Kapitel 20.1
Sezuna betrachtete den Stab, auf den sie noch immer stolz war, während sie mit Allan auf den Weg nach draußen war. Dieser wollte unbedingt dabei sein, wenn sie mit Bel'shamaroth übte. Heute würde es wohl auch einige magische Übungen geben, denn Sezunas Stab war fertig. Ihre Waffe, wie es der Dämon gesagt hatte. Was sie damit jedoch alles konnte, wusste sie noch nicht, würde es aber bald herausfinden.
»Ich bin noch immer skeptisch«, bemerkte Allan. Dieser hatte schon, seitdem Sezuna den Stab erschaffen hatte, diese Stimme, die Sezuna zeigte, dass er der Sache nicht traute. Was in Ordnung war, Sezuna aber gleichzeitig irgendwie die gute Laune versaute. Sie war sehr stolz auf sich und konnte es kaum erwarten, mit ihrem Stab zu üben. Er sah fast aus wie Glas. Dunkles Glas, das irgendwie schimmerte wie eine dunkle Seifenblase. Die Spitze des Stabes ähnelte einem Drachenkopf, der kurz davor war, Feuer zu speien. Dann gab es noch schnörkelhafte Verzierungen auf dem Griff, die in einem leichten Goldton schimmerten.
Was sie damit wohl alles machen konnte? Würde er ihre Fähigkeiten stark steigern? Sie konnte es nicht genau sagen und hatte auch ein bisschen Angst, es herauszufinden. Was, wenn sie die Kontrolle verlor? Das geschah ihr schon jetzt manchmal und wenn der Stab ihre Kraft steigerte, war diese auch schwerer zu kontrollieren.
Seitdem sie einmal Yuna angegriffen hatte, weil ihre Kontrolle verlorengegangen war, hatte sie davor sehr große Angst. Sie wollte niemanden verletzen, der ihr wichtig war und hier gab es sehr viele, die ihr mittlerweile ans Herz gewachsen waren. Selbst Bel'shamaroth. Bei den Übungen würde hoffentlich der Dämon dafür sorgen, dass Allan nichts geschah.
Sezuna hatte den blonden Vampir eigentlich gebeten, nicht mitzukommen, doch Allan war einfach nicht davon abzubringen. Er wollte an ihrer Seite bleiben und schien auch keine Angst vor einem etwaigen Kontrollverlust seitens Sezuna zu haben. Dass er jetzt wieder einen auf Wachhund machte, gefiel ihr nicht sonderlich, da er noch immer über das Thema, was er mit Nemesis gemacht hatte, schwieg. Das war eigenartig, denn sonst erzählte er ihr alles. Dass er jetzt auf einmal Geheimnisse hatte, frustrierte sie, obwohl es bei ihr ebenfalls so war.
Wie Sezuna angenommen hatte, wartete Bel'shamaroth bereits auf sie und hatte auch den Kampfplatz vorbereitet. Es war ein Ring aus festgetretenem, roten Sand, der eine dunklere, äußere Begrenzung hatte. Diese bestand aus einzelnen Steinen, die in den Sand gedrückt waren. Zudem war es ein anderer Ort als das letzte Mal. Er war großflächiger und viel freier. Keine Klippen in der Nähe und auch weiter vom Knochenschloss entfernt.
Das machte Sezuna ein bisschen nervös. Sie wusste nicht, ob dieser Platz wirklich nötig war. Sollte die Entfernung dafür sorgen, dass bei einem Machtausbruch nicht zu viel kaputt ging? Sezuna konnte es nicht sagen und versuchte, sich nicht zu viele Gedanken darum zu machen. Der Dämon wusste sicherlich, was angebracht war. Er war immerhin nicht nur ein geübter Kämpfer, sondern auch die rechte Hand des Höllenfürsten.
Bel'shamaroth reichte ihr dieses Mal keinen Stab oder eine andere Waffe. Im Gegenteil. Er selbst nutzte einen Stab, der sehr elegant aussah. Er war rot mit goldenen Verzierungen und Sezuna spürte den Sternenstaub, der um diesen herumwirbelte. Ob er auch im Material lag, konnte sie jedoch nicht sagen.
Sezuna stellte sich Bel'shamaroth gegenüber und nutzte den Stab, wie ein Schwert. Dafür wurde sie von dem Dämon nachdenklich gemustert. »Leite deine Magie in den Stab und nutze den Sternenstaub, der darin ist«, wies er sie an.
Sezuna nickte langsam. Das klang einfach, das würde ihr hoffentlich gelingen.
Da der Dämon zu warten schien, machte sie das, was er verlangte und spürte sofort, wie der Stab ihre Magie verstärkte. Obwohl sie nur einen einfachen Windball erschaffen wollte, spürte sie, wie heftig die Luft um sie herum, zu wirbeln begann. So stark, dass sie selbst Mühe hatte, normal zu stehen.
Überrascht keuchte sie und versuchte, den Sternenstaub unter Kontrolle zu bringen. Das gelang ihr jedoch nicht. Stattdessen wurde ihre Kontrolle weniger und der Zauber immer größer. Fast wie ein wachsendes Etwas mit eigenem Willen.
Mit zusammengebissenen Zähnen versuchte sie, es irgendwie zu schaffen. Es war nicht gut, wenn diese Magie ausbrach und Chaos anrichtete.
»Lenke es in den Himmel«, wies Bel'shamaroth mit ruhiger Stimme an. Mit Mühe gelang es Sezuna wirklich, den Windball in den Himmel zu schießen. Dort explodierte er, was sie zu Boden riss und in den Staub warf. Jetzt verstand sie, warum Nemesis nicht wollte, dass sie den Stab innerhalb des Schlosses benutzte. Dieses hätte sie wohl komplett zerstört.
»Das ist stärker, als ich erwartet habe«, keuchte Sezuna, die sich sehr erschöpft fühlte, während sie sich aufrappelte. Nicht, weil sie die Magie gewirkt hatte, sondern weil sie diese hatte kontrollieren müssen.
»Das war echt heftig«, meinte Allan, der ebenfalls am Boden saß. Auch ihn hatte die Magie umgeworfen und seine Haare zerzaust. Selbst Bel'shamaroth wirkte etwas mitgenommen. Allerdings noch immer standfest.
Allan erhob sich und klopfte sich den Sand von der Kleidung, was Sezuna ihm nachmachte. »Es ist wirklich extrem seltsam«, gestand sie.
»Das ist richtig«, stimmte Bel'shamaroth zu. »Die Magie hat sich nicht nur verdoppelt.«
Sezuna fuhr sich durch die Haare. »Ich weiß nicht, ob ich damit klarkomme«, gestand sie. Der Schock über die Menge von Magie, saß noch immer tief. Hatte sie diese wirklich aus sich selbst gezogen? Das war unglaublich und es ging so viel leichter.
Der Dämon machte eine wegwerfende Handbewegung. »Das wird schon«, versicherte er beruhigend. »Versuch es noch einmal. Weniger Magie und ein sehr kleiner Windball.« Es schien, als würde er auf Nummer sicher gehen wollen.
Nur widerwillig nickte Sezuna. So richtig gefiel ihr nicht, dass sie es noch einmal versuchen sollte. Was, wenn dieses Mal jemand verletzt wurde? »Ich war noch nie gut darin, wenig Magie zu nutzen«, warnte Sezuna vor und hob den Stab. An dessen Spitze sammelte sich sofort der Windsternenstaub, weshalb Sezuna ihre eigene Magie zurückhielt. Sie konzentrierte sich darauf, nur den aus der Umgebung zu nehmen. Allerdings gelang es ihr nicht, zu verhindern, dass auch aus ihr ein wenig floss. Diesen hielt sie jedoch so gut es ging zurück.
»Das ist gut«, meinte Allan und Sezuna fühlte, dass er sie beobachtete. Dazu brauchte sie ihn nicht einmal zu sehen. Sie wollte ihre Konzentration nicht teilen. Das war sicherlich nicht gut.
Allerdings wurde die Kugel an der Spitze immer größer, obwohl sie das gar nicht wollte. Als würde der Zauber selbst den Sternenstaub anziehen.
Sezuna versuchte, sich dagegenzustemmen, doch das brachte alles nichts. »Ich verliere die Kontrolle«, keuchte sie und war nahe dran, den Stab wegzuwerfen.
»Konzentrier dich«, wies Bel'shamaroth sie streng an, während Allan genau das Gegenteil sagte. Dafür erhielt er einen verwirrten Blick des Dämons.
»Schau zu mir, Sezuna!«, rief Allan, der sie damit in einen Zwiespalt brachte. Auf wen sollte sie hören? Was, wenn sie wirklich zu Allan blickte und den Zauber auf ihn warf? »Vertrau mir!«, rief er erneut. Dem konnte Sezuna nicht widerstehen und blickte tatsächlich zu Allan. Dadurch konzentrierte sie sich auf zwei Dinge.
Sofort wurde die Macht an ihrem Stab weniger und nicht mehr so unkontrolliert. Das gefiel Sezuna und sie konzentrierte sich noch mehr auf Allan. Das half ihr und so gelang es ihr, den Sternenstaub zu kontrollieren.
»Sehr gut«, sagte Bel'shamaroth, was Sezuna freute. Es schien zu funktionieren.
Sezuna atmete tief aus und ließ die Macht verschwinden. »Das ist ganz schön anstrengend«, meinte sie und ließ sich kurz nieder. Allan hielt ihr einen Trinkschlauch hin, aus dem sie einen kräftigen Schluck nahm. Darin befand sich Blutwein, der ihr sehr gut schmeckte. Es war ein Getränk, das viele Itaris und Vampire tranken. Im Grunde war es nur vom Namen her Wein, weil er diesem ähnlich sah. Eigentlich war es Traubensaft, der mit Blut gemischt war. Es gab auch noch andere Fruchtsäfte, doch im Grunde wurde es immer Blutwein genannt, denn es gab die Mischung auch mit Weinen. Nur das benutzte Blut sorgte manchmal für einen anderen Namen.
»Ich denke, das reicht erst einmal mit der Magie. Wir machen mit dem Kampfkunstübungen weiter«, entschied der Dämon, was Sezuna schmunzeln ließ. Sie mochte die Kampfübungen sehr und freute sich schon darauf sich mit Yui zu messen. Vielleicht würde sie bald sogar gegen die Grünhaarige gewinnen.
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