Zwischen Hell und Dunkel
Der Tag des Turniers war gekommen. Severus blieb hart bei seinem Wort. Nachdem er June 15 Kessel in sein Büro gebracht hatte und ihren Zauberstab entwendete, schloss er sie ein.
Das Nachsitzen musste sie leider diesmal alleine durchstehen. Er musste wie all die anderen Lehrer zum Turnier. Hätte er sich entscheiden können, wäre er weggeblieben. Ihn amüsierte so etwas reichlich wenig.
Auf dem Weg kamen ihm seine Kollegen entgegen. Professor McGonnagall verwickelte ihn in ein kurzes Gespräch:
„Hallo Severus."
Sie rückte ihre Brille zurecht und sah ihn aus ihren strengen Katzenaugen an:
„Ist es denn wirklich notwendig, Miss Moreno ausgerechnet heute Nachsitzen zu erteilen?"
„Erziehung bedeutet konsequent und streng zu sein. Wer nicht hören will muss fühlen", raunte er unberührt.
McGonnagall schüttelte den Kopf:
„Professor Dumbledore hat sich ja für Ihre Lehrmethoden ausgesprochen. Allerdings finde ich es nicht angebracht, ein sensibles Mädchen wie Moreno mit solchen Praktiken zu erziehen. Es war immerhin das erste Mal, dass Sie ihre Hausaufgaben vergessen hat. Oder nicht?"
„Ich weiß genau, was ich tuen und lassen kann. Immerhin habe ich sie schon über zehn Jahre unterm Flügel.", schnarrte er.
Was gab es eigentlich hier für einen Grund zum Diskutieren?
Er behandelte sie, wie jeden anderen Schüler auch. Außerdem sollte Minerva sich nicht einmischen. Er wusste genau, wie er mit June umzugehen hatte.
Das Trimagische Turnier fand hinter einer riesigen Tribüne statt. Das Ministerium hatte Drachen aus Rumänien einfliegen lassen.
Die drei Champions, in ihrem Falle vier, sollten jeweils gegen einen dieser Kreaturen kämpfen. All das konnte tödlich für sie enden.
Für diese Zeit eigentlich unvorstellbar. Die Menschen hatten sich schon früher daran ergötzt, wenn andere um ihr Überleben bangten.
Die Lehrkräfte waren bereits dort. Auch die Schulleiter von Durmstrang und Beauxbatons.
Igor kam auf Snape zu und hob die Arme für eine Umarmung.
„Severus, mein alter Freund."
„Nehm die Hände weg von mir, Igor.", knurrte er.
Igor sollte ihm nicht zu nahe treten. Er war nicht scharf darauf.
„Warum so angespannt, es ist heute schönes Wetter", raunte Karkaroff mit einem abscheulichem Lächeln.
„Komm, gehen wir ein Stück."
Er nahm Severus zur Seite, etwas außer Reichweite der anderen Lehrkräfte.
Sie waren bald abseits der Wege, zwischen ein paar Bäumen.
Von hier konnte man die große Tribüne sehen. Die Wiese war feucht vom Regen. Zwei Eichhörnchen hüpften durch das Gras. In den Wipfeln zwitscherten die Vögel.
Igor hatte seine Hände in den Taschen. Er wirkte ungehalten und nervös:
„Du hast es sicherlich auch bemerkt, Severus.", flüsterte er
Noch einmal blickte er um sich herum. Er wollte sich wohl ganz sicher sein, dass sie nicht beobachtet wurden. Igor schob seinen Ärmel ein Stückchen hoch. Nur ein bisschen. Severus konnte das schwarze Mal erkennen. Es war genauso tiefschwarz, wie sein eigenes.
„Wir sind in großer Gefahr, Severus."
„Ich habe nichts zu befürchten."
Severus hielt seiner Miene stand. Er wusste, warum Igor seine Gegenwart suchte. Aber er würde ihm nicht den Rücken decken.
„Alastor Moody....Wäre dieser einäugige Idiot nicht gewesen, dann wäre ich nie in so eine Situation gekommen. Am liebsten würde ich ihn töten.", knurrte er gefährlich.
„Ein ziemlich unkluger Racheplan. Du hättest auch das Ministerium am Hals. Ich würde mir lieber Sorgen machen um deine kleinen Freunde, die du damals verraten hast."
Igors Blick trat den von Snape. Der jedoch hatte ein leichtes Lächeln aufgesetzt. Ja, Severus war froh, nicht in Igors Haut zu stecken. Er konnte seine Angst förmlich riechen.
„Auf wessen Seite stehst du, Severus?", polterte Igor unsicher.
Er war nicht nur verunsichert, er war auch äußerst misstrauisch.
„Das geht dich nichts an, Igor. Ich weiß, wem ich verpflichtet bin."
Severus wusste, was Igor damals getan hatte. Igor war ein Todesser gewesen. Sie haben sich gekannt von der damaligen Zeit. Sie haben Voldemort gedient und haben seine Befehle mit großer Überzeugung ausgeführt. Wobei Karkaroff immer schon ein Feigling gewesen war. Das bestätigte sich damals, als er auf eigenen Wunsch aus Askaban entlassen werden wollte.
Igor hatte Bartemius Crouch Senior Namen genannt. Er hatte Todesser verraten. Unter all denen hatte einer ermittelt werden können. Barty Crouch Junior, Bartemius Sohn.
Auch Severus hatte Igor damals verraten wollen. Doch er stand bereits unter dem Schutz von Dumbledore.
Die Tatsache machte ihm klar, was Igor für ein Mensch war. Er war ein Verräter. Er fürchtete die Rache Voldemorts und seiner Anhänger. Nur deswegen suchte er Snapes Nähe. Er hoffte, er könnte ihn beschützen. Doch darauf konnte er lange warten.
„Vielleicht können wir ihn besänftigen, indem wir ihm das bringen, was er schon solange sucht."
Igors Grinsen wurde gefährlich. Severus behielt ihm aber im Auge. Worauf wollte er hinaus?
„Hübsch, die Kleine. Der dunkle Lord wird uns reich belohnen. Der Plan ist doch perfekt."
„Das Mädchen wird nicht angerührt."
„Severus."
Igor tigerte um Severus herum. Dann kam er seinem Gesicht ganz nahe.
„Sei kein Narr. Erinnerst du dich nicht mehr? Die Legende von Rasgar?"
Severus Auge zuckte gefährlich. Igor sprach das aus, an was er gerade ebenfalls dachte:
„Ich bin mir absolut sicher, dass sie die Erbin ist. Ihre Blutlinie ist Spanisch und sie ist eine Hexe."
„Es könnte auf jeden spanischer Abstammung zutreffen, Igor.", blaffte er. „Wenn du dir nicht absolut sicher bist, solltest du nicht voreilig handeln. Das tuen nur Dummköpfe. Und Dummköpfe schätzt der dunkle Lord sehr wenig. Er wird dich nicht nur töten, er wird dich lynchen, wenn du seine Zeit verschwendest."
Er fixierte den Schulleiter von Durmstrang und beobachtete, wie dieser mit der Furcht kämpfte. Igor durchlebte gedanklich das, was er gesagt hatte. Er schüttelte sich und wurde zornig:
„Du kannst mich nicht täuschen, Severus. Du willst diesen Triumph für dich alleine. Dieser Muggel trug den Familiennamen Moreno. Nur er kam in Frage. Ich war dabei, als dir der dunkle Lord den Auftrag gab, Ariano und Kimberley zu ermorden. Aber...du hast es nicht getan."
Widerlich lachte Karkaroff. Severus ließ sich davon nicht beeindrucken.
„Der dunkle Lord hat zugestimmt, als ich ihm sagte, dass sie uns als Druckmittel viel mehr nützen würde. Er wollte Kimberley lebendig. Nur der wertlose Muggel sollte das zeitliche segnen. Wären Bellatrix und der Crouch Junge nicht gewesen, hätte ich sogar rausbekommen, wo SIE versteckt ist."
Der Wind rauschte durch die Baumwipfel und die kühle Brise zog um ihre Gesichter.
„Meine Rolle habe ich all die Jahre perfekt gespielt. Kimberleys Vertrauen zu gewinnen war ein leichtes, sie ist dumm, naiv und gutgläubig. Ihre Tochter ist viel gefährlicher. Aber sie ist manipulierbar. Der dunkle Lord möchte, dass sie ihm aus freien Stücken folgt."
„Lass mich ihm die Morenos ausliefern.", knurrte Karkaroff plötzlich.
Er kam Severus immer näher. Snape hatte nicht mit der Reaktion gerechnet. Er ging zurück und berührte mit dem Rücken den Baum. Aber er blieb standhaft. Mit aufrechtem Körper blieb er stehen und blickte Igor fest in die Augen. Knurrend fuhr er ihn an:
„Du lässt die Finger von dem Mädchen, hast du mich verstanden? Er will sie unversehrt. Ihr Blut gehört dem dunklen Lord."
Stille. Der Wind und ihr hektisches Atmen war das einzigste, was die Luft erfüllte.
„Geh mir aus den Augen, Igor."
Tatsächlich drehte sich Igor um. Aber er blickte Severus noch einmal in die Augen, bevor er sich endgültig abwendete und ging. Sein weißer Mantel wehte um seine schmächtige hochragende Statur. Er entfernte sich mit zügigem Schritt.
Snape sah, wie Poliakoff in Karkaroffs Richtung kam und ihn abfing. Gemeinsam gingen sie wieder Richtung Tribüne.
Er selbst wartete eine Weile, bis er ihnen letztendlich folgte.
Karkaroff war also hinter June her. Er hatte es geahnt. Er wollte seinen Fehler wieder gutmachen und hoffte auf Gnade, sollte es sich bewahrheiten. Er hatte Angst vor der Rache.
Severus musste June weiterhin im Auge behalten.
Igor würde nichts unversucht lassen. Und er schien einer der wenigen Menschen zu sein, welchen er respektierte.
Dumbledore sagte, er solle den Eindruck erwecken, für die Todesser zu arbeiten. Er sollte weiterhin einen Spion spielen. Einen Doppelagent.
Snape fürchtete sich nicht vor Igor. Vielmehr fürchtete er das Ungewisse. Die Gefahr, die sich immer noch nicht zu zeigen vermochten.
Oben hatten die meisten schon Platz genommen. Auch Cornelius Futch, der Zaubererminister, war anwesend. Snape setzte sich neben Professor McGonnagall. Die Hauslehrerin von Gryffindor würdigte ihn heute keines Blickes. Sie war immer noch nicht sonderlich zufrieden mit der aktuellen Situation.
Bald entzündete Filch die Kanone. Es sollte also losgehen.
Der Drache wurde in die Arena gebracht und der Kampf begann.
Severus konnte sich nur schwer konzentrieren, heute schweiften seine Gedanken immer wieder ab...
June war mittlerweile beim sechsten Kessel angelangt. Erschöpft stieß sie einen Seufzer aus. Ihre Finger waren schon ganz wund. Der Dreck hielt sich wirklich hartnäckig am Zinngehäuse.
Sie wusch den Lappen im Eimer gründlich aus und schäumte das innere des Kessels großzügig ein. Mit aller Kraft schrubbte sie.
Ihre Finger brannten, da die Flüssigkeit immer wieder ihre offenen Wunden benetzte. Ein unangenehmes Gefühl.
Irgendwann hielt sie es nicht mehr aus. Zum fünften Mal heute ging sie zum Waschbecken und ließ das kühle Nass über ihre Fingerkuppen fließen.
Ah! Tat das gut! Erlösend!
Als könnte man den Schmerz einfach für eine gewisse Zeit wegspülen.
June drehte den Wasserhahn wieder zu.
Hätte sie doch nur ihren Zauberstab. Dann könnte sie ihre Wunden mit Episkey wieder verschließen.
Sie durchwühlte Snapes Schreibtisch nach irgendeinem Material, was sie sich um ihre Finger wickeln konnte. Doch sie wurde nicht fündig.
Enttäuscht rückte sie alles wieder an Ort und Stelle. Er sollte immerhin nicht bemerken, dass sie wieder ohne zu Fragen an seinen Sachen gewesen war.
Er hatte es ihr strengstens untersagt.
Gerade, als sie die Bücher zurück in das Schubfach legen wollte, entdeckte sie ein Blatt Pergament.
Sie holte es raus. Es war ein gezeichnetes Bild von einer jungen Frau mit langen, hellen Haaren.
Unten standen die Initialen ihrer Mutter.
K.M.
Also hatte Kimberley dieses Bild gezeichnet.
June kannte die Frau auf dem Bild nicht.
Ihre Mutter war es definitiv nicht.
Vielleicht eine Mitschülerin von ihm damals?
Oder ein Familienmitglied?
Oder hatte....nein, das konnte nicht sein.
Das hätte June in den Jahren doch mitbekommen.
Wenn Snape eine Geliebte oder eine Freundin gehabt hätte.
Vielleicht war sie ja seine damalige Freundin.
Oder wirklich nur ein Familienmitglied.
Wer auch immer sie war. Wenn Snape sie hier in seinem Schreibtisch aufbewahrte, müsste sie ihm etwas bedeuten.
Sie schaute weiter unter den Blättern und Dokumenten nach. Vielleicht würde sie noch etwas interessantes finden. Ihre Neugier war geweckt. Und es würde noch dauern, bis er zurückkehren würde. June hatte Zeit.
Hinter ihr am Fenster flog plötzlich ein großer Schatten entlang. Sie drehte sich ruckartig um.
Der Schatten war wieder verschwunden. Sie hörte nur ein wütendes Brüllen.
War das einer der Drachen aus Rumänien?
Sie fragte sich einen Moment, ob sie das Fenster öffnen und hinausschauen sollte.
Aber sie entschied sich dagegen.
Sie wendete sich wieder dem Schubfach zu.
June fand eine Art Steckbrief.
Ihr Herz begann zu klopfen.
Ariano Moreno - Überwacht
Auf dem Steckbrief war ein Negativ von einem Mann mit schwarzen Locken und einer Brille. Junes Vater.
Mit zwei roten Strichen war über das Foto gemalt worden.
Unten in der letzten Zeile hatte jemand mit Tinte hingeschrieben:
- Beseitigt
June gefror das Blut in den Adern. Sie fuhr mit dem Finger über das Bild.
Sie wusste, dass Ariano damals ermordet wurde. Nur nicht von wem.
Warum war dieses Dokument bei Severus in der Schublade?
Hatte er damit etwas...
Nein, June, denk nicht daran.
Sprich es nicht aus. Auch nicht gedanklich.
Sie versuchte, sich abzulenken. Aber der Beweis war zu deutlich. Das Foto ihres Vaters bewegte sich. Er lächelte hinter seiner Brille. Er wirkte so aufrichtig, so ehrlich.
Wie konnte man so einen Menschen...nein June sprich es nicht aus.
Nur das nicht.....
Severus Snape....er hat....hat....hat was mit....hat was mit der....Snape hat was mit der Ermordung meines Vaters zutun!
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