Kapitel 1
Schwitzige Leiber drängten sich aneinander, während die Sonne auf die staubige Arena niederbrannte. Der Boden war von einer dicken Schicht aus rotem Staub bedeckt, die von jedem noch so kleinen Windstoß aufgewirbelt wurde und sich in der Luft ausbreitete.
Die Leute waren gekommen, um das neueste Kapitel moderner Technik zu erleben - den Shadopan.
Die Krone des Gewinners wurde hart umkämpft von den Shadopan Kriegern. Der Gewinner war frei. Er durfte sich der elitären Gruppe der Auserwählten anschließen, ohne weitere Bestrafung vom Herrn zu befürchten.
Akira trat auf die Bühne. Ihr Körper war gespannt und bereit für den Kampf. Sie blickte sich um und sah, dass die Augen aller auf ihr ruhten. Jeder ihrer Atemzüge war erfüllt von Staub und Hitze, aber sie rang trotzdem nach Luft, ganz gleich, wie sehr es in ihrem Hals kratzte.
Akiras dunklen Augen funkelten vor Entschlossenheit, denn sie war fest davon überzeugt, diesen Kampf zu gewinnen. Auf der anderen Seite der Arena stand Xander, ihr Gegner.
Er war ein großer, muskulöser Mann mit kurzen braunen Haaren. Er war im Verlauf des Wettkampfs immer stärker und geschickter geworden.
Sie hatte geglaubt, er wäre vom Adel. Doch er sprach nicht die Sprache des Adels, seine Sprache klang kehlig und schroff und tat ihr in den Ohren weh, so als wollte sie ihr alle Wärme aus den Knochen saugen.
Er unterhielt sich nicht mit den anderen. Er trug keine protzigen Kleider. Seinen Herrn hatte sie auch noch nicht gesehen. Das alles war nicht typisch für die Männer vom hohen oder niederen Rang.
Jeder, der einem Rang angehörte, beherrschte eine bestimmte Sprache. Akiras Sprache war Servu. Die Sprache der untersten Schicht.
Teilnehmer, die Servu Sprachen, durften ohne die Einwilligung ihres Herrn nicht am Wettbewerb der Shadopans Teilnehmen. Eine Sprache, die von allen gesprochen wurde, war dagegen Simul. Simul war die einzige Sprache, die keinem Rang gehörte.
Bevor sie von ihrem Herrn aufgenommen wurde, hatte Akira keinerlei Bezug zu dieser Sprache. Doch dank ihm beherrschte sie Simul so gut, dass sie sich problemlos mit den anderen Teilnehmern unterhalten konnte.
Bei Xander dagegen, konnte sie nicht einschätzen woher er kam und was seine Absichten waren.
Die beiden Kontrahenten musterten sich gegenseitig, bereit für den Kampf.
Sie selbst hatte bereits viele Gegner erledigt, von denen einige bekannt waren für ihre Kraft und Geschicklichkeit.
Dabei hatte sie schon lange keine Angst mehr gespürt, hatte sich nicht erlaubt, Angst zu spüren.
Den schrecken zuzulassen würde gleichzeitig für sie bedeuten sich vom Sieg und der Freiheit zu verabschieden. Und dazu war sie nicht bereit.
Plötzlich knisterte die Luft und beide Teilnehmer veränderten ihre Form. Akira grinste, als das vertraute Kribbeln einsetzte. Ihr Shadopan, eine dickflüssige, goldene Substanz, legte sich um ihren Körper. Neo - so lautete sein Name. Akira konnte mit ihm über Gefühle kommunizieren. Manchmal war es schwierig, ihre Gefühle von denen von Neo zu unterscheiden, aber nach so viel Zeit waren die beiden ein eingespieltes Team.
Akira spürte eine Welle der Überlegenheit von ihrem Shadopan ausgehen. Anscheinend war Neo ebenfalls überzeugt, heute zu gewinnen, und stufte den Gegner bereits jetzt als unwürdig ein. Sie musste schmunzeln.
Akira und Xander verbanden sich mit ihren Shadopans und bereiteten sich auf den bevorstehenden Kampf vor. Die Zuschauer reagierten begeistert, als sich die metallische Substanz um die Kämpfer herum verfestigte und eine glänzende Form annahm.
Der Kampf begann mit einem ohrenbetäubenden Knall. Die Kämpfer stürzten sich aufeinander, bereit für den ersten Schlag. Die beiden Shadopans prallten gegeneinander, jeder Treffer hallte durch die Arena und ließ die Zuschauer begeistert jubeln.
Akira war schnell und wendig, aber Xander war stark und unerbittlich.
Der Kampf wechselte häufig die Führung.
Ihr Gegner dreschte auf Akira ein und ihre Seite pulsierte vor Schmerz, als er sie mit der Faust traf. Akira wurde zurückgeschleudert und verlor ihren Schild.
Als sie hart im Staub der Arena landete, wurde ihr sämtliche Luft aus den Lungen gepresst. Ihr Shadopan schützte sie vor Schürfwunden und Prellungen, doch der Schmerz war immer noch spürbar. Neo versuchte, Akira mit Ruhe und Gelassenheit zu beruhigen, aber sie war zu wütend, um auf ihn zu hören. Stattdessen sandte sie Neo eine eindeutige Botschaft, die ihre Wut und Entschlossenheit widerspiegelte: Xander musste leiden!
Sie erhob sich mit Anstrengung aus dem Staub der Arena und erlangte Zugang zu ihrem Schild. Trotz des Schmerzes in ihrer Seite drängte sie sich auf die Beine und bereitete sich auf Xanders nächsten Angriff vor. Mit geschicktem Timing parierte sie seinen Schlag und nutzte seine Verluste des Gleichgewichts aus. Sie legte all ihre Kraft und Wut in einen kraftvollen Schlag, um ihn noch effektiver zu machen. Xander wurde durch die Wucht des Aufpralls bis zur Arena-Bande geschleudert und verzog schmerzerfüllt das Gesicht, als er mit dem Boden kollidierte. Der Kampf war jedoch noch lange nicht vorbei. Die Menge brüllte begeistert und jeder Schlag ließ ein aufgeregtes Raunen durch die Zuschauer gehen.
Akira verstand die Bedeutung der Kämpfe zwischen Shadopan Kriegern. Sie waren mehr als nur eine Unterhaltungsform, sondern dienten auch dazu, die vielfältigen Eigenschaften dieser Wesen zu erforschen. Es war erstaunlich, wie ein Mensch mithilfe eines Shadopan enorme Energie und Kraft freisetzen konnte.
Die Erschaffung der Shadopan mit dem Ziel, sie später einmal im Krieg einzusetzen, beunruhigte Akira zutiefst. Der Gedanke, dass Kriege noch brutaler werden könnten, als sie ohnehin schon waren, war entsetzlich. Zwar wären Schusswaffen wirkungslos gegen die metallische und elastische Schicht der Wesen, aber die Zerstörungskraft der Shadopan würde alles in ihrem Weg zunichtemachen. Glücklicherweise nutzte Akira nur einen Bruchteil der Macht, die in Neo schlummerte. Es war besser so.
Xander atmete schwer. Er hatte wirklich geglaubt, dass er Akira den entscheidenden Schlag versetzen würde, aber sie bewies sich als stärkerer Gegner als erwartet.
Die lauten Rufe aus dem Publikum drangen tief in Akiras Gedanken. Sie entfachten eine innere Leidenschaft, die sie antrieb. Mit einem kraftvollen Schlag traf sie Xander mit der Faust an der Schulter, die unter einem widerwärtigen Knacken brach. Sie leckte sich über die Lippen, hob das Schwert. Stürmte erneut vor. Brüllte.
Die Menge nahm ihr Brüllen auf, klang dabei wie eine Herde.
Akira schwang ihr Schwert nach ihrem Gegner, doch Xander wechselte nach rechts und das Schwert brauste durch das Nichts.
Er war jetzt auf einen Arm beschränkt und musste unter starken Schmerzen weiterkämpfen.
Ein böses Lächeln breitete sich auf Xanders Gesicht aus.
"An eins solltet Ihr denken, wenn Ihr mit mir kämpft, Kato", keuchte er knurrend. Die Spitze seines Schwertes blitzte in der Sonne.
"Ach ja?", ächzte sie und lies ihn nicht aus den Augen.
Xander sprach also Simul, überlegte sie. Er schwieg wohl nicht, weil er die Sprache nicht beherrschte.
"Ich verliere nicht gegen Bauernmädchen." Er grinste spöttisch.
Bevor sie seine Worte wirklich begriffen hatte, ging plötzlich ein Ruck durch ihren Kopf. Etwas rotes Nebliges schlängelte sich durch ihre Haut und gab ihr das Gefühl, von innen zerfetzt zu werden. Die Zuschauer reagierten mit lautem Jubel und angespanntem Stöhnen, doch Akira war gelähmt vor Schmerz. Die Welt begann sich zu drehen und zur Seite zu kippen. Was war mit ihrem Shadopan? Sie durfte nicht zulassen dass ihm etwas passierte.
Sie konnte sich nicht bewegen und war unsicher, ob es ihm gut ging. Währenddessen näherte sich ihr Xander mit einem triumphiereden Grinsen. Sie konnte nicht fliehen. Es war vorbei.
"Du kennst die Spielregeln nicht!", raunte er ihr zu, bevor er mit einem höhnischen Grinsen ihren Kopf mit seinem Fuß trat und sie das Bewusstsein verlor.
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