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32

Beverly 

Meine Schwester war der Teufel gewesen. Mein Dämon war vielleicht eine boshafte Schattengestalt, die es liebte Menschen zu verletzen und mit ihrer Psyche zu spielen, aber meine Schwester hatte sich auf einem weitaus grausameren Niveau aufgehalten. Nie war sie die große Schwester gewesen, die ich gebraucht hätte. Im Gegenteil. Bis heute war ich sicher, dass sie eine manipulative Soziopathin gewesen war, die nie als solche erkannt worden war. Sie hätte man eher einweisen sollen, als mich. Meine Fähigkeit war es, Gedanken lesen zu können. Ihre war es gewesen, Menschen wie Marionetten für sich tanzen zu lassen, ohne dass sie es bemerkt hätten. Sogar mich hatte sie jahrelang in ihren Fängen gehabt, bis ich die Fähigkeit des Gedankenlesens erlangt hatte, und auf brutalste Weise hatte erfahren müssen, was in ihrem kranken Kopf wirklich vorgegangen war. Ich hatte nie nachvollziehen können, warum sie mich in ihrem tiefsten Inneren so sehr gehasst hatte. Soweit ich mich zurückerinnern konnte, hatte ich ihr nie etwas getan. Und noch weniger konnte ich verstehen, wie ich ihr so lange, so blind hatte vertrauen können.

Die Beziehung zwischen Aidan und Addie war eine ganz andere. Sie wollten füreinander nur das Beste, auch wenn es oft so aussah, als würden sie den Anderen am liebsten erschlagen. Das hatte ich in den letzten Tagen ein paar Mal miterleben dürfen. Trotzdem bemerkte ich, wie wichtig sie einander waren. Warum hatte ich nie die Chance dazu bekommen, Menschen wie sie zu treffen? Eine solche Loyalität, die nicht nur zwischen Addie und Aidan, sondern auch zwischen ihnen, Chase und Trev herrschte, kannte ich nur von mir und meinem Dämon, doch das zählte nicht, da es eine nicht-menschliche Verbindung war, die zwischen uns bestand. Ich war dazu gezwungen meinem Dämon gegenüber loyal zu sein, aber die vier taten es freiwillig. War nun in meinem Kopf etwas falsch, oder in deren?

Es war Donnerstagnachmittag. Nachdem Aidan wieder von der Uni kam, spazierten wir planlos durch die kleine Stadt. Ich mochte es zwar bei ihm zu Hause auf der Couch herumzuliegen, den ganzen Tag nur zu zeichnen und mir den Kopf darüber zu zermartern, warum Felicity mir dieses nichtssagende Buch gegeben hatte, aber nach einiger Zeit fiel mir prinzipiell die Decke auf den Kopf, und ich musste raus. Dass Aidan bei mir war, änderte aber trotzdem nichts daran, dass ich ständig paranoide Vorstellungen davon hatte, Dr. Kennedy auf der Straße zu sehen, oder die Frau aus Modoc, oder sonst jemanden, der mir hätte gefährlich werden können. Es war ein verschneiter Tag und ziemlich kalt draußen, sodass wir uns irgendwann in einen Starbucks setzten, um uns ein wenig aufzuwärmen. Aidan's Cappuccino duftete göttlich, aber ich wusste genau, wie widerlich dieses Getränk schmeckte. Dafür hatte ich mich doppelt und dreifach über meinen Chai Latte gefreut. Als ich mich noch regelmäßiger mit meinen Freunden getroffen hatte, um mir selbst vorzuspielen, dass alles so werden könnte, wie ich es mir immer ausgemalt hatte, waren wir unzählbar oft im Starbucks gesessen. Damals hatte ich noch versucht mir einzureden, dass Kaffee lecker sei, bis ich auf Chai Latte gestoßen war und das Kaffeetrinken komplett aufgegeben hatte. Ich wusste nicht mehr, wann ich zum letzten Mal diesen von Gott geschaffenen Tee getrunken hatte. Es musste Jahre her gewesen sein, aber sobald ich ihn ausgetrunken hatte, bestellte ich einen zweiten.

Der Valentinstag stand vor der Türe, und auch Starbucks lies die Gelegenheit zu dekorieren nicht verstreichen. Obwohl ich die roten Kerzen, die Konfetti in Herzform und die roten Luftschlangen unfassbar kitschig fand, schaffte die dämmrige Beleuchtung in Kombination mit den Tischen und Stühlen aus dunklem Holz, eine gemütliche Atmosphäre. Hinzu kamen natürlich der typische Caféhausduft und der Blick auf die Straße, auf der die Menschen in dicken Jacken und mit Schal und Mütze durch die Schneeflocken eilten.

Nachdem Aidan und ich weder gestern Abend, noch heute Morgen besonders viel geredet hatten, weil er ziemlich viel für die Uni hatte vorbereiten müssen, fühlte es sich gut an mit ihm hier zu sitzen. Es fühlte sich fast normal an, obwohl ich schon gar nicht mehr wusste, was ich als Normalität hätte bezeichnen können.

Um ehrlich zu sein, hatte ich damit gerechnet, dass Aidan ständig meine Zeichnungen zur Sprache bringen würde, nun da er davon wusste, aber er tat es nicht. Er schien nicht einmal darüber nachzudenken, ob er es tun sollte, aber das konnte ich nicht genau sagen. Dieser Mensch war einfach unfassbar schwer einzuschätzen, in jeder Hinsicht. Dadurch, dass ich früher unkontrolliert mitbekommen hatte was Leute dachten, hatte ich die Gesichtszüge bei bestimmten Gedankengängen zu deuten gelernt. Aber Aidan war wie ein weißes Blatt, das er mit seinen Worten bemalen musste, damit ich etwas darauf erkennen konnte.

Seine Zurückhaltung, was meine Zeichnungen anging, trug jedenfalls dazu bei, dass ich nicht jedes Mal angespannt die Luft anhielt, sobald er zu einem neuen Satz ansetzte. Weiß der Teufel was in mich gefahren war, ihm von meinen Zeichnungen zu erzählen. Von einem meiner größten Geheimnisse. In dem Moment hatte es sich richtig angefühlt, und ich konnte nicht behaupten, dass ich es bereut hätte.

Gegen sechs machten wir uns wieder auf den Heimweg, weil Aidan noch für die Uni lernen musste. Ich für meinen Teil, hätte auch die ganze Nacht damit verbringen können durch die Straßen zu wandern, und von Café zu Café zu gehen. Schade nur, dass die meisten Geschäfte und Restaurants hier gegen Mitternacht schlossen. Die Gegend hier war generell nicht allzu belebt, aber es war mir um einiges lieber, als eine Großstadt wie New York, oder Los Angeles. Ich hasste Menschenmassen.

Die Straßen wurden mittlerweile von den Laternen am Straßenrand beleuchtet. Zarte Schneeflocken wirbelten durch die Luft und setzten sich in Aidan's dunklen, fast schwarzen, Haaren ab. In meinen Haaren machten sie sich kaum bemerkbar. Ich hätte ihm gerne die Schneeflocken aus den Haaren gewuschelt, aber genau in dem Moment in dem ich daran dachte, fuhr er sich selbst durch die Haare.

Bereits als wir im Hausflur angekommen waren, merkte ich, dass etwas nicht stimmte. Dumpfe, wütende Stimmen drangen auf den Gang hinaus. Seufzend öffnete Aidan die Türe.

„Ich hab mir das nicht ausgedacht!", rief Addie.

„Ich habe nie gesagt, dass du dir das ausgedacht hast!", schoss Trev zurück. „Ich sagte, du hast dir das nur eingebildet."

„Bin ich jetzt schon verrückt, oder was?"

Die Beiden stampften im Wohnzimmer umher. Addie versuchte eindeutig dem Konflikt aus dem Weg zu gehen, aber es schien, als würde Trev sie immer wieder einholen. Mir fiel auf, dass Addie nicht nur wütend wirkte, sondern auch verängstigt. In ihren Augen stand Todesangst, auch wenn sie es mit Wut zu verstecken versuchte. Aidan und ich tauschten einen verwirrten Blick, während er die Türe hinter uns schloss.

„Du hast seit Tagen nicht richtig geschlafen, hast du etwas anderes erwartet?", meinte Trev.

Erst jetzt bemerkte ich auch Chase. Er stand mit verschränkten Armen am Fenster und beobachtete mich mit einem wirklich finsteren Blick. Starr wie eine Statue stand er da und bewegte sich nicht einen Zentimeter. Ich konnte mich nicht entschieden, ob ich seinem Blick ausweichen, oder standhalten sollte, entschied mich aber für ersteres.

„Was ist hier los?", fragte Aidan schließlich halb genervt, halb verwirrt, zog sich die Jacke aus und legte seine Schlüssel auf den Küchentisch. Der Temperaturunterschied, wenn man von draußen hereinkam, war gewaltig, weshalb auch ich mich nun beeilte, aus meiner Jacke zu kommen.

„Addie sieht Gespenster", antwortete Trev spitz.

„Halt die Klappe, ich hab mir das nicht eingebildet!", rief Addie wütend. Das nenne ich mal eine glückliche Beziehung.

„Stopp!" Aidan schnitt beiden das Wort ab. Irgendetwas stimmte hier nicht, und das hatte nichts mit dem streitenden Pärchen im Wohnzimmer zu tun. Ich sammelte all meinen Mut, und nahm wieder Blickkontakt mit Chase auf. Irgendetwas wollte er mir mit seinem Schweigen mitteilen, aber ich hatte keine Ahnung, was es war.

„Also, noch einmal", begann Aidan, und ging auf Addie und Trev zu. „Was ist passiert?"

Addie fuhr sich durch ihre wilden Locken. „Ich war im Bad und wollte mich fürs Myway fertig machen, als ich was im Spiegel hinter mir stehen gesehen habe, aber als ich mich umgedreht habe, war es weg und die Reflexion im Spiegel auch, aber ich schwöre, dass ich mir das nicht eingebildet habe, da ist wirklich etwas hinter mir gewesen!", erzählte sie ohne Luft zu holen.

„Addie, zum hundertsten Mal, da war nichts", sagte Trev genervt.

„Du warst nicht einmal dabei!"

„Siehst du hier irgendjemanden außer uns? Wo sollte dieses Etwas plötzlich hin verschwunden sein? Abflussrohre?"

„Hör auf, mich wie eine Verrückte darzustellen und behandle mich, verdammt nochmal, nicht wie ein Kleinkind!"

Egal was es war, das Addie gesehen hatte: Es machte ihr Angst. Wirklich viel Angst. Sie sah aus, als würde sie jeden Moment die Beherrschung verlieren und entweder auf Trev losgehen, oder zusammenbrechen. In dem Moment in dem sie sich den Nacken rieb, bemerkte ich etwas an ihrer linken Schulter. Ich konnte es nicht genau erkennen, da ihre Haare darüber lagen.

„Was ist das?" Ich ging auf sie zu, strich ihre Locken von der Schulter und streifte das T-Shirt über ihren Arm. Auf dem Stoff war kaum Blut zu sehen gewesen, weshalb es in all der Aufregung wohl auch nicht aufgefallen war.

„Oh mein Gott!", sagte Addie nach einigen Schrecksekunden, und ihre Stimme klang erstickt. Sie legte eine Hand vor den Mund, während ich mit großen Augen die Bissspuren betrachtete. Sie waren noch ziemlich frisch.

„Glaubt ihr mir jetzt?", rief sie verzweifelt und bedeckte nun ihr ganzes Gesicht mit ihren Händen, bevor sie sich schluchzend auf den Boden sinken ließ. Ich kniete mich neben sie und versuchte ihre Wunde nicht zu berühren, während ich krampfhaft dabei war, die Bissspuren zuzuordnen. Ich hatte genau das gleiche Muster schon einmal gesehen. Ich hatte es gezeichnet. Aber wann?

„Was zum Teufel ist das?", fragte Trev erschüttert und war sofort neben Addie.

„Sieht aus, wie der Biss eines Tieres", meinte Aidan ungläubig und trat neben mich. Ich warf Chase nur einen flüchtigen Blick zu, aber er genügte, um mir zu verstehen zu geben, was er dachte. Was er schon die ganze Zeit gedacht hatte.

Da ich, wie bereits festgestellt, fürs Verbände anlegen bei Olympia kein Gold machen würde und zufällig zwei Kinder einer Ärztin hier waren, überließ ich es Aidan, seine Schwester zu verarzten. Die Beiden setzten sich auf die Couch, wo Addie erst einmal ihren Kopf in die Hände stützte und fix und fertig auf den Boden starrte.

„Das passiert gerade nicht. Das passiert nicht. Das war nur Einbildung. Das ist nicht möglich", murmelte sie immer und immer wieder und ich war mir nicht sicher, ob diese Art von Reaktion gesund war und zu der natürlichen Verarbeitung von schockierenden Erlebnissen beitrug, oder ob sie gerade schlicht und ergreifend den Verstand verlor.

Alles was ich erkennen konnte, als ich Chase noch einmal ansah, war Hass. Purer Hass auf mich und meinen Dämon. Aber mein Dämon war das nicht gewesen. Er war die ganze Zeit bei mir gewesen und hatte mich nicht einmal für eine Sekunde aus den Augen gelassen. Seit ich nirgends mehr eingesperrt war, wich er nicht von meiner Seite. Besonders seit Chase praktisch ständig in meiner Nähe war. In Anbetracht Chase' eiskalten Blickes, hatte ich nun wirklich Angst um mein Leben. Ich war mir nicht sicher, ob ich schon einmal größere Angst gehabt hatte. Wahrscheinlich schon, aber ich hatte vergessen wie lähmend sich das anfühlte. Ich war wie paralysiert und in meinem Kopf sprangen hundert mögliche Situationen herum, die in den nächsten zehn Sekunden passieren könnten. Weglaufen war keine Option. Mein Bein war immer noch zu verletzt, als dass ich mich für eine längere Strecke im Sprint darauf hätte verlassen können. Und umbringen konnte ich Chase nicht, dabei hatte ich immerhin schon einmal versagt. Mit einem möglichst unauffälligen, vielleicht auch hilflosen Kopfschütteln, versuchte ich Chase zu zeigen, dass es unmöglich mein Dämon hatte sein können, aber sein Blick blieb steinern und kalt. Alles was er im Augenblick sah, war eine verletzte, verängstigte Addie, und ein Mädchen das an einen Dämon gebunden war. Seine Prioritäten waren klar. Ich musste weder ihn, noch Addie besonders gut kennen, um zu sehen wie wichtig sie ihm war.

Obwohl sich meine Beine mittlerweile wie Wackelpudding anfühlten, versuchte ich alle Gedanken an Chase' Wut wegzuschieben, und mich auf die Wunde zu konzentrieren, die Aidan mittlerweile verbunden hatte. Wo hatte ich solche Bissspuren bloß schon einmal gesehen? Es waren viele runde, recht dünne Einstiche in ihrer Haut gewesen, die meines Urteilens nach recht tief hatten sein müssen. Es wunderte mich, dass sie davon nichts mitbekommen hatte, aber wenn ich an ihrer Stelle eine Gestalt im Spiegel hinter mir gesehen hätte, die im nächsten Moment verschwunden war, hätte ich wahrscheinlich auch andere Probleme als einen raschen Body-Check gehabt.

Trev und Aidan achteten gerade nicht auf mich, sondern versuchten, Addie zu beruhigen und ihr zu versichern, dass es bestimmt nur eine Fledermaus gewesen war, also ging ich leise unter Chase' wachsamen Blick in Aidan's Zimmer, klappte meine Zeichenmappe auf, die auf seinem Schreibtisch lag, und blätterte all meine Zeichnungen der letzten zwei Jahre durch. Bissspuren von Dämonen hatte ich schon ein paar gesehen, aber diese eine spezielle Wunde, hatte ich schon einmal auf Papier gebracht.

„Natürlich", hauchte ich, als ich die Zeichnung fand, nach der ich gesucht hatte. Plötzlich schien alles einen Sinn zu ergeben. Ich hatte diese Bissspuren tatsächlich schon einmal gesehen. Auf Rose Schulter.

Ein bisschen verstört ließ ich mich auf Aidan's Bett sinken und versuchte die Puzzelteile zu einem Bild zusammenzufügen. Rose' Dämon hatte Addie nicht angegriffen. Er hatte ihr nie wehtun wollen. Er hatte sich nur an sie binden wollen. Nun ja... Vielleicht hatte er Addie auch bedroht, aber nur zu dem Zweck, dass Rose sich von ihm trennte, damit er sich an Addie binden konnte.

Addie wurde also von einem Dämon verfolgt. Und zwar von Rose' ehemaligem Dämon.

Nachdem ich mich an den Gedanken gewöhnt hatte, dass ich, wo immer ich auch hinging, auf Dämonen stieß, begab ich mich wieder ins Wohnzimmer. Addie saß noch immer auf der Couch, starrte vor sich hin und versuchte zu verarbeiten, was passiert war. Wie gerne ich ihr doch alles erklärt und gesagt hätte, dass sie keine Angst haben musste. Zumindest nicht so viel, wie sie im Moment wahrscheinlich hatte. Nur leider hatte ich gerade alle außer Chase so weit von mir überzeugt, dass sie mich hier wohnen ließen. Das wollte ich um ehrlich zu sein nicht verspielen. Abgesehen davon, hätte sie mir sowieso nie geglaubt. Trev saß dicht neben ihr und Aidan sah mit verschränkten Armen zu seiner Schwester hinunter. Chase konnte ich nicht mehr entdecken. Wahrscheinlich war er in seinem Zimmer und schärfte seine Sammlung von Dämonenglasdolchen.

Um Gottes Willen. Chase! 

Theoretisch müsste er als Jäger Addie töten, wenn er offiziell davon wüsste, dass sie von einem Dämon verfolgt wurde. Ich ging nicht davon aus, dass ihm klar war, was gerade mit Addie passierte. Im Traum wäre ihm das wahrscheinlich nicht eingefallen. Bestimmt dachte er nur daran, dass mein Dämon Addie verletzt hatte. War ich kalt genug, ihm zu erzählen, dass Addie von einem Dämon verfolgt wurde, damit er dazu verpflichtet war sie zu töten, sobald sie an diese Kreatur gebunden war? Ja, eigentlich schon. Er hatte es nicht anders verdient, als sich zwischen Freunden und Dämonenjagd entscheiden zu müssen.

~~ ~~

Trotz allem wollte Addie unbedingt zu ihrer Arbeit ins Myway. Um zu wissen warum ihr das so wichtig war, kannte ich sie eindeutig nicht gut genug. Aidan und Trev wollten Addie erst dazu überreden zu Hause zu bleiben, aber sie hätten genauso gut gegen eine Wand reden können, und so entschieden sie sich dafür, mit ihr zu gehen. Da ich die Wahl hatte zwischen alleine mit Chase in der Wohnung, oder mit Chase und den anderen in einer Bar, entschied ich mich lieber für Letzteres. Ich wollte meinen Tod gerne noch ein wenig hinauszögern. Außerdem hatte ich seit ich in der Klinik gewesen war keinen Alkohol mehr getrunken, und fand, dass heute der perfekte Tag dafür war.

Das Myway sah anders aus, als die Bars in denen ich früher mit meinen falschen Ausweisen gewesen war. Die Bars, in denen ich mich aufgehalten hatte, waren viel nobler gewesen, und mit Sicherheit um einiges teurer. Im Silver Lining hatte das billigste Getränk nicht unter dreißig Dollar gekostet und die Preise waren bis zu zehntausend hinaufgeklettert. So ein Getränk hatte sich aber nicht einmal meine Schwester zu ihrem achtzehnten Geburtstag genehmigt. Während ich mich im Silver Lining mit Stil und Bedacht von den Cocktails hatte benebeln lassen, schien das Myway ein Ort für die Leute zu sein, die keine einzige Gehirnzelle verkraften konnten, sich ohne Grund komplett volllaufen ließen, kotzten, und dann auf dem Billardtisch einschliefen. Es war noch niemand außer uns hier, was mir ganz recht war. Addie ging sofort hinter die Theke und umarmte ein hübsches, rothaariges Mädchen, das ihren misstrauischen Blick auf mich gerichtet hatte.

„Chase neue Errungenschaft?", fragte sie, nachdem Addie sie wieder losgelassen hatte.

„Eher sterbe ich", meinte Chase ungerührt, und ließ sich auf einem der Barhocker nieder.

„Du sprichst mir aus der Seele", gab ich zurück. Trev, Aidan und ich setzten uns ebenfalls. Ich beugte mich zu Aidan.

„Wer ist das?", fragte ich und zeigte auf das rothaarige Mädchen, das gerade nach Addies Verband auf ihrer Schulter fragte.

„Trish", antwortete er. „Addies beste Freundin." Sobald ich bemerkte, dass Aidan und dieses unfassbar hübsche Mädchen immer wieder über Blicke zu kommunizieren schienen, fragte ich mich augenblicklich, was sie für ihn war. Ex-Freundin? Gute Freundin? One-Night-Stand? Netter Ausblick?

„Was wollt ihr trinken?", fragte das Mädchen schließlich.

„Scotch", sagte Chase, ohne nachzudenken. „Mit Eis." Wie stilvoll...

„Whisky." Um Gottes Willen! Whisky war widerlich. Was Getränke anging würden Aidan und ich wohl nie zueinander finden.

„Dich brauche ich nicht fragen, du hast deine eigene Betreuung", sagte das Mädchen zu Trev, woraufhin er ihr einen genervten Blick zuwarf. Obwohl ich noch keine fünf Minuten hier war, wusste ich, dass Trish und Trev einander nicht wirklich zu mögen schienen. Addie tat mir leid. Ich stellte es mir schrecklich vor, wenn sich der Freund und die beste Freundin nicht verstanden. Jetzt sah Trish mich abwartend an. Erst als ich den undeutlichen Schatten hinter ihr sah, fragte ich mich, warum dieses Mädchen noch atmete, wenn sie Addies beste Freundin, und demzufolge bestimmt nicht das erste Mal in Chase' Nähe war. Ich versuchte nicht allzu perplex dreinzuschauen, obwohl ich mir sicher war, dass genau das der Fall war. Das lag alleine schon daran, dass ein klitzekleines, amüsiertes Lächeln auf ihren Lippen erschien.

„Mojito", sagte ich endlich. Trish schlug die Hände über dem Kopf zusammen.

„Danke! Endlich!", rief sie erleichtert. „Diese Waschlappen bestellen nie Longdrinks, es ist schon richtig langweilig. Wofür bin ich Barkeeperin, wenn ich nie Drinks mixen darf?" Sie sah die Jungs vorwurfsvoll an und wandte sich ab um die Getränke zuzubereiten. Sie hätte es definitiv nicht sein sollen, aber sie war mir sympathisch. Ohne zu fragen stellte Addie Trev ein Bier hin, und zündete sich eine Zigarette an, woraufhin Trev sich unmissverständlich räusperte. Addie blies den Rauch provokant in seine Richtung.

„Was?", fragte sie schulterzuckend und wollte die Zigarette wieder an die Lippen führen, aber Trev griff genervt über die Theke, nahm sie ihr aus der Hand und drückte sie in einem Aschenbecher aus. Langsam fragte ich mich, ob dieser Junge auch etwas anderes konnte, als entnervt dreinzuschauen.

„Was soll das?"

„Du kannst machen was du willst, aber hör auf zu rauchen", sagte er energisch und winkte mit der Hand nach der Packung Zigaretten die neben Addie lagen.

„Du kannst es mir nicht verbieten", entgegnete sie bockig, und verschränkte die Arme vor der Brust, klang aber bereits so, als würde sie jeden Moment nachgeben.

„Gib das her." Er winkte noch einmal danach. Sie sah ihn noch einen Moment beleidigt an, drückte ihm aber dann die Zigaretten in die Hand, die er in seiner Jackentasche verschwinden ließ.

„Ich hasse dich", brummt sie.

„Ich weiß."

„Also." Trish lenkte meine Aufmerksamkeit auf sich, indem sie unsere Getränke vor uns auf die Theke stellte. „Wenn du nicht eines von Chase liebreizenden Betthäschen bist, und ganz sicher nicht mit dem langweiligen Spießer hier bist, kann ich nur annehmen, dass du zu Aidan gehörst. Und das bringt mich zu dem Schluss, dass du Beverly sein musst. Stimmt's, oder hab ich recht?" Sie wartete nicht ernsthaft auf eine Antwort. Die hatte sie immerhin gerade selbst gefunden. Aidan's Körperhaltung wurde ein wenig angespannt und er sah Trish warnend an. Ich wollte lieber gar nicht wissen, woher sie mich kannte und was sie alles über mich wusste. Und verdammt nochmal, ich gehörte nicht zu Aidan! Ich war kein Hund. Es war schon schlimm genug an einen Dämon gebunden zu sein, aber davon hatte ich wenigstens was. Geschärfte Sinne und Gedankenlesen, zum Beispiel.

Ich warf einen Blick auf den Mojito. Er sah wirklich gut aus, aber die Frage war, ob ich dem Inhalt trauen sollte. Regel Nummer eins: Traue keinem fremden Dämon. Und Regel Nummer zwei: Traue am besten gar keinem Dämon. Das weiß doch jeder... Trotzdem schien ich regelmäßig gegen diese Regeln zu verstoßen, also nahm ich einen Schluck, und stellte erleichtert fest, dass Trish nichts Dämonenschädliches in das Getränk hineingetan hatte, und es sogar ziemlich gut schmeckte.

„Alte Freundin von Chase, also", bemerkte sie noch. Ich warf ihr einen skeptischen Blick zu.

„Das scheint sich ja schnell zu verbreiten." Sie wusste mit Sicherheit, dass Chase und ich alles andere als alte Freunde waren.

„Allerdings." Sie stützte sich mit den Unterarmen an der Theke auf und sah mir bedeutend in die Augen. Dann lächelte sie. „Chase' Freunde sind auch meine Freunde." Na toll. Das hatte mir gerade noch gefehlt. Die Welt schien sich gegen mich verschworen zu haben, was eigentlich nichts Neues war, aber warum zum Teufel schienen dieses Mädchen und Chase auf derselben Seite zu sein? Sie unterschied sich nicht von mir! Sie war auch an einen Dämon gebunden, verdammt. Ich verstand die Welt nicht mehr. Mit einem letzten verhöhnenden Blick drehte sie sich um, und ging zu Addie, die Bierflaschen im Kühlschrank stapelte.

Ich spürte die Kälte, die sich um mich legte. Bitte, nicht jetzt... Das Letzte das ich jetzt gebrauchen konnte, war ein unkontrollierter dämonischer Mordakt an drei Menschen, einem halben Dämon und einem Jäger.

Aidan stieß mich leicht an. „Alles okay?", raunte er. Ich nickte, und weigerte mich ihn anzusehen.

„Ja." Dass ich nicht sehr überzeugend klang, wusste ich selbst. „Ich bin gleich wieder da." Ich rutschte vom Barhocker und ging nach hinten zu den Toiletten. Die Wände waren mit Wörtern vollgeschmiert, aber sonst war es nur halb so ekelhaft, wie angenommen. Ich stellte mich vor die Waschbecken und betrachtete mich im Spiegel. Ich war noch blasser als sonst. Jetzt hatte ich auch noch zwei Menschen in meiner Umgebung, die mich umbringen wollten und tatsächlich in der Lage dazu waren. Ich sah auf meine Hände und bemerkte, dass ich zitterte. Meine Atmung beschleunigte sich und mein Herz raste. Warum reagierte ich in letzter Zeit so heftig auf bestimmte Situationen? Das war früher nie passiert, nicht einmal als ich buchstäblich die schlimmsten Ereignisse meines Lebens durchlitten hatte. Ist das der Pillenentzug? Ich hatte jahrelang täglich die unterschiedlichsten Medikamente zu mir nehmen müssen, morgens, mittags und abends. Schlaftabletten, Antidepressiva, Neuroleptika, Psychopharmaka und vieles mehr. Es war in Modoc nicht so streng kontrolliert worden, wie im J.W. House, aber ich hatte sie, wohl aus lauter Gewohnheit, trotzdem immer wieder eingenommen. Eine direkte, ersichtliche Wirkung hatte mein Dämon immer verhindert, aber die Stoffe waren natürlich trotzdem in meinem Körper vorhanden gewesen. Mir hätte klar sein müssen, dass dieser abrupte Entzug meinem Körper früher oder später zusetzen würde. Trotzdem war der gewählte Zeitpunkt dafür denkbar ungünstig... 

Ich stützte mich am Waschbeckenrand ab und ließ den Kopf hängen. Wahrscheinlich hätte ich weglaufen sollen. Weit, weit weg von allem. Aber etwas hinderte mich daran, und es war ganz bestimmt nicht mein verletztes Bein. Was hielt mich hier? Es war doch nicht etwa allen Ernstes Aidan, oder? Ich seufzte angestrengt.

„Du bist so dumm, Beverly...", murmelte ich zu mir selbst und schüttelte den Kopf.

„Da sind wir ausnahmsweise Mal einer Meinung." Erschrocken drehte ich mich um. Mit einem Mal verschwand das Kältegefühl um meinen Körper. Stattdessen begann mein Herz zu rasen. So einfach war es also, meinen Dämon von mir abzuschütteln?

„Warum arbeiten ein Jäger und ein Dämon zusammen?", fragte ich. Ich wollte spöttisch klingen, aber ich konnte nicht verhindern, dass meine Angst deutlich hörbar war. Der fast triumphierende Ausdruck in seinen Augen verriet alles.

Er wollte zu einem Satz ansetzen und mir war klar, dass er vorgehabt hatte, die Sache zwischen ihm und Trish zu leugnen, aber es hatte keinen Sinn. Er wusste, dass ich wusste, dass er Trish schützte, obwohl er sie eigentlich hätte töten müssen, so wie er Addie bald würde töten müssen, aber stattdessen, wie ich eben bestätigt bekommen hatte, ebenfalls decken würde. Er kann kein so schlechter Mensch sein, wenn er seine Dämonenfreunde deckt, oder?, schoss es mir durch den Kopf, aber schnell fiel mir ein, dass er versucht hatte mich umzubringen, und jede Empathie die ich in dieser Sekunde für ihn empfunden hatte, verschwand.

„Sie ist kein Dämon", sagte er. „Nur an einen gebunden."

„Seit wann differenzieren Jäger? Ich bin auch nur an einen Dämon gebunden, aber mich willst du töten."

„Ihr Dämon hat noch nie einen Menschen getötet", erwiderte Chase.

„Das glaubst du doch selbst nicht." Ich lachte auf. Jeder Dämon hatte schon Menschen getötet. Mord war schließlich der Auslöser dafür, dass menschliche Seelen in die Hölle kamen und früher oder später zu Dämonen wurden. „Welchen Vorteil verschafft sie dir, dass du sie am Leben lässt?" Chase schien mich mit seinem Blick studieren zu wollen, wobei ich davon ausging, dass er nur darüber nachdachte, wie er mich am langsamsten und qualvollsten töten können würde.

„Du weißt nichts über mich", meinte er dann.

„Worüber ich nebenbei gesagt sehr froh bin." Halt die Klappe, Beverly...

Er kam mit langsamen Schritten näher. „Ich habe dich gewarnt."

Ich schluckte. „Mein Dämon war das nicht." Ich drückte mich gegen die Waschbecken und versuchte meine aufsteigende Panik zu verbergen.

„Ich habe dir gesagt, dass ich dich töten werde, wenn ich es muss." Ich konnte nicht an ihm vorbei. Keine Chance.

Aber noch bevor ich einen anderen Gedanken hätte fassen können, lagen Chase Hände so fest um meine Hals, dass ich innerhalb weniger Sekunden glaubte zu ersticken. Er war viel stärker als ich, und es war mir unmöglich mich zu befreien. Mein Kopf knallte gegen die Wand, als er mich dagegen drückte. Ich hatte ja schon immer gewusst, dass Chase mich am liebsten mit bloßen Händen umbringen würde.

„Addie... Dämon... verfolgt", bekam ich gerade noch so hervor, aber er reagierte nicht. Er gehörte definitiv zu der sadistischen Sorte von Jägern, jenen die ihrer Beute in die Augen sahen bis sie starb. Ich spürte das leichte Brennen in meinen Augen, das manchmal auftrat, wenn sich die Farbe meiner Augen veränderte. Meine Sicht veränderte sich schwarzweiß, aber selbst jetzt, mit meinem Dämon praktisch in meinem Körper, schaffte ich es nicht mich zu befreien. Im Gegenteil Chase drückte noch fester zu. Ich war viel zu panisch, als dass ich auf meine dämonischen Kräfte hätte zurückgreifen können und mein Dämon versuchte von mir loszukommen, während ich dagegen arbeitete und versuchte ihn bei mir zu behalten, was unfassbar schmerzhaft war. Würde ich sterben, während er mit meinem Körper und mir in einer solch direkten Verbindung stand, würde auch er sterben, das war mir klar, aber verdammt, ich wollte nicht alleine gelassen werden. In diesem Zustand konnte Chase mich allerdings tatsächlich nur mit Dämonenglas töten, weil alle anderen Wunden heilen, bevor sie entstehen würden. Wahrscheinlich wartete Chase nur darauf, dass ich ohnmächtig wurde, mein Dämon in meinem Körper gefangen war, und er mich mit Dämonenglas endgültig töten konnte. Und wenn ich nicht bald Luft bekam, würde alles genau so zutreffen.

Plötzlich ging die Türe auf, aber ich konnte meinen Kopf nicht drehen um zu sehen wer es war.

„Warte." Es war Trishs Stimme. Sie war sofort an Chase Seite und sah mich an. „Was hast du gesagt?" Ich hätte ihr gerne geantwortet, aber ich brachte keinen Ton heraus.

„Chase."

„Sie lügt doch bloß", knurrte er. In seinen Augen erkannte ich wieder diesen tiefen Hass und die Verbitterung. Er wollte mich wirklich töten. Es hätte ihm wirklich Befriedigung gegeben mich zu töten. Niemals hätte er es bereut.

„Nein, tut sie nicht." Trish klang überrascht. Aus ihren Augen sprach etwas ganz anderes, als aus Chase'. Luft! „Chase, du tötest sie."

„Das ist der Plan."

„Sie lügt nicht!", wiederholte Trish. „Ich hab die Präsenz eines fremden Dämons schon vor ein paar Wochen gespürt. Wenn Addie wirklich von einem Dämon verfolgt wird, kann Beverly uns vielleicht helfen, oder willst du, dass etwas Schlimmes passiert, alle herausfinden, dass du ein Jäger bist und ich einen Dämon mit mir herumschleppe? Vielleicht tötet Addie jemanden. Chase!" Gerade als ich dachte, tatsächlich das Bewusstsein zu verlieren, ließ er mich los, und trat einige Schritte von mir weg, wahrscheinlich um mich nicht aus Instinkt doch noch umzubringen. Ich traf hart auf dem Boden auf und rang nach Luft. Mein Dämon riss sich mit einem kräftigen Ruck von mir, und meine Sicht wurde wieder normal.

Hätte Trish unser Gespräch nicht belauscht, wäre ich jetzt tot. Verdammt noch mal, jetzt schuldete ich ihr auch noch etwas. Warum schaffte ich es eigentlich nie mich selbst aus der Scheiße zu holen?

„Ist das deine Gabe?", fragte ich heiser, nachdem ich meine Lungen ein paar Mal mit Luft gefüllt und wieder geleert hatte. „Zu wissen, ob jemand lügt, oder die Wahrheit sagt?"

Trish antwortete nicht, was Antwort genug für mich war. Das war bestimmt auch eher Fluch, als Geschenk, aber darüber wollte ich jetzt nicht nachdenken.

„Addie wird also von einem Dämon verfolgt", sagte Trish und legte beide Hände in den Nacken.

Ich nickte. „Es ist Vaya... ein Todesdämon, derselbe an den... Addie's Großmutter... gebunden war." Wenn sie wusste, ob ich log oder nicht, würde Chase mich vielleicht ein bisschen weniger dringend umbringen wollen, je mehr ich sagte, was ich wusste, oder vermutete. „Er muss das Blut... eines Menschen kosten, um sich an ihn binden... zu können." Ich schnappte immer noch nach Luft, und es fiel schwer zu reden. Mir war schwindelig.

„Moment, heißt das Addie ist schon an ihn gebunden?", fragte Chase alarmiert und trat einen Schritt vor. Hustend schüttelte ich den Kopf. Instinktiv drückte ich mich gegen die Wand.

„Nein... Sie hat gesagt, dass sie seine Reflexion... gesehen hat, aber nicht den Dämon selbst. Dieser Dämon kann nur... mit einem Menschen zusammen überleben. Wahrscheinlich ist er... noch an einen anderen Menschen gebunden,... der eine Übergangslösung für ihn war, seit Rose sich von ihm getrennt hat... Ich denke er wollte immer nur Addie. Erst wenn sie Vaya klar vor sich sehen kann, ist sie an ihn gebunden, aber lange wird das nicht mehr dauern." Noch nie im Leben war ich froher gewesen, bei einer von Rose' Geschichten über ihren Dämon nicht auf Durchzug geschaltet zu haben. Schwer atmend lehnte ich nun auch meinen Kopf gegen die Wand. Ich versuchte ruhiger zu atmen, und mich zu beruhigen. Trish und Chase sahen einander an.

„Wie verhindern wir das?", fragte er schließlich. Trish lachte amüsiert auf. „Was willst du verhindern?"

„Diese Addie-bindet-sich-an-einen-Dämon Sache!" Chase Körperhaltung wurde wieder angespannter, und sein Gesichtsausdruck wütend. Während ich mich am liebsten zu einer kleinen Kugel eingerollt hätte, richtete Trish sich auf und sah Chase an, als hätte er den Verstand verloren.

„Hast du im Dämonenunterricht geschlafen? So etwas kannst du nicht verhindern." Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Du kannst Addie töten, oder ihr sagen, sie soll sich von ihrem Dämon lösen, aber wir wissen beide, dass nichts davon passieren wird, sobald sie an ihn gebunden ist."

Er kam ihr noch näher. „Ein Todesdämon, Trish. Keiner mit dem man so leicht fertig wird. Willst du einfach so zulassen, dass so ein widerliches Ding ihr ganzes Leben zerstört?" Wieder lag nur Hass und Verbitterung in seiner Stimme. Gott, er war doch höchstens einundzwanzig. Welchen Grund hatte er, verbittert zu sein? Würde er sich von der Dämonenjagd verabschieden, wäre das alles kein Thema mehr für ihn. Er war doch selbst schuld.

„Sei nicht so dramatisch", entgegnete Trish ein wenig genervt und rollte mit den Augen. „Mein Leben wurde auch nicht zerstört."

„Dein Dämon ist auch keiner, der Menschen schadet", knurrte Chase. Ich zog meine Knie an, legte meine Arme um meine Beine und ließ meine Stirn darauf sinken. Alles was ich im Moment wollte, war mich irgendwo in einer dunklen Ecke zu verkriechen, nur mit der Präsenz meines Dämons, und dem Wissen, schon wieder beinahe umgebracht worden zu sein. Langsam wäre eine Strichliste gut...

„Dir gefällt das nicht, das verstehe ich", sagte Trish und ihre Stimme klang gehetzt. „Mir gefällt das auch nicht, aber wir können es nicht ändern. Wir können nur versuchen Addie so gut wie möglich darauf vorzubereiten, damit sie nicht durchdreht und etwas Dummes tut." Wie zum Beispiel jemandem davon zu erzählen, so wie ich? Das hatte mein Leben zerstört. Hätte ich damals gewusst, dass ich nicht verrückt war, hätte ich nie den Mund aufgemacht. Chase stieß nachdenklich die Luft aus und starrte auf einen Punkt an der Wand, bevor er sich wieder an Trish wandte.

„Und wie willst du Addie davon erzählen, ohne dass sie komplett ausrastet?"

„Ich überlege mir was." Sie klang zuversichtlich, und in ihrem Gesicht spiegelte sich Erleichterung. „Und bis es so weit ist, wirst du verdammt nochmal nichts tun, das in irgendeiner Weise Aufsehen von Modoc auf dich, mich oder Addie zieht. Oder Beverly", sagte Trish. Ich hob den Kopf. Sie wollte doch nicht allen Ernstes, dass ich über einen längeren Zeitraum in unmittelbarer Nähe eines fremden Dämons blieb, oder? Andererseits... ich hatte keine Wahl. Warum hatte ich nie die Wahl? Das war unfair.

Trish schob Chase nach draußen. „Geh jetzt, bevor sich die anderen fragen, wo wir alle hin verschwunden sind." Er leistete keinen Widerstand.

„Ich soll Addie beobachten?", fragte ich ungläubig, nachdem ich mir sicher war, dass Chase uns nicht mehr hören konnte. Trish kam noch einmal zu mir und kniete sich hin. Ihr Dämon war tatsächlich nicht mehr als ein Schatten. Manchmal konnte ich die Dämonen anderer vollständig sehen, manchmal gar nicht. Ihren erkannte ich nur sehr undeutlich. Ich konnte daher nicht sagen, wer es war, aber er schien mir tatsächlich nicht besonders gefährlich. Trotzdem hielt mein Dämon Abstand von Trish.

„Ich will ehrlich sein", begann sie. „Ich weiß nicht, wie das ist an einen Dämon gebunden zu sein, der unkontrollierbare Mordlüste hat, denn so ist er nicht. Ich kann Addie nicht helfen." Sie seufzte widerwillig. „Du schon. Alles was ich will, ist dass du dafür sorgst, dass Addie sicher ist, niemandem davon erzählt, der die ganze Situation verschlimmern könnte, und nicht durchdreht." Ist das nicht ein bisschen viel verlangt? „Und im Gegenzug werde ich dafür sorgen, dass Chase dir nichts tut." Doch nicht zu viel verlangt.

„Bekommst du das denn hin?", fragte ich skeptisch.

„Ja." Sie klang ehrlich, und tatsächlich war dieses Angebot nicht das schlechteste. Ich würde Addie helfen, ein Dach über dem Kopf haben und vor Chase sicher sein. Und wenn ich vor ihm sicher war, war ich das vielleicht auch vor dem Rest der Leute aus Modoc. Ich musste Trish keine Antwort geben, damit sie wusste, wie ich mich entscheiden würde. Sie stand wieder auf, und ging in Richtung Ausgang.

„Warum vertraust du mir?", fragte ich erschöpft. Sie blieb stehen, drehte sich um, und sah mich einen Moment verwirrt an.

„Ich vertraue dir nicht. Ich vertraue nur darauf, dass du nichts tun wirst, was dich noch mehr in Schwierigkeiten bringen könnte. Und solltest du etwas Dummes tun", fuhr sie fort und wandte sich wieder ab. „Werde ich Chase nicht zurückhalten, zu tun, was immer er tun will, aber ich bin sicher, dass ist keine Überraschung für dich." Es war nicht gerade Vorteilhaft, dass Dumme-Dinge-tun bei mir auf der Tagesordnung stand. Trish öffnete die Türe und ich ließ meinen Kopf gegen die Wand sinken.

„Ach, übrigens", meinte sie, und drehte sich ein letztes Mal um. Sie sah mich mit einem verhöhnenden Lächeln an. „Nette Augenfarbe."

Sobald sie hinter sich die Türe geschlossen hatte, bahnten sich die Tränen ihren Weg über meine Wangen.

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