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31

Aidan

Der Einkaufswagen war schon im dritten Gang bis über die Hälfte gefüllt, aber Beverly hörte nicht auf mehr und mehr Essen hineinzulegen, und ich hielt sie nicht auf. So viel Essen wie wir gleich zu Hause haben würden, hatten wir bestimmt noch nie gehabt. Die Sachen die den Einkaufswagen füllten waren zwar zum größten Teil ungesund, aber ich konnte es Beverly nicht verübeln. Wenn ich so lange wie sie in einer Klinik eingesperrt gewesen wäre, hätte ich mich auch nur noch von Schokolade, Chips und Cola ernähren wollen.

Ich hatte nicht vorgehabt Beverly das alles zahlen zu lassen, aber sie war schneller gewesen als ich, und den ganzen Einkauf bezahlt, bevor ich überhaupt mein Geld hatte herausholen können. Noch bevor ich eine Diskussion hatte starten können, schnitt sie mir das Wort ab. Sie war bereits dabei die erste Chipstüte zu leeren und nuschelte: „Wenn du mich schon bei dir wohnen lässt, lass mich wenigstens das Essen zahlen." Da ich keine Lust hatte herauszufinden, ob sie unangenehm werden konnte, wenn ich ihr widersprechen würde, hob ich beschwichtigend, aber amüsiert meine Hände und ließ es sein. Auf dem Weg zum Auto machte sie sich über die erste Schokoladentafel her.

Wir luden die vier randvollen Einkaufstüten in mein Auto und machten uns wieder auf den Weg nach Hause. Da es schon nach elf war, hatten wir zu einem Supermarkt fahren müssen, der vierundzwanzig Stunden geöffnet hatte, und so einen gab es bei uns nicht um die Ecke. Aber da es schon so spät war, und auf den Straßen kaum noch Autos unterwegs waren, dauerte die Fahrt nur etwa fünfundzwanzig Minuten. Die meiste Zeit davon sah Beverly schweigend aus dem Fenster. Es gefiel mir sie so entspannt zu sehen. Die meiste Zeit dachte sie zu viel nach. Nicht, dass mich das gestört hätte. Besser sie dachte 24/7 nach, als gar nicht. Aber ich hatte das Gefühl, dass ihr das ganze Denken mehr schadete als half. Irgendwann drehte sie sich zu mir. Da ich meine Augen auf der Straße behalten musste, warf ich ihr nur einen kurzen Blick zu, damit sie wusste, dass ich ihren Blick bemerkt hatte.

„Es sind nur Zeichnungen", sagte sie schließlich. Im ersten Moment verstand ich überhaupt nicht, was sie meinte. Sie sagte auch nicht viel mehr dazu, sondern drehte sich wieder weg, und ich verstand wovon sie sprach. Sie hatte nur einen einzigen Satz gesagt, es aber trotzdem geschafft, mich in einen Tornado neuer Fragen hineinzustoßen. Fragen, die ich jetzt beantwortet haben wollte.

„Wovon?" Wahrscheinlich war es verdammt ungeschickt von mir, Beverly weiter zu fragen, nachdem sie mir endlich freiwillig verraten hatte, was sie in der Mappe zu verstecken versuchte, aber ein Teil von mir wollte sich mit dieser Antwort einfach nicht zufrieden geben. Ein Teil von mir wollte mehr. Und der andere Teil wollte alles.

Beverly zog die Schultern hoch. „Meinen Geheimnissen."

Sekunde, also ihr Geheimnis bestand darin, dass sie Zeichnungen von Geheimnissen hatte? Wieso? Ihr Gesicht schien jetzt wie eine Maske. Ich konnte nicht herauslesen, was in ihr vorging.

„Du zeichnest deine Geheimnisse?" Ich konnte nicht verhindern, dass in meiner Stimme fast etwas Spöttisches mitschwang, und ich konnte auch nicht sagen, ob Beverly es bemerkt hatte.

„Ich zeichne Erinnerungen", erwiderte sie. „Momente aus meinem Leben. Und manche davon sind Geheimnisse." Schon wieder waren wir bei ihren Geheimnissen angekommen. Ich wusste nicht, warum mich das störte, da ich absolut kein Recht dazu hatte, von ihr zu verlangen, mir alles aus ihrem Leben zu erzählen. Trotzdem fiel es mir schwer nicht weiter zu fragen. Aber ich riss mich zusammen und hielt den Mund. Das einzige das ich noch mehr fürchtete, als ihre Geheimnisse zu erfahren, war sie nicht zu erfahren. Ich wollte nicht, dass Beverly sich komplett verschloss und morgen aus meinem Leben verschwand.

„Wenn du keine Geheimnisse hast, ist das gut...", sagte sie leise. Jetzt hatte sie mich noch mehr verwirrt, als vorhin. Bei unserer ersten offiziellen Begegnung hatte sie mich ungläubig angesehen, als ich meinte, keine Geheimnisse zu haben, und nun sagte sie, dass es gut sei.

„Ich bin mir sicher, du sagst mir auch warum das so ist, oder?"

Sie sah mich wieder an. Sie wirkte müde. Hatte sie letzte Nacht auch nicht gut geschlafen? Vielleicht weil der Gedanke, dass uns nur eine Türe getrennt hatte, auch sie wach gehalten hatte?

Konzentrier dich, du Vollidiot.

„Das muss doch heißen, dass du dich immer jemandem anvertrauen konntest, oder nicht? Mit allem, was eventuell zu einem Geheimnis hätte werden können." Beverly senkte den Blick. „Du hast gute Freunde." Etwas Wehmütiges schwang in ihrer Stimme mit. Mit jedem Gespräch das Beverly und ich führten, wurde mir mehr und mehr bewusst was für ein Mensch sie war. Zu oft verraten und betrogen von jenen Menschen denen sie hätte vertrauen können müssen. Um das zu sehen, musste ich nicht ihre ganze Lebensgeschichte kennen.

„Sie sind meine Familie", meinte ich.

Sie stieß einen amüsierten Laut aus. „Bist du mit ihnen verwandt?"

Warum glaubten alle, man könne sich seine Familie nicht aussuchen? Man kann, und wenn man es richtig macht, müssen sie nicht mit einem verwandt sein. Addie und Trev waren immerhin auch nicht miteinander verwandt, aber Familie füreinander. Meine Eltern waren auch nicht miteinander verwandt, also wo war der Sinn?

„Familie geht über die Blutlinie hinaus", sagte ich nur, und weigerte mich Beverly noch einmal anzusehen.

Für den Rest der Fahrt hatten wir den jeweils anderen mit dem Gesagten praktisch sitzen lassen. Ihre Worte umschwirrten mein Gehirn wie Bienen, und es war unmöglich sie zu vergessen, oder beiseite zu schieben.

Zu Hause angekommen transportierten wir die Tüten die Stiegen hinauf, ich schloss die Türe auf und Addie wirbelte erschrocken herum. Sie stand am offenen Küchenfenster und ihr Gesichtsausdruck entspannte sich, als sie mich sah.

„Ihr seid's nur", murmelte sie. Jetzt sah ich auch, warum sie so erschrocken war. Zwischen ihren Fingern streckte eine Zigarette. Beverly und ich stellten die Tüten auf den Küchentisch.

„Seit wann rauchst du wieder?", fragte ich so nebensächlich wie möglich, während ich begann die Einkäufe in den Schränken zu verstauen. Sie zog an der Zigarette und blies den Rauch aus dem Fenster.

„Paar Wochen", sie lehnte sich aus dem Fenster, als ob das irgendetwas daran ändern würde, dass das Wohnzimmer bald nach Rauch stinken würde.

„Weiß Trev davon?", hakte ich nach.

„Mir egal." Auf ihre knappe Art erwiderte ich nichts mehr. Addie hatte mit sechzehn ein paar Monate geraucht, aber aufgehört, als sie und Trev zusammen gekommen waren. Sowie Addie nicht wollte, dass Trev sich bis zum Umfallen betrank, wollte er nicht, dass sie rauchte. Ich wusste zwar, dass sie immer noch ab und zu mal rauchte, wenn sie Stress hatte, aber ich hatte sie seit Monaten nicht mehr dabei erwischt, und angenommen sie hätte es komplett sein lassen.

Beverly nahm sich die nächste Chipstüte. „Ich lass euch mal alleine", sagte sie mit gedämpfter Stimme und verschwand in meinem Zimmer. Sobald sie die Türe hinter sich geschlossen hatte, stieß Addie angestrengt den Atem aus.

„Ich brauch keine Moralpredigt", sagte sie genervt und rollte mit den Augen.

„Ich hatte nicht vor eine zu halten."

„Dann lass mich verdammt noch mal in Ruhe!" Sie drückte die Zigarette am Fensterbrett aus, und ließ sie in den Innenhof fallen, bevor sie sich mit einem letzten bösen Blick umdrehte und in ihr Zimmer ging.

~~ ~~

Ich hätte nicht überraschter sein können, als ich am nächsten Morgen aus meinem Zimmer kam, und Addie und Beverly auf der Couch sitzen sah. Sie waren in ein Gespräch vertieft und beachteten mich nicht einmal. Chase stand neben der Kaffeemaschine und goss auch mir eine Tasse ein, als wenigstens er mich bemerkte. Vor ihm stand eine Schüssel mit den Cornflakes und der Milch, die Beverly und ich gestern geholt hatten. Vielleicht sollten wir tatsächlich öfter einkaufen gehen, denn ich musste zugeben, dass es ein angenehmes Gefühl war, zu wissen, dass etwas zu Essen da war.

„Okay, Moment. Wann genau besiedelten die Kelten Irland?", fragte Beverly. Sie hing förmlich an Addies Lippen.

„Ungefähr ab dem vierten Jahrhundert vor Christus. Aus dem Volk der Gälen aus Nordfrankreich." Addie genoss es sichtlich sich mit jemandem über Geschichte zu unterhalten, der sich auch tatsächlich dafür interessierte. Ich stieß Chase an.

„Wie lange geht das schon so?", fragte ich in gedämpftem Ton, und zeigte auf Beverly und meine Schwester. Chase zuckte mit den Schultern.

„Sie haben sich schon unterhalten, als ich aufgestanden bin. Sei froh, dass sie schon bei den Iren angekommen sind. Die Reise die die beiden in der letzten halben Stunde durch Europa gemacht haben, hätte dich umgebracht." Da hatte er recht. Mit Geschichte konnte man mich jagen. Es war in der Schule das einzige Fach gewesen, in dem ich jedes Jahr beinahe durchgefallen wäre, hätte mir Addie nicht vor jeder Prüfung einen Crash-Kurs zu den gefragten Themen gegeben. Es war einfach leichter gewesen sich Jahreszahlen zu merken, wenn Addie bescheuerte Eselbrücken wie sieben, fünf, drei- Rom schlüpft aus dem Ei, aufsagte. Selbst heute wusste ich noch wann vor Christus Rom erbaut worden war, und das einzig und allein wegen dieses Satzes. Ohne Addies Sprüche hätte ich mir die unzählbare Menge an Jahreszahlen nie gemerkt.

„Warst du gestern noch einkaufen?", fragte Chase.

„Hast du das nicht mitbekommen?"

„Würde ich sonst fragen?"

Ich verdrehte die Augen. Woher sonst hätten Cornflakes und Milch kommen sollen? Ich hatte keine Kuh in meinem Zimmer rumstehen. „Ja, Beverly und ich waren einkaufen."

Chase wollte seine Kaffeetasse an dem Mund heben, erstarrte aber mitten in der Bewegung, und sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an.

„Was ist?", fragte ich ein wenig genervt, und bereute es sofort wieder.

„Habt ihr auch schöne Bettbezüge gefunden? Und farblich passende Vorhänge?" Ich warf ihm einen scharfen Blick zu.

„Halt den Mund!" Dann sah ich flüchtig zu Beverly, um sicher zu stellen, dass sie nicht gehört hatte, was Chase gesagt hatte, aber sie und Addie waren immer noch so sehr in ihr Gespräch vertieft, dass sie uns nicht einmal wahrnahmen. Sie waren bei irgendeinem Aufstand in Irland angelangt, der anscheinend kurz nach dem ersten Weltkrieg stattgefunden hatte.

„Woher kennen du und Beverly euch eigentlich?", fragte Chase nun.

„Meine Großmutter kennt sie", antwortete ich knapp. Chase schien auf mehr Details zu warten, aber ich sagte nichts mehr.

„Willst du damit sagen, sie wohnt hier, weil deine Großmutter sie kennt?" Ich rollte erneut mit den Augen.

„Nein, sie wohnt hier, weil ihr alle damit einverstanden wart, und sie keine anderen Optionen hatte", antwortete ich.

„Keine anderen Optionen?", wiederholte Chase ungläubig. „Eine zwanzig Millionen Dollar Villa ist für sie keine Option?" Mir fiel buchstäblich die Kinnlade runter und die Worte blieben mir im Hals stecken. „Das wusstest du wohl nicht, was?" Chase schien meine Schockstarre zu amüsieren. „Ja, mein Freund. Beverly sitzt auf mehr Geld, als wir alles zusammen."

„Danke, Chase", kam es von Beverly. Ich schaffte es gerade so, meinen Kopf in Richtung Couch zu drehen. Beverly funkelte ihn wütend an und Addie sah ungefähr so entgeistert aus wie ich. Sobald ein hoher Geldwert genannt wird, sperrt offenbar jeder die Ohren auf. Weder Addie noch ich, waren in bescheidenen Verhältnissen aufgewachsen, aber eine solche Summe schockierte sogar uns.

„Ist das wahr?", fragte Addie schließlich, und die Tatsache, dass Chase unter der Erde gelegen wäre, wenn Blicke hätten töten können, war Antwort genug. „Warum hast du nichts gesagt?"

„Aus einer ganzen Reihe von Gründen", sagte Beverly. „Und der erste ist, dass ich ganz bestimmt niemandem, der mich seit einem Tag kennt, sage in was für einem Haus ich lebe." Dann brach sie den Blickkontakt zu Chase ab. „Gelebt habe."

„Du tust mir ja beinahe leid", sagte er spöttisch. „Sitzt auf mehreren Millionen und kannst nichts damit anfangen." Beverly erwiderte darauf nichts mehr. Die ganze Situation war ihr sichtlich unangenehm. Aber Chase war noch nicht fertig. War das seine Racheaktion dafür, dass sie sein Auto für ein paar Stunden geklaut hatte?

„Was halten denn Mommy und Daddy davon?", fragte er in herausforderndem Tonfall. „Sind sie stolz, dass ihre kleine Prinzessin nicht mit Millionen jongliert, so wie sie, oder sind sie enttäuscht? Oh, warte. Wie dumm von mir. Ich denke nicht, dass es deine Eltern noch großartig interessiert."

„Wenn du noch ein Wort sagst, dann dreh ich dir den Hals um!", warnte sie mit zusammengebissenen Zähnen.

Chase schien davon nicht wirklich beeindruckt, aber er sagte trotzdem nichts mehr. Addie und ich sahen einander an. Wir dachten das Gleiche. Beverly und Chase mochten vielleicht Freunde sein, aber es gab da etwas, was gewaltig zwischen ihnen stand. Warum hatten in meinem Umfeld eigentlich alle Geheimnisse? Beverly, Chase, Addie, Trish, Rose.

Addie drehte sich wieder zu Beverly. „Mein Bruder und ich wissen wie es sich anfühlt, wenn Leute über das reiche Elternhaus reden, glaub mir. Wir wären die Letzten, die jetzt anders über dich denken." Beverly lächelte Addie leicht an, und es dauerte keine zehn Sekunden, bis die beiden ein neues Gesprächsthema hatten. Unsere verurteilende, habgierige, neidische Gesellschaft. Ich verstand noch immer nicht, was buchstäblich über Nacht zwischen Addie und Beverly passiert war. Sie benahmen sich wie jahrelange Freundinnen. War das eine Mädchensache, die ich einfach nicht verstand?

„Warum hast du das gemacht?", fragte ich Chase kopfschüttelnd, als ich meine Sprache wieder gefunden hatte.

„Ich weiß nicht, was du meinst", sagte er, ohne mich anzusehen und setzte sich mit seinem Kaffee an seinen Platz, wo er seinen Laptop aufklappte.

Ich warf einen Blick auf meine Uhr. Ich hatte noch eine Stunde, bevor ich an die Uni musste. Ich hatte weder Lust, mir das Gespräch zwischen Addie und Beverly anzuhören, noch mich zu Chase zu setzen, und ihm dabei zuzusehen, wie er mich ignorierte. Ich wollte gerade in meinem Zimmer verschwinden, um mich auf den heutigen Kurs vorzubereiten, aber als Trev ins Wohnzimmer kam und Addie's Körperhaltung sich anspannte, fand ich, dass die Geschehnisse hier doch noch ganz spannend werden könnten. Besonders Addie würde sich keinen Kommentar verkneifen können. Und ich sollte recht behalten. Es dauerte keine Minute.

„Und?", fragte sie provokant und drehte sich zu Trev um, der sich gerade einen Kaffee eingoss. „Hast du heute Abend Zeit, oder wartet dein Jurastudium?" Ich war mir sicher, dass Addie ihn mit voller Absicht vor uns provozierte. Beverly, die den Streit gestern nicht mitbekommen hatte, sah aufgrund von Addie's barschem Tonfall überrascht aus.

Trev drehte sich um und lächelte Addie scheinheilig an. „Zufällig habe ich Zeit."

„Gut. Kino?"

„Nur du und ich, oder ist Jacob auch eingeladen?"

„Alter", stieß Chase ungläubig aus und schien die Geschehnisse hier auch interessanter zu finden, als seinen Laptop.

Der Streit zwischen den beiden gestern war keine Seltenheit gewesen, aber es war trotzdem nicht allzu typisch für Trev auf Addie's Zickereien einzusteigen, oder sogar zurückzufeuern. Und noch seltener, benutzte er Jacob in einem offenen Streit, weil er ganz genau wusste, wie er sich gegenüber Addie verhielt. Und Chase wusste das auch, weshalb er Trev kopfschüttelnd ansah, und ihm zu verstehen gab, dass er zu weit ging. Er hatte sich schon gestern auf dünnem Eis bewegt, und auch wenn die Beziehungsprobleme zwischen Trev und Addie nur die beiden etwas angingen, kamen Chase und ich irgendwie nicht drum herum, ab und zu einmal einzugreifen, bevor die Dinge eskalierten. Ich sah Addie deutlich an, dass sie Trev am liebsten das Gesicht zerkratzt hätte, aber sie antwortete darauf nichts mehr, und Trev zeigte sich einsichtig und hielt ebenfalls die Klappe.

Ich entschied, dass ich mir diese Stimmung im Wohnzimmer vielleicht doch lieber nicht geben wollte, und verzog mich mit meinem Kaffee auf mein Zimmer. Addie hatte sich mit Beverly angefreundet und mit Trev zerstritten. Ich fragte mich, ob das eine etwas mit dem anderen zu tun haben könnte.

An meinem Schreibtisch sitzend schlug ich meine Unibücher auf, um noch einmal kurz über den heutigen Stoff zu lesen, aber die Konzentration musste ich im Wohnzimmer vergessen haben.

Es klopfte an der Türe und Addie schlüpfte ins Zimmer, bevor ich überhaupt die Gelegenheit gehabt hatte zu antworten. Sie schloss die Türe hinter sich, und setzte sich auf mein Bett. Sie sah erschöpft aus, aber ich konnte nicht sagen, ob das an dem Streit mit Trev lag, oder ob sie schon wieder die Nacht ohne Schlaf verbracht hatte. Wahrscheinlich beides.

„Nimmst du mich mit?", fragte sie. Ich zog die Augenbrauen zusammen.

„Wohin?"

„An die Uni", erläuterte sie. Ich warf aus Reflex einen Blick auf meine Armbanduhr.

„Ja klar, aber ich fahre schon in einer Stunde. Dein Kurs ist doch erst in zwei Stunden, oder?"

„Drei", verbesserte sie und zuckte dann mit den Schultern. „Ist egal, ich will nur nicht mehr hier sein. Und ich will auch nicht, dass Trev mich fährt." Nachvollziehbar.

„Warum fragst du nicht Chase?"

„Er war gemein zu Beverly." Sie sagte es so, als sei es das Selbstverständlichste auf der Welt.

Ich sah sie noch eine Spur verwirrter an, als vorhin. „Und das kümmert dich weil?" Ich wiederhole: Ein Tag. Sie kannte Beverly seit einem Tag. Warum juckte es sie, dass Chase sie verbal angegriffen hatte? Sie hob die Schultern und sah weg.

„Hat sie vielleicht irgendetwas über Trev gesagt?", vermutete ich. Addie schüttelte den Kopf, und ihr fielen ein paar Locken vors Gesicht, die sie wieder nach hinten streifen musste.

„Nicht über Trev."

„Was denn sonst?", fragte ich eine Spur zu neugierig, aber Addie schien das nicht zu bemerken.

„Das fragst du noch? Was kommt in meiner Prioritätenliste nach Trev?"

„Ich, hoffentlich", meinte ich spaßhalber, aber mir war klar, dass sie von Literatur sprach, auch wenn ich auf ihrer Liste hoffentlich wirklich vor Literatur stand. Sie zog die Beine an und legte ihren Kopf auf die Knie.

„Sie kennt Hamlet." Addie liebte alles, was Shakespeare je geschrieben hatte, aber Hamlet hatte sie wahrscheinlich schon Wort für Wort intus.

„Beverly kennt Hamlet?", fragte ich mit einer hochgezogenen Augenbraue. Wir hatten Hamlet in der Schule lesen müssen, aber ich hatte mir von Addie in groben Zügen (oder was sie unter groben Zügen verstanden hatte) den Inhalt wiedergeben lassen. Wenn Beverly Literatur auch nur halb so sehr langweilte wie mich, dann war es schwer vorstellbar, dass sie auch nur die Hauptcharaktere hätte auflisten können.

„Also, nimmst du mich mit? Ich setze mich in der Zeit einfach in die Bibliothek und lese." Was auch sonst? Ich nickte und Addie stand auf, um aus meinem Zimmer zu gehen.

„Hey...", begann ich langsam und drehte mich noch einmal zu ihr, bevor sie die Türe geöffnet hatte. „Du willst nicht zufällig nach einem Großen-Bruder-Rat für deine Beziehung fragen, oder?"

Addie blieb stehen und sah mich belustigt an. „Ein Beziehungstipp von dir?"

„Komm schon, mir ist langweilig."

„Wenn ich auf deine Ratschläge höre, ende ich als Single", lachte sie. „Und bleibe das, für den Rest meines Lebens."

„Das tut sehr weh, Schwesterherz." Gespielt verletzt legte ich meine rechte Hand über mein Herz. „Dabei gäbe es die Beziehungstipps heute kostenlos."

Addie grinste breit. „Um aus Hamlet, Akt zwei, Szene vier, Vers achtundvierzig zu zitieren", begann sie und brachte mich zum Lächeln, noch bevor sie ihren Satz beendet hatte. „Nein!" 

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