Kapitel 26.4
Nemesis war stark genug, dass diese sie wirklich einschloss und nicht mehr herausließ. Gegen seine Macht kamen sie nicht an.
Erneut bebte der Boden und ein Blitz schoss aus dem Himmel und nur ganz knapp an ihnen vorbei. Dabei wurde die Kugel von dem Machtstoß bewegt. So heftig, dass die Kinder schreiend durcheinander fielen und sich Eves Ellenbogen in Sezunas Magen grub, während Sezuna ihren Kopf heftig gegen den Schild schlug. Dieser knirschte erneut leise. Ein Zeichen, dass selbst ein indirekter Treffer ausreichen konnte, sie zu töten, wenn die Kugel nicht wäre.
Nun schien auch Allan der Meinung zu sein, dass es keine gute Idee war, hier drin zu bleiben. »Brechen wir das Ding auf«, keuchte er und rappelte sich als Erstes auf, bevor er mit einer Faust gegen die Magie, die sie schützte, schlug.
Es brachte nicht so viel, wie er vielleicht erhofft hatte, doch er machte weiter.
Sezuna, die in dem Schutt der Umgebung weiße Haare entdeckte, schloss sich ihm panisch an. Sie hämmerte auf die Kugel ein, schrie den Namen ihrer Schwester und konnte durch den Tränenschleier kaum noch etwas erkennen. Wenn sie durch einen indirekten Treffer und trotz Schutz so sehr verletzt werden konnten, schwebte Yuna in Lebensgefahr. Sie war den Magiebällen, die aus dem Himmel fielen und riesige Krater in den Boden rissen, hilflos ausgeliefert.
Immer wieder schlug Sezuna auf den Schild ein, während sie alles andere um sich herum ausblendete. Die Panik ihre Schwester zu verlieren war so stark, dass es ihr egal war, was um sie herum sonst so passierte. Irgendwie nahm sie Allan und auch Eve wahr, doch mehr am Rande. Sie fixierte sich auf die Kugel und die Magie, die sie in ihren Körper leitete.
Ihre Panik steigerte sich, als ein Beben eine Klippe zerstörte und diese ihr die Sicht auf Yuna nahm.
Magie wallte in ihr auf, die sie voller Panik gegen die Kugel richtete. Ihr Körper überzog sich mit schwarzen Schuppen, als würden diese sie schützen wollen. »Yuna!«, kreischte sie und ließ der Magie freien Lauf. Sie wusste, dass sie sich damit selbst verletzen konnte und womöglich sogar Eve und Allan, doch es war ihr egal. Sie hätte die Kugel auch auf eine strategische Weise öffnen können, indem sie die Zauber analysierte und einzeln brach, doch dafür hatte sie keine Nerven.
Ihre Tränen nahmen ihr die Sicht und so konnte sie nicht einmal mehr sehen, wogegen sie eigentlich schlug. Vor ihren Augen gab es nur eine Mischung aus Farben und Tränen.
Dann explodierte die Macht, die sie in den Schild leitete. Es knirschte laut, bevor es um sie herum klang, wie Glas, das zersplitterte.
Sezuna stolperte nach vorn, als sie auf einen Widerstand schlagen wollte, der nicht mehr vorhanden war. Sie krachte zu Boden und blieb für einen Moment benommen liegen. Hinter sich hörte sie Allan und Eve keuchen. Sie riefen ihren Namen, doch Sezuna rappelte sich auf, ohne auf sie zu achten. Ihr Blick huschte suchend umher, während sie mehr schlecht als recht nach vorn stolperte.
»Sezuna, hör auf!«, rief Allan, der sie packte, um sie davon abzuhalten, in das Gebiet zu rennen, in dem sich die Magie gerade sehr stark entlud. Dort, wo sich Yuna befand.
Statt auf Allan zu hören, wandte sie sich um und verpasste ihm eine Ohrfeige, die mit ihrer Angst und Panik gefüllt war. Der Schlag wurde von einem lauten Knallen übertönt, welches die Umgebung für einen kurzen Moment in gleißendes Licht hüllte.
Allan ließ sie nicht los, sondern zog sie an sich. »Du kannst da jetzt nicht hin, sonst bist du tot«, hauchte er mit Panik in der Stimme. Sezuna spürte seinen festen Griff und verstand seine Angst, doch es war ihr nicht möglich auf diese einzugehen.
»Yuna«, keuchte sie lediglich und versuchte, sich aus seinem Griff zu befreien. Es gelang ihr nicht, denn auch Eve kam zu ihr, um sie festzuhalten. »Yuna!«, schrie Sezuna verzweifelt und streckte ihre Hand aus, während sie gegen Allan und Eve kämpfte. Sie nutzte keine Magie, obwohl sie sich damit hätte befreien können. Sezuna konnte ihren Bruder und ihre Freundin nicht verletzen, auch wenn sie dann vielleicht Yuna retten könnte. Die widerstreitenden Gefühle sorgten schließlich dafür, dass sie erschöpft in Allans Armen zusammensackte. »Yuna«, wimmerte sie und krallte sich an die Hoffnung, dass diese noch am Leben war.
»Yuna!«, rief Sezuna, der die Stimme immer wieder versagte. Das Gewitter um sie herum hatte nachgelassen und der Staub legte sich langsam. Es war, als hätten sich die Kämpfer weiter zurückgezogen, sodass diese Gegend sicherer wurde und die Magie nicht bis zu ihnen vordrang.
Allan ließ Sezuna langsam los. »Wir gehen sie suchen«, entschied er. »Aber passt auf euch auf. Sobald es wieder losgeht, müssen wir verschwinden«, erklärte er und hockte sich hin.
Sezuna bemerkte, wie er Magie wirkte und die Hände an seine Füße legte. Dort erschienen Schuhe, die Rollen besaßen. Allerdings war das nicht alles. Sie waren magisch und Allan hatte sie selbst gebastelt. Das konnte er sehr gut. Die Rollen waren so mit Magie gespeist, dass er leicht über den Boden schwebte und damit eine enorme Geschwindigkeit erreichen konnte.
Da er sich für einen Kampf vorbereitete, atmete Sezuna tief ein und versuchte, sich zu fangen. Sie musste darauf vertrauen, dass Yuna noch lebte. Jetzt den Kopf zu verlieren wäre Selbstmord. Darum sammelte sie ihre Magie und ließ ihren magischen Stab erscheinen, den sie mit Nemesis Hilfe gefertigt hatte.
Eve blickte beide an und auch in ihrer Hand erschien eine magische Waffe. Ein weißer Schirm, der durch seine ganzen Rüschen sehr niedlich und unschuldig wirkte. Sezuna wusste jedoch, dass er ein sehr mächtiges Schild erschaffen konnte. Zudem konnte sie daraus auch einen Degen ziehen. Obwohl Sezuna sie noch nie damit hatte kämpfen sehen, war sie sich sicher, dass sie damit umgehen konnte und auch sehr gefährlich war. Von Bel'shamaroth wusste sie, dass Eve den Umgang mit diesem sehr intensiv geübt hatte.
»Passt gut auf euch auf«, sagte sie und sprang dann eine Klippe hinab.
Sezuna hatte das Gefühl, ihr würde das Herz in die Füße rutschen. Der Schrei nach Eve blieb ihr allerdings in der Kehle stecken. Diese wusste, was sie tat! Was nicht hieß, dass ihr Herz nicht heftig klopfte.
Allan knirschte. »Wir bleiben zusammen«, wies er Sezuna an und schien nicht der Meinung, dass sie sich trennen sollten. Für Eve kam dieser halbe Befehl jedoch zu spät. Sie verschwand zwischen den neu erschaffenen Klippen.
Sezuna biss sich auf die Lippen. »Gut«, hauchte sie und konnte es kaum erwarten nach Yuna zu suchen, doch planlos herumzurennen würde nichts bringen.
Die Angst um ihre Schwester vernebelte ihr die Sinne und sorgte dafür, dass sie nicht mehr logisch denken konnte. Daher hörte sie auch auf Allan. Er würde für sie denken.
»Kannst du sie spüren?«, fragte Allan, der scheinbar klarer denken konnte als Sezuna.
Diese wollte schon losstürzen, doch nach seiner Aussage hielt sie inne und schloss ihre Augen. Sie ließ zwar ihren Geist wandern, hatte aber Probleme durch den aufgewühlten Sternenstaub etwas zu erkennen.
Stirnrunzelnd ärgerte sie sich über ihre eigene Hektik. Damit machte sie es nicht besser, also atmete sie tief ein und aus, um sich zu beruhigen. Dabei fokussierte sie sich auf die Magie, die von ihrer Schwester ausging. Allgemein bezeichnete man das auch als Aura. Jeder hatte so eine magische Hülle. Selbst nicht magische Wesen. Daran war jeder zu erkennen.
Mühsam um Fassung ringend, versuchte Sezuna sich durch den Sternenstaub zu kämpfen, um Yunas Signatur auszumachen. »Ich finde sie nicht«, hauchte sie panisch und Tränen sammelten sich erneut in ihren Augen. Dass sie ihre Aura nicht spürte, konnte bedeuten, dass Yuna tot war.
Allan fasste ihr an die Schultern. »Konzentrier dich«, sagte er beruhigend. »Ich bin sicher, dass sie noch lebt. Sie ist schlau«, bemerkte der Vampir, doch seine Stimme zitterte. Genau wie Sezunas Unterlippe. Die Gefühle in ihr waren völlig durcheinander.
»Yuna«, hauchte sie mit tränenerstickter Stimme, wühlte sich aber weiter durch den unruhigen Sternenstaub. Gefühlt vergingen Stunden, doch dann fand sie etwas. »D-Da«, brachte sie nach Luft schnappend hervor. Sie riss ihre Augen auf und stürzte los. Die Hoffnung, Yuna doch noch lebend zu finden, gab ihr Kraft.
Allan fluchte und bewegte sich so schnell, dass er Sezuna einholen und sie auf die Arme nehmen konnte. »Sag mir wo lang«, befahl er, denn er war viel schneller als sie.
Das ließ sich Sezuna nicht zweimal sagen und deutete in die Richtung, in der sie ihre Schwester spüren konnte. Allan folgte ihrer Deutung und so bewegten sie sich sehr schnell durch die zerstörte Umgebung. Der unebene Boden voller Geröll schien ihm nichts auszumachen.
Sezuna spürte, wie sich der Sternenstaub schon wieder änderte. Er geriet in Unruhe, was kein gutes Zeichen war. Sie mussten sich beeilen.
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