K a p i t e l 1 1
Ein lauter Schrei durchbrach die Nacht und ich schreckte erschrocken auf.
Es waren laute Geräusche im Flur zu hören und dann wurde meine Türe mit einem lauten Schlag aufgerissen. ,,Clary, alles in Ordnung bei dir?", mein besorgter Bruder kam auf mich zu gerannt und dicht hinter ihm war Aiden. Der Muskelprotz verließ die Seite meines Bruders wirklich nie.
Dean ließ sich neben mir auf mein Bett fallen und seine Miene zeigte ernsthafte Sorge um mich, doch ich verstand nicht warum.
War ich etwa diejenige, die geschrien hatte?
Ich fuhr mich durch meine morgendlich wirren Haare und setzte mich vorsichtig auf. ,,Ja, alles gut", erwiderte ich und lächelte ihn beruhigend an.
,,Was ist passiert?", hakte er nach.
Müde schloss ich meine Augen und rieb mir mein immer noch viel zu schnell pochendes Herz. Also war es wirklich ich, die geschrien hatte. ,,Nur ein Albtraum", log ich, da ich selber eigentlich nicht wusste, warum ich geschrien hatte.
Dean drehte sich zu seinem besten Freund um. Aiden stand angespannt in der Tür zu meinem Zimmer in seiner rot schwarz karierten Schlafhose. Sein Blick ging aus dem Fenster in Richtung des kleinen Gartens. ,,Geh wieder schlafen", wies mein Bruder Aiden an.
Unterwürfig nickte Aiden und warf einen letzten Blick in mein Zimmer, bevor er ging. Er schloss die Türe hinter sich und mein Bruder wandte sich wieder mir zu. ,,Bist du dir sicher, dass wirklich alles in Ordnung ist?"
,,Klar, du kannst gern auch wieder ins Bett gehen."
,,Bist du dir sicher?", wiederholte er. ,,Hast du wieder von diesem Abend geträumt?"
Er redete von der Nacht, in der unsere Eltern ermordet worden sind. Kurz nach dem Massaker war ich jede Nacht von den Bildern der blutigen Leichen im Schnee geplagt worden. ,,Nein, davon hab ich schon länger nicht mehr geträumt", versprach ich ihm.
,,Falls irgendetwas ist, würdest du es mir doch erzählen, oder?"
Seine Hand ruhte bestimmend auf meiner Schulter.
,,Natürlich", brummte ich.
,,Dann schlaf gut", er wuschelte mir durch meine Haare und verließ dann das Zimmer.
Als endlich alle Besucher aus meinem kleinen Reich verschwunden waren, konnte ich wieder durchatmen. Schmerzend rieb ich mir die Stelle an meiner Brust, wo mein Herz war. Meine Wolfseite war total aufgewühlt und ich spürte, wie meine Wolfshaare unter meiner Haut juckten. Es war nicht schwer die Zeichen zusammen zusetzten, meine Wolfseite wollte zu seinem Mate. Mein Herz sehnte sich nach ihm. Wahrscheinlich war mein Mate auch schuld daran, dass ich mitten in der Nacht das ganze Haus wach geschrien hatte.
Vielleicht sollte ich zurück zu meiner Überzeugung gehen, dass Mates der größte Mist auf der Welt waren. Ich konnte nicht glauben, dass die Person, die für mich bestimmt war, mir diesen Schmerz zumutete, vor allem da es über die Jahre nur noch schlimmer werden würde.
Jax.
Frustriert ließ ich mich zurück in mein Bett fallen. Das Einzige, was mich beruhigte, war, dass mein Mate wahrscheinlich denselben Schmerz wie ich fühlte. Ich nahm mein Handy vom Nachtisch und scrollte durch meine Apps, bis ich Netflix fand.
Unter Weiterschauen fand ich Friends und startete die erste Folge der fünften Staffel. Müde kuschelte ich mich tiefer in mein Kissen und hörte der Serie, die neben mir lief zu. Gerade als ich kurz davor war wieder einzudösen ertönte ein lautes Geräusch und ich zuckte kaum merklich zusammen.
Was war das?
Vorsichtig krabbelte ich aus meinem Bett und schlüpfte in meine kuscheligen Hausschuhe. Leicht verängstigt schlich ich in Richtung meines Fensters, wo das Geräusch hergekommen war. Tief in der Nacht unter meinem Fenster stand die Quelle für meinen Schmerz.
Was machte er hier? Frustriert, öffnete ich mein Fenster da ich Angst hatte das mein Bruder oder Aiden, Jax entdeckte. ,,Verschwinde", zischte ich leise.
,,Ich habe deinen Schmerz gefühlt, bist du in Ordnung?"
,,Natürlich", brummte ich.
Er war in seiner Wolfsform hergerannt, das erkannte ich an der spärlichen Kleidung, die er anhatte. Wahrscheinlich hatte das Hancouk Rudel auch Orte, wo sie ihre Kleidung versteckten, damit sie nach ihrer Rückverwandlung nicht nackt durch die Gegend irren mussten. Er trug ein zerknittertes schwarzes T-Shirt, dass ihm eine Nummer zu groß war und dazu eine weite Jogginghose. Sein Haar stand wild ab und seine braunen Welpen Augen starrten zu mir hoch. ,,Komm runter", verlangte er von mir.
Das konnte er vergessen, immerhin war er es doch der, der wollte das wir Abstand hielten. Ich hatte meine Lektion heute in der Schule gelernt. Nicht noch einmal würde ich mich an ihm verbrennen.
Der Schmerz würde in seiner Nähe vielleicht verschwinden, aber nur um dann am nächsten Tag wieder zurückzukehren.
,,Verschwinde Jax."
,,Ich kann die ganze Nacht warten Clary."
,,Na dann viel Spaß", ich schloss mein Fenster und schlurfte zurück in mein Bett. So einfach würde ich dieses Mal nicht nachgeben. Ich drückte wieder auf Play auf meinem Handy und Joeys Stimme beendende seinen begonnenen Satz.
Jax würde, wenn ich ihn nur lang genug ignorierte, verschwinden. Ich sehnte mich nach seiner Präsenz, doch ich wusste, desto mehr Zeit ich mit ihm verbrachte, desto schwere und schmerzhafter würde die nächste Trennung werden. Es war eine Spirale, die nur nach unten führte.
Mein Wolf spürte Jax Präsenz unter meinem Fenster und ich wartete darauf das er endlich verschwand. Als dann irgendwann die fünfte Folge starte, hielt ich es nicht mehr aus und warf frustriert meine Decke zur Seite. Jetzt würde ich ihm aber die Hölle heiß machen, ich wollte schlafen und mit ihm hier würde mein Wolf mich das nicht tun lassen!
Ich schlüpfte wieder in meine kuschligen Pantoffeln und öffnete leise meine Türe. Mit angehaltenem Atem schlich ich den Flur entlang und dann die Treppe herunter. Glücklich entdeckte ich die Hintertüre, gleich würde ich jemand eine Lektion erteilen. Er konnte mich nicht küssen dann wegstoßen und dann wieder angekrochen kommen.
,,Nächtlicher Gast?"
Heilige Scheiße! Geschockt hielt ich mir meine Brust und starrte den Wachhund frustriert an. Wollte er mich umbringen?
,,Nein", murrte ich genervt. ,,Ich sorge dafür das er geht und was machst du hier?"
Aiden lehnte entspannt gegen die Wand und ein dunkler Schatten versteckte ihn dort. ,,Ich habe seine Ankunft mitbekommen, doch ich hatte noch keinen Grund mich bemerkbar zu machen."
,,Du weißt also das wir einen nächtlichen Stalker haben,-"
,,Stalker?", Aiden zog die Augenbrauen hoch.
Ich sollte nicht mehr reden, sonst würde ich vielleicht noch etwas sagen, das ich nicht zurücknehmen konnte. Vor allem da ich nicht wusste, was er davon meinem Bruder berichten würde. Dean würde ausflippen, wenn er herausfand, dass ich meinen Mate gefunden hatte und er mich nicht akzeptierte. Das würde unser Verhältnis mit dem Hancouk Rudel verschlechtern und das war das Letzte, was ich wollte. Ich würde alles durchstehen, selbst meinen innerlichen Kampf mit Jax, wenn sein Rudel dafür half, die Mörder meiner Eltern zu töten.
,,Kannst du Dean nichts von ihm erzählen? Es wird nicht nochmal vorkommen das er vor meiner Tür steht", versprach ich Aiden und hoffte, dass er mir zustimmte.
,,Ist er eine Gefahr?"
,,Nein", erwiderte ich schnell.
Nachdenklich schaute der Wachhund aus dem Fenster zu Jax, der es sich in unserem Garten bequem gemacht hatte. ,,Sorg dafür das er nicht wieder kommt. Zumindest nicht mitten in der Nacht", verlangte er von mir und ich nickte schnell.
,,Danke!"
Ich ging an ihm vorbei zur Hintertüre, wo auf der anderen Seite Jax auf mich wartete. Sein Kopf hob sich sofort als er hörte wie sich die Türe mit einem leisen knarzen öffnete. In meinen Hausschuhen lief ich zu ihm rüber durch das feuchte Gras. ,,Ich habe gesagt das du verschwinden sollst! Ansonsten wird dich Aiden von unserem Grundstück verjagen."
,,Der bullige Typ, der deinem Bruder wie ein Schatten folgt?", fragte er interessiert nach.
Ich nickte fest. ,,Genau der. Also bitte, verschwinde oder warst du es nicht der gesagt hat das ich es bereuen würde dir zu nahezukommen."
,,Mein Wolf weigert sich zu gehen bis er weiß das es dir gut geht", gab er preis.
Ich drehte mich einmal im Kreis direkt vor ihm. ,,Siehst du mir geht es gut. Also gute Nacht!"
Bevor er wieder etwas sagen konnte, drehte ich mich um und stolzierte wieder zurück. Ich könnte schwören das meine Wolfsohren ein ,,gute Nacht", von ihm wahrnahmen. Er war so nett und dann wieder so wirsch zu mir. Was zum Teufel war sein Problem?
Frustriert lies ich die Türe hinter mir zufallen.
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