•Kapitel 6•
Ich hörte schon seit geraumer Zeit wie Jin sich in der Küche aufspielte und wieder Essen zubereitete, doch war nicht ansatzweise der Meinung zu helfen. Ich liebte meinen Bruder, ja, aber ich wusste auch genau, dass er mich sofort wegscheuchen würde, hätte ich irgendetwas falsch gemacht.
Ich konnte vorhin noch sehen wie Namjoon versucht hatte die Zwiebeln zu schneiden, doch dabei das Messer falsch rum hielt. Dafür dass er so ein Schlaukopf sein sollte, stellte er sich doch wirklich dämlich an. Sogar ich bekam das besser hin.
Schmollend, weil es noch kein fertiges Essen gab und mein Magen knurrte, legte ich mich auf mein Bett und stöpselte mein Handy ans Ladegerät ran. Danach schob ich mir noch meine Kopfhörer in die Ohren und lauschte dem Rapp, den ich ausgewählt hatte.
Ich mochte so eine Art von Musik, da sie so viel Gefühl wiedergeben konnte. Na klar konnte ich mir auch Vocal Lieder anhören, die hatten mehr Gefühl in die Stimme gelegt, was manchmal echt bewegend war.
Ich erinnerte mich an das was Jimin vorhin sagte und sah kurz danach wieder in mein schwarzes Notizbuch. Die Texte konnte man wirklich zu Songs umschreiben, so dass es gut klang, doch hätte ich eine passende Stimme gebraucht, die dafür geeignet war. Es musste alles stimmen, wenn schon.
Die Tür ging auf und ich wurde aus meinen Gedanken gerissen. Genervt sah ich aus, entspannte mich aber wieder als ich Jimin sah. Der war okay.
Er kam mit einem fetten Grinsen auf mich zu und setzte sich zu mir auf mein Bett. Mit hochgezogener Augenbraue sah ich ihn an.
„Was wird das?", wollte ich wissen und setzte mich auf. Das war unangenehm, da ich ihn gar nicht richtig kannte. Das Gespräch davor diente eigentlich nur dem Zweck kein peinliches Schweigen auf dem Weg nach Hause entstehen zu lassen. Er sollte aus meinem geliebten Bett verschwinden.
„Das Essen ist fertig. Jin wollte, dass ich dich holen gehe.", sagte er gelassen und ging gar nicht weiter auf meine abwertende Reaktion ein.
„Warum hat er nicht Kookie geschickt, sondern dich Jimilein?"
Er lächelte leicht bei dem Spitznamen. „Da fällt dir noch was besseres ein.", zwinkerte er mir noch kurz zu, bevor er auf meine Frage einging. „Kookie war im Bad und Jin meinte, dass du dich mit mir wahrscheinlich am ehesten verstehst."
„Bitte? Ich meine...ja schon, aber doch nicht so ultra Mega super galaktisch.", meinte ich verlegen und blickte auf meine Hände, doch als Jimin lachte sah ich wieder auf.
„Ach, Hyung. Ich will doch nicht sofort mit dir Händchen haltend durch die Gegend laufen. Du brauchst eben ein wenig mehr um aufzutauen und das ist okay.", sagte er mit einem kleinen Schmunzeln, das ihn einfach sympathisch wirken ließ.
„Äh o-okay?"
„Na komm. Jin hat sich echt Mühe gemacht, weil er dich und Kookie überraschen wollte. In Frankreich hat er nämlich total untypisch dafür dass er da war Bolognese gelernt zu kochen und zu perfektionieren. Keine Angst, die wird euch schmecken."
Er stand auf und streckte mir die Hand hin um mir aus dem Bett zu helfen, doch ich schüttelte nur den Kopf und stand alleine auf. Ich blieb vor ihm stehen und bemerkte, dass er nur ein wenig kleiner als ich war.
Sein schwarzes Shirt und die schwarze Jogginghose standen ihm gut, so dass ich meinen Blick wieder schnell zu seinem Gesicht wandern ließ.
„Ich brauch keine Hilfe. Komm also das nächste Mal einfach rein und geb mir Bescheid, bitte.", versuchte ich die Stille zu unterbrechen, klang aber wieder so abwertend.
„Wenn du so höflich bist, klar.", lächelte Jimin und hielt meiner Fassade stand. Einfach so. Das gab es eigentlich nicht oft.
„Lieber wäre mir sogar, wenn du gar nicht kommen würdest."
„Dann würdest du aber verhungern. Dein Magenknurren hat man bis nach draußen gehört, also komm und meckere nicht herum.", grinste er frech und ging zur Tür.
Mit einem kleinen Brummen folgte ich ihm und setzte mich zu den andern an den Tisch.
Es schien Stammplätze zu geben, denn Jin saß wie immer an der Stirnseite, während Kookie und ich gleich neben ihm saßen. Zu meiner Rechten nahm Jimin Platz und dankte für das Mahl. Alle anderen taten es ihm gleich und wir fingen an zu essen.
„Wow, Jin. Das ist echt spitze!", kam es von meinem jüngeren Bruder der sich begeistert die nächste volle Gabel in den Mund stopfte.
„Ja, schmeckt echt gut.", gab auch ich Jin das Kompliment und er fing an zu lächeln.
„Das freut mich. Ich hatte gehofft, dass ihr einen Unterschied zu früher herausschmeckt.", meinte er verlegen.
„Oh ja. Das Essen, dass du vor einem halben Jahr gekocht hast, konnte man ja kaum runterschlingen.", gab ich sarkastisch wieder. Jimin neben mir grinste leicht und auch die anderen sahen sich das Spektakel an.
„Deine Laune hat sich auch verändert. Kann es sein, dass sie schlechter geworden ist?", fragte Jin mit einem süffisantem Lächeln.
„Kann sein, aber du scheinst auch pinker geworden zu sein."
„Und du stinkst aus dem Mund. Nicht jeder kann so ein Modegenie wie ich sein."
„Jungs lasst es gut sein.", wendete dann unsere Mutter ein, aber Jin und ich spielten noch weiter unseren Sprücheaustausch, der seit einem halben Jahr auf Eis lag. Wir hatten es beide vermisst, das konnte man spüren.
„Ach übrigens, wir brauchen wieder ein paar Lebensmittel. Wer geht morgen einkaufen? Ich bin fein raus, denn ich hab gekocht und Mum sollte nicht noch mehr machen.", sagte Jin nach einer Weile und sah in die Runde.
„Ich würde ja, aber-", fing Namjoon an, doch sein Freund unterbrach ihn schnell.
„Oh nein! Du lässt immer alles fallen und was soll ich dann mit kaputten Eiern anstellen?"
„Wenn Joonie das kaputt machen würde, dann müsstest du ins Krankenhaus, mein Lieber.", meinte ich frech und Jin warf mir einen bösen Blick zu.
„Sei leise Yoongi und konzentrier dich auf dein Essen. Dann gehst du eben morgen."
„Was ich? Alleine?"
„Ich kann doch mitkommen, Hyung.", bot Jimin an. Erstaunt sah ich zu ihm, doch wieder einmal lächelte er nur.
Seufzend ließ ich mich drauf ein. „Na gut, aber nur weil ich nicht alleine gehen will."
Grinsend wendete er sich wieder seinem Teller zu und aß weiter. Aus dem sollte mal einer schlau werden...
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