(7/4) Elderberry Grove
Alle, die konnten, sind zum Erntefest nach Elderberry Grove gegangen. Ich hatte erst getan, als würde ich nicht wollen. Damit kein Verdacht aufkommt. Ich verließ mich darauf, dass Mutter mich zwingen würde. Ich sollte recht behalten. Sie sagte, ich müsse hingehen, weil sie dort wohl wieder Brot verteilen würden. Und wegen der angekündigten Überraschung - es war möglich, dass es sich um weiteres Essen handelte, das man im Rock nach Hause schmuggeln konnte. Für Maggie. Sie ist so furchtbar dünn; sicher ist es auch ihre Natur, sie ist noch schmaler gebaut als ich. Aber sie sieht seit dem Frühling immer magerer aus und sie ist nicht gesund. Ihr Gesicht wirkt grau und die Hände schneeweiß, und sie friert ständig. Auch der Husten will nicht weggehen. Bei der Ernte durfte sie nicht mitmachen, sie musste mit Mutter die Wolle von der letzten Schur kämmen. Die ganze Wolle, es waren Berge voll. Sie verträgt den Staub nicht, auf dem Feld wäre es aber dasselbe gewesen.
Noch hält sie sich irgendwie ... aber wenn sie auch die Arbeit auf dem Hof nicht mehr machen kann, sind wir gezwungen, sie zu melden. Eine Arbeitskraft weniger, und wir müssen in eine dieser winzigen Hütten umziehen, die eigentlich gar keine Pachthöfe mehr sind. Sie bestehen aus einem einzigen Zimmer, einer winzigen Stube. Dazu gehört noch weniger Land und Boden als wir jetzt bereits für uns haben. Als ob nur noch zwei essen würden statt drei, wenn Maggies Arbeitskraft wegfällt! Für mich wäre es aber das Schlimmste, dass diese Häuser keine Fenster haben. Die Pacht ist geringer, wenn es keinen Blick nach draußen und kein Tageslicht gibt.
Mutter sagt, den Teufel wird sie tun. Aber sie weiß, dass wir nicht mehr bei Mr. Whittenham pachten dürfen, wenn wir Maggie verstecken und für sie lügen. Im schlimmsten Fall wären wir ohne Dach über dem Kopf, hätten kein eigenes Stück Acker mehr, und niemand würde uns mehr für sich arbeiten lassen. Das wäre das Ende.
Fürs Wollewaschen und Kämmen bekommen wir Wolle zum Erntedank, für die Feldarbeit Brot oder Korn - vorausgesetzt, die Pacht ist bezahlt und man schuldet Mr. Whittenham nichts. Diesmal haben wir unsere Pacht mit der Kuh bezahlt. Zwei Teile für die Pacht, einer dafür, dass Mutter für die Ferkel kaum Geld auf dem Markt bekommen hat. Es ist auch nicht viel, was man uns zur Ernte gibt; die Wolle reicht meistens für ein paar warme Strümpfe für jeden von uns, und das Brot ist an zwei Tagen gegessen, wenn wir es hinziehen. Die Erntegabe ist kein Lohn, nur ein Zeichen der Freundlichkeit von Mr. Whittenham, andere Pächter geben gar nichts. Unser Monatslohn wird mit der Pacht verrechnet, da bleibt am Ende nichts für uns. Das kleine Land hinter dem Haus, unser Acker, davon leben wir. Es ist an uns, dass dort etwas wächst.
Wir können also nicht auf Brot verzichten, wenn es welches gibt. Und Erntefest ist nur einmal im Jahr. Also bin ich hin, um mein Stück für Maggie abzuholen. Und natürlich wegen Johnny. Aber das wusste niemand.
"... Und darum heben wir nun unsere Becher auf die gute Ernte und danken Gott für seine großzügigen Gaben. Lang lebe Königin Victoria, gesegnet sei England! Auf einen milden Winter und ein weiteres fettes Jahr!"
Manche taten es ihm gehorsam nach und riefen ebenfalls "Gesegnet sei England", andere murmelten nur irgendetwas. Ganz wenige wagten es, sich zu bekreuzigen und dem Herrn ein eigenes Stoßgebet zu senden, solange Mr. Whittenham nicht in ihre Richtung sah. Dann wurde es still auf dem Hof und sie tranken - mit einem sehnsüchtigen Brennen in den Augen, als träumten sie alle in diesem Moment den schmerzenden Traum von den eigenen blühenden Feldern und den eigenen vollen Scheunen. Von der Zeit vor dem Hunger - die sie nicht als das Paradies erkannt hatten, als sie darin lebten.
Vielleicht war das die wahre Schuld und Sünde in uns allen: Dass wir das Paradies nicht bemerkten, während wir es besaßen. Die Engländer waren übel und sie waren seit Ewigkeiten hier. Maggie und ich, auch Mutter, waren unter ihrer Herrschaft geboren. Aber lange hatten wir nicht gewusst, dass noch größere Pest über uns kommen konnte. Wie unvorstellbar gut man es gehabt hatte, sah man immer nur, wenn das Gute verloren war.
Alle waren sie nur für das Brot und das Bier hergekommen, und Mr. Whittenham und seine Aufseher wussten es. Aber diese Engländer taten, als sei das schwächliche "Gott segne England", das die Feldarbeiter auf ihr Kommando riefen, aus dem Herzen gemeint. Und der zum Erntegruß für den Pachtherrn erhobene Becher ebenso.
Machte es ihnen Freude, uns so zu sehen - uns mit Essen und Trinken zu ködern und ihren Spott mit uns zu treiben, wenn wir herkamen, weil uns nichts anderes übrig blieb? Sahen sie mit Verachtung zu, wie wir einer Königin, die nicht die unsere war, Gesundheit und ein langes Leben wünschten - und einem Volk, das uns tot sehen wollte, einen guten Appetit ... beim Essen des Brotes, das auf unserem Boden gewachsen war, während wir verhungerten? Wir taten das für einen vollen Bauch. Für einige Stunden Sattsein und einen besseren Schlaf in dieser Nacht. Bevor morgen alles wieder so war wie immer. Der Hunger beraubte einen so schmerzvoll jeder Lebensenergie, dass man überlegen musste, dem Erntefest fern zu bleiben. Besser, man verwöhnte sich nicht. Denn wenn man einmal satt gewesen war, schmerzte die nächste Leere im Magen umso mehr.
An den Mädchen und Frauen schlabberten die Kleider. In diesem Sommer sah man es ganz deutlich. Ihre Brüste füllten nicht mehr die Mieder aus, der Stoff schlug unschöne Falten an den Seiten, wenn sie sie so zu zurrten, dass sie wieder einigermaßen passten. Die eitlen unter uns nähten sie von Zeit zu Zeit ein bisschen schmaler. Damit es nicht so auffiel, wie dünn sie geworden waren. Bei manchen stachen sogar unter den Röcken die Hüften auffällig hervor, freudlos, erbärmlich wirkte es, verglichen mit den guten Jahren.
Den meisten gingen inzwischen die Haare aus. Sie waren glanzlos und stumpf und blieben einem in der Hand, wenn man noch so vorsichtig mit den Fingern hindurch kämmte. Darum verbargen wir sie unter Tüchern und Hauben; wer vorher schon nicht mit einer dichten Haarpracht gesegnet gewesen war, dem schauten jetzt die Ohren zwischen den Strähnen heraus.
Nur Shirley Monaghans Haare waren unverändert schön. Wie sie das schaffte, wusste niemand. Heute ließ sie sie offen den Rücken hinunter fließen, sie gingen ihr bis über die Taille hinaus. Auch wirkte sie nicht so dünn wie die anderen Frauen, denn sie hatte vor dem Elend recht üppige Körpermaße gehabt; sie konnte mehr verlieren als wir anderen, ohne verhungert auszusehen.
So wie ich selbst starrten auch die anderen sie heimlich an, betrachteten wir diese gesunde Schönheit und Jugend mit Schmerz und Wut. Shirley hielt uns allen vor Augen, worum man uns beraubt hatte - nicht nur uns Frauen und Mädchen, sondern auch die Männer. Sie mussten unsere Rundungen, unsere blühende Lebendigkeit ebenso vermissen wie wir selbst. Das Liebliche und Glückliche an uns war wie abgestorben. Shirley konnte sich der Blicke der Männer sicher sein. Aber langsam durfte ihr das keine Freunde mehr einbringen, denn die anderen Frauen beneideten sie, und so oft wie möglich ließen sie es sie spüren. Ich sah zu ihr hinüber, sah, wie sie ihre Haare über die Schulter zurück warf, wie sie lächelte, wenn jemand hinsah. Ich wettete darauf, dass sie es wusste: Sie hatte keine Freundin mehr unter uns, wir trauten ihr nicht mehr. Sie teilte unser Leiden nicht genug. Auch ich schämte mich nicht, darauf zu warten, dass sie der Hunger endlich zu zeichnen begann. Es wäre fair. Ihr Anblick ließ mich beinahe weinen und einen Moment bedauerte ich, hergekommen zu sein.
Aber die Festtage, an denen die jungen Leute sich zeigen konnten, waren rar geworden, und die Welt war nicht voller Shirleys. Lughnasadh war nur einmal im Jahr. Und irgendwie hatte es etwas Tröstliches, zu sehen, dass man mit seiner blassen Haut, den ständigen Schatten unter den Augen und der bleiernen Müdigkeit im Blick nicht allein war. Heute war Erntefest, und jede tat, was sie konnte, das Elend ein wenig unsichtbarer zu machen. Aber die dünnen Arme und knochigen Handgelenke vermochte keines der Mädchen zu verstecken. Auf seltsame Weise half es uns allen, denn so waren wir alle gleich.
Den jüngeren unter den Männern dagegen sah man es nicht so sehr an; nur die Alten waren ganz besonders mager, mehr noch als die Frauen. In den Familien erhielten die jungen Männer das meiste von dem, was vorhanden war. Das größere und bessere Stück Gemüse, eine Schüssel dünne Suppe mehr als Mutter und Schwestern, einen Schuss mehr Milch ins Wasser. Weil wir ohne sie ganz verloren gewesen wären. Ihre Körper verlangten mehr als unsere und sie arbeiteten härter. Sie mussten bei Kräften bleiben.
Was mit den Frauen geschah, wenn ihnen die Männer wegstarben, sah man an Mutter, Maggie und mir. Irgendwie kamen wir auch so zurecht, was blieb uns auch anderes übrig. Wir konnten uns ja nicht einfach hinlegen und sterben. So leicht ging man nicht von der Welt. Aber das Gefühl, abends im Bett zu liegen und auf den Schlaf zu warten und zu wissen, die Welt war voller Wölfe und wir ganz allein, das war nicht gut. Ich musste uns einen Mann in die Familie holen. Jemanden, der uns schützen konnte. Mutter hatte sich in den vergangenen Jahren mehr verbraucht als es ihrem Alter entsprach. Man sah es ihr an. Und sie hatte zwei Mädchen, die noch im Haus waren. Sie würde niemanden mehr für sich finden. Es lag allein bei mir.
Mein Blick schweifte über die Menschen, die sich mit ihrem Bier ringsum auf den Strohballen einen Platz zum Sitzen suchten. Und da sah ich ihn. Den Becher in der Hand, stand er bei seinem Vater. Wie ähnlich sie einander waren! Er sagte etwas, lachte, redete weiter ... und dann, ganz unerwartet, blickte er direkt zu mir hinüber.
Er schien nicht erstaunt zu sein; er musste mich früher entdeckt haben als ich ihn. Als er den Becher hob, mir zuprostete und trank, versetzte es mir einen Stich. Am liebsten wollte ich wegsehen, aber ich konnte es nicht. Auf dem Platz vor der Scheune begann die Musik. Wie es Brauch war, hatten auch in diesem Jahr einige ihre Instrumente mitgebracht. Zwei Bodhrans machten den Anfang mit ihrem dumpfen, rhythmischen Klang, dann setzten die Whistles ein. Die metallenen Flöten blitzten in der Sonne auf, und erste Tänzer strömten in den Kreis, den die Leute zu bilden begannen. Viele kamen jetzt von den Bänken hoch, Frauen nahmen Männern die Becher aus der Hand, zogen sie mit sich und gesellten sich zu den anderen Paaren. Wie immer wurde zu Beginn eine Hornpipe gespielt, langsamer als sonst üblich. Die Leute waren nicht bei Kräften. Aber sie ließen es sich nicht nehmen, heute zu tanzen, sie reihten sich paarweise in den Kreis ein und dann ging es immer rund; die Musik spielte, die Füße folgten den vertrauten Schritten, die Leute lachten und vergaßen für einen Moment die Schrecken des alltäglichen Lebenskampfes.
Der energische Klang der Bodhrans pulsierte in meinem Bauch. Die Spieler waren gut und ich hatte zu lange keine Musik mehr gehört, aber heute verursachten mir die Rahmentrommeln nur Übelkeit. Mein Brot verwahrte ich für Maggie, ich hatte nichts davon für mich genommen. Ich legte die Hand über die Rocktasche und sah dem Treiben in der Mitte des Hofes zu.
Beim Anblick der Tänzer traten mir Tränen in die Augen. Ob es den anderen ebenfalls auffiel? Die Paare, die da im Kreis wirbelten ... in diesem Jahr wirkten sie so unpassend. Vom Alter her, aber auch sonst; viele tanzten mit ihren Schwestern oder Brüdern, mit Vätern und Müttern, viele Frauen mussten mit anderen Frauen als Tanzpartner vorlieb nehmen. Und die jungen Leute schienen nur vereinzelt jemanden zu haben, den sie mochten und der in ihrem Alter war. Typhus und Cholera hatten im letzten Winter so viele geholt, auch unter den jüngeren. Beinahe jede Familie hatte jemanden zu betrauern.
Der kleine Kreis blieb offen, so dass die Hände der Tanzenden, wenn sie den letzten Gegentänzer umrundet hatten, einen Takt lang ins Leere griffen. Sie machten mehrere Hopser vorwärts, um die Lücke zu überwinden, und griffen dann wieder die Hand des nächsten, der ihnen entgegen kam - bis der Kreis enger zusammen rückte und sich endlich schloss. In diesem Sommer waren sie zu wenige für eine anständige Hornpipe.
Viele fühlten sich zu schwach fürs Tanzen und standen aber zumindest auf, um zuzusehen und näher bei der Musik zu sein. Ich musste den Hals recken, die Leute begannen mir die Sicht zu verstellen. Als die Hornpipe in einen schnellen Jig überwechselte und die Fiddle des alten Willie einsetzte, stieß ich mich von dem Balken ab, an dem ich gelehnt hatte. Ich tat, als hätte ich Jonathan aus dem Blick verloren, aber ich wusste auch ohne hinzusehen, dass er mich noch immer beobachtete. Was sollte ich zu ihm sagen, wie mich verhalten - nach dem, was zwischen uns passiert war? Außerdem stand sein Vater immer noch bei ihm. Ob er vor ihm damit geprahlt hatte? Ohne es genau zu wissen, schämte ich mich bereits, auch nur in ihre Richtung zu schauen. Es war besser, aus ihrem Blickfeld zu verschwinden, bis ich ihn allein erwischen konnte.
Mein Plan schien sich zu erübrigen, denn plötzlich tauchte Jonathan einige Meter vor mir auf - ich befürchtete und hoffte zugleich, er würde zu mir an die Scheune kommen. Aber er ignorierte mich. Er drängte sich durch die Menge und sicherte sich einen Platz im Kreis der Zuschauer. Die Leute johlten auf, wichen rückwärts und begannen zu klatschen, die Musik wurde schneller und lauter. Wahrscheinlich versuchte sich einer der Tänzer mit einem ersten Solo.
Ich schlängelte mich ebenfalls an den Leuten vorbei, versuchte, einen Platz zu ergattern, der mir ermöglichte, die Tanzenden und auch Johnny im Blick zu haben, ohne dass er mich sah. Ich musste abschätzen, in welcher Stimmung er war, bevor ich mich entschied, ihn anzusprechen. Wenn ich es nicht tat, würde er wohl den ganzen Nachmittag hindurch Katz und Maus mit mir spielen.
Der Kreis weitete sich erneut; alle wichen rückwärts, verteilten sich zu den Seiten hin und noch mehr drangen in die Mitte und begannen zu tanzen. Mein Versteck löste sich auf, bevor ich eine günstige Position finden konnte. Er hatte mich entdeckt und sah jetzt frech zu mir herüber. Als er den Mund zu einem Lächeln verzog und mir zuzwinkerte, spürte ich, wie die Wut in mir hochkochte. Was sollte das? Meinte er etwa hier, im Kreis der Umstehenden, offen mit mir kokettieren zu können?
Er wiederholte es dreist, als sich unsere Blicke ein weiteres Mal begegneten. Wenn das jemand bemerkte! Weil ich es nicht anders beenden konnte, tat ich unwissend und ahnungslos; ich klatschte im Rhythmus der anderen mit, sah von ihm weg und zu den Musikanten hinüber, und es half - er gab seine Versuche auf. Vorsichtig schielte ich noch einmal zu ihm hinüber, da schloss er die Augen ... öffnete sie wieder und wirkte auf einmal sehr finster. Etwas schien in ihm vorzugehen - einen Augenblick zögerte er, dann kam er mit energischem Schritt auf mich zu und schnitt dabei rücksichtslos den Kreis der Tanzenden. Er bremste ein heran hüpfendes Paar aus, rempelte den Mann mit der Schulter an und dieser fiel beinahe über seine Tanzpartnerin, aber er entschuldigte sich nicht einmal bei ihnen.
Schließlich blieb er vor mir stehen. Sein unnahbarer, beinahe kalter Gesichtsausdruck war mir gar nicht geheuer. Schon bei unseren anderen Begegnungen hatte ich gedacht, er machte das wohl mit Absicht; auch jetzt schien er es darauf anzulegen, dass ich Angst vor ihm hatte.
Ende Teil 41
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