Kapitel 18 oder so was wie Killerratten
Während Kenia und ich den Raum betraten, schaute eine ziemlich verwirrte Lara von dem Mikroskop hoch.
Ihre dunkelbraunen Haare hatte sie zu einem Fischgrätenzopf geflochten und mit einem Haarnetz bedeckt.
Mit dem Ärmel ihres roten Overalls, den sie unter dem Kittel trug, wischte sie sich den Schweiß von der gebräunten Haut.
Obwohl wir noch durch eine weitere Glasscheibe von ihr getrennt waren -zur Sicherheit, vermutete ich- spürte ich die Kälte in dem Raum bereits und verschränkte fröstelnd die Arme vor meinem Körper.
In dem kleinen Raum, der nur durch das Glas abgetrennt war, befand sich ein blauer Overall, den Kenia mir hinhielt. "M passt dir, oder?", fragte sie und ich zuckte mit den Schultern, bevor ich ihn anprobierte.
Tatsächlich passte er mir ungefähr und sie klatschte nachdenklich in die Hände. "Es ist Vorschrift, nur mit Overall und Schutzmaßnahmen in den Raum zu gehen", erklärte sie mir. "Deswegen kann ich leider nicht mitkommen. Soll ich hier warten oder schaffst du das so?"
Das schaffe ich niemals so. "Wird schon klappen", meinte ich stattdessen, bevor ich Schutzbrille und Haarnetz entgegennahm.
Ich wollte nicht, dass sie dachte, man könnte mir nichts zutrauen.
Aufmunternd lächelte sie mir zu, während ich meine Karte vor den Sensor hielt und die Tür sich öffnete.
"Ziemlich viel Sicherheitsvorkehrungen", murmelte ich, während ich den Raum betrat.
Ein Schwall kalter Luft kam mir entgegen und ich war froh, mir noch den Kittel drübergezogen zu haben.
Lara stand immer noch am Mikroskop und tippte ungeduldig mit dem Zeigefinger auf den Tisch.
"Hat dir Kenia erzählt, was du machen sollst?", fragte sie und bemühte sich um ein Lächeln.
Ich verzog den Mund. "Sie hat nur gesagt, dass es heute praktisch wird"
Lara seufzte. "War mal wieder klar. Kenia ist nett, wirklich. Aber sie kann einfach niemanden einarbeiten"
"Ja, sowas hab ich schon gehört", meinte ich.
Für einen Moment breitete sich ein unangenehmes Schweigen zwischen uns aus, während Lara wohl überlegte, was ich machen sollte.
Kurz darauf seufzte sie erneut, ehe sie den Objektträger in ein Vakuumbehältnis stellte.
"Komm mit", meinte sie, ehe sie mit ihrer Karte die Tür eines Nebenraumes öffnete, die ich bisher noch nicht gesehen hatte.
Unsicher folgte ich ihr und blieb erschrocken in der Tür stehen.
Scott, der mir aus dem Raum einen undefinierbaren Blick zuwarf, war nicht der Grund für den Schauder, der mir über den Rücken lief. Genauso wenig die Geruchsmischung aus Desinfektionsmittel, altem Blut und Ausscheidungen, über die ich lieber nicht nachdenken wollte.
Der Grund war die tote Ratte, die vor Scott in einem Käfig an ein System angeschlossen war und die keiner der beiden auch nur anschaute.
"Warum...", fing ich ein Gespräch an, "ist da eine tote Ratte"
Als mir keiner antwortete, wiederholte ich meine Frage.
"Als Testobjekt", meinte sie und ich stockte.
"Ihr wisst aber schon, dass sie tot ist?"
Jetzt stöhnte sie entnervt auf. "Sie ist hirntot. Alle anderen Funktionen sind noch vorhanden", erklärte sie.
"Ist das denn legal?", fragte ich sicherheitshalber nach.
Doch Lara zuckte nur mit den Schultern. "Ich nehme mal an, ja. Wir geben aber Beruhigungsmittel, nur falls du dich auch beim Tierschutzverein beschweren möchtest", meinte sie, ehe sie Scott einen Blick zuwarf.
"Es kam mir halt komisch vor", verteidigte er sich sofort und ich musste nicken. Komisch war noch ein nettes Wort.
Mein Blick fiel auf das winzige Beatmungsgerät und ich zog nachdenklich meine Augenbrauen zusammen. "Schön und gut, aber warum macht ihr euch so einen Aufwand?"
"Wenn irgendwas schief läuft, werden wir nicht von einer Killerratte angegriffen", meinte Scott trocken und Lara seufzte.
"Wir wollen erst die Auswirkungen auf die normalen Zellen testen, bevor wir uns mit dem Gehirn beschäftigen"
Einen Moment lang überlegte sie, ehe sie ein "Außerdem hab ich mich langsam an sie gewöhnt" hinterherschob.
Lara legte ihren Kopf schief, ehe sie eine kleine Schaufel und ein Paket Feuchttücher aus einem Schrank holte und mir in die Hand drückte.
Sie schien meinen entgeisterten Blick zu sehen, denn sie sagte sofort: "Arbeit ist Arbeit. Auch bei hirntoten Ratten muss der Käfig gesäubert werden"
Auch Scott kommentierte es sofort. "Willkommen im Darwin-Institut", meinte er, und ich machte mich an die Arbeit.
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Irgendwie war dieses Kapitel echt schwer zu schreiben, obwohl es ja gar nicht so schwer war. Da jetzt wieder Schule ist und ich lieber noch etwas vorarbeite, läuft mein Updateplan jetzt wieder auf Montag und Freitag heraus.
Schönes Wochenende. Und falls noch jemand Ferien hat... Dann gibt der mir bitte etwas ab. Danke.
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