•Kapitel 91•
Das klingeln in meinen Ohren weckte mich aus meinem geliebten Schlaf und ich zog mir meine Kopfhörer aus den Ohren.
Wieso ich Kopfhörer drin hatte, damit ich geweckt wurde?
Es war mein Geburtstag und so wie ich meine Familie und Freunde kannte, wären sie vor aufgestanden und hätten mir gratuliert. Ich aber wollte, bevor es jemand merkte noch etwas spazieren gehen, um für mich zu sein. Es war zwar März, aber mir war die Kälte in diesem Moment ganz recht.
Müde richtete ich mich auf und wollte schon aus dem Bett steigen, da verfing ich mich in meiner Decke und landete auf einer Person unter mir.
„Ey, was zum?!", grummelte Jimin.
Verdammt! Das war es mit meinem Plan, ohne dass es jemand bemerkte, zu verschwinden und wiederzukommen.
Als Jimin nach oben blickte und mir in meine großen Augen sah, fing er an zu grinsen. „Hi, Suga.", hauchte er mir entgegen, weswegen ich leicht schmunzelte. Ach, ihm konnte ich doch schon unter die Augen treten - oder in diesem Fall liegen.
„Hallo, Sonnenschein.", gab ich genauso leise zurück, wobei meine Wangen leicht rot wurden. Zum Glück konnte er das nicht sehen.
Langsam lehnte er sich vor, bis er kurz davor war meine Nase zu berühren.
„Alles gute zum Geburtstag.", grinste er, bevor er mir einen Kuss aufdrückte. Ich selbst konnte mir kein eigenes Grinsen verkneifen und erwiderte den Kuss sehnsüchtig.
„Danke.", flüsterte ich, nachdem wir uns gelöst hatten.
Dann runzelte Jimin die Stirn. „Warum bist du schon wach?"
„Äh...", fing ich an, wusste aber dass ich ihm nichts vorenthalten durfte und konnte. „Ich wollte raus."
„Weswegen?", fragte er belustigt.
Ich schluckte schwer. „Willst du mit? Ich kann es dir zeigen."
Vorsichtig nickte er, bevor wir dann aufstanden und uns etwas anzogen. Ich nahm seine Hand, als wir aus dem Café raus waren und in Richtung Park liefen. Jimin dachte wahrscheinlich, dass ich dort hin wollte, doch ich lief noch weiter geradeaus, bis wir irgendwann eine Kirche erreichten.
Mit großen Augen blickte Jimin mich an, ich aber sagte nichts dazu, sondern zog ihn weiter mit. Wir kamen auf das Gelände und liefen um die Kirch herum, auf die vielen Steine zu. Langsam gingen wir im Dunkeln die Grabreihen entlang und nur die Kerzen von den Hinterbliebenen leuchteten hell auf und wiesen uns den Weg.
Ich blieb stehen, als wir an dem Stein ankamen, zu dem ich wollte und unterbewusst drückte ich Jimins Hand noch ein wenig mehr. Er sah zu mir und ich zu ihm.
„Wie lange warst du schon nicht mehr hier?", fragte er dann.
Ich verzog keine Miene, sondern starrte dann einfach wieder auf das Grab meines Vaters.
„Letzte Woche.", gab ich zu.
„Ich wusste gar nicht, dass du öfters herkommst."
Ich nickte. „Ja, das mache ich lieber selbst..." Ich sah ihn wieder an. „Aber heute freut es mich, dich dabei zu haben."
Ein schwaches Lächeln umspielte seine Mundwinkel, was die Zeit stehen ließ. Ich zog ihn zu mir und gab ihm einen Kuss, bevor auch ich lächelte.
„Hey Dad.", fing ich an mit dem Grab meines Vaters zu reden. „Das ist mein Freund, Jimin."
Sein Lächeln wurde breiter, bei meinen Worten und nun blickte auch er hinunter.
„Er ist ziemlich heiß, nicht wahr-Au!", lachte ich, als mir Jimin seine Faust in den Arm rammte.
•~•~•~•~•~•~•~•~•~•~•~•~•~•~•~•~
Nachdem wir wieder Zuhause waren und uns noch einmal hingelegt hatten, wurden wir auch schon wieder geweckt. Die anderen hatten nichts mitbekommen und gratulierten mir von daher einfach, was echt niedlich war.
Als sie mich dann gezwungen hatten bei ihnen im Café zu sitzen, erzählte mir Namjoon gerade, dass er mir einen Platz an der Musikschule klar machen könne, wenn ich mich vorstellen käme und so weiter und so fort. Es war eine riesige Chance und wohl eines der besten Geburtstagsgeschenke, denn er hatte es mir ja ermöglicht. Wir hatten ab und zu mit Hobi an verschiedenen Texten gesessen und meine Künste zum Songs schreiben erweitert.
Ich hoffte nur, dass auch Jimin an der Schule angenommen werden würde, weil er bei mir bleiben sollte und da es auf der Schule auch Gesang gab und ich meine auch Tanzen, war es eine große Chance. Hobi hatte auch vor dorthin zu gehen und wer wusste das schon: vielleicht schlugen Taehyung und Kookie auch diese künstlerische Richtung ein und würden mit uns zusammen arbeiten.
Als wir auch mit dem Thema für die Zukunft durch waren, packte ich mein Geschenk aus, wofür anscheinend alle zusammengelegt hatten.
Und Tatarataaa: es war eine Kamera!
„Omo, die ist ja der Wahnsinn! Das könnt ihr unmöglich ernst meinen! Wie viel hat die gekostet, das ist doch bestimmt zu teuer gewesen! Versteht mich nicht falsch, die ist toll, aber-", erzählte ich aufgeregt, doch Jimin unterbrach mich.
„Yoongi, jetzt hab dich nicht so und nimm sie an!", lachte der Rosahaarige süß und sofort war ich still. Auf meinen ChimChim musste ich hören.
„Du kannst damit echt viele schöne Fotos machen.", verkündete Hobi stolz.
Ich nickte. „Danke Leute, wirklich. Das ist einfach unglaublich!"
Zufrieden lächelten und grinsten alle wie blöde, bis dann Jimin erneut das Wort erhob.
„So okay, wir gehen dann mal und lassen euch als Familie kurz alleine. Nachher wollten wir ja noch kurz nach draußen, um deinen Geburtstag weiter feiern zu können."
Die andern standen schon auf, dabei hielt ich Jimin kurz fest. „Jiminnie, was ist los?", fragte ich verwirrt.
Mit einem kleinen Lächeln küsste er mich kurz auf die Stirn und hauchte mir etwas zu. „Das ist noch etwas, was ich dir schenken wollte. Es wurde Zeit."
Damit war er verschwunden und ließ mich mit meinen Brüdern und unserer Mum alleine. Ich sah alle drei fragend an, da sie bedrückt guckten.
„Klärt mich jemand auf?"
Mum räusperte sich kurz und fing an. „Jimin hat uns erzählt, was du einmal zu ihm gesagt hast."
Ich war nur noch verwirrter und dachte nach, was sie wohl meinte. „Okay?"
„Du hast ihm mal von der Geschichte unseres Vaters erzählt und eurem Streit damals.", sagt nun Jin und sofort versteifte ich mich.
„Nicht dieses Thema, bitte. Das ist-", fing ich an, doch unterbrach mich selbst. Atmen, atmen, atmen!
Von der Seite her verspürte ich einen kleinen Druck, der von Kookie kam, als er meinen Arm festhielt. „Hyung, das muss jetzt gesagt werden, du macht dich sonst noch unnötig fertig!"
„Er hat recht, Liebling.", sagte Mum und nahm meine eine Hand, während die andere noch immer auf dem Karton der Kamera lag. Ich konnte nichts sagen, oh saß einfach stumm da. „Seit dem Unfall hast du dich uns gegenüber diesem Thema verschlossen so gut es ging und das muss jetzt ein Ende finden."
„Du bist doch gar nicht Schuld am Unfall!", sagte Jin bestimmt und ich sah ihm tatsächlich in die Augen. „Es war nunmal Pech, auch wenn es makaber klingen mag. Aber so war es. Du könntest nichts dafür."
„Ich bin abgehauen!", sagte ich laut und spürte wie mir die Tränen kamen. Meine Stimme bebte, während ich versuchte alles zurückzuhalten, was sich in mir aufgestaut hatte.
„Yoongi-Schatz, lass es raus!", meinte Mum dann ebenso laut, weswegen ich sie erschrocken ansah. „Du kannst nicht immer alles in dich hineinfressen."
„Ich kann damit aber auch nicht abschließen.", hauchte ich und entzog ihr meine Hand, um mir meine Tränen aus den Augen zu wischen.
„Aber wir können es.", sagte Kookie dann.
Es blieb ruhig. Keiner sagte etwas, bis ich mich dazu bewegte den Jüngeren anzusehen.
„Was?", fragte ich mit brüchiger Stimme.
Er nickte nur lächelnd, als dann auch Jin wieder sprach. „Wir schließen damit jetzt ab, Yoongi. Jimin hat uns erzählt, dass du es nicht kannst, solange wir es nicht können. Und da wir dir nicht verzeihen müssen, weil du an nichts Schuld bist, ist das unsere Möglichkeit dich wiederzubekommen. Unseren fröhlichen Yoongi, der sich keine Vorwürfe wegen irgendwas macht, weil er zu stolz ist.", zwinkerte er mir zum Schluss zu, was mein Herz wieder etwas erwärmte.
Doch ich guckte immer noch ungläubig in die Runde. „Ich soll abschließen?"
„Ja, mein Schatz.", schniefte Mum und ich erkannte erst da, dass sie weinte.
„Mum, was...?"
„Ich wünsch mir schon seit so langer Zeit, dass du endlich wieder glücklich bist und nicht ständig an deinen Dad denken musst. Jetzt wo du Jimin hast bist du glücklich, aber wir wollen auch, dass du diese Schuldgefühle los wirst. Yoongi, du bist nicht daran Schuld, was passiert ist, denn auch wir haben mal Dinge getan auf die wir nicht stolz sind, aber wir schließen damit ab und machen weiter, denn nur so können wir es schaffen auch zu leben, verstehst du?"
Ich schluckte schwer. Die Information, dass meine Familie vor mir saß und mir erzählte, dass sie abschließen würde, war einfach zu viel. Es war das, was ich mich schon seit Jahren gefragte und was ich mir gewünscht hatte, denn es war mein Beweis dafür, dass sie mir nie diesen Unfall anrechnen würden.
„Dann...", fing ich langsam an und alle Augen lagen wieder auf mir. Gespannt sahen mich meine Brüder und unsere Mum an, was denn nun meine Antwort darauf wäre. „Dann kann ich jetzt ab-abschließen.", schniefte ich und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Sofort umarmten sie mich alle, was schwierig war bei einer Bank aus dem Café.
Zusammen ließen wir unseren Tränen freien Lauf und ich musste gestehen: das war das schönste Geschenk, das ich bekommen konnte.
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„Hyung, setz dich rauf!", sagte Kookie begeistert als er diesen komischen Tragewagen auf diesem alten, verlassenen Platz fand.
Eigentlich wollten wir zu meinem Geburtstag in den Park gehen, doch Tae und Kookie meinten, dass es einen viel cooleren Ort gäbe, weswegen wir jetzt hier, fern ab von allen Menschen, saßen und ein Picknick veranstalteten.
Glücklich setzte ich mich auf den Wagen und wurde vom kleinen Maknae geschoben, während die anderen Fotos schossen oder darüber lachten.
Als er mich bei Jimin absetzte, der ein wenig abseits saß, stand ich auf und trat auf den Rosahaarigen zu.
Ein grinsen umspielte seine Lippen, als ich meine auf seine drückte und ihm danach in seine Augen blickte.
„Danke, mein Sonnenschein."
„Du hast es verdient.", sagte er stolz. „Und ich liebe dich."
„Ich liebe dich auch!", sagte ich gespielt überrascht. „Verrückt!"
Er lachte und ließ sich von mir aufhelfen, bevor ich ihn zu mir heranzog und meinen wohl glücklichsten Geburtstagskuss mit ihm teilte.
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