Kapitel 2.16
Für einen Moment glaubte Sezuna, dass sie sich verhört hatte, dann rutschte ihr das Herz in die Hose. Sie war wirklich in der Hölle? Das konnte sie nicht glauben. Sie hatte gedacht, dass die Hunde diesen Ort nur so nannten, doch wenn selbst der Herrscher dieses Gebiets Höllenfürst hieß, musste das bedeuten, dass sie nicht nur in einem Gebiet war, das die Bezeichnung Hölle trug, oder? War sie wirklich in der Hölle, in der die Seelen Einzug hielten, sobald das Fleisch gestorben war? Sie hatte darüber gelesen, doch es bisher für eine Legende gehalten. Was, wenn es doch stimmte?
Angst machte sich in ihr breit. Was, wenn sie doch gestorben war? Was, wenn ihr Körper nicht mehr existierte und sie eigentlich nur noch eine Seele war?
Ihr Körper erzitterte heftig und vor Panik wurde ihr schlecht. Noch schlimmer als auf den Rücken der Hunde, weshalb sie ihre Zähne kaum auseinanderbrachte.
»B-Bin ich tot?«, fragte sie mit belegter Stimme, obwohl sie Angst vor der Antwort hatte. Die Hündin leckte sie noch einmal ab, bevor sie nachdenklich dreinsah.
»Nein, du schmeckst nicht vermodert«, sagte sie und klang ernst.
Eigentlich hätte diese Aussage Sezuna zum Schmunzeln bringen müssen, doch sie war zu panisch. Es beruhigte sie nur gering. Woher sollte sie auch wissen, ob Seelen vermodert schmeckten? Vielleicht schmeckten Seelen gar nicht?
Hatte Yui den Zauber so sehr verhauen, dass Sezunas Körper gestorben war? Vielleicht war das auch der Grund, warum sie nicht kam, um sie zu retten? Lag ihr Körper vielleicht vor Yui und diese trauerte um die verlorene Freundin? Der Gedanke war schrecklich.
Um Sezuna herum wurde es still und sie hörte nur noch ihr eigenes, heftig schlagendes Herz. War sie hier wirklich in der Hölle oder war Höllenfürst nur ein Titel für eine Art Herrscher? Diese Frage quälte sie, denn sie hatte keine Antwort darauf. Es war ein Versuch sich selbst zu beruhigen, der jedoch nichts brachte.
Gab es überhaupt so etwas wie eine Hölle? Sie hatte zwar schon etwas darüber gelesen, doch das war in Büchern gewesen, die nicht unbedingt als glaubhafte Werke eingestuft wurden. Auch ihre Mutter hatte noch nie ein Wort darüber verloren und die müsste es wissen. Ihre Mutter kannte sich, zumindest laut ihrer Tante, sehr im Bereich Weltenlehre aus. Dazu müsste dieses Thema gehören. Zumindest ging es dort um die Schicksalsengel und ihre Göttin, die auf den Planeten die Seelen lenkten. Allerdings wusste Sezuna auch, dass ihre Mutter sie nicht verschrecken wollte und ihr deshalb viele dieser Bücher verbot. Es konnte also möglich sein, was sie nicht beruhigte.
Sezuna schluckte, während sie an einer ihrer roten Strähnen spielte, um sich zu beruhigen. »W-Wie ist der Höllenfürst?«, fragte sie, weil sie Angst davor hatte, ihm zu begegnen. Was, wenn er wirklich ein Teufel war? Wenn er sie quälte? Was war seine Aufgabe? Wieso war sie nicht direkt bei ihm gelandet? All diese Fragen quälten sie, doch sie traute sich auch nicht diese zu stellen.
Rayla atmete die Luft durch ihre Nase aus, was Sezunas Haare durcheinanderbrachte und einen unangenehmen Geruch zu ihr wehte.
Sezuna verzog leicht das Gesicht, gab sich aber Mühe die Hündin nicht zu verärgern. »Er ist ein Mann und Höllendämon«, sagte sie, als würde das Sezunas Frage beantworten. Diese verzog das Gesicht etwas mehr, weil ihr nun auch noch die Antwort zusetzte.
Dass das nicht hilfreich war, wollte sie nicht sagen, denn irgendwie war es schon hilfreich. Er war ein Höllendämon. Davon hatte sie noch nie gehört. Was war das? Ein Wesen, das in der Hölle lebte? Aber waren das nicht Dämonen? War Höllendämon eine andere Art von Dämon? Mit Dämonen kannte sie sich aus, denn diese lebten auch in ihrer Heimat, doch waren diese wirklich denen in der Hölle ähnlich? Je mehr sie erfuhr, desto mehr Fragen schwirrten in ihrem Kopf herum.
»Also ist er ... gefährlich?<<, wollte sie wissen, weil das die einzige Frage war, die sie gerade formulieren konnte. Sie hoffte sehr, dass sie dieses Mal mehr Informationen bekam, damit sie sich damit beruhigen konnte. Für sie war nichts schlimmer als die Unwissenheit.
»Jeder Höllendämon ist gefährlich«, meinte Rayla, als würde sie Sezuna belehren wollen. Sie sagte es so, als müsste Sezuna das wissen, doch das konnte sie überhaupt nicht. Zudem war Raylas Antwort nicht hilfreich. »Aber er ist ... zu Frauen zuvorkommend. Er wird dir sicher helfen«, behauptete sie, wobei sie klang, als wäre sie sich nicht sicher. Zudem wirkte sie auch etwas so, als müsste sie die richtigen Worte erst finden. Hoffentlich hatte sie nicht irgendetwas Falsches gesagt. Sezuna wusste nicht, ob sie darüber erleichtert sein sollte, oder nicht. Sie konnte erneut nicht viel mit den Informationen anfangen. Was, wenn die Hündin etwas anderes sagen wollte und die Wörter durcheinandergebracht hatte?
Er war zuvorkommend zu Frauen. Das war ... interessant, aber was sollte sie mit dieser Information anfangen? Hieß das, dass er ihr helfen würde, weil sie eine Frau war? Obwohl sie noch ein Kind war?
Alles war so verwirrend, doch wenn sie das richtig sah, hatte sie gar keine andere Wahl.
Sie würde sich also auf den Weg zum Höllenfürsten machen müssen. Auch, wenn der Gedanke daran, ihr den Sternenstaub durch die Adern jagte.
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