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(1/5) Das Bild

Es fiel ihr nicht leicht Mrs. Saunders zu sagen, dass es mit der neuen Stelle nicht geklappt hatte und dass sie nun also auf unbestimmte Zeit weiter bei der Familie bleiben würde. Beinahe hätte sie sich sogar entschuldigt für ihren Versuch, eine andere Familie zu finden, so sehr schämte sie sich. Es war ein kurzes Gespräch, in dem sie noch weniger sagte als Mrs. Saunders. Die Situation bot an, sie jetzt, wo sie sowieso erst einmal bleiben musste, wenigstens nach den näheren Gründen für ihre Unzufriedenheit zu fragen. Aber man gab ihr keine Gelegenheit darüber zu sprechen. Mrs. Saunders meinte nur, es sei ganz normal, dass man mit einer Stelle nicht hundertprozentig einverstanden sei, man habe sich damit zu arrangieren. Das sei eine Frage der persönlichen Flexibilität und Reife - und diese wiederum würde ein fähiges Kindermädchen auszeichnen.

Spätestens in diesem Moment war Emma froh, dass sie ihre Kritikpunkte nicht im Detail diskutieren musste. Wie ja auch die vergangenen Wochen bereits verdeutlichten, hätte es zu nichts geführt. Mrs. Saunders war sich ihres eigenen Anteils an der Situation nicht bewusst. Und wenn dies doch der Fall war, verbarg sie es sehr gut.

Wenigstens schienen beide sich im Stillen einig zu sein, nun so zu tun, als hätte es keinen Konflikt und keinen Ausbruchversuch gegeben. Das wurde in den nächsten Tagen deutlich, als die Dinge haargenau wie in den Wochen davor abliefen und nichts, aber auch gar nichts sich veränderte. Was zuvor problematisch gewesen war, war es auch weiterhin, und was in Ordnung war, verschlechterte sich nicht. Insbesondere für das Zweite war sie aufrichtig dankbar und sie rechnete es Mrs. Saunders durchaus an. Aus Sicht der Gastgeberin, die sie immerhin war, hätte sie sie den Unmut über ihre mangelnde Loyaliät nun täglich spüren lassen können. Aber entweder war es ihr egal und sie hatte tatsächlich das dicke Fell, das sie zur Schau trug - oder sie war extrem verärgert und kämpfte sich nun ebenso verbissen wie Emma durch die angespannte Situation, in der Hoffnung auf baldige Auflösung.

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Drei Tage musste sie ausharren, bis sie erneut von Ms. Potts hörte. Ihr Herz machte einen Sprung, als am Abend der Name der Betreuerin auf dem Display erschien. Ms. Potts wollte sich aber nur informieren, wie es inzwischen lief. Und nachfragen, ob sich die Wogen einigermaßen geglättet hätten. Emma unterdrückte ihre Enttäuschung. Oh, sie wusste, sie musste Geduld haben. Ms. Potts brauchte Zeit! Immerhin gab es ja auch noch andere Au Pair Stellen, die sie betreute.

Sie hatte sich vorgenommen, Tante Moni erst wieder zu schreiben, wenn es etwas Erfreuliches zu berichten gab. Nur kurz hatte sie ihr von der Absage der Chapmans erzählt und versichert, es ginge ihr soweit gut. Die Behauptung, die neue Familie sei ihr dann doch irgendwie nicht so sympathisch gewesen und sie würde nun gelassen abwarten, was sich als nächstes ergab, hatte ihr das Vakuum beschert, in das sie sich nun zurück zog: Sie musste sich darauf konzentrieren, die Zeit zu überstehen und wollte nicht darüber reden, wie es sich anfühlte, in einer Familie untergebracht zu sein, in der sie nur eine Art Beschäftigungsautomat für die Kinder war, aber nicht mit ihren Rechten und Bedürfnissen wahrgenommen wurde. 

Die Tage wollten nicht vergehen. Unruhige Träume beherrschten die Nächte und die Wochenenden quälten sich ebenso ersehnt wie mühsam heran - um jedes Mal letztlich unerträglich zu sein, denn sie kam nicht aus dem Haus und unter Leute; es gab niemanden, der sie auf andere Gedanken brachte.

Die Träume. Sie musste ungefähr zehn Jahre alt gewesen sein, als es anfing. Jetzt war sie neunzehn; bis heute hatte es Phasen gegeben, in denen sie regelmäßig auftraten, aber auch Zeitspannen von bis zu eineinhalb Jahren, in denen sie schon dachte, sie seien verschwunden - bis irgendetwas geschah, das sie verunsicherte. Dann kamen sie jedes Mal wieder. Verändert manchmal, die Details waren anders, manche fehlten oder es kamen neue hinzu. Aber immer war da zu Beginn dieser Weg unter Bäumen. Und das Lied - und dazu der Wind und der ferne Klang donnernder Wellen. So begann es jedes Mal. Und dann erschien das Haus auf der Lichtung, mit den beiden großen Schornsteinen und den hohen Sprossenfenstern.

Jetzt, genau genommen, seit der Nacht vor ihrem Treffen mit der Familie Chapman, hörten die Träume nicht mehr auf. Sie wurden detailreicher und deutlicher. Beim Einschlafen war es bedrückend zu wissen, dass der Traum kommen würde. Nichts konnte sie dagegen tun. Auch die Bücher, die sie mit Stephen von der Stadtbibliothek geholt hatte und an denen sie sich bis spät in die Nacht festkrallte, änderten nichts daran, dass sie doch irgendwann schlafen musste.

Das Warten wurde unerträglich. Eine weitere Nachricht von Ms. Potts sprach nur davon, dass die Suche nach einer geeigneten Stelle sich doch schwieriger zeigte als erhofft. Und dass es eine Stelle in Worcester gegeben hatte ... und diese aber an einen dringlicheren Fall vergeben werden musste.

Ms. Potts erklärte, sie würde ihre Suche auf Irland und die kleineren Inseln ausweiten, was hieß, dass sie ihre Freundin bemühen wollte. In Emmas Fantasie hatte diese ganz sicher ebenso viel zu tun und würde ewig brauchen, bis sie ihr etwas anbieten konnte. Auch sah sie sich schon auf steinigen, öden und vollkommen menschenbefreiten zwei Quadratkilometern die Kinder eines Schafbauern hüten - und eine Fähre, die nur zweimal in der Woche fuhr, müsste sie dann immer zum Festland hinüber nehmen, um Schokolade kaufen zu können. Oder Tampons. Und gab es da, wo sie hin sollte, überhaupt Internet? Kopf hoch, hatte Ms. Potts gesagt. Ja, der Kopf war noch oben. Was sonst, sie konnte sich ja schlecht aufgeben. Aber ihr Mut war inzwischen in den dunkelsten Kellern angekommen.

Sie saß auf der Bettkante und starrte auf ihren Kalender. Heute war der einundzwanzigste Oktober. Ihr Geburtstag. Die Familie Saunders wusste nichts davon; wie auch, man hatte sie nicht gefragt. Mrs. Saunders hatte am Nachmittag Besuch gehabt und Emmas Aufgabe war es gewesen, die Mädchen aus dem Weg zu halten und sie zu beschäftigen. So waren sie am Nachmittag in die Schwimmhalle gegangen, was sie hasste. Florence und Georgia hatten darauf bestanden. Jetzt waren die Mädchen im Bett und sie hatte endlich Ruhe und Zeit für sich selbst. Herzlichen Glückwunsch, murmelte sie, klappte den Kalender zu und stand von der Bettkante auf. In diesem Augenblick klopfte es zaghaft an der Tür.

Als sie öffnete, stand Stephen im Flur. "Hier, für dich. Lag unten in der Küche." Er drückte ihr einen Umschlag in die Hand.

"Für mich?" Wer würde ihr heute schreiben? Post von ihren beiden Freundinnen und ein Päckchen von Tante Moni hatte sie bereits gestern und heute Morgen erhalten ... Wer ihr sonst noch zum Geburtstag nach England schreiben könnte, fiel ihr nicht ein. So bedankte sie sich erstaunt, schloss die Tür wieder und ging zu der kleinen Lampe hinüber, die auf der Kommode neben ihrem Bett stand. Verwundert hielt sie den Umschlag ins Licht, betrachtete die feine Handschrift - und verstand. Das war der Brief, den die Chapmans ihr senden wollten! Ms. Potts hatte ihn wohl bei den Saunders in den Briefkasten geworfen. Gespannt öffnete sie den Umschlag und zog zwei Papierbögen heraus. Der eine war ein Brief, der andere Hollys Bild, von dem Mrs. Chapman ihr am Telefon erzählt hatte. Wieder spürte Emma, wie gerne sie jetzt bei dieser Familie gewesen wäre. Ihr Herz klopfte ein wenig kräftiger, als sie las, was Mrs. Chapman ihr schrieb. Bereits die ersten Zeilen erinnerten sie unangenehm an die Wut und Scham, die sie wegen der Unterstellungen dieser Großmutter empfunden hatte.


Liebe Emma,

wir wissen von Ms. Potts, dass Du immer noch bei der Familie bist, mit der es nicht gut klappt. Wir hoffen, dass Ms. Potts bald eine wunderbare Stelle für Dich findet! Und auch, dass Du nicht mehr allzu traurig bist, weil wir Dich nicht nehmen konnten. Es tut mir immer noch sehr leid. Ich bin ganz sicher, wir hätten uns gut verstanden. Die Kinder haben ihre Großmutter noch Tage später bekniet, Dich doch zu uns kommen zu lassen, aber meine Mutter war damit überfordert. Letztlich musste ich das unterbinden, damit sie zur Ruhe kam. Irgendetwas muss ihr in den Kopf geschossen sein, das sie sehr aufgewühlt hat. Ich weiß, wie verrückt das ist, aber was soll ich tun - Sie ist eine alte Frau und wir müssen Rücksicht auf sie nehmen und ihre Eigenheiten tolerieren. Meine Mutter bleibt stur, trotz aller rationalen Argumente. Darum möchte ich mich noch einmal bei Dir entschuldigen, das ist alles sehr übel gelaufen. Du hättest wirklich besseres verdient als ausgerechnet so etwas.

Ich bin aber ganz zuversichtlich, dass Du bald in einer anderen Familie zufrieden und vielleicht sogar glücklich sein wirst! Deine Betreuerin erscheint mir sehr bemüht und Du bist ein so nettes Mädchen, auch mochten Holly und Jasper Dich gleich vom ersten Augenblick an. Das ist immer ein guter Indikator! Sie vertrauen nicht jedem auf Anhieb, auch wir hatten schon ein Kindermädchen, das mit ihnen nicht richtig warm wurde. Du kamst bei meinen Kindern und bei mir gut an, Du wirst Deinen Weg machen!

Das Bild ist von Holly. Sie sagt, ich soll Dir dazu schreiben: da wohnst Du! Sie hat Dir ein Haus mit Garten gemalt, es hat sie wohl beschäftigt, dass Du nicht bei uns wohnen konntest, wahrscheinlich stellte sie sich vor, Du würdest jetzt nirgendwo wohnen! Darum hat sie Dir ein Zuhause gemalt. Vielleicht muntert Dich das ein wenig auf. Ich möchte gerne, dass Du uns in guter Erinnerung behältst und wir nun nicht bei den schlechteren Eindrücken abgelegt sind, die Du später vielleicht von Deiner Au Pair Zeit haben wirst. Ich wünsche Dir von Herzen alles Gute für Deine Zeit in England und dass Deine nächste Stelle ein Glückstreffer wird! Fühl Dich gedrückt von den Kindern, und  ganz besonders von mir.

 Liebe Grüße

Gladis Chapman


Darunter war eine mit blauem Buntstift gefertigte Zeichnung zu sehen, aus der sich mit einiger Fantasie ein Schwert und die Zinnen einer Ritterburg erkennen ließen. Ein Gruß von Jasper. Holly hatte selbst unterschrieben, in großen, schiefen Buchstaben.

Nachdenklich ließ Emma den Briefbogen sinken. Sie griff nach dem anderen Papier, das Holly mehrfach gefaltet hatte. Die Zeichnung schimmerte an einigen Stellen durch die Rückseite. Neugierig glättete sie den Bogen, strich die tiefen Knicke aus dem Papier.

Am oberen Rand hatte Holly bunte und teils sehr abenteuerlich anmutende Buchstaben gemalt, eine ganze Reihe prangte da - und eine weitere halbe Reihe unten drunter. Emma musste lächeln; die Buchstaben standen für das, was Holly nicht sagen und schreiben konnte.

Als ihr Blick über das Bild glitt, erstarrte sie. Ihr Lächeln verschwand, ihr Kopf, ihre Gedanken blockierten, stellten sich quer wie ein Fahrrad bei einer Vollbremsung. Was da Gestalt annehmen wollte, stieß immer wieder an eine massive graue Wand, fiel weg und formierte sich neu, nur um wieder weg zu stürzen. Das Haus, das Holly mit farbigen Wachsmalstiften und großzügigen Strichen gemalt hatte ... es war das Haus aus ihrem Traum.

Ende Teil 5



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