•Kapitel 59•
Gedankenverloren spielte ich mit dem Klavieranhänger an meinem Handgelenk herum.
Es war so weit. Der Todestag seines Vaters war gekommen.
Bei dem ganzen Hin und Her in den letzten Tagen mit Jimin und mir vergaß ich alles andere um mich herum und damit auch den schlimmsten Tag, den ich im Jahr erleben durfte.
Meine Gedanken schweiften immer wieder zu diesen einen Abend vor so vielen Jahren. Wie ich meinen Vater angeschrien habe. Wie der Streit größer wurde und ich davon rannte.
Ich wollte weg, aber kam nicht weit und wegen mir ist mein Vater gestorben - unser Dad.
Oh Gott. Jin. Kookie. Sie sind wegen mir...Halbweise geworden.
Unsere Mum...eine Witwe.
Stumm rannten mir die Tränen über mein Gesicht und ich ließ es zu. Ich konnte nicht beschreiben, was für einen Selbsthass ich empfand. Es war fast unerträglich.
All die Jahre lang versuchte ich immer aufrecht zu stehen und zu lächeln. Ich versuchte meine Familie zu beschützen und sie aufrecht zu erhalten.
Aber es war schwierig. Ich konnte es verdrängen. Ich konnte es totschweigen. Jedoch konnte ich es nie ganz vergessen.
„Mmh...Baby?"
Die verschlafene Stimme meines Freundes holte mich aus meinen Gedanken und sofort wischte ich mir die Tränen aus den Augen. Ich sah langsam zu ihm, doch war es umsonst gewesen, da er mich besorgt musterte.
Ich saß schon angezogen auf dem Bertrand und hatte ihn schlafen lassen. Nun konnte ich sein unglaublich schönes Gesicht und seine niedliche Frisur, die ganz verstrubbelt war, betrachten.
Ein leichtes Lächeln umspielte meine Lippen, doch es verschwand sofort wieder, als er sprach. „Suga, was ist los?"
Ich sah wieder nach vorn, auf meine Schuhe und versuchte mir nichts anmerken zu lassen, doch er nahm es natürlich nicht so hin. Das hätte ich auch nicht bei ihm getan.
Ich hörte, wie er sich aufsetzte und zu mir gekrochen kam, damit er mich von hinten umarmen konnte.
Ich ließ es zu und seine Hände wanderten um meinen Bauch, während er mir kurz einen Kuss auf meinen Nacken gab und seinen Kopf auf meine Schulter legte. Ich lehnte mich ein wenig zu ihm, denn ich liebte es, wenn er das tat.
„Was ist los?", fragte er noch einmal leise.
„Mein Vater.", sagte ich nur, doch er verstand sofort und zog mein Gesicht zu seinem.
Vorsichtig strich er mir durch die Haare. „Ist es heute?"
Ich nickte leicht und wir sahen uns in die Augen. Aber ich hielt es nicht aus. Nicht, wenn ich meinem Freund in die Augen sehen musste, wenn ich gerade viel zu aufgewühlt war und mich nicht einmal selbst leiden konnte.
Vorsichtig entzog ich mich seinen Armen und stand auf.
„Wo gehst du hin?", fragte er überrascht, während ich zur Tür lief.
„Raus. Ich muss mal frische Luft schnappen."
Und damit war ich aus dem Zimmer verschwunden.
Ich rannte los und wollte nur noch raus, denn ich spürte schon, wie mir die Tränen kamen. Kurz bevor ich die Treppe runter rennen konnte, hielt mich eine Hand an meiner Schulter auf und ich wirbelte herum.
Meine Mum stand vor mir und hinter ihr meine Brüder. Sie sah mich mitfühlend an und zog mich ein wenig zu sich. Noch bevor ich weiter reagieren konnte umarmte sie mich und ich fühlte mich dabei so gebrochen.
Über die Schulter unserer Mutter hinweg, sah ich meinen Brüdern in die Augen, die mich traurig und verletzt ansahen.
Ein Stich durchzuckte meine Brust und sofort ließ ich von Mum ab.
„Nicht!", sagte ich mit zittriger Stimme und hielt sie auf Abstand.
Sie alle so dort stehen zu sehen und zu wissen, dass sie litten...dass sie wegen mir litten, das brachte mich um. Es war zu viel.
Und auch ich war mehr als überflüssig an diesem Tag. Also beschloss ich, dass sie mich einfach für die nächsten Stunden vergessen sollten.
„Yoongi, was-"
„Lass mich.", sagte ich gefasst, doch tat es mir im Herzen weh, wie mich Mum mit großen Augen ansah.
„Hyung...", kam es jetzt auch von Kookie und vorsichtig traten meine Brüder auch noch auf mich zu.
„Ich hab gesagt, ihr sollt mich in Ruhe lassen!", sagte ich lauter und versuchte verzweifelt meine Tränen zurückzuhalten.
Es kam alles wieder hoch. Genau an diesem Tag.
Der ganze Schmerz. Die ganzen Erinnerungen. Der ganze Frust.
Wie mein Vater für mich starb, obwohl ich so dumm war und weggelaufen war.
Es war so sinnlos gewesen. Ich hätte aufpassen sollen. Ich hätte meine Familie zusammenhalten sollen. Aber nein. Ich hab sie zerrissen.
„Yoongi, du bist doch nicht allein damit. Wir sind hier und wir wollen-", fing Jin an, doch auch ihn unterbrach ich.
Dieses Mal wurde ich allerdings noch lauter. „Ihr versteht das nicht! Lasst mich doch einfach in Ruhe, dann muss ich euch nicht mehr belasten!"
„Yoongi, was redest du da?"
„Ich bin Schuld, okay?! Ich! Nicht ihr! Ich hab es schon verstanden und hau einfach ab."
„Yoongi, nein!"
„Lasst mich gehen, dann braucht ihr euch nicht um mich zu kümmern."
„Aber Schatz...", fing auch unsere Mutter an.
„NEIN! Ihr sollt mich in Ruhe lassen!"
Kookie versuchte mich noch am Arm zu packen, doch riss mich von ihm los und rannte so schnell es ging die Treppen runter, um dann einfach davon zulaufen.
Ich wusste, dass ich wieder zurückgehen würde, aber nicht an diesem Tag. Nicht wenn es meiner Familie schlecht mit mir ging.
Das tat ich ihnen nicht an.
Eigentlich lief ich blind durch die Gegend, bis mich meine Füße an den Ort brachten, der nun genau richtig für mich war.
Seufzend lief ich darauf zu und wischte mir die Tränen weg.
Als ich zum stehen kam, sah ich zu ein paar jungen Männern, nicht sonderlich viel älter als ich, und nickte ihnen zu, als sie auf mich aufmerksam geworden waren.
„Hey, kann ich mit machen?"
Einer musterte mich streng. „Hast du geheult."
Ich schnaubte kurz auf. Toll. „Tz. Ja, und? Halt nen scheiß Tag."
Der andere nickte nur kurz, bevor er seinen Freunden einen Blick zuwarf und wieder zu mir sah. Dann wandelte sich seine finstere Miene tatsächlich zu einem freundlichen Lächeln und er warf mir den Ball zu, den ich sofort auffing.
„Na dann. Fangen wir an."
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Sry für alle die, die es interessiert.
Heute nur 3 Kapitel.
Schreibt mir mal bitte wieder ein paar Kommentare, dass ich auch weiß wie es ankommt.
Ansonsten gute Nacht!
Eure savemenow.
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