Prolog 2
Schmerz frass sich durch meinen Körper.
Keuchend versuchte ich wieder zu Luft zu kommen. Dabei musste ich Husten. Komisch zusammengekrümt lehnte ich mich gegen die Autotür, welche sich heiss anfühlte.
Rauch drang in meine Lungen und schien mich von Innen auszutrocknen. Wieder kam der Husten. Diesmal heftiger und ich erbrach Blut über meine Klamotten.
Angeeckelt würgte ich ein letztes mal, danach zuckte ich zusammen, nahm alle meine Entschlossenheit auf und rammte einige male gegen die Autotür.
Sie fiel auf und ich kugelte nur so aus dem Wagen raus. Keuchend rappelte ich mich auf und blickte mich gehetzt um. Einige Autos hatten angehalten. Mich schien aber noch niemand bemerkt zu haben. Viel mehr lag ihr Blick auf dem Auto, welches in uns reingefahren war und danach den Hang hinuntergestürtz war.
Weiter überlegen tat ich nicht. Die Angst hatte mich gepackt. Mein Instink sagte mir, ich solle fliehen.
Das tat ich.
Ich rannte weg. Immer weiter und weiter. Erst als ich den unerträglich gewordenen Schmerz in meiner linken Schulter nicht mehr ignorieren konnte, hielt ich in der Nähe einer abgelegenen Busstation an.
Dort setzte ich mich nach Luft schnappend auf eine Bank und starrte Löcher in den gegenüberliegenden Baum. Ich war unfähig das zu realisieren. Mit meinen 10 Jahren schien es mir einfach unmöglich zu kapieren, was ich gerade tat.
Das einzige was ich wusste, war, dass ich Angst hatte.
Als auf einmal ein Bus angefahren kam, sprang ich aus meiner gedankenloser Trance auf und machte mich bereit einzusteigen. Da blickte ich durch die Scheiben des Buses auf mein Spiegelbild.
Fast hätte ich mich nicht erkannt.
Das Gesicht verdreckt, fast kohlenrabenschwarz, die Hosen aufgerissen, eine Platzwunde auf dem Hals und das angsteinflössendste, eine riesige Wunde auf der Schulter. BLut drang durch meinem schwarzen Hoodie und hinterliess einen ekelhaften Fleck.
So durfte mich auf jeden Fall niemand sehen! Zu meinem Glück war der Bus fast ganz lehr. So setze ich mich, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen auf den hintersten Platz und unterdrückte ein lautes Schluchtzen.
Tage waren vergangen. Die absolute Hölle hatte ich erlebt. Hungrig war ich durch die Strassen gewandert, hatte ein paar mal in einem Zug schwarz gefahren oder in einer Drogerie etwas für meine Schmerzen geklaut.
Nun, endlich, hatte ich Busan erreicht, die Stadt, in der meine Familie gelebt hatte. Doch da konnte ich nicht hin. Irgendetwas hielt mich davon ab.
Schlussendlich stieg ich in den nächsten Bus und verliess ihn bei der Endstation. Da stand ich nun, auf einem verlassenen Hügel. Den Blick auf ein etwas grösseres Dorf. In der nähe befand sich nur ein kleines, altes Haus. Ein paar Strassen weiter unten noch ein Grüppchen aus älteren Häusern.
Unschlüssig ging ich auf das nächste zu. Ich klopfte, klingelte, doch als niemand aufmachte, blickte ich neugierig durchs Fenster.
Alles stockdunkel.
"Okay, die werden sich nichts denken, ich kann mir sowas erlauben, ich bin erst 10 Jahre alt", dachte ich und nahm dann einen ziemlich grossen Stein vom Boden.
Das Glas zersplitterte mit einem lauten Klirren. Ich wartete auf ein Kreischen von Innen, auf einen wütenden Ruf oder Beschimpfungen. Aber es blieb still.
Wohnte da überhaupt jemand?
Ich schaute mich besser um. Es sah schon ziemlich verlassen und überwuchert aus. Ein letzes Mal nahm ich tief Luft, dann stieg ich durchs Fenster ins Haus hinein.
Nachdem ich es ganz abgelaufen hatte, stellte sich tatsächlich fest, dass es unbewohnt war, nur einige alte Mögel standen in dreckigen Ecken und gammelten vor sich hin. Es gab eine kleine Küche, ein Wohnzimmer und ein Schlafzimmer, dazu einen erstaunlich grossen Keller.
Ja, hier könnte ich bleiben.
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