Die verlorene Schwester
„Du musst Maya verzeihen. Sie hat es gerade nicht so leicht."
Blair und June saßen in der großen Halle, um ihren letzten Test vor Weihnachten zu schreiben. Professor Snape hatte allen Häusern eine Abfrage zu Gegengiften aufgebrummt. Und da sie eine große Menge an Schülern waren, saßen sie alle bunt verteilt in der großen Halle und büffelten über ihren Büchern.
Es war ruhig, nur das Kratzen der Schreibfeder auf dem Pergament und die Schritte der Aufseher war zu hören.
Sie schlichen durch die Reihen und sorgten dafür, dass weder Abgeguckt noch gesprochen wurde. Verborgen hinter einem Buch stolzierte auch ihr gefürchtete Zaubertrankprofessor gemächlich durch die Reihen, um tuschelnde Schüler in die Schranken zu weisen.
June sah dabei zu, wie ihr Ziehvater den Kopf von Ron Weasley unsanft runter zu seinem Heft drückte, als dieser sich umgedreht und in die Halle gespäht hatte.
Irgendwie war es schon sehr verwunderlich, dass Professor Dumbledore seine Handgreiflichkeit duldete. Snape ging nie sanft vor.
Er schlug seine Schüler oft mit Büchern oder anderen Gegenständen.
Mit dieser Erfahrung könnte man meinen, dass er so auch in Junes Erziehung umgegangen sei. Das war tatsächlich nicht so gewesen. June konnte mit Glück zugeben, dass die Ohrfeige letztes Jahr das schlimmste war, was er ihr in ihrer ganzen Lebenszeit angetan hatte. Früher hatte er nie die Hand erhoben gegen sie. Er strafte sie nur mit hämischen Kommentaren und Ignorant. Bis zur Schulzeit. Im Unterricht verschonte er sie nicht mit seiner Grobheit. Er behandelte sie genauso ruppig wie die anderen aus Gryffindor.
June hatte ihm die damalige Ohrfeige verziehen. Doch vergessen hatte sie diese schmerzvolle Erfahrung nie.
Maya saß weit weg von ihnen. Zusammen mit Cho Chang paukten sie über ihren Aufsätzen, den Kopf auf den Händen gestützt. In der Tat sah Maya nicht besonders glücklich aus. Ihre Augenlider waren matt und dunkel. Ihre Haut hatte sich deutlich verschlechtert. Die Unreinheiten in ihrem Gesicht hatten wieder zugenommen. Ihr Haar war spröde und zerzaust. Es hatte den Glanz verloren. Maya sah wirklich ziemlich mitgenommen aus. Und obwohl June eigentlich guten Grund hatte, immer noch sauer auf sie zu sein, so fing sie an, sich ernsthaft Sorgen um das Mädchen zu machen.
Blair stieß einen großen, gequälten Seufzer aus.
Er hatte die Hand am Kinn und kratzte sich nachdenklich an seinen schmalen Lippen. Die buschigen Augenbrauen waren zusammengezogen.
Sein schwarzes Haar, was er dieses Jahr etwas länger trug, verfing sich immer wieder auf seiner Stirn. Mit der Hand fuhr er es immer wieder nach hinten, obgleich es widerspenstig immer wieder nach vorne wanderte und seine leicht gebräunte Haut zu kitzeln begann.
Blair sah ziemlich gut aus, fand June. Aber das war auch kein Wunder.
Blair achtete wirklich sehr auf sein Aussehen. Er trug immer sehr saubere Kleidung und benutzte täglich ein wirklich stark riechendes Aftershave.
Zudem trug er seine Frisur fast alle zwei Wochen anders.
Maya hatte Anfang des Jahres immer mal wieder angemerkt, dass Blair viel mehr Zeit im Bad verbrachte als die anderen Mädchen aus Ravenclaw. Natürlich sagte sie das, wenn Blair gerade nicht anwesend war. Es klang nicht gerade freundlich.
Er hätte es sicherlich nicht allzu schwer, eine Begleitung für den Ball zu finden.
Blairs Lächeln war sein größtes Markenzeichen. Blair lächelte wirklich viel.
Und immer, wenn er lächelte, hatte er nicht nur die niedlichsten Grübchen der Welt. Nein, er hatte ein Strahlen, was jeden Ansteckte, der in seiner Nähe saß. Die weißen, blanken Zähne passten nahezu perfekt.
Zu diesem Zeitpunkt aber lächelte Blair nicht. Er biss sich auf die Lippen. Seine sonst so grünen Augen wirkten dunkler als sonst und er nuschelte andauernd vor sich hin.
June sah zu, wie er fluchend immer wieder Wörter auf seinem Pergament mit seiner Feder durchstrich.
Sie blickte sich um. Snape hatte ihnen den Rücken zugewandt und war vertieft in eines der Bücher, welches ein Schüler abgegeben hatte. Mürrisch blätterte er die Seiten um.
Das verhieß eindeutig eine wohl ziemlich schlechte Note für den Autoren dieses Aufsatzes.
„Pssssssst Blair.", zischte June so leise wie es ging.
Blair blickte zu ihr. June linste noch einmal in Snapes Richtung, um sich auch wirklich sicher zu sein, dass er sie nicht erwischen würde.
Dann schob sie ihren Kopf zu ihrem Kumpel.
„Erwähne in deinem Aufsatz unbedingt den Bezoar.", säuselte sie.
Blair hob eine Augenbraue:
„Bezoar?"
June rückte noch ein wenig weiter zu ihm, um so lautlos wie möglich ihre Informationen zu teilen.
„Das ist ein Stein im Magen einer Ziege. Dieser Stein ist die schnellste und erfolgreichste Methode, um einen Vergifteten zu retten. Snape hat oft darüber gewettert, dass seine Fünftklässler in den ZAG's nichts über diesen Stein wussten. Das gibt dir einen Extrapunkt, das garantiere ich dir."
In dem Moment drehte sich Snape um und starrte direkt in Junes Richtung.
Ihr rutschte das Herz in die Hose. Ganz unschuldig tat sie so, als wolle sie Blairs Tintenfass benutzen und ragte deswegen mit dem Arm noch weiter zu seiner Seite.
Snape hob seinen Zauberstab. In ihrer Hand durchfuhr sie plötzlich ein kurzer Stromschlag.
„Auuuu!"
Fluchend zog sie ihren Arm zurück. Der Schmerz war aber noch erträglich. Sie wollte nicht wissen, was ihr geblüht hätte, wäre sie beim Quatschen erwischt worden.
Ein weiterer Zauber schleuderte sich in ihre Richtung und drückte Blair und June auseinander. Beim Rutschen auf der Holzbank merkte June, wie ihre Strumpfhose, die sie trug, an einem Holzsplitter hängen blieb und riss. Als sie an sich herunter sah, erkannte sie eine Laufmasche.
So ein Pech! Sie lief bis zu ihrer Wade hinunter.
Snapes Handeln hatte nicht den gewollten Erfolg. Blair fing an, hurtig zu schreiben. Das Kratzen der Feder nahm in den folgenden zehn Minuten kein Ende.
June grinste in sich hinein. Sie fuhr fort und ignorierte den Riss an ihrem Bein. Mit der Feder tunkte sie in ihr Tintenglas, welches mit nach links geflogen war und beendete ihren Absatz.
"...so ist es möglich, mit dem Verzehr dieser seltenen Pflanze, die Auswirkungen zu lindern. Ärztliche Hilfe sind für eine vollständige Heilung jedoch notwendig."
Zufrieden setzte June einen Punkt. Mit einem eleganten Schwung warf sie ihre Beine über die Holzbank und ging auf den Professor zu.
Gerade, als sie um das Ende der Sitzreihe bog, stolperte sie und fiel auf den steinigen Boden. Lautes Gelächter erfüllte den Raum:
„Pass besser auf, wo du hinläufst, Moreno!"
Malfoy! Er hatte ihr ein Bein gestellt. Pansy Parkinson kreischte beinahe vor Gelächter und Goyle ahmte sie mit einem verzehrten Gesicht nach.
"Oh Gott, seht euch das mal an.", spottete Pansy und zeigte auf Junes Strumpfhose.
Malfoy sah drauf und fing hämisch an, zu grinsen:
"Sogar zu blöd, sich anständige Klamotten anzuziehen. Wahrscheinlich hat sie dir dein dreckiger Muggelvater gekauft, bevor er von einem Stier zermalmt wurde."
Schnaufend erhob sie sich und tat etwas, was sie wahrscheinlich vor einiger Zeit nicht getan hätte. Sie schlug Draco auf den Hinterkopf. Und das mit voller Wucht. Malfoy machte ein entsetztes Gesicht. Damit hatte er wohl genauso wenig gerechnet. Unter dem Schwung fiel sein Kopf nach vorne auf den Tisch. Es gab ein lautes Knacken. Dann ein Wimmern und June sah, wie er sich die Nase hielt.
Lange freuen konnte sich June jedoch nicht über ihren Triumph. Snape kam auf sie zugeeilt. Mit einem kräftigen Griff zog er June von Draco weg:
„Moreno! Zehn Punkte Abzug für Gryffindor für Ihr gewalttätiges Verhalten gegenüber Ihren Mitschülern!", fauchte er.
June spürte, wie sich das Blut in ihrem Arm anstaute. So doll hatte Snape nie zugegriffen. Seine große Hand ragte einmal um ihren ganzen Arm herum und presste alles zusammen.
„Draco hat mir ein Bein gestellt.", verteidigte sie sich.
Aber Snape ignorierte ihre Beschwerde. Er zog ihr das Buch aus der Hand und fuhr sie an:
„Raus hier! Raus!", blaffte er sie an.
Das ließ sie sich nicht zweimal sagen. Sie kannte die ungerechte Behandlung gegenüber den anderen Häusern nur zu gut und es hatte keinen Zweck, darüber mit ihm zu diskutieren. Sie befreite sich und lief schnurstracks zu ihrem Tisch und warf sich ihre Tasche um.
Was würde das für ein Spaß werden auf dem Weihnachtsball mit diesem platinblonden, schmierigen Satansbraten.
Draußen wartete sie auf Blair, der nach ca. 20 Minuten die Türschwelle passierte.
Mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck ließ er sich neben June auf die Bank sinken:
„Du bist ja beinahe zu einem Feuerkobold transformiert. Seit wann lässt du dich von Draco Malfoy so provozieren?"
Und June erzählte ihm die ganze Geschichte. Wie Snape Ivan vergrault hatte und Draco zu ihrem Aufpasser montiert hatte.
Er verstand ihre Wut. Und er versuchte sie, aufzumuntern. Das war vergeblich:
„Immerhin sieht er gut aus.", sagte er schulterzuckend.
June traute ihren Ohren nicht. Entsetzt sah sie ihrem Kumpel an:
„Bitte was? Du findest, dass er gut aussieht?"
„Naja..."
Blair brauchte einen Moment, bis er antworten konnte. Offensichtlich bereute er seine Bemerkung.
„Ich meine nur. Er hätte dir auch Vincent Crabbe aufhalsen können. Und der ist bestimmt kein Wunschpartner in Sachen Tanz und Ästhetik."
„Aber das hätte wiederum den Vorteil, dass ich den ganzen Abend für mich hätte, weil er nur Augen auf das Buffet hätte und sich so zu dröhnen würde, dass er wahrscheinlich von seinen Freunden mit Bauchschmerzen noch vor halb elf ins Bett getragen wird."
Auf diesen außerordentlich passenden Konter fielen sie beide in ein kurzes Lachen.
Sie beruhigten sich schnell wieder, als auch Draco mit seinem Gefolge die Halle verließ.
June musste fest zugeschlagen haben. Draco hatte ein weißes Tuch um die Nase und wurde von Pansy Parkinson in den Krankenflügel gebracht. Offensichtlich hatte Snape sich nicht die Mühe gemacht, seine Verletzung zu versorgen. June lehnte sich erschöpft an Blair.
Er legte einen Arm um sie und streichelte ihre Schulter. Es tat gut, mit ihm Zeit zu verbringen. Sein Ruhepol war das, was June immer wieder genoss.
„Mit wem gehst du eigentlich zum Ball?", fragte June neugierig ihren besten Freund.
Es schien für einen Moment, als hätte sie Blair mit dieser Frage in einer offenen Wunde getroffen. Der Ravenclawjunge fuhr sich kurz durch sein Haar, ehe er antwortete:
„Ich werde nicht zum Ball gehen. Meine Eltern sind gerade in London und ich fahre über Weihnachten zu ihnen nach Hause."
Jemand, der freiwillig den Ball verpasste. Sie hatten die Wahl, ob sie teilnahmen oder nach Hause fuhren. Aber das tat kaum jemand. Ab der Vierten Klasse war es ihnen gestattet, dieses einmalige Ereignis mitzuerleben.
June kannte Blair. Er liebte das Feiern. Er liebte auch Musik und das Tanzen. Er wäre doch der Letzte gewesen, der sich sowas entgehen lassen würde.
Nach kurzer Zeit kam auch Maya auf sie zugestürmt.
Ihre ehemalige beste Freundin blieb irritiert vor ihnen stehen. Unschlüssig, ob sie zu ihnen hingehen sollte oder nicht.
June und Blair fuhren sofort auseinander. Maya sagte nicht einmal „Hallo" zu June. Sie ignorierte den Lockenkopf. Die Ravenclawschülerin tat so, als würde sie June überhaupt nicht kennen. Als wäre sie eine Fremde.
Das verletzte die junge Moreno sehr. Und auf der anderen Seite fand sie diese Aktion äußerst kindisch.
„Hast du Georgina irgendwo gesehen?", fragte sie Blair hektisch.
„Nein, ist sie immer noch nicht aufgetaucht?"
Maya schüttelte den Kopf.
„Cho hat sie gestern Mittag das letzte Mal gesehen. Sie ist auch nicht im Schlafsaal gewesen. Ich mache mir Sorgen. Das sieht ihr überhaupt nicht ähnlich."
„Hmmm."
Blair rieb sich mit der Handfläche über die Augen.
„Warst du schon bei Professor Flittwick?"
„Nein, aber da wollte ich gerade hin. Und ich will, dass du mitkommst."
Blair zögerte kurz und sah zu June. Aber Maya kam ihm zuvor:
„NUR du! Du allein, Blair!"
June konnte das nicht fassen. Das tat Maya doch gerade nicht wirklich. Sie klammerte Blair an sich und schubste June aus der jahrelangen Konstellation ihrer Freundschaft. Es machte sie sprachlos.
Ihre Kinnlade klappte runter. Blair sah sie entschuldigend an. Aber er ging mit ihr mit. Sie verschwanden die Treppe hinauf und June blieb alleine zurück.
Mit den zusammengepressten Lippen schluckte sie ihre aufkeimende Wut hinunter.
Dann nahm sie ihre Tasche und machte sich auf in die Kerker. Sie brauchte ihre Mutter. Jetzt!
Heute brauchte June gar nicht zu klopfen. Sie schlenderte gerade die Stufen hinab, als sie eine große, schlanke Gestalt entdeckte.
Kimberley trug schwarze Stiefel und einen erdgrünen, langen Reisemantel. Ihre blonden Haare fielen heute besonders auf. Sie waren ziemlich fluffig und verteilten sich großzügig auf ihrem drahtigen Kreuz. Eine einzige Spange hielt sie zu einem Pferdeschwanz zusammen. Sie sahen so zum verleiten weich aus. June hätte sie gerne angefasst.
„Hallo Mum.", rief sie erfreut.
Kimberley drehte sich zu ihr um. Und June erschrak. Zwei blaue Augen sahen sie aus einem verunstaltetem Gesicht an. Ihre Mutter hatte überall Schorf und Schrammen im Gesicht. Über dem Auge, am Kinn, an den Wangen. Die Lippen waren trocken und rissig. Die Haut fahl und rau. Nichts war mehr von den weichen, jungen Porzellanwangen zu sehen.
„Hallo mein Schatz.", sagte sie mit ihrer engelswarmen Stimme.
„Was ist mit deinem Gesicht passiert?"
June versuchte nicht, drum herum zu reden. Sie sagte direkt, was sie dachte. Wie sie es immer tat, wenn sie bei ihrer Mutter war. Kimberley versuchte, zu lächeln. Aber es war kein sonst so strahlendes Lächeln. Es war müde und so zaghaft, dass nicht einmal die gewöhnlichen Grübchen in ihren Mundwinkeln erschienen:
„Ich habe einen Unfall gehabt bei einem Experiment", gab sie an.
June wusste nicht, ob sie das glauben konnte. Kimberley zog die Wangen ein, als sie das sagte und rieb sich nervös an ihrem Arm.
Sie log. June wusste das, weil sie genau das gleiche tat, wenn sie selbst ihre Wahrheit verbog.
Das waren die Eigenschaften, an denen Maya sie unter anderem entlarvte. Und es war erschreckend, wie ähnlich sie ihrer Mutter tatsächlich war.
Alle sahen doch immer nur eine Reinkarnation ihres verstorbenen Vaters in ihr.
„Wolltest du etwas bestimmtes von mir?"
June spürte ihren Blick auf ihr ruhen.
„Ich, ähm...", stammelte sie. „Ich wollte gerne mit dir eine Tasse Tee trinken, wenn möglich. Ist es gerade schlecht?"
„Ja, sogar sehr.", meinte Kimberley mit einem zerknirschten Gesichtsausdruck. „Ich wollte gerade zu Professor Dumbledore."
„Achso..."
Enttäuscht sah die Schülerin zu Boden. Ihre Zuversicht, gleich mit einer dampfenden Tasse ihr Herz der Person ausschütten zu können, der sie am meisten vertraute, war dahin.
Eine Hand auf ihrer Schulter holte sie zurück:
„Du kannst mich gerne zum Büro begleiten, wenn du das möchtest. Ich bitte dich nur, so zu tuen, als sei ich eine Angestellte aus dem Ministerium. Ich will kein Aufsehen erregen.", sagte sie und setzte sich darauf eine schwarze Brille und eine Baskenmütze auf, in der sie ihre Haare versteckte.
June war erst etwas perplex. Aber sie stimmte zu. Und so machten sie sich auf zu Professor Dumbledore.
Die Verkleidung war nicht sonderlich schlecht. Zwar sahen die Schüler und auch einige Lehrer ab und zu in ihre Richtung, doch wirklich zu kümmern schien es niemanden. Bis Argus Filch ihren Weg kreuzte:
„Hey, Sie! Stehen bleiben! Stehen bleiben habe ich gesagt!!!"
Eilig hastete er herbei mit seiner Katze im Arm. Mrs. Norris fauchte wütend, als sie June entdeckte. Filch sah feindselig in Kimberleys Augen.
Kimberley aber blieb ruhig. Sie stand mit gelassener Miene dort und wartete darauf, dass Filch etwas sagte.
„Nur die Schüler dürfen das Schulgelände betreten, mit Ausnahme von-„
„Ich bin auf dem Befehl von Professor Dumbledore hier. Er wünscht mich, in seinem Büro zu sehen."
Filch war empört, als er unterbrochen wurde. Mit bebenden Lippen und gefährlichen Augen sah er ungläubig die große Hexe an.
„Können Sie sich ausweisen?", knurrte er ihr entgegen.
„Nein, das kann ich nicht.", meinte Kimberley schnippisch.
„So mein liebes Fräulein, seien sie bloß nicht so frech zu mir.", murrte er und hob den Finger. Doch er wurde sogleich unterbrochen:
„Argus, lassen sie meinen Gast bitte eintreten. Es ist in Ordnung, sie ist eine gute Freundin."
Albus Dumbledore kam die Stufen hinunter. Er hatte ein freundliches Gesicht aufgesetzt. Die Augen hinter der Brille spiegelten die Jugend aus ihm heraus. Seine Falten und sein langer weißer Bart war nur die Hülle des innerlich junggebliebenen Zauberers.
Zu Filchs und auch Junes Verwunderung nahm er Kimberley in die Arme:
„Hallo, Muriel. Schön, Sie hier zu sehen. Es ist eine Ewigkeit her, und Sie sind immer noch so schön wie damals."
Er küsste ihren Handrücken. Auch Kimberleys Gesicht war Verwunderung abzulesen. Doch sie bemühte sich, das Spiel mitzuspielen.
„Die Freude liegt ganz meinerseits, Albus."
Filch fühlte sich überflüssig. Sein Gesicht lief rot an. Er mochte es überhaupt nicht, wenn man ihn ignorierte. Stets versuchte er sich, zu beweisen und für Recht und Ordnung zu sorgen. Doch das einzige, was er wieder erntete, war Missbilligung und Ignoranz.
Knurrend sah er dem Schulleiter hinterher, wie er Kimberleys Arm nahm und sie die Stufen hinaufführte. Dann drehte er sich um:
„Moreno, begleiten Sie uns doch ein Stück. Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie die Schulführung fortsetzen würden. Unser Gast und auch ich sind sehr begierig auf unterhaltsame Geschichten über ihren Schulalltag in Hogwarts."
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro