13
In Gedanken versunken stand ich auf und setzte mich mit dem Foto in den zitternden Händen aufs Bett.
"Komm mit Taehyung." Erschrocken fuhr ich herum und erblickte Yoongi.
Wie lange hatte er schon da gestanden?!
Panisch stopfte ich das Foto unter die Decke, was von dem Älteren natürlich nicht unbemerkt blieb. "Ich...", begann ich doch wurde von Yoongi unterbrochen, indem er mich plötzlich am Arm packte und grob zwang aufzustehen. Mich brutal festhaltend drängte er mich die Treppe nach unten in die Küche. "Au! Lass mich los Yoongi", klagte ich und versuchte mich von seinem festen Griff loszuzerren. "Ruhe", schimpfte er, ohne locker zu lassen. Meine Augen weiteten sich, als ich dort, wo sich gestern noch ein Küchenmöbel befunden hatte eine geöffnete Tür sah. Dahinter war eine Treppe zu sehen, die nach unten bis in die Dunkelheit führte. "Lass mich los!", schrie ich panisch, "was wird das, Mann!?"
War das wirklich wahr? Was wenn ich auch das nur träumte...
Yoongi nutzte meine Verwirrung aus und schubste mich die Treppe runter. Polternd fiel ich hin und prallte mich dem Rücken über einige Stufen, bis ich stöhnend vor Schmerz zum halten kam. Ein dumpfer laut verklang. Die Tür war ins Schloss gefallen.
"Yoongi!", schrie ich, "Yoongi du verdammter Hurensohn, was soll der Scheiss!" Stille. Ich dachte schon, dass der Koreaner mich hier allein engeschlossen hatte, da erblickte ich seine Siluette, als er sich vor mir in dem fast dunklen Treppengang auf mich zubewegte.
"Tu was ich sage, oder du wirst es bereuen." Das Klicken einer Waffe erklang, was mir zeitgleich das Blut in den Adern gefrieren liess. "Ich hab' nichts getan", sagte ich, nicht verstehend, was genau sein Beweggrund gewesen war, mich hier hin zu zerren.
"Lüg mich nicht an, Taehyung", sagte er ruhig, "ich habe gesehen, wie du die Fotos von mir und Jungkook angeschaut hast." Als er das sagte blieb mir die Spucke weg. Jungkook!? Wer zum Fick war Jungkook!? "Wer soll das sein?", fragte ich aufgebracht. "Mein Bruder, der Junge auf den Fotos", meinte der Bewaffnete.
Ich schluckte den riesigen Kloss, der sich vor Unbehangen in meinem Hals gebildet hatte mit Mühe runter. Kopfschüttelnd schaute ich ihn an, die Augen geweitet vor Ungläubigkeit. "Nein", murmelte ich, "nein."
Wieder galt meine Konzentration für ein paar Sekunden nicht voll und ganz der Gegenwart, was sofort von Yoongi ausgenutzt wurde, indem er mich blitzschnell umdrehte und von hinten in den Würgegriff nahm. Gleichzeitig wurde mir die Waffe an den Hals gedrückt, woudurch ich schwer schluckte. "Lass mich gehen", sagte ich wütend. Schweigend drängte mich Yoongi langsam aber sicher immer weiter nach unten in den Keller. "Jungkook muss leben", keuchte Yoongi, als er vor einer eisernen Tür stehen blieb. Sicher ein Dutzend Kisten standen an den Wänden daneben. Jede einzelne war geöffnet worden, die Deckel lagen chaotisch verteilt auf dem eiskalten Boden, sodass ich einen Blick auf das innere der ganzen Harassen werfen konnte. Sie allesamt waren leer.
"Was soll der Scheiss", zischte ich und versuchte mich angewiedert von den dreckigen Händen des Psychos zu befreien. Erfolglos musste ich mich ohne Antwort zufriedengeben.
"Das Proviant ist alle", murmelte Yoongi. Er schien in seiner eigenen Welt gefangen.
"Jungkook muss überleben", sagte er leise. Panisch weiteten sich meine Augen, als ich verstand, dass hinter dieser Tür tatsächlich ein Junge leben musste. Obwohl man seinen Zustand wohl nicht mehr Leben nennen konnte, überleben war passender.
"Du hilfst Jungkook, du musst, wenn er stirbt, sorge ich dafür, dass dein Leben auch zu Ende geht", mit dieser Drohung wurde die Tür vor mir aufgerissen und ich brutal reingeschubst, sodass ich hart auf den Boden aufprallte und mich vor Schmerz krümmte. Als ich hysterisch auf die Beine kam und mich hastig umdrehte, war die Tür verschlossen. "Nein! Verdammt! Lass mich raus du Mistkerl!", schrie ich. Doch nichts geschah. Hatte mein Klassenkamerad mich wirklich gerade in einen winzigen, fast stockdunklen Raum tief unter der Erde eingesperrt? "Verdammter Hurensohn!", schrie ich, ohne dass es mich wirklich interessierte, dass ich damit auch meine eigenen Mutter beleidgte.
Schreiend vor Wut schlug ich frustriert gegen die eiserne Wand. Immer fester und fester. Den Schmerz konnte ich gar nicht mehr wahrnehmen, erst als ich die grosse Menge an warmer Flüssigkeiten an meinen Händen spürte, hörte ich auf mir die Finger zu zertrümmern und fuhr mir frustriert durchs verschwitzte Haar.
Ich zuckte zusammen, als ich auf einmal eine eiskalte Hand auf meiner Schulter fühlte.
Erschrocken drehte ich mich um. Vor mir stand ein Junge, der wohl ein Jahr jünger als ich sein musste. Seine Wangenknochen traten so fest heraus, dass mir sofort klar war, dass er am verhungern sein musste. Schwarze Knopfaugen blickten mich gebrochen an, aus welchen jegliches Funkeln und Licht verschwunden war.
"Jungkook", flüsterte ich leise. Langsam verstand ich, was hier abging. Yoongi hielt Jungkook für seinen Bruder, er hielt Jungkook für mich. Er war total durchgeknallt und wohl traumatiesiert aufgrund des Autounfalls damals. Warscheinlich hatte er davon krasse Verlustängste bekommen, woraufhin er sich eingebildet hat Jungkook sei sein Bruder und ihn hierhin verschleppt hat. "Er denkt du bist sein Bruder, hab ich Recht?", fragte ich leise.
Der Junge vor mir nickte leicht und schaute mich weiterhin mit seinen erschöpften Augen an.
"Hilf mir"; flüsterte er und fiel mir im nächsten Moment um den Hals. Seine Finger krallten sich so fest in meinen Rücken, dass enorm schmerzhaft war. Trotzdessen stiess ich den Jungen nicht weg, viel zu verzweifelt war er. Hätte ich es dennoch getan wäre Jungkook wohl kraftlos zu Boden gesackt, ob er danach je wieder aufgestanden wäre, wusste ich auch nicht. Sein Körper war so verdammt mager, dass ich seine Rippen durch unsere Klamotten hindurch an meinem Bauch spüren konnte Die Arme, die er mir um den Hals geschlungen hatte, waren so abgemagert, dass mir ein kalter Schauer über den Rücken lief.
Ich konnte seinen kalten Atem vernehmen, als er mir kraftlos in den Nacken hauchte.
"Tu mir einen Gefallen und bring meinen toten Körper zu meiner Familie", flüsterte er.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro