Kapitel 2.1
Der rote Sand lag unbewegt zwischen den Gesteinsmassiven, die sich endlos zu erstrecken schienen, und das ständige Zwielicht ließ die Umgebung farblos und trist erscheinen.
Nichts veränderte sich hier und alles wirkte unberührt, bis ein plötzlicher Wind aufkam, der sich nur an einer Stelle sammelte.
Sand wurde aufgewirbelt, und in dem dunklen Himmel voller roter Wolken erschien ein schwarzer Fleck, der sich langsam ausbreitete. Er wurde immer größer, bis irgendwann darin etwas Kleines zu erkennen war.
Als wäre das Loch ein Mund, spuckte es Sezuna in den Sand und verschwand schließlich wieder. Zurück blieb der unbewegte, dunkelrote Himmel mit seinen blutroten Wolken, als wäre nie etwas gewesen.
Stöhnend und ächzend bewegte sich das junge Mädchen. Sie kämpfte sich auf die Knie und versuchte, ihre viel zu langen, nun mit Sand verklebten, roten Haare aus ihrem Gesicht zu streichen.
Da ihr Körper nass gewesen war, klebte nun auch hier überall Sand, was dafür sorgte, dass sich Sezuna noch unwohler fühlte als sowieso schon.
Die Luft war trocken und die Wärme drückend.
Um zu verstehen, wo sie sich befand, ließ sie ihren goldenen Blick schweifen. Die Steinmassive wirkten endlos und die Farbe des Sandes war irgendwie ausgeblichen. Alles in allem wirkte es leer und trostlos. Als wäre hier kein Leben möglich. Ganz anders als der Wald, aus dem sie kam.
Wo war sie hier?
Sie verengte ihre goldenen Augen, als sie in den Himmel sah und die Wolken erblickte. Noch nie hatte sie Wolken in einem solchen Rot gesehen. Es war, als hätte man diese in Blut getränkt. Diese Vorstellung ließ sie schaudern und eine Gänsehaut überzog ihren Körper. Gleichzeitig fand sie den Himmel aber auch atemberaubend schön.
Was ihr beim genaueren Hinsehen auffiel war, dass weder Sonne noch Mond zu sehen waren. So etwas hatte sie noch nie gehört. Eine Welt ohne Sonne und Mond? Konnte es so etwas überhaupt geben?
Das hier war definitiv nicht ihre Heimat Misura. Das wurde ihr langsam immer klarer.
Sezuna ächzte leise, während sie versuchte, sich zu erheben. Ihre Beine zitterten, weil noch immer der Sternenstaub hektisch durch ihre Adern rann. Auch ihr Herz schlug aufgeregt. Ihr Atem hingegen ging überraschend ruhig und gleichmäßig, als sie mit einer Hand den Sand aufnahm, der ihr durch die Finger rann. Er war sehr fein und irgendwie warm.
War sie überhaupt noch auf dem Kontinent Saburasa? Vielleicht war sie nicht einmal mehr auf dem Planeten Yama.
So eine Umgebung gab es dort nicht. Zumindest hatte sie noch nie von einer Steinwüste gehört, die solchen Sand aufwies. Orange war ihr durchaus schon untergekommen, doch hier hatte sie das Gefühl in Blut zu stehen, so intensiv war die Farbe. Sie war sich sicher, dass sie diese Gegend kennen würde, wenn sie auf dem Planeten existierte.
Dazu kam das Problem mit dem fehlenden Mond. Wenn sie noch auf Yama wäre, würde sie zumindest einen der Monde oder auch die Sonne erkennen. Der Himmel konnte sich auf einem Planeten immerhin nicht ändern, oder doch? Sezuna war zu jung, um diese Dinge wirklich einschätzen zu können. Das machte ihr große Sorgen.
Was hatte Yui nur wieder angestellt? Wieso ließ sie sich ständig auf derartige Zauber ein? Warum konnte sie nicht einfach ablehnen?
Langsam und mit zitternden Händen versuchte sie ihr rosafarbenes Kleid zumindest ein bisschen von dem Sand zu befreien. Sie war noch nicht lange hier und trotzdem war das Wasser schon getrocknet.
Sobald Yui sie wieder zurückholte, musste sich Lilith unbedingt ihr Kleid ansehen. Es war zerrissener als sonst und wenn sie so heimkam, würde ihre Mutter erst recht ausflippen.
Sofern sie das überhaupt konnte. Die Umgebung wirkte nicht sonderlich lebensfreundlich.
Schon oft war sie durch Yui herum teleportiert worden, doch an so einem Ort war sie noch nie gelandet. Es war jedoch auch kein Grund, durchzudrehen. Sie musste versuchen, ruhig zu bleiben und abzuwarten. Noch sah sie keine Gefahren. Was sich jedoch schnell ändern konnte. Wer wusste schon, was hier alles auf sie wartete? Mit kleineren Gefahren würde sie zurechtkommen, doch sie war sehr jung, weshalb sie sich nicht wirklich effektiv gegen einen Angriff eines größeren Tieres wehren könnte.
Was hatte Yui nur schon wieder angestellt? Konnte diese vermaledeite Hexe denn nicht einmal einen Zauber wirken, ohne irgendwelche Löcher in die Welt zu reißen? Mittlerweile schien sie sogar die Portale über Planeten hinweg zu erschaffen. Etwas, worüber sie dringend reden mussten. Yuis unkontrollierte Magie war bald kein kleines Problem mehr. Was, wenn sie Sezuna irgendwann einmal in einer Welt absetzte, in der kein Leben möglich war? So etwas sollte es immerhin geben.
Langsam atmete Sezuna aus und ein, um der Verärgerung auf ihre Freundin Herr zu werden. Yui konnte nichts dafür. Es war nicht ihre Schuld, dass sie diese Art der Magie nicht so gut kontrollieren konnte. Sie hatte es nicht mit Absicht getan und Sezuna wollte ihr auch nicht böse sein, dennoch machte sie sich Sorgen. Was, wenn Yui sich selbst einmal irgendwo hinbrachte, wo sie nicht zurückkehren konnte?
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