Kapitel 10- Mein
BLACK
Donnerstagmorgen
Ich war gerade dabei mich für die Versammlung anzuziehen, als ich spürte wie Dark immer aufgeregter wurde. Ich warf einen schnellen Blick auf die Badezimmeruhr und bemerkte, dass wir schon 10:10 Uhr hatten. Unsere Gefährtin. Ich kann sie wahrnehmen. Wir werden sie gleich treffen. Beruhige dich Dark. Ich bin auch schon aufgeregt. Ich verließ das Bad, um wieder in mein Zimmer zu gehen. Dort stellte ich mich vor meinen Spiegel und musterte mich selbst prüfend. Schwarze Schuhe? Check. Schwarze Anzughose? Check. Weißes Hemd? Check. Haare gestylt? Check. Ich glaube, ich habe alles gemacht.
Ich hoffte, ich würde meiner Gefährtin gefallen. Es gab nichts Schlimmeres für einen Wolf, als von seiner Gefährtin abgelehnt zu werden. Aber was ist, wenn meine Gefährtin keine schwarzen Haare und blaue Augen mochte? Und mich deswegen ablehnte? Wir akzeptieren einfach nicht, dass sie uns abgelehnt hat. Ganz einfach. Und danach bringen wir sie dazu uns doch anzunehmen. Klar, Dark. Und wir schleppen sie dann an den Haaren her in unsere Höhle und drohen ihr. Super Idee. Wenn wir das tun, wird sie uns garantiert ablehnen.
Wir müssen, wenn sie uns ablehnen wollen wird, einen Schlachtplan entwickeln oder zumindest eine Taktik. Von mir aus. Es könnte sein, dass du Recht hast. Aber ich bin dafür, dass wir die Option mit der Höhle noch im Hinterkopf behalten. Darauf gab ich keine Antwort mehr. Ich würde alles tun, damit meine Gefährtin mich akzeptierte. Doch das mit der Höhle war ein wenig zu krass.
Immer noch in Gedanken merkte ich nicht, wie meine Mutter ins Zimmer kam. Sie rief gut gelaunt: „Aufstehen, Schatz. Du willst deine Gefährtin doch nicht verpassen. Oh du bist ja schon wach." „Ja. Ich konnte nicht mehr schlafen. Deswegen bin ich schon aufgestanden und habe mich fertig gemacht." „Gut, in Ordnung. Dann komm runter. Frühstück ist fertig." Mein Mum ging summend die Treppe hinunter und ich ihr hinterher. In der Küche angekommen setzte ich mich auf meinen Stammplatz und sah erneut auf die Uhr. 10:18 Uhr.
Die Zeit wollte heute einfach nicht verstreichen. Mein Vater saß mir gegenüber und lächelte mich an. Ich lächelte zurück und fing ebenfalls an zu Essen. Dann dachte ich noch einmal kurz über den restlichen Tagesablauf nach. Nach dem Rudeltreffen würden wir direkt wieder zu unserem Internat fahren, ob ich nun eine Gefährtin habe oder nicht. Da fiel mir etwas auf. „Ähm, Dad? Ich bin doch mit dem Auto gekommen, aber fahre mit dem Bus zurück. Wie kommt mein Auto wieder ans Internat?" Er unterbrach sein Gespräch mit meiner Mutter und überlegte kurz.
„Ich beauftrage jemanden aus dem Rudel es hinzufahren. Ich glaube ein paar müssen zu einer Firma dort im Nachbardorf. Sie fahren dann mit zwei Autos, stellen deins am Internat ab und fahren zusammen in einem zurück. Problem gelöst." Ich nickte und aß weiter, am liebsten hätte ich alles herunter geschlungen, wenn dafür das Frühstück endlich rum wäre. Auf einmal sagte meine Mum: „Wir müssen los. Sonst kommen wir noch zu spät." Augenblicklich sprang ich auf und wollte schon raus rennen, als meine Mutter mich aufhielt. Sie schmunzelte. „Es wird noch Zeit sein deinen Teller wegzuräumen. Deine Gefährtin wird dir nicht weglaufen." Dark knurrte, doch ich gab mich geschlagen und räumte schnell meine Sachen weg.
Dann lief ich mit meinen Eltern die wenigen Meter zu unserem Marktplatz. Dort angekommen vernahm ich schwach einen wundervollen Duft. Ich konnte allerdings nicht ausmachen, welchem Mädchen der Duft anhaftete, weshalb ich die Reihe entlang lief. Jedes Mädchen an dem ich vorbeilief ohne stehen zu bleiben, bekam einen enttäuschten Gesichtsausdruck. Ich sah mir jede genau an, doch niemand verströmte diesen wunderbaren Duft. Langsam wurde ich ungeduldig. Plötzlich stand ich vor Kate.
Gefährtin. Sie ist unsere Gefährtin, schrie Dark schon fast in mir und fing dann an zu knurren. „Gefährtin. Meine", knurrte ich und zog Kate in meine Arme. Ich vergrub meinen Kopf in ihrer Halsbeuge und sog tief ihren Duft ein. Dark knurrte lauter, während Kate noch immer stocksteif da stand. Meine, meine, meine. Endlich hatte ich sie gefunden, meine Gefährtin.
Ich werde sie immer schützen und lieben. Jetzt wo ich sie in meinen Armen hielt, fragte ich mich, wie ich je ohne sie hatte leben können. Das vor ihr war kein Leben. Das war nur auf sie warten. Wir sind geboren worden, um sie zu lieben und zu beschützen. Sie gehört uns. Niemand wird es je wagen sie uns wegzunehmen. Sie hatte die perfekte Größe für mich. Sie war weder zu groß noch zu klein. Ich war nur einen knappen Kopf größer als sie und konnte meinen Kopf problemlos in ihre weiche Halsbeuge schmiegen. Kate löste sich aus ihrer Schockstarre und schmiegte sich an mich. Ich drückte sie noch mehr an mich.
Sie roch so gut und fühlte sich so gut an. Freude erfüllte mich bei dem Gedanken, dass ich sie jetzt immer im Arm halten könnte, wenn ich nur wollte. Meinen Kopf löste ich von ihrer Halsbeuge. Ich würde später noch genügend Zeit haben, meine Gefährtin zu markieren. Jetzt widmete ich mich ihrem wundervollen roten Haar. Mit einer Hand streichelte ich über ihren Rücken. Mit der anderen strich ich über ihre zarte Haut in ihrem Nacken.
Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als Kate versuchte mich von sich wegzudrücken. Ich knurrte unzufrieden. Meine Gefährtin will nicht, dass ich sie anfasse, schoss es mir durch den Kopf. Sie ist bestimmt nur überrumpelt. Ich meine, wie hoch war die Wahrscheinlichkeit, dass sie unsere Gefährtin ist? Sehr gering, stimmte ich zu. „Lass mich los", zischte sie und versuchte stärker mich wegzudrücken. „Nein. Meine", knurrte ich. Ich drückte sie noch fester an mich. Ich fing wohlig anzuknurren, als sie aufhörte sich zu wehren. Auf einmal spürte ich einen unfassbaren Schmerz in meiner unteren Region und sank zu Boden. Sie hat uns getreten, winselte Dark. Warum hat sie das gemacht? fragte ich ihn, immer noch vor Schmerzen auf dem Boden krümmend.
Das ist alles deine Schuld, du Idiot! schrie Dark mich an. Was habe ich denn bitte gemacht? Langsam verschwanden die Schmerzen wieder, Werwolfsheilkräften sei Dank. Du musstest sie ja immer ärgern. Du hast ihr die Sache von damals lange übel genommen und sie deswegen geärgert. Wenn sie uns nicht akzeptiert, weil du sie immer geärgert hast und damit scheiße gebaut hast, mache ich dir dein Leben zur Hölle! Wie willst du mir mein Leben zur Hölle machen? Es ist ja auch deins. Ich hab da so meine Möglichkeiten, gab er von sich. Außerdem warst du damals er erste der sich in seiner Alphaposition angegriffen gefühlt hat und gebrüllt hat, dass wir es ihr heimzahlen müssen! Ich hörte gerade Schritte, die sich entfernten. Ich hab echt scheiße gebaut. Ich hoffe, dass ich das mit Kate klären kann, vielleicht sogar eine Entschuldigung von ihrer Seite bekomme und mich trotz meines inakzeptablen Verhaltens akzeptiert.
Ich nehme ihr die Aktion von damals nicht mehr übel. Ich war danach auch viel länger sauer auf sie, als es nötig gewesen wäre. Gefährtin rennt weg. Gefährtin rennt weg! schrie Dark mich mal wieder an. Die Schmerzen waren jetzt endgültig weg und ich stand auf. Das ganze Rudel starrte mich an und war auf meine Reaktion gespannt. „Den Tritt hattest du verdient", meldete sich das Mädchen, das neben Kate gestanden hat. Soweit ich weiß, ist das ihre beste Freundin Liz.
„Du solltest ihr trotzdem hinterherlaufen. Sie wohnt nur ein paar Straßen entfernt. Ich wette, sie ist dahin gerannt. Sie rennt immer nach Hause, wenn sie durcheinander ist. Solltest du ihr allerdings wehtun, ist es mir scheiß egal, dass du unser nächster Alpha bist und ich vergesse mich. Sie ist wirklich ein tolles Mädchen." Ich war ein wenig perplex und auch ein wenig stolz darauf, dass Kate eine so tolle Freundin hat, die sie beschützt. „Ich verspreche dir, ihr niemals wehzutun. Danke, das du mir hilfst", bedankte ich mich. „Nichts zu danken." Sie zuckte mit den Schultern. Ich nickte ihr noch einmal zu und schaute kurz zu meinen Eltern.
Mein Vater schenkte mir einen bemitleidenden Blick, während meine Mutter so aussah, als müsste sie sich das Lachen verkneifen. Ich wette die alte Hexe lacht sich schlapp sobald wir weg sind. Die ist jetzt happy, dass wir eine Gefährtin haben, die garantiert auf ihrer Seite steht, meckerte Dark. Ruhe! Jetzt ist es erstmal wichtiger unsere Gefährtin wieder zu finden und zur Vernunft zu bringen. Ich nickte meinen Eltern noch einmal zu und drehte mich dann in die Richtung aus der Kates Duft kam und nahm ihre Fährte auf. Ich rannte los meiner Gefährtin hinterher. Selbst wenn sie mich von sich wegstoßen sollte, ich werde nicht aufgeben bis ich sie für mich gewonnen habe. Und solange soll sie besser niemand anderes anfassen, wenn demjenigen sein Leben lieb ist.
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