Chapter 16
„Ähm, Entschuldigung?", rief ich, nachdem ich mich aus meiner Schockstarre gelöst hatte, in das Zimmer hinein. „Wer ist da?", kam mir eine sehr unhöfliche Stimme entgegen. Na das konnte heiter werden. „Ich, äh... Ich wollte zum Direktor, weil ich ja neu bin un-"
„Allison?", fragte diese Stimme nun und der Ärger, der noch zuvor deutlich zu hören gewesen war, verebbte langsam. „Ja..." „Komm doch rein oder wie willst du sonst mit mir reden?" Da hatte er wohl recht, rügte ich mich selbst und trat einige Schritte aus dem dunklen Flur und schob den schweren, dunklen Vorhang auf die Seite, der zwischen dem kleinen Gang und dem Büro gespannt war.
Innen erwartete mich schon ein Mann, der überraschend jung zu sein schien, dafür, dass er ein Professor und sogar der Schulleiter des Colleges war. Um ehrlich zu sein... Er sah nicht viel älter aus als ich. Genauso, wie die vielen anderen Menschen im Speisesaal, was mir schon dort etwas komisch vorgekommen war. Denn schließlich sollte man, die Lehrer ja von ihren Schülern unterscheiden können, oder etwa nicht?
Dennoch war mir augenblicklich klar, dass dieser Mann trotz seines Alters unglaublich mächtig sein musste. Es war, als ob sich etwas schwer auf meine Lunge legte und mir so das Atmen erschwerte. Ich konnte gar nicht anders, als meinen Blick zu senkten und meinen Kopf in den Nacken zu legen. „Wie ich sehe, bist du ein braves Mädchen", lobte er mich.
Was meinte er denn damit? „Mir ist schon zu Ohren gekommen, dass du viele Fragen zu haben scheinst, was natürlich auch völlig verständlich ist. Setz dich doch, dann können wir uns gerne unterhalten..." Also nahm ich ihm gegenüber auf einem der gepolsterten Stühle Platz und rückte ein Stück näher an den Schreibtisch heran, hinter dem er saß.
„Dann wollen wir mal anfangen... Also, was ist deine erste Frage, Allison?" Ja, was wollte ich ihn jetzt eigentlich genau fragen? „Was...Wie bin ich hier her gekommen?", platzte ich heraus. „Nun, ganz einfach, du bist durch ein Portal gegangen und in unserer Welt wieder herausgekommen." Was? „Wen meinen sie, wenn sie von ‚unserer' Welt sprechen?"
„Wir, damit meine ich das College. Es gibt auch nicht so erfreuliche Kreaturen, die in dieser Welt leben, mit denen du jedoch schon Kontakt gehabt haben müsstest. Dafür entschuldige ich mich natürlich nochmals bei dir. Wir wollten dich eigentlich ohne diese Umwege herholen." Ich schaute den Mann vor mir an und versuchte, mir die ganze Zeit zu verinnerlichen, dass ich hier vor dem Direktor der Schule und nicht vor einem Klassenkameraden oder ähnlichem saß.
Denn trotz seiner Ausstrahlung, irritierte mich sein Äußeres so dermaßen, dass ich mich gar nicht mehr gescheit auf meine gestellten Fragen konzentrieren konnte. „Äh..." „Das war jetzt ein brillanter Einfall", lobte mich meine innere Stimme. „Meinen sie die Leute im Labor? Aber die warn doch auch nur Mensch-" „Genau das ist ja der Punkt! Es sind Menschen. Und lass dir eins gesagt sein: Menschen bedeuten für uns immer Gefahr, IMMER!" Das letzte Wort hatte er beinahe , so hatte er sich in Rage geredet.
Ich verinnerlichte mir seine Worte noch einmal, weil ich das Gesagte beim ersten Mal nicht verstanden hatte. Er redete von Menschen... Menschen bedeuten Gef... „Aber, wenn Sie sagen, dass Menschen gefährlich sind, dann sind wir doch auch gefährlich?" Doch ich spürte schon tief in meinem Innern, wie seine Antwort ausfallen würde: „Allison, wir sind aber keine Menschen."
Obwohl ich gewusst hatte, dass dieser Satz kommen würde, warf er mich doch um. Wie konnten wir denn keine Menschen sein? Schließlich war ich mein ganzes Leben lang unter Menschen aufgewachsen, ich hatte gelebt wie ein Mensch, ich war ein Mensch! Ich versuchte, mich an die Möglichkeit zu klammern, dass er mich vielleicht gar nicht in seine Aussage miteinbezogen haben könnte, doch ich schloss sie so schnell, wie mir die Idee gekommen war, wieder aus.
Er hätte mir ja sonst wohl kaum davon erzählt. Ach du Scheiße. Was waren wir denn, wenn wir keine Menschen waren? Als hätte er meine Gedanken lesen können, redete der Direktor weiter: „Wir sind keine Menschen, Allison. Wir sind Werwölfe..." Obwohl mich diese Antwort schockierte, erklärte sie dennoch so viele Dinge. Die glühenden Augen, die angeblich eine Folge der Reaktion unserer Körper auf den Mond waren, Alecs unnatürliche Schnelligkeit, sowohl beim Rennen, als auch im Kampf im Labor, selbst sein animalisches Knurren, das alles ergab mit dieser einfachen Erklärung Sinn. Doch sie warf gleichzeitig so viel mehr Fragen auf, als sie gelöst hatte.
„...das könnte verheerende Folgen haben." „H...Wie bitte?" Hatte er etwa die ganze Zeit geredet? „Ich sagte", betonte er jedes einzelne Wort scharf, „dass sie es unter keinen Umständen jemanden außerhalb des Rudels erzählen dürfen!" „Welches Rudels?" Er stöhnte frustriert auf. „Hast du mir denn überhaupt nicht zugehört?"
„Doch, scho-" „Also noch einmal die Kurzfassung: Das College-" Nein! Warum wurde er denn jetzt durch ein Klopfen unterbrochen? Ich wollte wissen, was er mir zu sagen hatte! „Entschuldigung", eine ebenfalls sehr jung wirkende Frau betrat den Raum und trat bestimmt an den Direktor heran, beugte sich zu ihm hinunter und flüsterte ihm etwas ins Ohr.
Ich verstand wieder nur Brocken von dem, was sie ihm zu sagen hatte. Einzelne Wörter wie ‚Probleme' kamen bei mir an, jedoch so zusammenhangslos, dass ich mir keinen Reim daraus machen konnte. „Allison", wandte sich der Direktor an mich. „Ja?", antwortete ich ihm, wobei die Hoffnung in meiner Stimme nicht zu überhören war. „Ich habe jetzt keine Zeit mehr für unser Gespräch. Wende dich doch bitte an einen der Älteren oder jemanden, den du schon kennen gelernt hast. Derjenige soll dir deine Fragen, so gut es geht, beantworten und dir erklären wie hier alles abläuft."
Schon hatte er seinen Stuhl wieder zur Seite gedreht und begann im Flüsterton, eine angeregte Diskussion mit der Frau neben ihm zu führen. Ich betrachtete diese Geste als Aufforderung, sein Büro zu verlassen und schlich leise hinaus auf den Flur.
„Und wie war es?", ertönte hinter mir eine Stimme und ich zuckte vor Schreck zusammen. „Du kannst mich doch nicht so erschrecken!", fuhr ich Logan an. „Warum bist du überhaupt noch hier?", fragte ich nach einiger Zeit misstrauisch. „Na ich habe auf dich gewartet", antwortete er mit hochgezogenen Augenbrauen.
„Darf ich das etwa nicht?" „Doch schon, hat mich halt etwas überrascht..." Wir begannen zusammen in Richtung der Treppen zu laufen. „Also, willst du jetzt meine Frage beantworten?" „Welche Frage?", antwortete ich perplex, bis mir schließlich einfiel, wovon er gerade redete. „Ach so... naja, ich würde mal sagen nicht gut und nicht schlecht" „Wie kann man das verstehen?" „Ich weiß nicht, ob ich gerade einfach nur schlecht träume oder nicht, weil ich gerade Dinge gehört habe, die unvorstellbar sind.
Aber auf der anderen Seite sind sie dann doch sehr einleuchtend und dann ist auch noch diese Frau ins Zimmer gekommen-" „Du solltest dich eindeutig ein bisschen beruhigen", meinte er lachend, „Du redest sehr viel, sehr schnell und vor allem sehr unverständliches Zeug..." „Tut mir leid", erwiderte ich niederschlagen und senkte den Blick.
„Ist doch nicht schlimm", erwar immer noch am Grinsen, was seine Worte nur noch einmal bestärkten. „Dieanderen sind längst im Bett, wir sollten eigentlich auch schon schlafen. Duweißt nicht zufällig wo dein Zimmer ist?", fragte er mich, doch ich sah ihm an,dass er die Antwort auf seine Frage bereits wusste. „Ne..." „Dann werden wirjetzt auf mein Zimmer gehen, nicht das wir noch Ärger bekommen, weil wir trotzNachtruhe außerhalb der Zimmer sind." Ähm...
„Ist es nicht auch verboten, dassJungs und Mädchen auf ein Zimmer gemeinsam gehen?", antwortete ich grinsend,denn auch ich wusste dieses Mal schon die Antwort auf meine Frage. Aber wennich darüber nachdachte, war ich wirklich müde und wollte nur noch schlafen. Ambesten so lange, bis ich alles vergessen hatte, was mir in letzter Zeitpassiert war. Und schon wieder sorgten meine Gedanken dafür, dass das Lächeln ausmeinem Gesicht verschwand. „Logan?" „Ja?" „Ich bin müde, wo ist dein Zimmer?"
Undehe ich mich versah, hatte er sich vor mich gestellt und in die Luft gehoben,als ob ich nichts wiegen würde und marschierte in eine Richtung. „Hey!", krähteich. „So war das nicht gemeint, lass mich wieder runter!" Doch seine Antwort fielnicht wie erhofft aus: „Nein" Ich konnte sein Grinsen deutlich hören, dasshinter seinen Worten steckte. „Nein, ich mein das ernst. Logan, lass michrunter!", lachte ich, doch mir blieb das Lachen mit einem Mal im Halsstecken...
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Ich werde in den nächsten Tagen wahrscheinlich erst einmal nicht weiterschreiben können, weil ich nicht genügend Zeit dafür finde. Außerdem werden die Updates nicht mehr einmal täglich sondern vorraussichtlich Montags, Donnerstags und Samstags hochgeladen. Ich hoffe ihr habt Verständnis dafür.
Liebe Grüße, Julia ♡
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