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(7/6)Jane

Auf dem Platz vor der Scheune begann wieder die Musik. Ich wandte mich ab, wollte nicht sehen, wie Johnny mit Shirley Monaghan den Tanz anführte. Sorgfältig wickelte ich das Brot wieder in das Tuch, stand von meiner Bank auf und stopfte es in die Rocktasche zurück. Als ich aus dem Schatten der Eiche hervor trat, traf mich die Hitze wie mit einer Keule. Wieder wurde mir schwindelig. Ich schluckte trocken.
Ich hatte Durst, und der Weg nach Hause war weit. Beinahe alle hatten sich dem Königspaar angeschlossen und tanzten, als gäbe es kein Morgen; es hätte mich nicht gewundert, wenn da am Ende noch jemand zusammenbrach. Sie sollten besser ihre Kräfte schonen. Viele kannte ich nicht, oder nur von der Arbeit auf den Feldern, mit anderen war ich befreundet oder wir waren Nachbarn. Aber ich hatte keine Lust, mich zu zeigen. Viel lieber war mir heute, wenn man mich gar nicht bemerkte, mich in Ruhe ließ. Die Schatten der hohen Gebäude begannen sich langsam, aber stetig über den staubigen Platz zu schieben. Die Sonne wanderte weiter. Der Nachmittag brach an.

Sollte ich noch bleiben? Vielleicht würde Shirley ihren König einen Augenblick allein lassen. Ich hatte noch nicht aufgegeben, mit ihm zu reden. Auf der Suche nach den beiden Männern mit den Krügen reckte ich den Kopf. Den mit den gelockten Haaren sah ich nirgends, aber der andere hatte sich zu den Tanzenden gesellt und wirbelte lachend eine Frau im Kreis herum. Den Krug musste er irgendwo abgestellt haben.
Ich entdeckte das bauchige Gefäß auf dem Sims neben dem Scheunentor. Während ich mich zur schattigen Wand hinüber bewegte, nahm ich einen Becher mit, der umgekippt auf einem Heuballen lag. Die Tänzer im Blick behaltend wischte ich ihn mit einem Zipfel meines Rockes aus.

Etwas mehr als ein Becher voll war im Krug übrig geblieben. Das Bier hatte sich an der heißen Mittagsluft erwärmt; es schmeckte schal, aber es half gegen den Durst und beruhigte meinen knurrenden Magen.

An die hell gekalkte Wand gelehnt beobachtete ich, wie zwei Männer einige Meter von dem Kreis der Tanzenden entfernt Holz aufzuschichten begannen. Sie hatten eine ganze Schubkarre voll mitgebracht; zehn, fünfzehn Schritte neben dem ersten entstand ein zweiter Haufen. Was sollte das werden? Erst, als sie die Gestelle holten und sie zu beiden Seiten aufbauten, begann ich zu verstehen. Mein Magen ballte sich schmerzhaft zusammen. Mister Whittenham hielt sein Wort. Die Überraschung, die er uns versprochen hatte, schien üppiger auszufallen, als man es für möglich gehalten hatte. Die Feuer wurden entzündet. In der gleißenden Sonne waren die Flammen kaum zu erkennen, aber der Rauch zog zur Scheune hinüber und ließ mich husten.

Das waren zwei große Feuer! Viel Holz für ein paar Hühner ... Als die beiden Männer drei, vier kräftige Kerle von den Tanzenden weg holten und mit ihnen hinter dem Wohnhaus verschwanden, wartete ich gespannt. Ich hatte bereits entschieden: Für einen knusprigen Hühnerschenkel für die kranke Maggie würde ich bleiben und Geduld aufbringen. Außerdem war es eine Gelegenheit, doch noch einmal mit Jonathan ins Gespräch zu kommen. Anders diesmal. Mutiger. Ich hatte ihm einiges zu sagen. Nach dem, was Vater Mallorney immer predigte, war ich nun beinahe seine Frau. Da durfte ich einen anderen Ton anschlagen, wenn er so mit mir umsprang.

Wie viel Geduld ich brauchen würde, bis ich für Maggie ein Stück Fleisch mitnehmen konnte, wurde deutlich, als die Männer zurück kamen. Als ich sah, was sie heran schleppten, traute ich meinen Augen kaum. Erst, als auch die Tanzenden es bemerkten - als die Musik immer langsamer wurde und schließlich in einer furchtbar misslungenen Harmonie erstarb - verstand ich, dass alle sahen, was ich sah. Vier lange Schweinehälften, sorgfältig auf mächtige Spieße gesteckt, wurden vorsichtig neben den Feuern abgelegt. Damit die Fliegen nicht heran kamen und die Sonne das Fleisch nicht austrocknete, bedeckte man sie mit der freien Hälfte der Tücher, auf denen sie lagen.
Wann hatten wir zuletzt Fleisch gehabt? Ich erinnerte mich an die beiden mageren Schwalben, die Mutter in der Suppe ausgekocht hatte. Es war im Frühling gewesen. Die jungen Vögel hatten einen Sturz aus dem Nest nicht überlebt, der eine war bereits tot, als Maggie sie fand. Es war ein Glück, dass nicht jemand anders sie zuerst entdeckt hatte.

Die Musikanten begannen von neuem, lauter und um einiges schneller diesmal; der Gedanke an den Braten, der uns alle erwartete, schien ihnen neue Energie zu verleihen. Und nicht nur ihnen - auch die Tänzer wagten trotz ihrer sichtbaren Erschöpfung eine weitere Runde in dem Wissen, dass sie sich bald stärken durften.

Dier Musik war mitreißend. In ihr erklang die Freude auf ein Festmahl, wie wir es seit einer Ewigkeit nicht mehr kannten. Obwohl mir gar nicht nach Tanzen zumute war, wippten meine Füße wie von selbst im Takt von Fiddle, Flöten und Bodhrans. Schweinebraten ... Schweinebraten! Diesen unvorstellbaren Berg von Fleisch auch nur ansehen zu dürfen und zu wissen, dort lagen zwei ausgewachsene Tiere, nur für uns, das war ... vom Himmel geschenkt.
Gott gelang es immer wieder neu, mich einzufangen, obwohl ich meine Hoffnung Tag für Tag mehr zu Grabe trug. Es gab Unglück und Ungerechtigkeiten, ja. Aber dann, ganz plötzlich, kam Glück! Es fiel einem einfach vor die Füße, wenn man am wenigsten damit rechnete. Das waren wirklich große Tiere! Ich musste sehr, sehr viel Geduld haben, und das würde ich. Und wenn ich bis zum Abend ausharren musste.

Aber wie es duften würde, wenn es langsam garte! Wenn sich die Kruste bildete und das Fett zischend ins Feuer hinunter tropfte! Da fiel das Warten nicht allzu schwer - bestimmt wurde man schon satt, wenn man nur seine Nase in den Wind hielt.

Warum war Mister Whittenham auf einmal so großzügig mit uns? Hatte er doch ein weiches Herz, in manchen Momenten? Heute - an Lughnasad? Weil eine große Ernte glücklich eingebracht war - oder weil so viele in diesem Jahr gestorben waren? Zwei hatten seine Aufseher erschlagen. Er hatte es gesehen. Und sie nicht aufgehalten.
Ich wollte darüber nicht nachdenken. Er schuldete es uns. Wir hatten es uns mehr als verdient. Er musste nett zu uns sein, denn mit unseren geschundenen Kräften brachten wir ihm seinen Wohlstand ein. Wir waren zäh, wir überlebten von Sommer zu Sommer. Wenn wir verhungerten - oder auch nur, wenn wir das Leben aufgaben, weil wir keine Hoffnung mehr hatten - dann würde er selbst auf die Felder gehen müssen.

"Mary! Ich wusste gar nicht, dass du ..."

Ich wandte den Blick von den Feuern ab und blinzelte im Licht. "Jane!" Ich hatte sie mehr an ihrer Stimme erkannt, als dass ich sie sehen konnte; die Sonne stand ihr hinter dem Kopf und blendete meine müden Augen. Schützend legte ich die Hand an die Stirn, bis sie zu mir in den Schatten kam.

"Jane .. wie schön, dich zu sehen. Ich ... hatte dich schon vorhin bei den Tänzern entdeckt und wollte aber nicht stören." Ich zwang mich zu lächeln. "Du scheinst ja Spaß zu haben."
Sie strahlte mich an, während sich ihre Grübchen vertieften; schließlich trat sie neben mich und lehnte ihren dunkelbraunen Schopf an die Scheunenwand. Mit dem Ärmel wischte sie sich den Schweiß von der Oberlippe weg. "Oh ja, ich habe Spaß! Du etwa nicht? Warum stehst du hier so allein herum? Komm doch mit zu uns."

"Ich möchte hier im Schatten bleiben, ich ..."

Sie stieß sich von der Wand ab und lief zu einem Strohballen hinüber. "Hilf mir mal", rief sie über die Schulter zurück.
Gemeinsam schafften wir den Ballen zur Scheune und schoben ihn dort an die Wand. Seufzend ließen wir uns darauf fallen. Ich schenkte ihr den Rest aus dem Krug in meinen Becher hinein.
"Hier. Willst du? Es ist aber nur noch ein Schluck."

Sie schien bereits einiges getrunken zu haben; als sie mir den Becher aus der Hand nahm, kicherte sie albern. "Gib's schon zu, Mary! Du willst hier bleiben, damit du das Fleisch im Blick behalten kannst. Du lauerst auf das beste Stück. Hab ich Recht?"

Ich nahm ihr ihre Worte übel. Immerhin hatte ich hier bereits gestanden, bevor man vor meiner Nase die Feuer errichtete. "Was ist denn das beste Stück", fragte ich schnippisch. "Alle Stücke sind doch gut genug, solange man nur eines abbekommt. Ich bin nicht wählerisch, falls du das glaubst. Ich bin froh, wenn ich etwas für Maggie ergattern kann. Und für mich und Mutter ein kleines Stück dazu, das reicht." Immer, wenn ich über Essen sprach, sank meine Stimmung auf den Grund und blieb dort lange liegen. In meinem Magen wuchsen Steine.

"Was hast du denn? Du bist ja ganz weiß um die Nase."

"Mir ... ist schlecht."

"Das ist der Hunger. Es gibt ja bald was. Reib mal deine Wangen. So." Sie machte es vor und ich tat es ihr nach. Es wurde tatsächlich ein wenig besser. "Das hilft gegen den Schwindel. Du musst dich bewegen. Atme mal tief durch. Damit du spürst, dass du noch lebst. Du ... solltest es machen wie die anderen! Tanz ein wenig!"

"Tanzen ... und was soll das bringen, außer dass ich noch hungriger und müder werde?"

 Jane plusterte sich vor mir auf. "Ja, glaubst du denn, ihnen geht es besser als dir? Sie lenken sich ab! Sie nutzen jede Gelegenheit, nicht an den Hunger zu denken, und das ist gut so. Es ist nur einmal im Jahr Lughnasad, Mary Sheehan. Und wir haben nicht viel Ablenkung und noch weniger Freude! Heute Nacht kommt der Hunger wieder zurück, aber bis dahin ..."

Ich nahm ihre Hand und drückte sie. Ich wusste ja, wie sie es meinte. "Ach Jane, ich bin froh, dass du da bist. Ich wollte schon gehen, aber dann ..." Ich wies zu den Schweinehälften hinüber.

"Und ich bin froh, dass ich dich noch erwischt habe", unterbrach sie mich und rückte näher an mich heran. Sie legte mir den Arm um die Schulter und zog mich einen Moment an sich.

Dann schwiegen wir. Die Schatten wurden länger, die Tänzer ermüdeten, die Musikanten legten ihre Instrumente beiseite und tranken Bier. Die Männer kamen, schoben die verbrannten Scheite auseinander, legten neue nach und hoben das Fleisch auf die Halterungen.

Jane lehnte ihren Hinterkopf gegen die Scheunenwand. "Ich ... werde sechzehn im September."
Ich sah sie erstaunt an. "Ja ... und? Was willst du damit sagen?"
Sie stieß sich von der Wand ab und setzte sich wieder auf. "Ich weiß nicht. Es kam mir nur gerade in den Sinn. Vielleicht, dass die Zeit vergeht." Ihre graublauen Augen sahen mich mit einem Ernst an, der mich wunderte. "Dass ich ... älter werde."

Ich konnte nicht anders, ich musste lachen. "Älter? Aber das werden wir doch alle."

"Nein, ich meine ... ich denke darüber nach, ob ich mein Leben nicht endlich in eigene Hände nehmen sollte. Ich wäre bald alt genug."

"Wofür wärst du alt genug, was meinst du?"

Sie zuckte mit den Schultern. "Ich könnte nach London gehen. In die Mills. Und Geld nach Hause schicken."

In die Mills! Wie leichthin sie das sagte. Was man über die englischen Baumwollfabriken hörte, klang gar nicht gut.

"Da würdest du hingehen? Ganz allein? Aber warum geht ihr nicht alle zusammen? Ich habe gehört, sie suchen ständig neue Mädchen und Frauen. Aber auch junge Männer sollen in London genug Arbeit finden. Dein Bruder könnte ..."

"George will hier bleiben. Er sagt, die Kartoffelpest ist bald vorbei. Noch dieses Jahr, dann hört es auf. Alles wird dann besser."

"Besser ... ab dem nächsten Jahr? Er träumt wohl! Die Fäule hält nun schon das vierte Jahr an, und sie ist schlimmer als in den Jahren davor. Warum sollte sie auf einmal aufhören? Es gibt keinen Grund, das zu glauben."

Jane nickte, sie schien meiner Meinung zu sein. "Darum denke ich ja darüber nach, ob ich fort gehen sollte. George kann bei unserer Mutter bleiben und zusehen, dass sie nicht die Pacht verliert. Und was ihnen an meiner Arbeitskraft fehlt, könnte ich in London ranschaffen. In den Cotton Mills. Sie könnten es Mr. Whittenham direkt zahlen, für den Hof und unser Stück Land. Dann könnten wir sehen, wo und wie es sich besser überleben lässt. Hier oder dort - auf den Feldern oder in der Fabrik. Wenn ich ein Jahr lang durchhalte und alles gut läuft, könnten sie nachkommen."

Ich rückte von ihr ab, um ihr ins Gesicht zu sehen. Sie schien es tatsächlich ernst zu meinen. Ich machte mir Sorgen um sie. "Aber die Arbeit in den Mills ist hart. Und gefährlich! Man hört davon so viel Übles. Die Frauen husten die ganze Zeit. Und viele verlieren Hände oder Finger in den Maschinen. Oder werden taub von dem Krach."

"Ich muss dort ja nicht über Jahre bleiben. Mir wird schon nichts passieren, ich passe auf meine Hände auf."

"Die Frauen und Mädchen dort sollen sich tot schuften, zumindest sagen das alle. Das ist Ausbeutung! Sie kommen kaum zum Essen oder Schlafen."

"Ach, das ist doch Vergangenheit, Mary. Seit vier Jahren haben sie dort Arbeitsschutzgesetze. Seitdem geht es den Arbeiterinnen viel besser."

Davon hatte ich noch nichts gehört. Vielleicht dachte sie es sich aber auch nur aus, um mich zu beruhigen. Vorsichtshalber hakte ich ein wenig nach. "Wie lange arbeiten sie denn dort am Tag?"

"Nur noch zwölf Stunden, an sechs Tagen in der Woche. Sonntags ist frei. Sie müssen auch nicht mehr zum Reinigen der Maschinen herkommen, nicht an Sonntagen. Und sie haben jetzt drei Pausen pro Schicht, die müssen eingehalten werden, das ist Vorschrift. Und das Beste: In den Mills gilt wegen der neuen Gesetze nun Brühe ohne Brot nicht mehr als Mahlzeit. Es muss Brot dabei sein. Brot, Mary! Jeden Tag! Und wenn sie es nicht einhalten, darf man es melden."

"Das sagt Mister Whittenham auch. Und wenn man es dann tut, bekommt man die Peitsche zu spüren. Oder man wird ausgelacht und weggeschickt."

"Ach Mary, mal doch nicht alles so schwarz! Weder ist es bei uns so gut, noch ist es dort so schlecht. Ich schaffe das schon."

"Aber ... du bist ein Mädchen! Und du bist dort allein in der großen Stadt! Wer wird dich schützen? Oder dir helfen, wenn du in Schwierigkeiten gerätst? Und wenn du krank wirst? Hast du denn gar keine Angst?"

Sie wirkte traurig, als sie nickte. "Natürlich hab ich Angst, was denkst du."  Plötzlich lachte sie unter Tränen auf. "Du kommst mir mir! Versprich mir, dass du mitkommst! Dann bin ich nicht allein, wir ... passen aufeinander auf!"

"Ich soll Mutter mit Maggie hier allein lassen? Nie im Leben. Sie haben doch nur mich. Ich bin die einzige, die noch arbeiten kann."

Jane sah mich flehend an. "Bitte, Mary. Denk wenigstens darüber nach. Für mich ... für uns beide! Es kann dein Leben verändern!"

"Das brauche ich nicht. Was soll aus ihnen werden ohne mich? Nein, hier geht es uns gut genug. Bevor ich nach London gehe, bleibe ich lieber, wo ich ..."

"Mary, hör auf! Du scheinst nichts anderes zu kennen als das elende Leben in Mayo. Dass du so blind geworden bist für die Gefahren, die hier täglich drohen!" Sie hob die Hand und klopfte gegen meine Stirn. "Wach auf, da oben! Jeden Tag verhungern um uns die Menschen! Die Kinder sterben, die Alten. Maggie könnte sterben, noch dieses Jahr! Viele gehen ins Armenhaus, weil sie zu schwach sind. Sie schaffen die Arbeit auf den Feldern nicht mehr und können ihre Pacht nicht länger zahlen. Heute ist Lughnasad, die Ernte ist eingefahren. Nur wenige Wochen noch, dann findest du hier weit und breit keinen vergessenen Halm mehr auf den Feldern! Und keinen wilden Apfel am Baum und keine Eichel oder Beere mehr im Wald. Dir werden die Augen tränen vom Torffeuer, du wirst vor Hunger und Kälte nicht schlafen können, lange bevor der Winter wirklich hier ist. Und dann kommen Typhus und Cholera. Glaubst du denn wirklich, ihr könnt hier leichter überleben? Diesen Winter, den nächsten? Wie! Und wovon!"

Bei ihren letzten Worten kippte ihre Stimme und sie schluchzte auf. Sie konnte sich nicht mehr halten.
"Weißt du, was ich wirklich fürchte wie das Ende der Welt, Mary? Mehr als die Mills, mehr als London? Dass wir alle hier verrecken! Dass der nächste Winter mein letzter wird. Oder deiner! Dass ich meine Mutter verhungern sehe, meinen Bruder begraben muss - oder im nächsten Sommer nicht mehr mit aufs Feld kann, weil ich den Staub nicht vertrage .. wie Maggie. Und dass wir deswegen unsere Pacht verlieren. Dass ich euch alle sterben sehe oder ... dass man am Wegrand über mich hinweg steigt und mir nur ein Stück Apfel hinlegt, weil ich nicht mehr aus eigener Kraft auf die Füße komme, um mich ins Armenhaus zu schleppen. Oder wenn ich dort bin, dass ich ... elend an Typhus krepiere. Es gibt so vieles, was uns hier ... Mary, wie kannst du nur so viel Angst vor England haben! Wo es dort Arbeit und Brot gibt und hier nicht!"

Auch ohne zu viel Bier war es in diesen Tagen leicht, aus der Fassung zu geraten. Alle fürchteten wir den kommenden Winter.
Auf dem Platz zischten die Feuer, ein erster Duft nach geschmortem Fett drang zu uns herüber. Die Leute versammelten sich um die Schweinehälften, bildeten Kreise um die Feuer und setzten sich auf den staubigen Boden. Es schien, als wollten sie sich früh einen guten Platz sichern, um schnell an der Reihe zu sein, wenn das erste Fleisch gar war und verteilt wurde. Sie sangen zusammen und hielten einander bei den Schultern, viele waren betrunken.

"Ich kann nicht, Jane. Sei mir nicht böse. Ich kann nicht einfach weglaufen. Sieh mal, ihr habt George. Er ist älter als du. Er kann auf deine Mutter achten, wenn du gehst. Meine Mutter, meine kleine Schwester ... sie sind auf mich angewiesen."

Lange sagte niemand ein Wort. Schließlich hörte Jane auf zu weinen und legte den Kopf auf meine Schulter. Sie wischte sich die Nase mit dem Ärmel. "Ich weiß ja, Mary, ich weiß. Aber es ist so schwer! Immer kann ich nur warten, was als nächstes geschieht, verstehst du ... ich will nicht mehr warten. Ich will endlich etwas in der Hand haben, etwas vorwärts bringen! Wissen, dass ich etwas gegen dieses ... Leben tun kann."

"Hast du mal daran gedacht, nach Amerika zu gehen? Oder ihr alle zusammen? Vielleicht könntest du das Geld auch in Dublin verdienen. Oder in irgendeiner anderen großen Stadt. Und es sparen, bis es für euch alle reicht. Und dann ... geht ihr zusammen." Ich schluckte. Von dem Duft, der sich auf dem Hof verbreitete, knurrte mein Magen. Ich wollte sie nicht verlieren. Viele starben ... und beinahe genauso viele gingen fort. Einfach so, irgendwo hin. Wo es vielleicht kaum besser war. Von den meisten, die gingen, hörte man nie wieder etwas.

"Amerika", murmelte Jane träumend. "Würdest du nach Amerika gehen?"

Ich nickte. "Ja, das würde ich. Sofort, wenn ich könnte. Aber ..."

Sie nahm den Kopf von meiner Schulter und setzte sich wieder auf. "Aber?"

"Ich ... könnte nicht allein gehen. Ich würde ... vorher heiraten wollen."

Sie biss sich auf die Unterlippe und sah mich an. Dann sagte sie leise: "Das dachte ich mir." Sie neigte sich zu mir herüber und flüsterte mir ins Ohr: "Ich habe euch gesehen."

Ende Teil 43










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