Kapitel 4.2
Überraschung huschte über das Gesicht des Mannes, der wohl ein Dämon war, dies aber sehr gut verstecken konnte. Sezuna erinnerte sich an Raylas Worte. Er musste also nicht nur ein Dämon, sondern ein Höllendämon sein.
»Sezuna Kaya«, wiederholte er, als würde er den Namen testen wollen. »Die Tochter von ... Shioni, der Haarfarbe nach zu urteilen.«
Sezuna zuckte. Woher wusste er, dass sie Shionis Tochter war? Das gefiel ihr gar nicht. Andererseits hätte sie damit rechnen müssen. Wenn sie wirklich in der Hölle war, wusste dieser Dämon wahrscheinlich viel mehr, als sie sich vorstellen konnte. Zudem war ihre Mutter einmal die Reichskönigin gewesen. Dadurch war sie wahrscheinlich sehr bekannt. Sogar hier unten in der Hölle.
Da es wie eine Frage klang, entschied sich Sezuna dazu, zu nicken. »Ja«, hauchte sie, weil ihre Stimme versagte. Sie empfand es jedoch als unhöflich zu schweigen.
Das seltsame Knistern in der Luft ließ nicht nach und sorgte nur dafür, dass Sezunas Kopfschmerzen schlimmer wurden. Als würde irgendetwas auf ihren Schädel drücken.
Mit einem leisen Stöhnen kniff sie die Augen wieder zusammen und griff sich an den Kopf. Das Pochen wollte einfach nicht nachlassen.
Der Höllenfürst erhob sich und machte eine Handbewegung. Sezuna spürte den Sternenstaub, der sich daraufhin im Raum sammelte und kurz darauf erschien auf dem Tisch eine Tasse dampfender Tee. Diesen nahm er und reichte ihn Sezuna, was diese überraschte. Er kümmerte sich um sie. Warum tat er das?
»Er wird dir helfen«, sagte er mit schmeichelnder und sanfter Stimme, die Sezuna förmlich in seinen Bann zog.
Nur zögerlich griff Sezuna nach der Tasse. Was war das? Es roch nach Kräutern, die sie nicht kannte und zudem war darin Magie eingewoben. Ein Heiltrank oder etwas anderes?
Eigentlich würde sie solch ein Gebräu nicht trinken, doch irgendwie sagte ihr ein Gefühl, dass sie ihm vertrauen konnte. Es war schwer zu beschreiben, aber er gab ihr ein Gefühl von Geborgenheit. Dabei kannte sie ihn eigentlich gar nicht. Woher kam dieses Gefühl? Machte er das absichtlich und wollte sie manipulieren? Konnte er so etwas überhaupt?
»Es ist ein Trank, der deine Sternenstaubströme im Körper wieder zur Ruhe bringen wird, nachdem du so heftig auf die Umgebung reagiert hast«, sagte Nemesis und klang noch immer liebenswürdig. Fast wie ein Vater, der seinem Kind eine Gutenachtgeschichte erzählte. Allerdings hörte sie auch etwas Belustigung heraus.
Warum wirkte er auf sie wie ein Heiler? Dabei konnte sie seine magische Klasse überhaupt nicht ausmachen. Bei Lilith war es sehr deutlich, dass diese eine Heilerin war. Auch Yui war sehr deutlich als Magierin zu erkennen, auch wenn sie seltsamerweise viel mehr wie eine Kriegerin reagierte. Doch die Klassen entschieden, wie man den Sternenstaub nutzen konnte. Hatte der Höllenfürst vielleicht gar keine Klasse?
Sezuna wollte irgendetwas sagen. Wollte fragen, warum er ihr so einen Trank gab und warum er sich so um sie kümmerte, doch sie brachte lediglich ein leises: »Danke«, hervor. Dann nahm sie einen kleinen Schluck und hoffte, sich damit nicht selbst zu vergiften. Immerhin hatte sie nur sein Wort, dass es ihr helfen würde. Mehr nicht.
Es schmeckte überraschend gut und sie wartete, bevor sie einen weiteren Schluck nahm. Da sie keine Wirkungen spürte, trank sie die Tasse schließlich aus und bemerkte, dass ihre Kopfschmerzen verschwunden waren. Lag es daran, dass ihr Sternenstaub in Unordnung geraten war? Wie war das überhaupt passiert?
Lagen ihre Schwächeanfälle vielleicht daran, dass ihr das manchmal passierte?
Erneut bedankte sich Sezuna, bevor sie die Decke zurückschlug, um sich richtig an die Bettkannte zu setzen. Sie kam sich seltsam vor halb zu liegen, während er in einem Sessel saß. Es fühlte sich falsch an. Gerade jetzt, wo sie sich besser fühlte. Zudem wanderten ihre Augen umher, weil sie nach den Welpen suchte. Diese waren nicht hier. Hoffentlich ging es ihnen gut.
»Ich hatte gehofft, dass Ihr mir helfen könntet, wieder in meine ... Welt zurückzukehren«, begann sie zögerlich und mit leiser Stimme. Es war besser das Problem gleich auf den Punkt zu bringen. Sie wollte nicht in noch mehr unangenehme Situationen geraten.
»Die Hölle ist durchaus ein Teil deiner Welt«, sagte er und reichte ihr eine Hand, als wolle er ihr aufhelfen.
Weil es so unerwartet kam, griff Sezuna danach, bevor sie wirklich darüber nachdenken konnte. Dann wurde sie leicht hochgezogen, womit sie schließlich stand. »Bevor ich dich zurück in deine Welt bringen kann, solltest du dich erst einmal erholen und vielleicht hier umsehen. Man kommt nicht oft in die Hölle und kann dann wieder gehen«, erklärte er leicht belustigt.
Sezuna leuchtete das durchaus ein. Wahrscheinlich kam man sonst nur hierher, wenn man tot war. Was sie zum Glück nicht war. Sogar der Höllenfürst hatte ihr bestätigt, dass sie wieder gehen konnte. Das ließ eine Welle von Erleichterung durch ihren Körper wandern und sie entspannte sich deutlich.
Jetzt, wo sie die Aussicht auf eine Rückkehr hatte, wurde sie plötzlich neugierig. »Was bedeutet es, dass die Hölle Teil meiner Welt ist?«, wollte sie vorsichtig wissen und brannte darauf, Antworten zu erhalten. Solange sie die Möglichkeit hatte, jederzeit zu gehen, würde sie jede Gelegenheit nutzen, ihr Wissen zu erweitern.
»Kennst du die Entstehungsgeschichte der Welt und der ersten Wesen?«, fragte der Höllenfürst höflich, während er sie in ein Nachbarzimmer führte. Dieses besaß einen großen Tisch, der mit allerlei Leckereien gedeckt war und geradezu dazu einlud, zu essen.
»Ich glaube nicht«, meinte Sezuna, der das sogar recht peinlich war. So etwas sollte sie eigentlich wissen, doch sie hatte von ihrer Mutter in diesem Bereich nie wirklich Unterricht erhalten. Vielleicht war sie noch zu jung. Zumindest war es das, was ihre Mutter sagte, wenn sie eine öffentliche Schule besuchen wollte. Was nicht hieß, dass sie sich nicht trotzdem versucht hatte, über Bücher zu informieren. Wie viel sie davon glauben sollte, konnte sie jedoch nicht einschätzen.
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