich auf meiner Haut, als ich sah, wie sich Nadias Muskeln anspannten.
Nein das vielleicht nicht, doch ich konnte sie wenigstens hinhalten.
Der Sand unter unseren Füßen wurde aufgewirbelt, als wir Beide gleichzeitig aufeinander losgingen. Zwei identische Dolche trafen aufeinander und stießen ein helles Kreischen aus. Die Welt um mich herum wurde durch dieses Geräusch kleiner und nur das hier und jetzt wurde wichtig, nur das Leben und Sterben hatte eine Bedeutung. Denn ich würde überleben, jetzt wo ich nicht mehr alleine war, jetzt hatte ich etwas zu kämpfen, auch wenn es nicht das ist, mit dem ich gerechnet hatte.
Ein Keuchen Nadias war zu hören, als ich sie mit meinem Ellenbogen in der Brust traf. Ich war vielleicht noch immer nicht ganz bei Kräften von unserem letzten Treffen, doch jetzt hatte ich etwas anderes, etwas Stärkeres. Etwas was mir nicht mal Sturmhundsgeheimnis hatte nehmen können. Eine Familie.
Mit zornigen Augen, wich sie geschickt meinem nächsten Angriff aus und fuhr mit ihrer Klinge nach oben. Es war komisch. Ich spürte zuerst die warme Flüssigkeit, die meine Wange hinunterfloss und dann erst das Brennen der Klinge, welche meine Wange geritzt hatte. Es kostete mich all meine Willenskraft, nicht nach meiner Wange zu greifen und zu spüren, was Nadia damit angestellt hatte. Ich würde mich ja keine eitle Person nennen, denn ich hatte auch die ein oder andere Narbe an meinem Körper, was mich nicht wirklich störte, aber das war echt nicht nötig gewesen.
Ein leichtes Grinsen umspielte ihre Lippen, welche durch unseren Schlagabtausch freigelegt wurden. Ihre Kapuze lag hinter ihr in den Dreck geworfen und nun konnte ich seit langem, die Konturen meiner ehemaligen „Schwester" sehen. Etwas was mir schon immer aufgefallen war, stach mir auch jetzt ins Auge. Man konnte von Nadia sagen was man wollte, ob man sie nun sadistisch und grausam taufte, Niemand konnte abstreiten, dass sie eine der schönsten Personen auf der Welt war.
Ich wusste, das war vielleicht nicht das worüber ich im Moment nachdenken sollte, da sie kurz davor war mich umzubringen, aber ich wünschte ich könnte noch einmal durch ihr Haar fahren und ihr von meiner Heimat erzählen, so wie ich es früher immer getan hatte, als wir noch kleine Kinder waren.
Doch die Frau, die jetzt vor mir stand hatte nicht viel mit der kleinen Nadia von früher gemein, sie war eine schweigende Schwester und schon wieder sah ich, wie ihre Muskeln sich anspannten.
Ich machte mich für ihren nächsten Schlag bereit, als ihre Augen für eine Millisekunde auf einen Fleck hinter mich fuhren. Aus einem Reflex heraus schmiss ich mich auf die Seite und rollte mich wieder auf die Beine. Gerade noch schnell genug um Katrina zu sehen, die von ihrem Attentatsversuch auf mich, sich Staub von der Montur wischte. Nicht wie bei ihrer Schwester, hatte Katrina noch ihre Kapuze auf, weswegen es mir sehr leichtfiel, die beiden Zwillinge auseinander zu halten.
Ihre blauen Augen trafen sich für einen Moment und ich wurde Zeugin einer stillen Konversation. Etwas wofür ich die Schwestern schon immer beneidet hatte war das Band, welches sie teilten. Während wir alle alleine waren, hatten die zwei immer sich, sie waren sogar so in Einklang, dass unsere Ausbilder sie zusammen trainierten und auf Aufträge schickten, weil sie zusammen beinahe unbesiegbar waren. Es war nun also mein Pech, dass Beide mit zwei Dolchen vor mir standen. Ich betete zu meinen Ahnen, dass sie sich noch etwas Kraft für mich aufgehoben hatten, ich war nicht bereit zu sterben, noch nicht.
Wir umkreisten uns wieder wie ein Pack Raubtiere, während wir die Leute um uns herum ausblendeten, was eigentlich gesehen nicht so klug war.
Beide spannten sie ihre Muskeln zeitnah an und wie als ob sie es geprobt hätten, rannten sie auf mich zu. Ich schaffte es durch pures Glück ihrem ersten Streich aus dem Weg zu gehen und selbst meine Klinge nach ihnen zu schwingen, doch es war als ob ich die Luft hatte schneiden wollen, denn als ich mich zu ihnen drehte, waren sie schon längst nicht mehr dort. Ich hatte nicht mal Zeit, mich zu ihnen zu drehen, da spürte ich, wie ein scharfer Schmerz meinen Rücken entlang schoss. Blut sog sich durch meine Kleidung, als ich an den Schnitt an meinem Rücken fasste. Ist das alles! Hätte ich ihnen am liebsten ins Gesicht geschrien, als ich versuchte meinen Schmerz hinunter zu schlucken und weiter zu machen.
Katrina, die mich mit einem ernsten Gesicht musterte kam auf mich zu. Ich sah wie sie vor ihrem Angriff die Luft einsog, weswegen ich einen Schritt auf die Seite machte, aber nicht bevor ich meinen Dolch an ihrem Arm entlangfuhr, der durch ihre Attacke ungeschützt war.
Sie zischte auf und ich konnte den besorgten Ausdruck Nadias erkennen, als diese mich mit ihrem Fuß auf den Boden trat, bevor sie zu ihrer Schwester eilte, die schon wieder dastand, als ob nie etwas passiert wäre.
Zusammen konnte ich sie nicht besiegen. Wären sie aufgeteilt, dann ja aber nicht so. Als ob auch sie das wüssten kamen sie mir immer näher. Ich bemühte mich derweilen wieder auf die Beine zu kommen, doch gegen zwei Leute auf einmal zu kämpfen war ermüdend.
Ihre Dolche blitzten wieder auf, bereit sich in mein Fleisch zu bohren, als ein lauter Knall, der meine Ohren klingeln ließ an mir vorbeischoss. Metall klierte auf und ein erschrockenes Keuchen Nadias war zu hören, als ihr Dolch, ihr aus der Hand geschossen wurde.
„Wie unfair." Höhnte eine bekannte Stimme hinter mir, welche mir Gänsehaut verlieh. „Zwei gegen Eine scheint mir etwas unausgeglichen. Würde es die Ladys stören, wenn ich mich dazu geselle?"
Sturmhunds blonde Haare kamen in mein Blickfeld, doch ich traute mich nicht in seine Richtung zu sehen, als die zwei Schwestern auch wieder auf uns los gingen.
Soo hier bin ich wieder und wer hätte es gedacht, sogar pünktlich. Ich hoffe einfach mal, dass das so bleibt für die letzten 2 Kapitel des ersten Teils, denn dann ist dieser auch zu ende und ohh boy bin ich bereit für das Drama.
Ich hoffe es hat euch gefallen und ihr seid noch weiterhin mit dabei
eure Annij1
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