Snapes Geheimnis
Morgentliche frische Luft. June atmete tief ein. Es war der nächste Tag.
Die junge Hexe war heute mit voller Elan aufgewacht. Der erste Tag im neuen Schuljahr. Neue Sachen, die sie lernen würden. Neue Abenteuer, die sie bestreiten mussten. Keine Einsamkeit. Glück, Hoffnung, Zuversicht.
Vor der ersten Stunde wollte sie noch einen Brief verschicken.
June schlenderte die Treppen der Eulerei nach oben.
Kimberley war so traurig gewesen, dass sie ihre eigene Tochter bis jetzt noch nicht zum Hogwartsexpress bringen durfte. Sie meinte am Tisch vor ihrer Abreise, dass sie Severus dafür beneidete. Als sie das sagte, hatte sogar Severus gegrinst. Umso wichtiger, dass sie ihrer Mutter von ihrer Ankunft berichtete. June war heute morgen extra früh aufgestanden, um den Brief noch fertig schreiben und verschicken zu können.
Oben angekommen sendete sie einer der Eulen nach Spinner's End. Eulen waren schon wundervolle Tiere. Das kam June so durch den Kopf, als sie den Vogel am Horizont verschwinden sah.
So bemerkte sie erst zu spät, dass noch jemand die Treppen hochspazierte.
„Na sie mal einer an, ein kleiner Frühaufsteher."
June fuhr herum. Vor ihr stand ein Mann mit grünem Mantel und grauen Haaren. Alastor Moody, der Ex Auror. Zum fürchten, dieser Mann. Er humpelte auf einem Holzbein und hatte ein magisches Auge um sein Gesicht gebunden. Außerdem besaß er riesige Narben im Gesicht.
„Moreno, stimmts?", raunte er. „Wir haben gleich die erste Stunde zusammen. Du solltest nicht zu spät kommen, sonst könnte es übel für dich enden."
Hatte ihr gerade etwa ein zukünftiger Lehrer gedroht? Was für ein Start ins neue Schuljahr. Sie beobachtete, wie Moody in die Eulerei humpelte.
„Sie unterrichten uns in Verteidigung gegen die dunklen Künste oder?"
„Korrekt!", schnalzte er.
Auf seiner Hand war eine Schleiereule. Sie flatterte hinauf, zog eine Schleife in der Luft und war dann im Himmel verschwunden.
„Lästige Viecher, diese Eulen. Aber überaus nützlich."
Er stützte sich an die steinerne Wand und holte eine Flasche heraus. June fragte sich, was er da wohl trank. Er würgte den Inhalt förmlich hinunter. Ihr war nicht wohl dabei, in seiner Nähe zu sein.
„Professor Dumbledore hat Sie uns gar nicht richtig vorgestellt. Stimmt es, dass Sie schwarze Magier jagen?"
„In der Tat. Aber das ist ....lange her.", raunte er geheimnisvoll. „Ich bin im Ruhestand und nur auf Bitten von Professor Dumbledore hierher gekommen. Aber du solltest lernen, nicht so viele Fragen zu stellen, Kindchen. Ich denke, dass hat dir Professor Snape schon beigebracht, als du lausige fünf Jahre alt warst."
„Woher wissen Sie das?"
Es wussten nur sehr wenige darüber Bescheid. Über sie und Snape. Professor Moody war neu hier. Und sie glaubte eher weniger, dass Snape ihn auf ein Tässchen Tee einladen würde und ihm erzählte, wie seine Familiensituation sich von Schlag auf Schlag verändert hatte.
„Ich kenne den Professor außerordentlich gut, Moreno. Er war früher mein Beuteschema. Hätte Dumbledore sich nicht für ihn eingesetzt, wäre er heute in seinem wohlverdienten Verließ in Askaban."
„Professor Snape ist unser Lehrer.", fauchte sie, „Er beschützt uns vor den dunklen Mächten. Hören Sie auf, solche Gerüchte über ihn zu verbreiten. Sie kennen ihn nicht richtig."
Moody fiel in schallendes Gelächter aus:
„So gutgläubig und naiv, wie ihre Mutter. Nein Moreno, DU kennst ihn nicht richtig. Und das, obwohl du jahrelang mit ihm unter einem Dach verbracht hast. Vielleicht verschließt du deine Augen vor der Wahrheit und belügst dich selbst. Eines Tages, Schätzchen, wird dir das zum Verhängnis werden. Denk an meine Worte."
June sah ihm hinterher, wie er die Treppen hinunter humpelte. Wie konnte er es wagen, so etwas in die Welt zu setzen? Severus wurde schon so oft missverstanden. Vielleicht haben er und Moody sich früher gestritten. Manchmal sind Menschen so. Sie setzen falsche Gerüchte in die Welt, um denjenigen zu schaden, auf den sie wütend waren. Doch das taten nur einfältige Menschen. Moody kam ihr nicht, wie einer vor.
In der ersten Stunde saßen sie alle still an ihren Plätzen und sahen zu, wie Moody etwas an die Tafel schrieb:
„Alastor Moody, Ex-Auror, Dorn im Auge des Ministeriums und euer neuer Lehrer in Verteidigung gegen die dunklen Künste. Ich komme auf Bitten von Dumbledore. Punkt! Aus. Ende."
Er schmiss die Kreide in die hinterste Ecke der Klasse.
„Noch was unklar?"
Stille. Keiner rührte sich. Sie sahen ihn alle nur erwartungsvoll an.
„Dann wollen wir mal herangehen an die dunklen Künste. Glaube ich doch an die praktische Methode. Aber zuerst eine Frage: Wie viele unverzeihliche Flüche gibt es?"
„Drei, Sir."
Es war Hermine, die antwortete.
„Die so heißen, weil es...?"
„Unverzeihlich ist, sie zu benutzen. Wer auch nur einen davon anwendet...."
„Bekommt eine Reise ohne Wiederkehr nach Askaban. Korrekt."
Hermine saß neben June. Ihr Blick war zwar fokussiert. Aber auch nachdenklich. Womöglich nicht wegen dem Lehrstoff. Wenn Moody an die praktischen Methoden glaubte und nach den unverzeihlichen Flüchen fragte, würde er doch wohl nicht einen davon an der Klasse vorführen?
Wüsste das Professor Dumbledore... June misstraute diesem Mann zutiefst.
Moody drehtesich zurück zur Klasse:
„Das Ministerium sagt, ihr seid zu jung, um diese Flüche zu lernen. Ich sag was anderes! Ihr müsst wissen, was euch erwartet! Ihr müsst vorbereitet sein."
Und wieder drehte er der Klasse den Rücken zu.
„Sie müssen sich einen anderen Platz für ihr Kaugummi suchen als die Unterseite ihres Pults, Mister Finnigan."
Alle drehten sich perplex zu Seamus um. Der war darüber gar nicht erfreut.
„Das ist doch nicht wahr. Der alte Sack kann offenbar nach hinten sehen."
„Und quer durchs Klassenzimmer hören!", brüllte Moody.
Er drehte sich um und warf mit der Kreide nach Seamus. Sie duckten sich alle erschrocken auf das Pult. Jetzt hatte auch der letzte Schüler den nötigen Respekt vor diesem furchteinflößenden Lehrer.
Moody kam auf Ron und Harry zugetorkelt:
„Welchen Fluch sollen wir uns als erstes vornehmen? Weasley! Aufstehen!"
Ron stand ängstlich von seinem Platz auf. Auch wenn June Ron nicht sonderlich gut leiden konnte, er tat ihr in dem Moment sehr leid.
„Nenn uns einen Fluch.", zischte Moody in sein Gesicht.
„Naja, ich weiß nur einen. Von meinem Vater. Der Imperius-Fluch.", stammelte er.
Moody hörte aufmerksam zu und nickte:
„Oh ja, den kennt dein Vater ja bestens. Der hat dem Ministerium vor ein paar Jahren viel Kummer bereitet. Ich werde euch jetzt den Grund dafür zeigen."
Moody ging zu seinem Pult und holte aus einem Glas eine Spinne mit Fangarmen heraus.
„Engorgio Imperio."
Sie wuchs zu der Größe einer Hand an. Moody hob das Tier durch die Luft. Sie landete auf dem Pult von Dean und Neville. Sie erschraken und lehnten sich zurück.
„Keine Angst, die ist vollkommen harmlos."
Er schickte sie durch die Klasse. Setzte sie Crabbe auf den Kopf und Parvati auf die Hand.
„Aber wenn sie beißt, dann ist sie tödlich."
Er ließ sie über Rons Kopf straucheln. Malfoy lachte lauthals darüber. Was prompt bestraft wurde, denn Moody setzte die Spinne auf sein Gesicht.
„Was gibts da zu lachen?"
Die Spinne flog von Schüler zu Schüler. June fand das alles ganz und gar nicht witzig. Ein Tier zur Belustigung der Klasse zu quälen war etwas schandbares.
„Hat Talent die kleine, nicht? Was soll ich sie jetzt tun lassen? Aus dem Fenster springen?"
Er ließ sie gegen eine Glasscheibe prallen.
„Sich ersäufen?"
Um ihr Leben bangend strauchelte sie, als Moody sie über einen Wassereimer hielt.
June hielt die Luft an. Wie um alles in der Welt konnte man so etwas nur tuen, ohne ein schlechtes Gewissen zu bekommen?
Gott sei Dank hatte Moody erbarmen. Er setzte sie zurück auf seine Hand.
„Unmengen von Hexen und Zauberern haben behauptet, sie hätten nur deshalb den Befehlen, die ihnen Ihr-Wisst-Schon-Wer gab, Folge geleistet, weil sie unter dem Imperius-Fluch standen. Aber hier wird's knifflig. Wie finden wir die heraus, die lügen?"
Die Klasse meldete sich nur zögerlich. Auch Neville hob seine Hand. June war überrascht.
„Longbottom nicht? Aufstehen."
Er kam Neville ganz nahe:
„Professor Sprosst sagte mir, du hättest eine besondere Begabung für Kräuterkunde."
Neville nickte zaghaft:
„Da ist noch der Cruciatus-Fluch."
Er versuchte, ganz entschlossen und sicher dabei zu klingen. Er sah Moody direkt dabei in die Augen, als er das sagte. Moody schrie auf:
„Korrekt! Korrekt! Komm, komm."
Neville folgte ihm ans Lehrerpult.
„Besonders grässlich, der Folterfluch. Crucio!"
Die Spinne quietschte auf. Es klang schrecklich. Sie wandte sich vor Schmerzen auf dem Tisch. Neville musste mit sich kämpfen, um zusehen zu können. Es setzte ihm Schmerz zu. June wollte aufstehen und ihrem Freund helfen. Doch sie wollte es nicht noch schlimmer machen.
Letztendlich war es Hermine, die allem ein Ende bereitete.
„Aufhören! Sehen Sie nicht, wie sehr Ihn das quält? Aufhören!"
Moody ließ tatsächlich von der Spinne ab. Das Tier beruhigte sich langsam wieder. Er setzte es auf seine Hand und kam auf Hermine und June zu.
June schluckte. Er setzte die Spinne auf Hermines Schulbuch:
„Vielleicht kannst du uns den letzten Fluch nennen, Miss Granger."
Hermine schüttelte den Kopf. Sie wollte gar nichts mehr sagen.
Moody hob seinen Zauberstab:
„AVADA KEDAVRA!"
Es war ein grüner Lichtblitz, der auf die Spinne schoss. Sie flog auf den Rücken und blieb reglos liegen.
June kam ihr früherer Traum in den Sinn. Sie hatte oft davon geträumt, wie sie im Schrank saß und ihren Vater sprechen hörte. Der Traum endete auch immer mit einem grünen Blitz.
Das musste also der Fluch sein, mit dem Ariano ermordet wurde.
Ihr gefror das Blut in den Adern.
„Es gibt nur einen, der diesen Fluch überlebt hat. Und er sitzt direkt unter uns."
Alle blickten zu Harry. June nicht. June schaute immer noch auf die tote Spinne. Sie blinzelte ihre Tränen weg. Vor Moody wollte sie sich nicht die Blöße geben und zu weinen anfangen.
Die Erleichterung kam, als die Stunde endlich zu Ende war. Sie strömten aus dem Klassenzimmer. June wollte Neville suchen, fand ihn aber nicht. Enttäuscht machte sie sich auf in die große Halle zu Maya und Blair. Beim Frühstück sprach sie kein Wort. Immer wieder musste sie an die Spinne denken und an Moody. Es bereitete ihr Bauchschmerzen. Ihr war es heute auch egal, dass sie ständig von allen Seiten angestarrt wurde. Die Schüler tuschelten und zeigten auf June.
Sie schaute erst auf, als durch das Fenster ein brauner Kauz erschien.
Alsonso.
Alonso flog direkt auf June zu und landete auf ihrem Kopf. Er hatte einen Brief im Schnabel.
Nur June wusste selbstverständlich, von wem dieser Brief war. Sie nahm ihn aus Alonsos Schnabel.
June Moreno
Kimberley hatte ja ziemlich schnell geantwortet. Sie öffnete den Brief. Es war keine Antwort auf ihren Brief, den sie geschrieben hatte. Aber er war von Kimberley:
Hallo Schätzchen,
Wie geht es dir? Ich hoffe gut. Ich wollte dir nur kurz Bescheid geben, dass du mir bitte keine Briefe schicken sollst. Das Ministerium fängt zurzeit die Eulen ab und es wäre zu riskant.
Bitte halte dich auch von diesen beiden Männern fern:
Igor Karkaroff und Bartemius Crouch.
Es ist mir zurzeit nicht möglich, dir zu erzählen, worum es geht und warum es dich betrifft.
Aber ich werde dich bald aufklären.
Bitte pass auf dich auf. Und wenn was ist, wende dich an Severus.
Wir sehen uns bald
In Liebe
Winterflügel
June las den Brief zweimal durch. Bei Merlins Bart! Sie schlug sich die Hände vor den Mund. Was war, wenn das Ministerium ihren Brief gefunden hatte?
Sie schlug den Gedanken gleich wieder weg. Sie durfte nicht vom schlimmsten ausgehen.
Sie steckte den Brief gleich in ihre Tasche, damit ihn keiner sah. Dann schlich sie sich aus der Halle.
Sie wollte nach unten zu Severus ins Büro. Als sie gerade anklopfen wollte, kam ihr ein Mann entgegen.
Igor Karkaroff kam direkt aus Snapes Büro. Seine Miene war finster und griesgrämig. Als er June sah, wurde er scheinheilig freundlich. Er machte einen Knicks:
„Ah, Moreno. Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag."
Er grinste sie mit seinen gelblichen Zähnen an. June wurde übel.
„Danke...Ihnen auch.", sagte sie zerknirscht.
„Mach dass du verschwindest, Igor. Auf der Stelle. Und scher' dich von meiner Tochter!", bellte Severus durch die Tür.
Eine Ader pulsierte auf seiner Stirn. Er war ziemlich wütend. Igor machte einen Schritt zurück und hob abwehrend die Hände:
„Schon gut, Severus. Ich mache nichts.", versicherte er mit seinem harten Akzent.
Dann floh er die Treppen hoch.
„Komm rein.", sagte Severus und lehnte sich an die Tür.
June trat in sein Büro. Snape schaute erst noch einmal links und rechts in die Kerkerflure, bevor er die Tür wieder schloss.
„Tee?", fragte er knapp und kühl.
June nickte. Snape ging ins Nebenzimmer und setzte den Kessel auf. June setzte dich währenddessen auf den Stuhl.
Sie erinnerte sich an letztes Jahr, wo er die Kiste ihrer Mutter auf dem Schreibtisch hatte. Von der Kiste hatte sie nie wieder etwas gesehen. Natürlich hatte sie Kimberley davon erzählt. Und auch von dem Tagebuch, was sie gelesen hatte. Ihre Mutter hatte schelmisch gegrinst:
„Du bist ein neugieriger, kleiner Fratz. Ganz wie dein Vater.", hatte sie gesagt und ihr in die Backe gezwickt.
Damit meinte sie Ariano. June wollte unbedingt wissen, wie es weiterging. Wie ihre Mutter und ihr Vater zusammengekommen waren. Aber sie erzählte ihrer Tochter nichts. Sie meinte, wenn sie älter ist, würde sie alles erfahren.
Die Seiten des Buches, die herausgerissen waren, hatte übrigens Kimberley selbst entfernt. Sie sagte June, dass sie angst hatte, dass das Buch in falsche Hände geraten würde. Und dort standen Sachen drin aus ihrer Schulzeit, die keiner wissen durfte.
Die einzige, die das gewusst hat, war Lily Evans Potter. Harrys Mutter.
Severus holte sie aus den Gedanken zurück. Er stellte ein Tablett auf den Tisch mit zwei Tassen und einer Kanne.
„Vorsicht, heiß!", raunte er. Dann setzte er sich June gegenüber.
„Moody hat uns heute die drei unverzeihlichen Flüche gezeigt.", erzählte sie ihrem Ziehvater.
Severus war zu ihrer Verwunderung wenig überrascht. Er antwortete nicht, sondern starrte sie unentwegt an.
June fasste neuen Mut:
„Er hat mich heute Morgen angesprochen. Er weiß, dass du mich aufgezogen hast."
„Das ist ja auch kein Geheimnis.", brummte er.
„Ja, das schon. Aber er sagte auch, dass er dich gerne in Askaban sehen würde."
Severus hob nicht einmal eine Augenbraue. Er bewegte sich gar nicht. Er saß vor ihr wie eine Skulptur.
„Warum?", fragte sie ihn.
Es dauerte, bis Snape anfing, etwas zu sagen. Er kräuselte die Lippen:
„Du wirst es sowieso erfahren. Also zeige ich es dir selbst."
Mit ernster Miene stand er auf und schob seinen Ärmel hoch. June stockte der Atem und ihr Puls beschleunigte sich. Sie traute ihren Augen nicht. Nein, das konnte nicht sein. Das war nicht die Wirklichkeit.
Severus hatte am rechten Arm das dunkle Mal. Zauberer und Hexen, die dieses Mal trugen, waren auf der dunklen Seite. Völlig unkontrolliert zitterte sie. Das war genau das Zeichen. Der Totenkopf mit der Schlange:
„Du bist ein Todesser.", keuchte sie lautlos. „Das....das ist nicht wahr."
„Ich WAR ein Todesser.", korrigierte er sie hart.
Dann schob er den Ärmel wieder runter und setzte sich wortlos. June konnte immer noch nicht glauben, was sie gesehen hatte.
Das war nicht wahr. Severus, ein Todesser. Severus, ein Todesser. Es lief wie ein Film in ihrem Kopf entlang. Immer wieder dachte sie diesen Satz.
Er war streng und manchmal unfair. Aber er war doch kein böser Mensch.
Das durfte nicht sein. Das konnte nicht sein.
„Ich weiß, was du jetzt denkst.", sagte er monoton.
Sie wachte aus ihrer Trance auf:
„Hast du ihm gedient?"
Sie wollte die Frage gar nicht aussprechen. Doch sie musste es fragen. Und sie hoffte auf ein nein.
„Ja, ich habe ihm gedient. Bis ich eines besseren belehrt wurde."
Er sah traurig aus.
„Deine Mutter hat mich da rausgeholt. Sie hat daran geglaubt, dass in mir etwas Gutes steckt."
Es klang eher abwertend und belustigt, wie er das sagte.
Das ärgerte June. Aber sie hörte ihm aufmerksam zu. Severus öffnete sich nicht oft. Und wenn er sich öffnete, dann hatte June immer das Gefühl, dass er jemanden brauchte, der einfach da war.
„In der Tat gehöre ich wahrscheinlich nach Askaban. Aber Dumbledore hat sich für mich eingesetzt. Damals. Deine Mutter und ich, wir haben uns nach der Schulzeit aus den Augen verloren. Sie ist Dumbledore sehr eng vertraut. Deswegen hat er sie auch auf eine Mission geschickt. Davor, als ich mich an den Schulleiter gewendet habe, um.....jemanden zu retten, den der dunkle Lord auf dem Gewissen hatte....da habe ich sie wieder getroffen. Sie war....sie war diejenige, die mir gezeigt hat, wo das Licht ist. Sie hat mir beigebracht, dass jeder eine zweite Chance verdient hat."
Es rührte sie zutiefst, als er das sagte.
"Eigentlich war das der einzige Grund, warum ich dich aufgezogen habe. Ich wollte meine Schuld begleichen. Ich habe meine Aufgabe damit erfüllt."
„Du wirst uns rausschmeißen, habe ich recht?", fragte sie ihn.
Er grinste:
„Wenn es nach mir ginge, gerne. Aber wenn ich das täte, wäre die jahrelange Bemühung umsonst gewesen. Deine Mutter würde nach 4 Sekunden umkippen."
Ihr entging nicht sein schiefes Lächeln. Er konnte so gemein sein.
„Aber bis es soweit ist, möchte ich dich darauf hinweisen, dass du kein Wort über uns verlierst. Auch nicht vor Potter. Weder über mich noch über Kimberley. Bis ich rausgefunden habe, wer deine Mutter verwandelt hat. Es ist wichtig zu wissen, wer hinter euch her ist. Ihr seid in außerordentlich großer Gefahr. Hast du das verstanden?"
June nickte.
„Hat es irgendwas mit Karkaroff und Crouch zutun?"
Severus war verwundert, als sie die beiden Namen nannte. Fasste sich aber gleich wieder:
„Igor und den anderen Durmstrangschülern wirst du nicht näher kommen. Sehe ich dich auch nur einmal mit Krum oder-„
„Schon verstanden.", murrte sie. „ich halte mich von denen fern."
Er sagte nichts. Mit dem Zauberstab zeigte er auf die Uhr:
„Du musst gehen, ich habe zutun. Wir sehen uns heute Abend in der großen Halle."
June war in Gedanken. Auf der einen Seite war sie erleichtert. Er hatte nicht davon gesprochen, dass er sie wegschicken würde. Das war nämlich ihre Angst gewesen. Dass sie von Kimberley getrennt werden würde. Auf der anderen Seite hatte sie etwas über ihn erfahren, was sie verunsicherte. Sie musste wieder an die Stunde denken. Bei Moody.
"Severus?"
Er schaute von seinen Büchern auf. June stand vor der Tür, hatte sie aber noch nicht geöffnet:
"Als du ihm gedient hast. Du-weißt-schon-wer.....hast du auch jemanden, naja....getötet? Oder gefoltert?"
"Nein.", sagte er ausdruckslos, "ich nicht. Aber ich habe es gesehen. Ich habe Menschen leiden und sterben sehen. Und ich möchte nicht, dass sich das wiederholt."
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