Kapitel 65
"Ok, und was jetzt? Suchen wir Grabsteine aus oder wie soll das ablaufen?"
Clint lehnte an der Tür, als Natascha in Tonys Büro eintrat und beobachtete mehr oder weniger auffällig die Tür, in die Bruce verschwunden war.
Als sie auch nach fünf Minuten noch nicht aus den Angeln geworfen wurde, entspannte er sich sichtlich und richtete seine Aufmerksamkeit auf Tony, der nachdenklich mit einem Ball in seiner Hand spielte.
"Milles Schachzug mit der Leichenschau war clever, das muss ich ihr lassen.
Aber eine synthetische DNA in die Asche einfließen zu lassen ist kein größeres Problem."
"Milles will lediglich eine Probe des Serums. Sie weiß genau, dass es in Feuer nicht komplett verglüht."
"Das Zeug ist verdammt gruselig, das möchte ich hiermit mal anmerken", murmelte Clint und schmunzelte entschuldigend in die Richtung der beiden Supersoldaten, die nur die Achseln zuckten.
"Howards Werk...", brummte Tony, als würde es nahezu alles erklären, was negativ und böse ist.
"Ich denke, wenn wir das Zeug produzieren, das Shuri da digitalisiert hat, sollte es zumindest dafür sorgen, dass keiner mehr auf Idee kommt, es erneut herzustellen."
"Haben wir nach der Sache mit dem Präsidenten auch gedacht...", warf Steve lediglich ein, was Tony seufzend kommentierte.
"Aber wenigstens hat das Zeug keine wirkliche Wirkung.
Es bezeugt, dass das Video echt ist und wird hoffentlich zukünftige Generationen von der Idee abhalten, dieses Zeug nochmal zusammen zu rühren."
Bucky nickte ernst. Er hasste es, das zuzugeben, aber Tony hatte nicht ganz unrecht damit.
"Ok... Also dann veranstalten wir heute Abend vor der Botschaft ein kleines Schauspiel, schicken Milles eine Probe eurer Asche und fertig."
Hinter Tonys nahezu gleichgültiger Fassade, spürte Steve eine Spitze, die den anderen offensichtlich entging.
Nat schnaubte nur, während Clint fast schon spöttisch die Mundwinkel verzog.
Steves Blick suchte den seines Partners, doch der wich ihm schluckend aus.
Versuchte den Schmerz darin zu verbergen, den seine Worte ihm innerlich bereiteten.
Bucky erhob sich, klopfte Steve auf die Schulter und deutete mit dem Kopf nach draußen.
Zuerst irritiert, dann verstehend, ging der Blonde seinem Freund hinterher und ließ Sam, Nat und Clint im Büro allein.
"Lass es uns ihnen etwas einfacher machen, hm?"
Nickend liefen die beiden in Shuris Labor, die ihren Verlobten mit einem breiten Lächeln begrüßte.
Sie umarmte Steve leicht, der ihr ebenfalls zur Verlobung gratulierte und bat die beiden dann sich auf zwei Stühle vor sich zu setzten.
"Wir in Wakanda ehren unsere Toten, denn der Tod ist nur der Übergang in eine andere Welt.
Bastet begrüßt uns dort und führt uns in grüne, wundervolle Weiten."
Die Art, wie die Prinzessin über das Jenseits sprach, ließ Steve lächeln.
Es wirkte so viel friedlicher, als alles, was er bisher gehört hatte.
"Das Feuer reinigt unsere Seele von allen irdischen Lasten, übergibt uns rein und unbelastet der Göttin."
"Und wie genau sorgen wir jetzt dafür, dass Milles denkt wir..."
"Ich habe mit da was überlegt...", lächelte sie schüchtern.
"Ich benötige tatsächlich etwas von eurer DNA... Etwas, das völlig unverfänglich ist und kein Serum beinhaltet."
Die beiden sahen sich fragend an, worauf Shuri die Augen rollte.
"Haare, Nägel... Zähne wäre noch eine Idee, aber ich denke, das geht zu weit."
"Definitiv...", lachte Bucky nur, worauf sie ebenfalls schmunzelte.
"Die züchte ich nach..."
Schaudernd betrachtete Steve die junge Prinzessin und hielt das Ganze zunächst für einen Scherz, wurde sich doch dann ziemlich schnell bewusst, dass sie das sehr ernst meinte.
"Wir müssen uns auf eine intensive Probe einstellen."
Da hatte sie offensichtlich recht.
Sie griff nach einer Schere, begann jedem der beiden ein paar Haarsträhnen abzuschneiden, ließ Fingernägel und Hautschuppen dazu fallen und ging damit in einen Raum nebenan.
Nach etwa zwanzig Minuten kam sie begeistert von ihrer Arbeit zurück und Steve lief es eiskalt den Rücken herunter.
Da lag ein Schädel in jedem der Behälter!
"Großer Gott...", hauchend, wandte er den Blick ab, zog Buck zur Seite, der schluckend auf den Schädel vor sich sah.
"Ok, jetzt zu eurer Kleidung..."
Etwa eine Stunde später befüllte Shuri zwei Urnen und ließ diese in Tonys Büro liefern.
Steve und Bucky hatten sich in einen Raum im Zentrum des Towers zurückgezogen.
Ab heute galten sie für die Öffentlichkeit als tot.
Bucky und Steve hatten keine lebenden Familien mehr, die trauern würden. Das machte es einfacher.
Ein Glas mit altem Whisky in seiner Hand schwenkend, sah Bucky aus dem Fenster.
Er genoss die Vorstellung, ab morgen ganz offiziell keine laufende Zielscheibe mehr zu sein.
Seine jahrzehntelange Flucht würde endlich ein Ende finden können.
Doch er spürte, dass Steve neben ihm das Ganze mit gemischten Gefühlen betrachtete.
"Du bringst da ein riesen Opfer...", hauchte der Schwarzhaarige leise und versuchte vergeblich, Steve dazu zu bewegen, ihn anzusehen.
"Du bist danach frei...", antwortete er abwesend, hielt seinen Blick starr geradeaus aus dem Fenster.
Betrachtete den Horizont, der sich langsam im Sonnenuntergang rötlich färbte.
"Aber zu welchem Preis?", fragte Bucky sanft, griff Steves Hand die neben ihm auf der Lehne des Sessels ruhte.
"Buck, es ist den Preis wert. Er gibt uns die Möglichkeit, endlich neu anzufangen."
"Und warum sehe ich dich dann an und habe ein schlechtes Gewissen?
Alles in mir schreit danach, zu Shuri zu rennen und diese Scheiße da unten abzusagen!
Ich sehe dich an und habe das Gefühl ich...
Ich hätte..."
Steves Gesicht drehte sich zu ihm und für ein paar Momente lang sah er seinem besten Freund tief in die Augen.
"Die Menschen, die mir wichtig sind, wissen das ich noch lebe, Buck", antwortete er ruhig. "Peggy ist tot, Mom und Dad...
Ich habe jeden verloren, der mir jemals wichtig war.
Du bist noch da." Er drückte die Hand in seiner und lächelte traurig.
"Tony weiß, dass ich noch lebe, du weißt, dass ich noch lebe...
Das Team weiß es. Alles andere ist nur... Melancholie."
Bucky erwiderte sein Lächeln und zog ihn in seine Arme, als die Sonne über der Skyline New Yorks langsam unter ging.
Tony und das Team standen, standesgemäß in Schwarz gekleidet, auf dem Gelände hinter der Botschaft.
Eine Drohne zeichnete die Zeremonie auf, übertrug das Video in einige Social-Media-Kanäle.
Natascha hatte die Idee gehabt, damit sie den Politikern so auch die Möglichkeit nahmen, aus Buckys und Steves Ableben noch irgendeinen Vorteil zu ziehen oder ihnen gar vorwerfen zu können, sie hätten etwas verschwiegen.
Die beiden Urnen bekamen einen Platz unter einem Baum, zusammen mit einem kleinen viereckigen Grabstein mit den Namen der anscheinend Verstorbenen darauf.
Ein kleiner Blumenkranz aus blauen, roten und weißen Rosen für Steve und einer in den wakandischen Landesfarben für Bucky wurden abgelegt.
Eine kurze Abschiedsrede, dann fuhr die Drohne einmal direkt vor die Gräber, nahm sie in Großformat auf und blendete schließlich aus.
Nataschas Tränen auf ihren Wangen waren ebenso echt, wie von Sam und Tony, als sie zurück ins Haus gingen.
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