Kapitel 2.12
»Fangen!«, rief Cer plötzlich, bevor Ros antworten konnte.
»Nein, das ist zu anstrengend«, widersprach Ber energisch und legte sich hin, bevor er müde gähnte. Er schien ein ganz schöner Faulpelz zu sein, während sein Bruder Ros ein Energiebündel durch und durch war.
Sezuna lachte und streichelte den blauäugigen Hund behutsam. Dabei sah sie sich um und entdeckte einen alten Knochen. Dieser brachte sie auf eine Idee. »Was haltet ihr davon, wenn ich den da werfe und ihr ihn holt?«, schlug sie zuvorkommend vor und deutete auf den Knochen. Dass dieser hier in der Gegend herumlag, beunruhigte sie weniger, als es hätte sein sollen. Die Hunde hatten ihr immerhin Fleisch gebracht. Es musste hier also Tiere geben, die sie jagen konnten. Daher war ein Knochen auch nicht so ungewöhnlich. Wobei das Tier auch verdurstet sein konnte. Sie hatte hier keine Wasserstellen gesehen. Ob es auf dieser Welt kein Wasser gab? Aber wie tranken die Tiere dann?
Ros und auch Cer wirkten erst etwas verwundert, während der rotäugige Hund den Knochen holte. »Den hier?<«, fragte er skeptisch und beschnupperte ihn, womit sie Sezuna aus ihren eigenen Gedanken riss. Es war dem Tier anzusehen, dass es unschlüssig war und wohl nicht genau wusste, was sie mit dem Knochen anfangen sollte.
Sezuna, die ebenfalls etwas ratlos war, zuckte die Schultern. »Versuchen wir es?« Immerhin wussten sie nicht, ob es Spaß machte, bevor sie es nicht probiert hatten.
Ros legte den Knochen vor Sezuna ab und wedelte hektisch mit dem Schwanz. Es hatte etwas Aufforderndes und das brachte Sezuna zum Grinsen. Die Unbeschwertheit der Hunde ließ sie zumindest für einige Zeit ihre eigenen Probleme vergessen. »Ja«, bellte Ros aufgeregt.
Sezunas Lächeln wurde tiefer, bevor sie den Knochen nahm und schließlich in hohen Bogen von sich warf.
Sofort rannten Cer und Ros um die Wette. Nur Ber blieb liegen und ließ sich streicheln, was Sezuna sehr genoss. Das Fell war wunderschön weich und seidig. Zudem beruhigte es sie, wenn sie ihre kleinen Finger durch dieses gleiten lassen konnte.
Ihr Blick lag dabei auf Cer und Ros. Immerhin musste sie aufpassen, dass diese keinen Unsinn anstellten.
Die ganze Situation war für die Umgebung viel zu unbeschwert und für einen Moment hatte Sezuna das Gefühl, dass alles in Ordnung war. Es war nicht mehr so ungemütlich und auch die triste Umgebung hatte kaum noch Einfluss auf ihr Gemüt.
Beide Welpen kämpften kurz um den Knochen, bevor Cer damit zurückkehrte und ihn stolz vor Sezuna legte. Ihr Schwanz wedelte weiterhin aufgeregt, während ihre Augen funkelten. Ber hingegen hatte den Schwanz fast schon beleidigt eingeknickt und gab grummelnde Laute von sich. War er beleidigt, dass er nicht gewonnen hatte?
Sezuna schmunzelte leicht, weil das Bild einfach zu niedlich war. Dann kraulte sie die junge Hündin als Belohnung für ihren Sieg. Dabei ging es eigentlich gar nicht darum, zu gewinnen. Beide sollten einfach nur Spaß haben und sie wollte die Zeit totschlagen.
Gemeinsam spielten sie einige Stunden, bis die Welpen müde wurden. Irgendwann lehnte Sezuna an einer der Sandsteinwände und die Hunde waren um sie herumgekuschelt.
Während sie dösten, ließen sie sich von Sezuna, die in den Himmel starrte, streicheln. Es schien, als gäbe es größere Probleme. Normalerweise brauchte Yui nicht so lange, um sie zurückzuholen. Sezuna hatte zumindest erwartet, dass die Hexe hierherkam, um sie zu suchen. Was war geschehen? Konnte sie den Zauber nicht reaktivieren? War sie vielleicht angegriffen worden? Es wäre nicht das erste Mal, dass etwas aus einer anderen Welt Yui Ärger machte. Vielleicht war sie selbst auch hier und nur wo anders gelandet? All das war möglich und gar nicht so unwahrscheinlich, denn Yui hatte das Talent immer in Ärger zu geraten, auch wenn sie das gern Sezuna in die Schuhe schob und selbst die Heldin spielte.
So langsam begann Sezuna sich Sorgen zu machen. Es war einfach untypisch für Yui.
»Kommt deine Freundin nicht?<«, fragte Cer, die scheinbar mitbekam, dass Sezuna noch immer wartete. Sie klang dabei irgendwie traurig. Als würde sie mit Sezuna mitleiden.
»Ich glaube, dass sie nicht weiß, wie sie hierherkommen soll«, meinte Sezuna, deren Stimme enttäuscht klang, ohne dass sie es wollte. Sie vertraute Yui noch immer, doch gegen Probleme war auch sie nicht immun.
Sezuna kraulte die Welpen, um sich wieder zu beruhigen, während sie weiter nachdenklich in den Himmel starrte. Dieser änderte sich kaum. Die Wolken zogen ganz langsam umher, was irgendwie beruhigend war.
»Wir könnten dich zu Rayla bringen. Sie weiß vielleicht etwas«, schlug Ros plötzlich unerwartet vor. Bei Sezuna sorgte das jedoch für Verwirrung.
»Wer ist Rayla?«, wollte Sezuna, die sich fragte, warum die Hunde keine Namen hatten, aber diese Frau schon, irritiert wissen. Zumindest ging Sezuna davon aus, dass es eine Frau war. Vielleicht war es aber auch ein Hund. Wobei sie sich das irgendwie nicht vorstellen konnte. Würde ein Hund einen solchen Namen haben oder hatte ihm vielleicht ein Bewohner dieser Welt diesen Namen gegeben?
»Sie ist das Oberhaupt unseres Rudels«, erklärte Cer und wirkte irgendwie vorsichtig. Rudel? Sezuna wusste gar nicht, dass Hunde hier in Rudeln lebten. Das kannte sie eher von Wölfen. Zudem war es seltsam, dass die Hunde sagten, dass sie in einem Rudel lebten, aber gleichzeitig allein unterwegs waren. War das hier so üblich oder steckte mehr dahinter? Hatten die Welpen vielleicht sogar eigenmächtig gehandelt und hätten ihr gar nicht helfen dürfen?
Sezuna spürte Neugier in sich aufsteigen. Sie wollte diesen Ort erkunden und mehr darüber erfahren, wie es sich hier lebte. Gleichzeitig wollte sie aber auch Yui keine Sorgen machen. Diese war schon das letzte Mal fast vor Sorge umgekommen, als Sezuna nicht an der Stelle gewesen war, an der Yui sie abgesetzt hatte. Sezuna hatte versprochen zu warten. Allerdings war es dieses Mal anders. Yui war sehr spät dran.
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