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(3/5) Nebel

Eine Weile starrte sie auf das Gebüsch. Erst das Krächzen der Krähen ließ sie wieder wach werden. Sie hätten sich unterhalten können, zumindest hätte sie ein wenig Gesellschaft gehabt. Und jemanden kennen gelernt, der hier aus der Gegend kam. Solche Chancen fielen ihr nicht gerade vor die Füße, aber sie musste es vermasseln. Sie hieß Emma Sperling, und ja, das war ihr eben tatsächlich nicht mehr eingefallen. Jetzt wusste sie gar nicht, was sie schlimmer fand: dass er sie für ein Mädchen mit Macke hielt oder ... für unfreundlich und arrogant.

Ihr Ausflug an die Klippen war kurz gewesen, viel kürzer als sie beabsichtigt hatte. Unentschlossen sah sie sich um. Da vorne war bereits die Biegung, die zum Haus führte. Sie wollte Hagan und Flann nicht beim Ausräumen des alten Stalls zusehen, erst Recht hatte sie keine Lust mit anzupacken, sie hatte gar nicht die passende Kleidung dafür. Wie sollte sie jetzt den Vormittag verbringen? Sie ärgerte sich, dass sie so schnell wieder zurück gekehrt war. Es war schön gewesen dort oben. Auch, wenn das Meer sie geängstigt hatte. Aber ihr Schwindelanfall an den Klippen und die plötzliche Begegnung mit diesem Jungen hatten sie so überrascht, dass sie direkt wieder zurück gelaufen war. Allein um ihm auzuweichen. Was war nur los mit ihr! Wohl zum hundertsten Mal war sie enttäuscht über sich selbst, es verdarb ihr die Stimmung. Noch einmal sah sie zu dem Ilex hinüber. Die ersten Sonnenstrahlen des Tages brachten die Beeren an dem hohen Busch zum Leuchten. Sonne! Hoffentlich hielt sich das Licht heute ein paar Stunden. Vorhin hatte es schon wieder nach Regen ausgesehen; nach den letzten Tagen konnte sie dringend freundlicheres Wetter gebrauchen. Sie atmete tief ein und wieder aus, blinzelte in die verästelten Zweige über ihrem Kopf. Es nützte nichts, wenn sie hier nun weiter herum stand. Seufzend setzte sie sich wieder in Gang und beschloss das Beste aus diesem Tag zu machen.

Mit zügigen Schritten lief sie an den dicht stehenden Bäumen vorbei, die Shadow Hall zum Weg hin abschirmten. Sie war froh, dass der Stall hinter dem Gebäude lag, die beiden Männer mussten nicht wissen, wie planlos und konfus sie sich durch das noch unbekannte Gelände bewegte.

Nun würde sie also doch noch in den Ort hinunter gehen, aber damit konnte sie sich jetzt wesentlich besser anfreunden als noch vor einer halben Stunde. Da hatte der von tiefen Reifenspuren zerfurchte Weg im grauen Nebel gelegen; jetzt jedoch wirkte er viel weniger unheimlich. Mittlerweile durchdrang die Sonne das dichte Geäst der Baumkronen und beschien das rostfarbige Laub, das in großen Flächen den Boden bedeckte. Die Vögel, die man zwischen dem kahlen Geäst beobachten konnte, zwitscherten beinahe wie im Frühling und belebten die dicht umwachsene Allee, die durch das Wäldchen hindurch führte.

Es hätte ein Weg wie jeder andere auf dem Land sein können, ein wenig zu matschig vielleicht und wild; und doch blieb es der Weg, auf dem sich Seltsames ereignet hatte. Sie wollte sich hier nicht unnötig lange aufhalten; mit kleinen Sprüngen wich sie dem Wasser aus, das vom Unwetter der letzten Nacht noch in den lehmigen Furchen stand. Sie wollte nicht an die seltsame Begegnung mit der Frau denken, der sie mittlerweile ein neues Etikett mit der Aufschrift "beinahe geklärt" verpasst hatte. Sie hatte "Einbildung" gegen"beinahe geklärt" ausgetauscht, weil eines auf jeden Fall Fakt war: Auch wenn man so durch den Wind war wie sie - wenn man gerade durch eine Phase mit wenig Schlaf und viel Aufregung ging und dazu eine gute Fantasie besaß - so war es doch ein großes Ding, sich eine so deutlich sichtbare Erscheinung lediglich zusammen zu spinnen. Wer konnte sagen, ob die Frau nicht doch real gewesen war und sie Recht gehabt hatte! Das würde bedeuten, dass nicht sie selbst, sondern Flann Doyle der Spinner war. Oder er war derjenige, der einfach nur schlechte Augen oder eine nicht ganz so gute Wahrnehmung besaß. Oder eine Kombination aus beidem.
Nein, sie war garantiert nicht unaufmerksamer oder zerstreuter als Flann! Also wechselte die mysteriöse Frau die Schublade und sie gestand ihr zu, möglicherweise doch echt gewesen zu sein. Das machte die Sache auf jeden Fall angenehmer; es bedeutete, sie durfte die Frau auf die Seite der "nicht ganz mysteriösen", beziehungsweise, der "beinahe normalen" Dinge packen. Das zu tun schenkte ihr ein Gefühl von Erleichterung. Ja, alles war klar und übersichtlich wie schon lange nicht mehr, man musste es nur sachlich genug betrachten.

Wie unter dem Gewölbe einer Kathedrale schritt sie zwischen den gewaltigen Bäumen dahin. Sie hatte sich fest vorgenommen, nicht mehr über ihr Erlebnis nachzudenken, und doch ertappte sie sich dabei, wie sie die Seiten des Weges nach einem schmalen Pfad absuchte, über den die Frau verschwunden sein könnte. Der Junge - Cillian - er hatte sie darauf gebracht. Auch hinter dem Ilexbusch schien es so etwas wie einen Weg zu geben, der irgendwo hin führen musste. Es hatte jedenfalls nicht so gewirkt, als wäre ihr Begleiter zufällig und spontan ausgerechnet an dieser Stelle in den Wald verschwunden; es schien ein Weg zu sein, den er öfters nahm. Die Einheimischen, die hier entlang kamen, mussten sich auskennen. Und genau so konnte es auch mit der Frau gewesen sein. Der unerklärliche Rest war womöglich ihrer Müdigkeit, der Aufregung eines langen Tages und den ungünstigen Lichtverhältnissen der letzten Nacht geschuldet.

Die Iren! Plötzlich musste sie lächeln, als sie an die Mythen und Geschichten des Landes dachte, auf die sie vor Tagen bei ihrer Suche im Internet gestoßen war. Sie hatte kaum etwas über Irland gewusst und sich einen ganzen Abend lang in den kulturellen Themen fest gelesen. Es sollte Iren geben, die tatsächlich an die Existenz von Elfen und Gnomen glaubten. Seit ihrer Ankunft schien sie gleich zwei Exemplaren dieser magischen Spezies begegnet zu sein - jedenfalls hatten beide die Angewohnheit, urplötzlich und wie aus dem Nichts zu erscheinen und auf dieselbe Weise wieder zu verschwinden.

Trotz aller Bemühungen hörte ihr Kopf einfach nicht auf zu rappeln. Der hochgewachsene Elfenjunge ging ihr genauso wenig aus dem Kopf wie die spukige Dame mit dem Bündel. Sein Gesicht war speziell. Es hatte tatsächlich etwas Elfenartiges, wenn sie darüber nachdachte. Die schmale Nase und das spitzbübische Lächeln zum Beispiel. Überhaupt, seine ganze Art. Und auch die Kleidung; mit seinem graugrünen Pullover und der rostbraun gefärbten Jeans schien er sich problemlos in der Umgebung aufzulösen. Und seine Augen waren seltsam; sie waren von dieser seltenen Sorte, die je nach Lichteinfall die Farbe wechselte. Marke "irischer Himmel". So genau hatte sie es natürlich nicht gesehen. Aber in den wenigen Momenten, in denen sie einen Blick riskiert hatte, war es ihr so vorgekommen. In der Grundschule hatte es ein Mädchen gegeben, das solche Augen besaß. Wie hatte sie sie deswegen beneidet! Ihre eigenen braunen Augen fand sie dagegen langweilig.

Die eckigen Pfeiler, die links und rechts des Weges auftauchten, waren älter als sie gedacht hatte; zumindest die blattartig verzierten Kuppeln mit der Optik auf den Kopf gestellter Artischocken und die beiden Figuren, die darauf wie Wächter hockten, wirkten mit ihren dicken Moospolstern und gelben Flechten Jahrhunderte alt. An gotischen Bauten gab es diese dämonischen Fratzen, die kleinen Drachenviecher und Teufelsfiguren, die ungefähr einen halben Meter hohen Skulpturen erinnerten daran. Die eine stellte eine Art knienden Teufel dar, der irgendwann seine Nase und die rechte Hand verloren haben musste, den anderen Pfeiler besetzte eine dicke, sich windende Schlange. Ihre Schuppen hatten durch die Witterung und die Zeit an Struktur verloren. Sie waren flach und unscheinbar geworden, als hätte Wüstensand sie abgeschliffen, aber am drachenähnlichen Kopf mit seinen hervor stehenden Augen und dem klaffenden Maul ließ sich noch die feine Ausarbeitung des Künstlers erahnen. In allen Vertiefungen des rauen Steins wucherte die ockergelbe Flechte, die auch den Rücken des Teufels und die Hälfte seines Gesichts besiedelte. Dasselbe Gewächs hatte sie auch an den gewaltigen Felsbrocken gesehen, die auf der mit Heidekraut bewachsenen Fläche vor den Klippen herum lagen.

Im Gegensatz zu den steinernen Figuren schienen die gemauerten Sockel neueren Datums: Zwei Meter vor den eckigen Säulen gab es ein paar weitaus  ältere Exemplare, ihre verwitterten Stümpfe ragten nur noch bis in Kniehöhe aus dem Boden. Wind und Wetter hatten sie mürbe gemacht. Sie waren nicht gemauert wie ihre neueren Ausgaben, sondern aus Stein gehauen, wie man es vor Jahrhunderten getan hatte. Vielleicht waren die Figuren auf die neuen Säulen umgezogen, als die alten sich aufzulösen begannen. Wie auch immer, sie waren ihr nicht geheuer gewesen, als sie in der Nacht im Scheinwerferlicht aufgetaucht waren. Jetzt mochte sie sie sogar. Vielleicht würde sie später noch ein Foto von ihnen machen und es Tante Moni schicken.

Sie warf einen letzten Blick in das Gesicht des steinernen Teufels - was diesem aber gleichgültig zu sein schien, denn er starrte weiter den Weg entlang und in Richtung Shadow Hall - dann wandte sie sich ab und ging weiter. Der Boden unter ihren Stiefeln wurde trockener. Es ging jetzt eine leichte Steigung hinauf. Nicht so steil wie die, die zur Küste führte, aber es genügte ihr. Nach kurzer Zeit bereits geriet sie auch hier sehr ins Schnaufen. Dass sie in England kaum einmal vor die Tür gekommen war, rächte sich nun. Dabei konnte sie dankbar sein für die Lage ihres neuen Arbeitsplatzes mitten in dieser Wildnis. Die Aussicht, bald wesentlich fitter zu sein, gefiel ihr trotz der Anstrengungen und Mühen, mit denen sie sich hier wohl arrangieren musste.

In der Nacht hatte sie gar nicht bemerkt, dass der Wagen auf der letzten Strecke bis zum Haus leicht bergab gefahren war. Das Anwesen mit dem überschaubaren und halb verwilderten Grundstück lag in einer Art Mulde und war dadurch einigermaßen geschützt vor dem Wind des Nordatlantik. Das war wohl der Grund, weshalb sie heute Morgen auf dem Weg zu den Klippen das Meer nicht gleich hatte hören können. Dass es hier, in die andere Richtung, nun ebenfalls leicht bergan ging, verstärkte ihren Eindruck; die Gründer des alten Herrenhauses hatten die Landschaft vor der Küste geschickt genutzt und das Haus bewusst in die Senke hinein gesetzt.
Sicher hätte es auch damals, als Irland noch mehr Waldfläche besaß, wesentlich zugänglichere und besser bebaubare Plätze gegeben, dachte sie, während sie Atem und Schritte in Einklang brachte.
Von einem später errichteten Anbau hatte Hagan ihr erzählt. Aber der war gezwungenermaßen an die natürlichen Begrenzungen der Umgebung angepasst, er hätte nicht größer ausfallen können. Woanders wäre der Boden nicht so sehr von Wurzeln und Gestein durchzogen gewesen und man hätte sich viel mehr ausbreiten können. Aber wer wusste schon, was sich die Erbauer von Shadow Hall dabei gedacht hatten, das Haus wie einen frierenden Vogel in ein so enges Nest zu setzen. Es war kein Wunder, dass der Untergrund immer schlammiger wurde, je näher man dem Anwesen kam; in der Senke hielt sich das Regenwasser zu lange, es konnte kaum schnell genug verdunsten oder versickern, bis das nächste kam.

Ihre Gedanken hatten sie so sehr beschäftigt, dass sie erstaunt war, als der Wald plötzlich endete. Überrascht blieb sie stehen und sah sich um. Vor ihr lagen die mit Heide und zerzausten Büschen bewachsenen Hügel, an die sie sich noch von ihrer Fahrt durch die Nacht erinnerte. Der Himmel sah mittlerweile aus, als hätte man einen Handmixer hinein gehalten, wilde graue Wolkenfetzen standen kreuz und quer vor einem Hintergrund, der heute wahrscheinlich nicht viel blauer werden würde. Von links - ihrer Schätzung nach musste es Osten sein - kamen noch dunklere Wolken heran. Die Sonne kämpfte sich durch die Wolkenmassen und begann ihr Gesicht zu wärmen; aber wenn sich der Himmel weiter zuzog, durfte es damit wohl bald vorbei sein.

Einen Moment lang schloss sie die Augen und atmete die frische Luft ein. Dann sah sie sich nach den Seiten um, versuchte sich vorzustellen, wie sie gestern Nacht mit Flann Doyle in die Schwärze dieser Bäume hinein gefahren war. Die letzten Eichen und Buchen, die sie gerade hinter sich gelassen hatte, standen besonders hoch; dass die Grenze zwischen dem kahlen Land und diesem kleinen Wald so scharf gezogen war, ließ sie noch majestätischer wirken. Es gab keinen sanften Übergang durch Büsche oder Ähnliches, der Wald fing einfach an - auf dieselbe Weise, wie er vor der Küste aufhörte. Vielleicht war er irgendwann künstlich angelegt worden.

Hinter ihr raschelte es im Laub, eine kräftige Windböe ging ihr unter die Jacke. Erst jetzt wandte sie sich vollständig um, schaute den Weg hinunter, den sie gekommen war. Wie dunkel es im Vergleich zu den hellen und freundlichen Verhältnissen, in denen sie nun stand, zwischen diesen Bäumen war! Es wirkte, als hätte man zwei verschiedene Filmszenen grob aneinander geschnitten und sich um eine Anpassung der Lichtverhältnisse nicht geschert, so sehr unterschieden sich der tiefer gelegene Wald und die Hochebene voneinander.
Was sie aber am meisten befremdete, war der Anblick, der sich ihr tief im Innern des bewaldeten Bereichs zeigte. Matt weiß leuchtete es in der Ferne zwischen den Bäumen; Da lag dichter Nebel in der Senke, als klar abgegrenzter Balken hing er über dem Weg. Sie war sich gar nicht bewusst gewesen, durch Nebel zu gehen. Während sie dort unten gelaufen war, hatte sie ihn gar nicht bemerkt.

Der Gedanke, dort auf dem Rückweg wieder hindurch zu müssen, war ihr nicht sympathisch. So hoffte sie, der Nebel gehörte zu den morgendlichen Erscheinungen in dieser Gegend und insbesondere in der Senke des Waldweges. Mit ein wenig Glück hatte er sich bis nachher vielleicht aufgelöst.

Ende Teil 17

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