Kapitel 11.2
Kurz, bevor sie ankam, ging sie in die Hocke. »Hallo, Kleiner«, sagte sie und beobachtete, wie der Welpe sie vorsichtig ansah. Er wedelte kurz mit dem Schwanz und wirkte unruhig. Sezuna musterte ihn. »Bist du verletzt?«, fragte sie, als sie sah, wie der Welpe die Pfote hielt. Es hatte etwas sehr Schwaches und Erschöpftes an sich. Als wäre er kurz davor, sich hinzulegen und einfach zu sterben.
Ein leises Jaulen war die Antwort und der Hund wirkte, als würde er wegrennen wollen, doch er schien nicht genug Kraft zu haben.
Sezuna kam langsam näher. »Schon gut, ich tue dir nichts«, sagte sie sanft und streckte ihre Hand nach dem Hund aus. Ros drückte sich an ihre Seite. Bereit, jeden Moment loszuspringen und den Hund aufzuhalten. Sezuna hoffte, dass er nichts tat, solange sie nichts sagte. Sie erwartete, dass der fremde Hund nach ihrer Hand schnappte, doch das tat er nicht. Stattdessen zuckte er, als sie seinen Kopf berührte.
Sanft streichelte Sezuna ihn weiter und stellte dabei fest, wie dünn er war. Zudem bemerkte sie, dass Eve sich ihr näherte und schließlich neben sie hockte. »Armer, Kleiner«, sagte sie und klang traurig. »Er hat Schmerzen«, bemerkte sie und streckte ihre Hand ebenfalls aus.
»Sein Bein ist verletzt«, nickte Sezuna, die sich fragte, woher Eve wusste, dass er Schmerzen hatte.
»Der Arme«, sagte Eve mitleidig. »Können wir ihm irgendwie helfen?«, wollte sie wissen. Eve musste wissen, dass Hu'en gegen jegliche Magie immun waren. Ein Heilzauber würde ihm also nicht helfen.
»Er kann nicht laufen und damit nicht jagen. Er muss Hunger haben«, bemerkte Sezuna und sah dann zu, wie Eve den Hund einfach hochhob. Er war nur noch Haut und Knochen.
»Ich nehme ihn mit rein«, entschied die Dämonin. »Dort bekommt er Futter«, sagte sie und hielt ihn sehr sanft an sich gedrückt. Dabei streichelten ihre Finger durch sein Fell.
»Was sagt dein Vater dazu?«, fragte Sezuna, da ihr durchaus bewusst war, dass Hu'en höchstens geduldet waren.
»Ich bringe ihn in mein Zimmer, das sollte niemanden stören«, meinte Eve, die scheinbar nicht gewillt war, den Hund hier zurückzulassen. Es schien ihr auch egal, was andere darüber dachten.
Sezuna nickte, denn auch sie wollte sich um den Hund kümmern und war dabei auf Eves Seite. Trotzdem machte sie sich Sorgen. Sie wollte keinen Ärger mit Nemesis. Er war immerhin ihr Lehrer und sie wollte ihn nicht verlieren. Gleichzeitig wollte sie den Hund aber auch nicht hier sterben lassen.
Zusammen liefen sie Richtung Schloss und die drei Welpen folgten ihnen. »Was ist mit Cer, Ber und Ros?«, fragte Sezuna leise und blickte nach hinten. Sollte sie diese wieder draußen lassen? Das wollte sie eigentlich auch nicht. Sie waren so beschützend, dass es sie sicherlich nicht freuen würde, wieder ausgesperrt zu werden.
»Nimm sie mit«, meinte Eve belustigt. »Ich bin sicher, mein Vater wird sie lieben.«
Sezuna lachte leise. Sie war sich da nicht ganz so sicher, hoffte es aber. »Du magst es, ihn zu ärgern, oder?«, fragte sie und erhielt dafür ein Grinsen seitens Eve.
»Genau«, stimmte sie zu und gemeinsam betraten sie das Schloss.
Beide Mädchen schafften es, die Hunde in Eves Zimmer zu bringen, ohne großartig Aufsehen zu erregen. Eve kannte das Schloss und die Gänge, daher war es gar nicht so schwer. Sie liefen zwar länger, doch es kam ihnen so gut wie niemand entgegen. Nicht einmal Krya, was Sezuna erwartet hatte. Als Leibwächterin der jungen Dämonin sollte sie eigentlich immer an Eves Seite sein. Es hatte Sezuna schon gewundert, dass diese nicht mit hinausgekommen war.
Als sie Eves Zimmer betraten, sah sich Sezuna überrascht um. Es war ganz anders, als sie angenommen hatte. Nach dem Raum mit den Stoffen hatte sie ein weniger farbenfrohes Zimmer erwartet, doch es war eher hell und in Pastelltönen eingerichtet.
Der Mittelpunkt des Zimmers war ein großes, rundes Bett, das helle Tüllvorhänge hatte, die oben an der Decke befestigt waren und wie ein Zelt aussahen.
Zudem war alles sehr hell und voller magischer Steine, die buntes Licht spendeten. Alles wirkte farbenfroh und mädchenhaft.
»Was fressen Hu'en?«, wollte Eve wissen, die den Welpen behutsam auf ihr Bett legte.
Sezuna zuckte die Schultern. »Fleisch«, schlug sie vor, war sich aber nicht so sicher. Sie hatte in der Höhle der Hunde Knochen gesehen, daher ging sie davon aus. Die drei Welpen hatten ihr auch Fleisch angeboten.
Eve nickte. »Das bekomm ich locker«, sagte sie und streichelte den Hund, der ein wenig jaulte. »Wir päppeln dich wieder auf«, versprach sie und ging dann zur Tür, um dort zu pfeifen. Sezuna fragte sich warum, doch kurz darauf hörte sie eine Stimme, die fragte, was Eve wünschte.
Sezuna hob eine Augenbraue und trat auf Eve zu. Sie bemerkte einen Dämon, der scheinbar so etwas wie ein Diener war. Damit hatte sie nicht gerechnet, denn bisher war ihr so etwas nicht aufgefallen. Gleichzeitig hätte es ihr klar sein sollen. Nemesis war immerhin der Höllenfürst. Sie glaubte nicht, dass er sich selbst um sein Schloss kümmerte und staubwischte oder ähnliches.
Eve bestellte bei dem Dämon einiges an Essen. Darunter auch rohes Fleisch, was diesen zu verblüffen schien. Dennoch sagte er nichts und neigte den Kopf. »Wie Ihr wünscht«, sagte er höflich, aber mit rauer Stimme und zog sich zurück.
Sezuna fiel sofort auf, dass er unterwürfig gewirkt hatte und auch seine Aura anders war als die von Eve, ihren Vater und auch Bel'shamaroth. Lediglich Krya ähnelte seiner Aura, was Sezuna nachdenklich machte. Sie hatte nicht so viele Erfahrungen mit dem Erspüren von Auren, doch der Dämon war wesentlich schwächer und weniger auffällig in seiner Aura. Als wäre diese dünner und würde ihm keinen großen Schutz bieten.
Eve setzte sich wieder zu dem kleinen Welpen und streichelte ihn, während sie wartete. Sezuna hingegen beobachtete Cer, Ber und Ros, die neugierig durch das Zimmer wuselten und alles erkunden wollten. Eve sagte dazu nichts. Sie schien es zu tolerieren oder es war ihr sogar egal. Ihr Blick lag nur auf dem kleinen Welpen.
Als es schließlich klopfte, zuckte Sezuna zusammen und öffnete die Tür, weil sie näher dran war. Der Dämon wirkte überrascht über sie, reichte ihr allerdings das Tablett. Sezuna schenkte ihm ein Lächeln und hatte das Gefühl, dass er irgendwie unruhig wurde. Das war seltsam, doch sie hatte keine Lust, sich darüber Gedanken zu machen. Daher ließ sie das Tablett neben sich schweben. Sie selbst konnte sich nicht schweben lassen, doch mit unbelebten Dingen klappte es mittlerweile sehr gut. Zudem brauchte sie freie Hände, um die Tür wieder zu schließen. Ob er die Hu'en gesehen hatte und petzen würde? War er deshalb so unruhig geworden? Sezuna glaubte nicht, dass es wegen ihr war. Sie war viel zu unauffällig und ungefährlich, als dass ein Dämon unruhig werden würde.
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