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24. cruel fates

☾ ⁺₊

O L I V I A

Nebel kroch an der mit Efeu bewachsenen Aussenfassade des Nott Manor hinauf und verlieh dem herrschaftlichen Anwesen meiner Familie eine gespenstische Atmosphäre. Die Kastanie, unter dessen Schatten Theodore und ich in den Sommermonaten gern faulenzten, hatte bereits ihr flammendes Blätterkleid verloren und ihre knorrigen Äste ragten wie Finger in den Himmel empor, wo der blasse Mond einen Kampf mit den Wolken führte.

Die Luft roch nach verbranntem Kaminholz und irgendwo in der Ferne konnte ich einen Raben krächzen hören. Den Zauberstab in meiner Hand umklammert, hexte ich meine Schritte stumm, damit das Herbstlaub nicht unter meinen Stiefel raschelte.

Ich fragte mich, welcher Psychopath in der langen Blutlinie der Notts es damals für eine gute Idee gehalten hatte, das Manor neben einem Friedhof zu errichten. Denn selbst hinter dem Flimmern des Barrierezaubers, von dem das Grundstück eingezäunt war, konnte ich die blassblauen Silhouetten ruheloser Seelen erkennen, die in dieser Nacht ihre Gräber heimsuchten. Die Klagelaute die sie von sich gaben, jagten mir einen Schauer über den Rücken, war es doch die einzige Nacht des Jahres, in welcher der Schleier soweit fiel, dass man sie sogar hören könnte.

An Halloween so sagte man, verschwimmt die Grenze zwischen dem Reich der Lebenden und dem der Toten, was sie für jeden magischen Blutes zur bedeutungsvollsten Nacht des Jahres macht.

Insbesondere für Schwarze Magier und jene von Dunkelheit geplagten Seelen, die gern mit den Dunklen Künsten experimentierten, waren die gefährlichsten Zauber und Rituale, doch nachweislich fast alle in einer solchen Nacht entstanden, in der Hexer sich die Kraft der Natur und die Grausamkeit geschichtlicher Ereignisse zu nutzen machen konnten. Eigentlich hatte ich heute vorgehabt, mich während der Party für eine halbe Stunde ins Skriptorium zu schleichen, um selbst ein wenig zu zaubern, doch nun befand ich mich auf dem Grundstück des Nott Manor, meine Gedanken überschattet von der Sorge um meinen Bruder.

Meine Zunge kribbelte immer noch von der mit Alkohol versetzten Brause, die Blaise mir eingeflößt hatte, bevor es mir gelungen war, mich von der Party zu schleichen. Nur Pansy hatte ich eingeweiht und auch wenn sie zuerst hartnäckig darauf bestanden hatte, mich nach Hause zu begleiten, hatte sie schließlich eingewilligt in Hogwarts zu bleiben und mich zu decken, falls jemand Fragen stellen sollte.

Auf dem Weg zu Snapes Büro hatte ich mir eine dramatische Geschichte einfallen lassen, von der mein Professor jedoch nur zwei ganze Sätze ertragen hatte, bevor er genervt zu seinem Kamin genickt hatte, der an das Flohnetzwerk angeschlossen war.

Trotz des langen Reiseumhangs, den ich mir über mein knappes Kostüm geworfen hatte, fröstelte ich und zog mir den dunklen Stoff noch enger um die Schultern. Vater würde mir ins Gesicht schlagen, wenn er mich in diesem aufreizenden Aufzug sah.

Gut, dass ich nicht vorhatte, ihm heute Nacht zu begegnen, hätte es doch sowieso keinen Sinn ihm zu erklären, dass sich alle jungen Mädchen an Halloween gern sexy kleideten, Hexe oder nicht.

Auch wenn ich nicht einmal eine Stunde auf der Party gewesen war, hatte ich bereits unzählige Komplimente für mein vollkommen in schwarz gehaltenes Outfit bekommen, dass aus einem schulterfreien Top, einem engen schwarzen Lederrock, Netzstrumpfhosen und meinen liebsten Plateau Stiefeln von Chanel bestand, die der Inbegriff von Sex waren. Doch das Highlight waren die samtenen Katzenöhrchen in meinem Haar, die täuschend echt aussahen, ein Zauber der Astoria außerordentlich gut gelungen war, die sich Nyx niedliche Ohren dabei zum Vorbild genommen hatte.

Das Herz schlug mir bis zum Hals, während ich den heckengesäumten Weg zwischen Haupthaus und dem nicht weniger eindrucksvollen Gästehaus überquerte, welches nebenbei bemerkt so gut wie nie besucht war, da Nott Senior Menschen abgrundtief hasste und somit auch nie Gäste beherbergte und durch dessen abgelegenen Kamin ich vor wenigen Minuten angekommen war, hatte ich es doch auf keinen Fall riskieren wollen von Theodore, den Hauselfen, geschweige denn von Vater erwischt zu werden.

Er hatte meinem Bruder die Anweisung gegeben, heute Abend allein zu erscheinen und das letzte was ich wollte, war meinem geliebten Zwilling noch mehr Probleme zu bereiten. Meine Finger zitterten, als ich eine Packung Minz-Zigaretten aus der Innentasche meines Umhangs zog und mir eine zwischen die Lippen steckte. Rot und wütend glomm sie in der nebligen Dunkelheit, doch selbst das Nikotin vermochte es jetzt nicht, meine Nerven zu beruhigen.

Ich hätte Léo um etwas Gras bitten sollen.

Ich warf einen Blick auf die vergoldete Uhr an meinem Handgelenk und spähte verstohlen durch eines der bodentiefen Fenster. Grünes Licht blitzte auf und dann trat mein Bruder auch schon aus den Flammen des Kamins in die Eingangshalle.

Rauchend beobachtete ich ihn und stellte dann entsetzt fest, dass er statt den Flur in Richtung Vaters Büro zu nehmen, geradewegs auf die gläserne Tür zuging, die auf genau die Terrasse führte, auf der ich mich jetzt befand. »Cazzo«, fluchte ich und flüchtete mich hastig um eine Ecke, während ich einen Desillusionierungszauber murmelte, der mich mit den Schatten des Anwesens verschmelzen ließ.

Schnell trat ich meine Zigarette aus und wartete einige Minuten, bis ich mich traute, mit angehaltenem Atem um die Ecke zu spähen, wo Theodore jetzt rauchend gegen die Hauswand lehnte.

Trotz der Kälte trug er nur seinen dünnen Burberry Trenchcoat und mein Herz blutete, als ich den getrübten Ausdruck in seinen sonst so strahlend blauen Augen bemerkte, die ich so sehr liebte.

Er hatte seine honigbraunen Locken mit etwas Gel nach hinten frisiert, eine Frisur die er an sich selbst hasste und nur trug, wenn Vater es verlangte. Er sah müde aus und ich war so kurz davor, zu ihm zu gehen und ihm die Arme um den Hals zu schlingen.

Für ihn da zu sein, wie ich es immer gewesen war.

Seit unserer Geburt waren wir unzertrennlich und auch wenn mein drei Minuten älterer Zwillingsbruder mit den Jahren immer beschützender mir gegenüber geworden war, manchmal auch ohne triftigen Grund, so verspürte ich doch jetzt das kaum zu unterdrückende Bedürfnis ihn zu beschützen.

Vor Nott Senior und der Bürde, die Theodore als der einzige männliche Nachkomme unseres Vaters jetzt schon auf den Schultern lastete, lag es doch allein in seiner Verantwortung die Blutlinie der Notts fortzuführen— und vor allem rein zu halten.

Was sich schwierig gestaltete, wenn man Wert darauf legte, dass seine Kinder durch die sich ständig kreuzenden Blutlinien nicht schielten— oder den IQ einer Ziege hatten, so wie es bei Thorfinn Rowles Kindern der Fall war, die nur an guten Tagen zusammenhängende Sätze herausbrachten, da er vielleicht oder vielleicht auch nicht seine Schwester geheiratet hatte, so ganz blickte da niemand durch.

Es lag also allein an meinem Bruder Theodore, den Platz der Notts in den elitären Kreisen der Unantastbaren Achtundzwanzig zu sichern.

Denn wenn ich heiratete, war ich eine Malfoy.

Der Gedanke daran, brachte mich zum schaudern, konnte ich mir doch keinen unliebsameren Schwiegervater vorstellen als Lucius Malfoy, ganz gleich, wie sehr ich Narzissa auch mochte, sie hatte sich nie gegen diesen Tyrannen durchsetzen können.

Lieber würde ich Gift trinken, als die nächsten Jahre mit Lucius am Frühstückstisch Smalltalk zu führen.

Schmunzelnd dachte ich an das goldgerahmte Portrait von Dracos leider viel zu jung verstorbenen Großvaters Abraxas, das in seinem Flügel im Malfoy Manor hing und dessen fünfundzwanzigjähriges Ich uns die absolut schmutzigsten Trinksprüche beigebracht hatte, als wir Kinder gewesen waren.

Abraxas hätte ich nur zu gern in der Familie gehabt.

Ich musste laut geseufzt haben, denn plötzlich hob Theodore den Kopf und sah direkt in meine Richtung. Hastig presste ich mir eine Hand auf den Mund und drückte mich eng gegen die Hauswand. Wachsam ließ er seinen Blick über die Gärten schweifen, den Zauberstab in der Hand, bevor er sich schließlich umdrehte und im Anwesen verschwand. Ich wartete noch zwei Minuten, bevor ich ihm folgte.

Mit einer Handbewegung dämpfte ich das Licht des kristallenen Kronleuchters, der in der Mitte der eindrucksvollen Eingangshalle hing. Ein gigantischer Strauß exotischer Blumen stand auf dem runden Marmortisch darunter und verströmte einen hypnotisierenden Duft. Es war ein ungewohnter Anblick, war es doch Jahre her, dass das Nott Manor frische Blumen gesehen hatte und als mein Blick über die Wände schweifte, stellte ich überrascht fest, dass die creme- und champagnerfarbenen Tapeten mit neuen Kunstwerken ausgestattet worden waren.

Hingerissen betrachtete ich die traumhaften Gemälde und musste mich zwingen, nicht stehen zu bleiben und den Klängen des verzauberten Flügels zu lauschen, der in einer Nische vor den bodentiefen Fenstern stand und ein Stück von Antonio Vivaldi zum besten gab, einem meiner venezianischen Vorfahren mütterlicherseits, der nicht nur ein begnadeter Komponist-, sondern auch ein in der magischen Welt gefeierter Alchemist gewesen war.

Ein mädchenhaftes Kichern ließ mich herumwirbeln und instinktiv meinen Zauberstab ziehen, doch es war nur eine der Marmorbüsten, die verliebt in die Richtung sah, in der Theodore verschwunden war.

Ich verdrehte die Augen, bevor ich in lautlosen Schritten über die Schachbrettfliesen lief und schließlich in den Flur gelangte, in dem Vaters Büro lag, in dem es jedoch so düster war, als hätte sich die Nacht selbst durch die Fenster hinein geschlichen.

Die cremefarbenen Kerzen in den goldverzierten Kronleuchtern führten einen unruhigen Tanz auf und etwas in mir zog sich zusammen, als mir klar wurde, dass Vater und Theodore nicht die einzigen waren, die sich heute Nacht in unserem Anwesen aufhielten, konnte ich bei jedem Schritt doch immer deutlicher die magischen Signaturen anderer Zauberer ausmachen, eine machtvoller als die andere.

Und eine dunkle Vorahnung sagte mir, dass unsere Gäste nicht in Heiratsangelegenheiten hier waren.

Der Dunst von Zigarrenrauch stieg mir in die Nase, als ich mich neben der Tür zu Vaters Büro mit dem Rücken gegen die dunkle Kirschholz-Vertäfelung lehnte und in dem Stimmen-Wirrwarr dahinter klare Sätze auszumachen versuchte, was sich als gar nicht mal so leicht herauskristallisierte, hämmerte mir mein Puls doch wie ein Gewitter in den Ohren.

»...Natürlich ist es nur noch eine Frage der Zeit. Dumbledore ist ein alter Mann und wie die jüngsten Vorkommnisse zeigen...«, doch das Ende des Satzes ging in dem heiseren Hüsteln meines Bruders unter, dass er unbewusst von sich gab, wenn er nervös war.

Verflucht, Theodore.

»Und er hat deine Familie mit der Rekrutierung neuer Soldaten beauftragt, Rodolphus?«

Die Stimme meines Vaters klang gehässiger denn je und ich konnte mir jetzt bildlich vorstellen, wie der brutale Mann gegen seinen Schreibtisch lehnte und seinen Gegenüber mit einem missbilligenden Blick fixierte, eine seiner heißgeliebten kubanischen Zigarren zwischen den Zähnen, an denen er sich vermutlich irgendwann noch tot rauchen würde.

»Nun, mein Sohn ist dreiundzwanzig und weiß am besten, was in den Köpfen der heutigen Jugend vor sich geht und wie man sie für unsere Sache gewinnen kann. Außerdem ist er ein ausgezeichneter Legilimentor und hat durch sein Studium in Durmstrang die beste militärische Ausbildung—«

»Mein lieber Bruder, du vergisst, dass deinen Sohn und mich nur wenige Jahre trennen«, fiel ihm eine heisere Stimme ins Wort, die mich eine angewiderte Grimasse ziehen ließ, hasste ich Rabastan Lestrange doch mit jeder Faser meines Herzens. »Ich habe eine noch beeindruckendere akademische Laufbahn vorzuweisen und bin hinsichtlich der Rekrutierung neuer Anhänger um einiges besser geeignet. Der dunkle Lord vertraut mir wie kaum einem anderen.«

Der dunkle Lord.

Es lief mir eiskalt den Rücken hinab.

»Ja, deine Sozialkompetenz ist wirklich kaum zu übertreffen, Onkel«, kam es mit einem verächtlichen Schnauben von einer Stimme, deren Klang mich jetzt so heftig zusammenzucken ließ, dass mir dabei ein erschrockenes »Oh«, über die Lippen rutschte.

Totenstille.

»Was war das?«

Meine Augen weiteten sich vor Entsetzen und ich versuchte meine Magie zu überreden, mich in den Westflügel des Manor und in mein Zimmer zu apparieren, doch kalte Angst lähmte jetzt nicht nur meinen Körper, sondern auch meine Zauberkraft.

Lauf weg, lauf weg, lauf weg.

»Sieh nach«, befehligte die Stimme meines Vaters.

»Und wenn einer der Hauselfen wieder eine Vase zerstört hat, lass ihn deinen Cruciatus spüren.«

Schwere Schritte bewegten sich in Richtung Tür und brachten das Holzparkett unheilvoll zum knarzen.

Als der vergoldete Türknauf sich zu drehen begann, gelang es mir endlich, mich aus meiner Schockstarre zu befreien. Ich wusste nur zu gut, was mich erwarten würde, sollte mein Vater mich erwischen, wie ich in Anwesenheit von Gästen an der Tür seines Büros lauschte und auch wenn die Aussicht auf die darin resultierende Bestrafung mich zittern ließ, so war es doch mein Bruder, um den ich mir Sorgen machte, wollte ich doch auf keinen Fall, dass er dabei zusehen musste, wie Vaters Cruciatus meine Knochen brach.

Denn dann würde er ihm seine brechen.

Als die Tür sich öffnete, hatte ich bereits die Hälfte des Flures überquert und auf meinem Weg alles Licht erloschen lassen, sodass es nun stockfinster war.

»Wer ist da?«

Mein Magen krampfte sich zusammen, als ich die Stimme als die von Rabastan Lestrange erkannte.

Mit einem leisen Klicken fiel die Holztür ins Schloss, dann folgte das Geräusch schwerer Stiefel, die sich selbstsicher über den von unseren Hauselfen auf Hochglanz polierten Marmorboden bewegten.

Rücklings wich ich den Flur hinab, den Zauberstab in meiner Hand umklammert. Fieberhaft überlegte ich, was ich tun sollte, denn mich in die Eingangshalle zu flüchten, war keine sinnvolle Option, gab es dort doch nichts, wo ich mich vor ihm verstecken konnte.

»Ich weiß, dass du da bist, Olivia

Beim Klang meines Namen zuckte ich zusammen und spürte wie sich ein Gefühl von Übelkeit in mir breit machte, angesichts der Erinnerungen, die mich jetzt überkamen, als er ihn das letzte Mal gesagt hatte.

Es war an meinem zwölften Geburtstag gewesen, den ersten, den ich ohne meine geliebte Mutter hatte verbringen müssen, auf einer der zahlreichen Partys, auf die wir Vater hatten begleiten müssen, um vor den anderen Familien der Unantastbaren Achtundzwanzig Stärke und Zusammenhalt zu heucheln, obwohl er uns meist vorher Gewalt angedroht hatte, für den Fall, dass wir uns nicht benahmen. Weinend hatte ich mich in einem der zahlreichen Badezimmer im Malfoy Manor versteckt, bis Rabastan Lestrange mich dort gefunden hatte.

Er war bereits Anfang zwanzig gewesen und hatte vorgegeben mich trösten zu wollen, wobei seine Finger mich unangemessen gestreichelt hatten. Er hatte mir zwar nicht wirklich etwas angetan und doch hatte es sich in diesem Moment so angefühlt.

Ich hatte es nie vergessen.

Und niemals jemandem erzählt.

Nicht einmal Theodore wusste davon.

»Mhhh«, summte seine Stimme durch die Dunkelheit. »Du hast immer schon gut gerochen.«

Ich erreichte die breiten Marmorstufen, die in die Eingangshalle führten und warf der Büste der Schönen Helena einen flehenden Blick zu. Die in Marmor gehauene Göttin erwiderte meinen Blick, sah dann zu Rabastan, der jetzt ins Licht des kristallenen Kronleuchters trat und schien sofort zu verstehen.

Sie ließ ein gespieltes Kichern hören, was den Kopf des dunkelhaarigen Magiers interessiert in ihre Richtung zucken ließ. Ich nutzte es um unbemerkt in einem von Vaters Arbeitszimmern zu verschwinden.

Der leicht schwefelhaltige Gestank von dunkler Magie stieg mir in die Nase und mischte sich mit dem von Staub und abgestandenem Zigarrenrauch. Lautlos wie eine Katze huschte ich im silbrigen Mondlicht um den massiven Schreibtisch herum und wünschte mir, ich hätte die Zeit gehabt, mich den neusten schwarzmagischen Artefakten Nott Seniors widmen zu können, eine, wie ich dem Datum auf dem Karton entnehmen konnte, heute frisch eingetroffene Lieferung von Borgin und Burkes.

Vater sammelte alles was teuer, verflucht und vom Ministerium verboten war und genau wie seine Leidenschaft für Kunst, hatte er diese Vorliebe an Theodore und mich weitergegeben, weshalb seine Geschäftsreisen stets wie Weihnachten für uns gewesen waren, hatten wir doch jede Minute seiner Abwesenheit genutzt, seine Sachen zu durchstöbern.

Einmal hatte Theodore sich dabei einen furchtbaren Fluch eingefangen, der seinen Kopf auf die doppelte Größe hatte anschwellen lassen, was Vater jedoch nie erfahren hatte, da Mister Berkshire ein verschwiegener Mann und seine Frau eine talentierte Heilerin war, die in derselben Grafschaft wohnten und uns netterweise aus der Patsche geholfen hatten.

Ich erreichte die Fenster, doch gerade als ich im Begriff war eines zu öffnen, um mich hinaus in die Gärten zu schleichen und zum Gästehaus zu rennen, bemerkte ich aus dem Augenwinkel, wie die Dunkelheit hinter mir plötzlich lebendig wurde. Doch bevor ich reagieren konnte, presste sich mir von hinten ein Lederhandschuh auf den Mund und erstickte jeden Laut, der aus meiner Kehle drang.

»Shhh. Still, kleines Kätzchen.«

Etwas an der Stimme, die mir ins Ohr flüsterte, kam mir vertraut vor, doch bevor mir klar wurde, wer mich da gerade in seiner Gewalt hielt, hatte ich schon meinen Zauberstab auf ihn gerichtet und in Gedanken die komplizierte altgriechische Zauberformel gesprochen, die Mattheo mich letzte Nacht gelehrt hatte. Ich versuchte den Fluch aufzuhalten, doch es war zu spät. Schwärze schoss aus der Spitze meines Zauberstabs und sickerte in den Körper meines Angreifers, woraufhin dieser mit einem schmerzerfüllten Knurren von mir abließ.

Als ich mich zu ihm umdrehte, trafen die tiefblauen Augen des jüngsten Lestrange Erben mit einem Hauch von Amüsement auf meine, bevor mein Fluch ihn auch schon in die Knie zwang. »Fuck—«, keuchte Luc, »hätte wissen müssen, dass Theo dir den hier beigebracht hat. Eins Null für dich, Kittycat

Er hob seinen Zauberstab, doch er kam nicht dazu ihn zu benutzen, da ich meinen Chanel Stiefel gegen seine muskulöse Brust stemmte und ihn rücklings zu Boden stieß, bevor ich auf ihn kletterte, seine Arme mit meinen Knie fixierte und ihm dann meinen eigenen Zauberstab drohend an die Kehle hielt.

»Tu so etwas nie wieder, Lucifer«, zischte ich zornig und bemerkte erst, dass sich der Knopf meines Umhangs gelöst hatte und den Blick auf mein sexy Outfit darunter freigab, als die Augen des verstörend schönen Magiers schamlos an mir hinabglitten.

»Du siehst atemberaubend—«

»Flirte nicht mit mir, wenn ich wütend bin.«

»Ich bitte vielmals um Verzeihung«, entgegnete der Lestrange Erbe höflich, auch wenn ich ihm deutlich ansehen konnte, dass es ihm überhaupt nicht leid tat.

Benommen blinzelte er mich an. »Könntest du jetzt bitte den Gegenzauber—«, doch seine Worte gingen in einem Hustenanfall unter, als der Fluch seine Lungen mit dichtem Qualm zu füllen begann. Fasziniert beobachtete ich, wie die Venen an seinem Hals dunkler wurden, doch bevor er an meiner Magie ersticken konnte, hob ich den Fluch wieder auf.

Erleichtert sog er Luft in seine Lungen, schloss für einen Moment die Augen und als er mich wieder ansah, grinste er. »Wenn du jetzt noch deinen Zauberstab von meiner Kehle nehmen—«

»Warum sollte ich?«, unterbrach ich ihn. »Damit du mich ins Büro meines Vaters schleifst, wo er mich mit seinem Cruciatus bestrafen wird, weil ich gelauscht habe?« Das Blau seiner Augen wurde tintenschwarz.

»Hälst du mich für so hinterhältig, kleine Nott?«

»Keine Ahnung, Lestrange. Aber ich werde nicht den Fehler machen und irgendein Wort glauben, das aus dem Mund eines verdammten Todessers kommt.«

In seinen blauen Augen blitzte etwas Gefährliches auf und im nächsten Augenblick erfasste mich das unangenehme Gefühl des Apparierens, bevor ich mich auch schon eingeklemmt zwischen ihm und der Wand neben den Fenstern wiederfand, wo er sich nun bedrohlich vor mir aufbaute, während das Mondlicht die brutale Narbe auf seinem schönen Gesicht wie einen Silberstreif leuchten ließ.

Ich versuchte nicht zusammenzuzucken, als er mein Kinn packte und es anhob. »Kluges Mädchen«, sagte er mit samtener Stimme zu mir und ich verstand jetzt zu Einhundertprozent, was Pansy an ihm fand.

Dieser Mann war der Inbegriff von Attraktivität — und tödlicher Gefahr, woran mich jetzt nicht nur das Funkeln in seinen Augen wieder erinnerte, sondern auch die Schlieren boshafter, dunkler Magie, die von seinen düsteren Roben auszugehen schienen.

Lucifer Lestrange war der Teufel im Schafspelz, ein Anhänger Lord Voldemorts, so wie es sämtliche Mitglieder der Lestranges immer gewesen waren.

»Seit wann weißt du es?«

»Seit unserer ersten Begegnung«, entgegnete ich ruhig und zwang mich, seinen starren Blick zu halten, was gar nicht so einfach war, denn der breitschultrige Magier vor mir war verdammt einschüchternd, von seiner machtvollen Aura mal ganz abgesehen.

»Was hat mich verraten?«

Ich schnaubte.

»Ich erkenne einen Todesser, wenn ich einen sehe.«

Auf das schöne Gesicht des Lestrange Erben trat jetzt ein zutiefst amüsierter Ausdruck. »Ach, tust du das?« Ein Grinsen umspielte seine vollen Lippen, doch so schnell es gekommen war, verblasste es nun wieder.

»Hast du es ihr gesagt?«

Pansy.

Ich verkündete ihm, dass ich wusste, was sich auf seinem linken Unterarm befand und er dachte an Pansy. Sorge mischte sich in das Blau seiner Augen, während er auf eine Antwort von mir wartete.

»Natürlich habe ich das. Sie ist meine beste Freundin.« Lestrange spannte den Unterkiefer an.

»Und?«, hakte er zähneknirschend nach.

»Sie glaubt mir nicht.«

Mit einem Seufzen ließ er von mir ab und lehnte sich neben mich mit dem Rücken gegen die Wand. »Wenn ich es ihr sage, wird sie mich nie wieder ansehen.«

»Ist mir egal, du tust es trotzdem«, fauchte ich und fühlte wie mir plötzlich heiße Tränen in die Augen schossen. Ich drehte mein Gesicht zur Seite und versuchte mich zusammenzureißen, doch die drei Worte, die ich vor dem Büro aufgeschnappt hatte, wiederholten sich jetzt dauerhaft in meinem Kopf.

Der dunkle Lord.

Er war zurück und er hatte die Lestranges beauftragt, neue Anhänger zu rekrutieren. Ich senkte den Blick und wischte mir eine Träne aus dem Augenwinkel und als ich wieder aufsah, lehnte Lestrange mit dem Unterarm gegen die Wand und sah mich direkt an.

»Frag ruhig.«

»Ist mein Vater dem dunklen Lord immer noch treu ergeben?«, brach es aus mir heraus, obwohl ich die Antwort darauf bereits kannte, hatte ich sie doch gewusst, seit ich ein kleines Mädchen gewesen war.

»Niemand hört jemals auf ein Todesser zu sein«, entgegnete Lucifer mit ruhiger Stimme. »Entweder ist man ihm treu ergeben oder man ist... tot

Ich nickte nur stumm und richtete meinen Blick an ihm vorbei, hinaus in die Gärten. Ich erinnerte mich an die Nächte, in denen ich als Kind aus Angst vor meinen Träumen schlaflos durch das Manor getapst war und Vater durch den geöffneten Türspalt in seinem Arbeitszimmer hatte sitzen sehen, ein Glas Whiskey vor sich auf dem Tisch und den Blick starr auf seinen hochgekrempelten Ärmel gerichtet.

Der Anblick der Schlange und des Totenschädels hatte mich jahrelang verfolgt und die Erinnerung ließ es mir auch jetzt noch eiskalt den Rücken hinablaufen, war ich mir doch erst Jahre später bewusst geworden, wobei ich ihn beobachtet hatte.

Nott Senior hatte gewartet.

Die kalte Angst, die in meinen Knochen erblühte, ließ meine Finger taub werden. »Werden sie—«, ich schluckte und meine Kehle war wie zugeschnürt.

»Werden sie Theodore das dunkle Mal geben?«

»Vermutlich.«

Dieses eine Wort reichte aus, um mich bis ins Mark zu erschüttern. »Heute Nacht?« Meine Stimme zitterte und als er den Kopf schüttelte, keuchte ich vor Erleichterung. »Wann geschieht es dann?«

»Ganz so einfach, ist es nicht«, sagte Lestrange nachdenklich und knackte mit den Fingerknöcheln.

»Das dunkle Mal zu bekommen, heißt in den engsten Kreis Lord Voldemorts aufgenommen zu werden. Man muss sich sein Vertrauen erst verdienen und eine Reihe von—«, er hielt inne und suchte nach den richtigen Worten. »Prüfungen bestehen, bis einem dieses Privileg zuteil wird«, sagte er schließlich.

Ein verächtliches Schnauben entkam mir, während ich mit tränenverschleierter Sicht zu dem jungen Todesser vor mir aufsah, dem ich trotz meiner hohen Plateaustiefel nicht einmal bis zum Kinn reichte. 

»Es ist also ein Privileg Todesser zu sein?«

»Die Menschen tun furchtbare Dinge, um zu überleben.« Der Lestrange Erbe trat vor und als er mir eine Träne von der Wange strich, bemerkte ich, dass er seine Handschuhe ausgezogen hatte. »Und noch viel furchtbarere Dinge, um die Menschen zu beschützen, die ihnen am Herzen liegen, Livy.«

Wut kochte in mir hoch, doch verebbte, als ich die Bitterkeit in seinen Augen bemerkte, war es doch dieselbe, die ich in Dracos Augen gesehen hatte, als ich blutend vor ihm auf dem Boden der Bibliothek gelegen hatte. Und dann konnte ich meine Tränen nicht mehr zurückhalten und ließ ihnen freien Lauf, bestätigte es mir doch endgültig, was ich seit diesem Tag bereits ahnte. Was ich befürchtete, seit dem Moment, in dem er zusammengezuckt war, als ich seinen Arm berührt hatte. Seinen linken Arm.

Draco war einer von ihnen.

Wahrscheinlich schon seit dem Sommer.

Und dann spürte ich einen weiteren Stich in meinem Herzen, als ich mich an den Abend der Slytherin Party erinnerte, an dem ich Lestrange und Riddle zusammen gesehen hatte. Sofort schob ich seine Hand fort und verschränkte die Arme vor der Brust.

»Was weißt du über Mattheo Riddle?«

Belustigung flackerte in Lestranges Augen auf.

»Hast ja lang gebraucht.«

»Beantworte meine Frage«, verlangte ich zornig.

»Alles

»Alles?« Irritiert blinzelte ich ihn an, bis es mir plötzlich wie Schuppen von den Augen fiel.

Vorhin, da hatte er ihn Theo genannt und er schien gewusst zu haben, dass er mich unterrichtete.

»Warte, er ist dein—«

»Stiefbruder, bester Freund, Partner in Crime, such dir etwas aus, Whiskey.« Mit einem lässigen Fingerschnipsen zündete Luc die Zigarette an, die er sich so eben zwischen die Lippen gesteckt hatte. Doch bevor er den ersten Zug nehmen konnte, trat ich vor und stibitzte sie ihm aus den Fingern, hatte ich dieses verfluchte Nikotin doch zweifellos nötiger als er.

Denn jetzt realisierte ich, dass auch Mattheo mich schon mit genau diesem, von Bitterkeit durchzogenen Blick angesehen hatte— und das erst vor wenigen Stunden. Und zwar in dem Moment, in dem ich von ihm verlangt hatte, seinen Pullover ausziehen.

Ein Blick, der besagte, wie sehr er sich für das verabscheute, was darunter verborgen war.

Meine Lippen zitterten, während ich die Zigarette in gierigen Zügen aufrauchte und dankbar die nächste nahm, die Lucifer mir wortlos entgegen streckte, nur um ihm im nächsten Moment ein zartes Lächeln zu schenken, als ich feststellte, dass es ein Joint war.

Rauchend lehnte ich mich gegen die Wand von Vaters Arbeitszimmer, während das Mondlicht Hand in Hand mit Lucifers Schatten über mein Gesicht tanzte.

Draco und Mattheo waren Todesser.

Und mein Bruder würde der nächste sein.

Doch nicht, wenn ich es verhindern konnte.

𓆙

drunk livy im nächsten chapter>>

& in kapitel 26 bekommt ihr endlich das,
worauf ihr alle so sehnlichst wartet, hehe 🤭😏

bin gerade im urlaub, deshalb kommt momentan nur ein kapitel die woche (habe vorgeschrieben) folgt mir doch gern auf insta: lenisofiawrites, bin morgen in der wizarding world in florida und nehme euch mit 🤍

bitte denkt ans voten, wenn euch
diese story gefällt, danke <3

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