Déjà-vu
Kimberley.....
Du hast einen Muggel getötet. Er hat dir wehgetan. Er hat es verdient.
Kimberley.....
Es war vorbestimmt, dass du den Weg des Morenojungen kreuzen würdest
Kimberley.....
Es war kein Zufall. Es sollte so sein. Und nun ist es vollbracht. Das magische Kind ist geboren. Sowie es die Prophezeiung besagt hat. Der Muggel hat seinen Zweck erfüllt. Er musste sterben.
Kimberley.....Kimberley, die von ihren eigenen Eltern verkauft wurde......Kimberley, die eine bessere Mutter sein wollte.....besser sein wolltest du, Kimberley.....besser.....doch du bist SCHLIMMER!
Kimberley schrak auf. Um sie herum war es dunkel. Sie hörte ihr Herz schlagen. Was war das gewesen? Diese Stimme...Wo war sie?
Schwer atmend setzte sie sich auf und sah sich im Zimmer um. Auf ihren Beinen lag eine dünne Decke. Zum Glück... es war nur wieder einer ihrer Albträume gewesen, welche sie Nacht für Nacht heimsuchten. Sie machte sich solche Sorgen um June. War es richtig von ihnen gewesen, sie einzuweihen? Konnte sie mit der Situation wirklich umgehen? Sie war doch noch ein Kind. Kimberley hatte sie vor Unheil bewahren wollen. Aber sie waren June die Wahrheit schuldig. Sie hatte es früher als Jugendliche selbst gehasst, wenn man sie anlog. Mit der direkten Wahrheit konnte man letztendlich besser umgehen, als damit, ein leben Lang betrogen zu werden. Es musste die richtige Entscheidung gewesen sein. Ganz sicher.
Sie lauschte in den Raum hinein und hörte ein gleichmäßiges Atmen. Durch das Fenster leuchtete das Licht des Mondes hindurch und trafen direkt auf ein Bett, was mitten im Raum stand. Dort lag Severus Snape. Und er schlief.
Kimberley war in seinem Schlafzimmer unten auf dem Boden und hatte bis eben unter einer feinen Decke geschlafen. Diese lag jetzt neben ihr und war vollkommen zerknüllt. Leise stand sie auf und tapste zu dem Bett des Tränkemeisters.
Severus sah im Schlaf so sorgenfrei und unbeholfen aus. Kimberley musste bei dem Anblick lächeln. Seine schwarzen Haare waren teilweise über seiner Stirn verteilt. Sie strich mit einem Finger zärtlich eine Strähne von seiner fahlen Haut, um sein Gesicht besser sehen zu können.
Severus schlief tief und fest. Kimberley schreckte dennoch zurück. Denn sie meinte, dass er kurz aufgehört hätte, zu atmen. Sie wartete ab, aber Severus rührte sich nicht. Erleichtert seufzte sie lautlos auf. Sie wollte sich nicht ausmalen, was er für eine Laune bekommen würde, wenn er sie bei Nacht in seinem Schlafzimmer erwischen würde. Das waren seine privaten Räume. Sie durfte nur in Ausnahmefällen hier herein.
Warum war sie dann eigentlich hier? War sie hier reingeschlichen und hatte sich heimlich auf den Boden gelegt? Warum hätte sie das tuen sollen? Vielleicht war der Kamin in seinem Büro ausgegangen und sie hatte ihn nicht mehr alleine anbekommen. Schließlich besaß sie immer noch keinen Zauberstab. Momentan war es Nachts immer noch ziemlich kalt. Bestimmt war das der Auslöser gewesen. Kimberley wollte sich nicht weiter darüber den Kopf zerbrechen. Sie war müde. Vorsichtig nahm sie die Decke in die Hand und ging zur Tür. Sie wollte sie leise öffnen und unbemerkt hindurch schlüpfen. Doch sie stoppte.
Hinter der Tür, sie war nie ganz schalldicht gewesen, konnte sie etwas hören. Es waren hektische Schritte. Wer konnte das sein? June?
Ganz vorsichtig schob die Hexe die Tür einen klitzekleinen Spalt auf. Sie konnte eine schwarze Gestalt entdecken. Der Silhouette nach zu urteilen war es ein junger Mann. Die Gestalt durchsuchte ein Regal. Öffnete wahllos Schranktüren, um sie im nächsten Moment wieder zuzuschlagen. Der Fremde schien irgendwas zu suchen. Er war ziemlich aufgebracht und nervös. Was sollte sie jetzt tuen? Sollte sie Severus wecken?
Plötzlich packte Kimberley jemand an der Schulter. Sie drehte sich um und berührte mit ihrer Nase die Nasenspitze eines anderen. Ihre Augen starrten in die rabenschwarzen Augen von Severus Snape.
Snape trug nur einen grauen Mantel und hatte seinen Zauberstab in der Hand. Mit dem Zeigefinger auf den Lippen formte er einen lautlosen Befehl, still zu sein.
Kimberleys Herz raste schnell. Er hatte doch nicht geschlafen. Wann war er wachgeworden?
Sie vergaß für einen Augenblick den Moment, denn seine Nasenspitze war immer noch an der ihren. Er war so nah bei ihr, dass sie seinen Geruch einatmen konnte. Sie konnte seinen warmen Atem auf ihrer Wange spüren. Für einen Augenblick sahen ihre Augen hinab zu seinen Lippen. Snape jedoch entfernte sich, schob sie zur Seite und hechtete durch die Tür in sein Büro.
Mit erhobenem Zauberstab schaute er umher. Doch da war niemand. Der Fremde war geflohen.
„Der Fluch ist aufgehoben. Jemand ist eingebrochen.", knurrte er.
„Du belegst dein Büro mit einem Fluch?"
Kimberley verstand nicht ganz, wovon er sprach. Snape drehte sich zu ihr um. Der Zauberstab leuchtete ihr direkt ins Gesicht. Sie musste sich die Hand vor die Augen halten, um nicht geblendet zu werden.
„Ja, und das hat seine Gründe. Komm mit."
Kimberley konnte nicht schnell genug reagieren, da hatte Snape sie schon an ihrem Handgelenk gepackt und sie mit sich gezogen. Irgendwo im Schloss schrie jemand. Sie hörte lautes Gewimmer und Geheule. Snape lief weiter. Kimberley wehrte sich. Sie hatte nichts weiter an, als ein rotes Spitzennachthemd.
„Severus, warte.", bettelte sie.
Snape ignorierte sie. Mit schnellem Schritt rannten sie den Korridor entlang. Kimberley konnte kaum Schritt halten. Sie stolperte zwei Mal über den Teppichboden. Snape blieb nicht stehen. Er lief immer weiter. Die Hand um ihr Gelenk war immer noch fest. Irgendwie fühlte sie sich auch angenehm warm an. Wenn da doch nur nicht diese Quetschung wäre, die das Blut zwischen den Venen anstauen ließ.
Schließlich kamen sie an einer Treppe an. Das Gebäude war erhellt von den Fackeln an den Wänden und oben auf der Treppe war Argus Filch.
Der Hausmeister schlug einen Wandteppich an der Wand zur Seite. Ärgerlich grummelte er vor sich hin. Der Morgenmantel ragte über seinen Buckel hinweg und war so lang, dass er auf dem Boden schliff.
„Filch? Was ist hier los?", rief Severus zornig und kam am Treppenansatz zum stehen.
Der Hausmeister drehte sich zu ihnen um. In der Hand hatte er einen goldenen ovalen Gegenstand.
„Es ist Peeves, Professor.", murrte Filch völlig außer sich und hielt ihnen das goldene Etwas entgegen. „Er hat dieses Ei hinuntergeworfen."
Severus lies nun endlich Kimberleys Handgelenk los. Er hechtete die Treppe hinauf ohne sich um sie zu kümmern. Kimberley rieb sich mit der anderen Hand über die schmerzende Stelle, die er eben noch umgriffen hatte und folgte ihm auf leisen Sohlen. Sie stellte sich neben den Professor und betrachtete ebenfalls das goldene Ei. Filch musterte sie abschätzend. Seine Blicke fühlten sich unangenehm für sie an und für einen kurzen Moment glaubte sie, dass der Hausmeister sie erkennen würde. Doch er sagte kein Wort. Snape nahm es nicht wahr. Er war zu sehr mit dem Geschehen an sich beschäftigt.
„Peeves? Aber Peeves konnte nicht in mein Büro.", säuselte er leise und hob skeptisch seine Augenbraue.
„Dieses Ei war in ihrem Büro, Professor?"
„Natürlich nicht, ich hab Gepolter und Gejammer gehört.", knurrte Severus den Hausmeister an.
„Ja Professor. Das war das Ei. Ich wollte kurz nachschauen, was los ist. Peeves hat es runtergeworfen, Professor. Und als ich am Büro vorbeikam, sah ich, dass die Fackeln brannten und eine Schranktür offen stand. Jemand hat es durchsucht, aber Peeves konnte nicht-„
„Ja, das weiß ich auch, Filch. Ich besiegle mein Büro mit einem Fluch, den nur ein Zauberer brechen kann. Ich möchte, dass sie mir bei der Suche nach dem Eindringling helfen, Filch.", bellte Snape ungehalten.
Filch wich unterwürfig zurück und umklammerte das Ei in seiner Hand.
„Ja Professor. ....Die Sache ist die, Professor.... Diesmal wird der Direktor auf mich hören müssen. Peeves hat einen Schüler bestohlen! Das wäre meine Chance, ihn ein für alle mal aus dem Schloss rauswerfen zu lassen."
Kimberley erinnerte sich an ihre Schulzeit. Der alte Halunke mit seiner rotäugigen Katze war schon immer drauf und dran gewesen, den Poltergeist aus Hogwarts zu verbannen. Filch hatte aber nie genügend ausschlaggebende Gründe gehabt, die Dumbledore dazu veranlasst hätten, Peeves aus dem Schloss zu verbannen.
Auf Snapes Stirn hatte sich wieder eine Ader gebildet. Er war wütend. Richtig wütend.
„Filch, dieser vermaledeite Geist ist mir verdammt noch mal völlig egal. Ich muss mich um mein Büro-„
„Was haben wir denn hier? Ne Pyjamaparty?"
Alle drei drehten sich beinahe gleichzeitig um. Kimberley erkannte am Treppenaufgang einen Mann in einem grünen Reisemantel. Er stützte sich auf einem Stock und hatte ein Stirnband mit einem Auge über seinem Gesicht.
Alastor Moody. Der ehemalige Auror aus dem Ministerium.
Filch war der erste, der reagierte.
„Professor Snape und ich haben Lärm gehört, Professor. Peeves, der Poltergeist, hat mal wieder Sachen durch die Gegend geworfen. Und dann hat Professor Snape entdeckt, dass jemand in seinem Büro-„
„Mund halten!", knurrte Snape den Hausmeister an.
Moody kam auf seinem Gehstock die Treppen hinauf gehinkt.
Sein Bein machte ein klapperndes Geräusch. Und in den Fackeln sah Kimberley das verholende Grinsen in seinem vernarbtem Gesicht. Ja, Moody grinste ihr widerlich entgegen. Ihr gefror das Blut in den Adern. Er sah fürchterlicher aus, als auf den vielen Fotos im Tagespropheten einer vergangenen Zeit.
„Guten Abend, Frau Moreno. Ich dachte mir schon die ganze Zeit, dass an den Gerüchten Ihrer Entführung nichts dran ist.", wisperte er gefährlich.
Kimberley schluckte und wusste nicht, was sie tuen sollte. Schüchtern stellte sie sich hinter Severus. Alastor Moody war ihr unheimlich.
„Wir werden uns doch nicht verstecken, Süße.", lachte der Auror mit seiner rauchigen Stimme.
Vor Severus blieb er stehen. Kimberley lugte vorsichtig an Snape vorbei und konnte beobachten, wie das künstliche Auge sich hoch und runter bewegte. Es musterte Severus ganz genau.
„Habe ich richtig gehört, Snape? Jemand ist in ihr Büro eingebrochen?"
„Das ist unwichtig.", entgegnete Snape.
„Im Gegenteil. Es ist sehr wichtig. Wer sollte den in Ihr Büro einbrechen wollen?"
Moody ließ nicht locker. Er stützte sich auf seinem Stab ab und erwartete eine Erklärung.
„Ein Schüler würde ich vermuten? Das ist schon öfter vorgekommen. Zaubertrankzutaten sind aus meinem persönlichen Vorratsschrank verschwunden. Schüler, die verbotene Mixtouren ausprobieren. Mit Sicherheit-„
„Waren die also auf Trankzutaten aus? Sie verstecken nicht zufällig etwas in ihrem Büro? Oder irgendjemanden?"
Wieder lugte Moody um Severus herum auf Kimberley. Severus stellte sich nun selbst direkt vor die Frau und versperrte ihr dabei die Sicht. Schützend umklammerte er ihren Körper mit seinen Armen.
„Sie wissen, dass ich nichts verstecke. Da sie mein Büro ja selbst gründlich durchsucht haben.", zischte Snape ganz leise und bedrohlich.
„Das Vorrecht eines Auroren, Snape. Dumbledore sagte, ich soll ein Auge auf-„
„Dumbledore vertraut mir. Ich weigere mich, zu glauben, dass er sie angewiesen hat, mein Büro zu durchsuchen."
Kimberley meinte zu hören, wie Moody in sich hinein grinste. Da sie immer noch dicht an Snapes Rücken stand spürte sie, wie der ehemalige Todesser all seine Muskeln anspannte.
„Natürlich traut Dumbledore Ihnen. Verliert nie den Glauben an das Gute in Zauberer. Habe ich Recht, Moreno?"
Damit sprach er wieder Kimberley an. Snape drückte Kimberley noch dichter an sich und drehte sie an die Wand, damit Moody nicht an sie ran konnte. Der Ex-Auror ließ sich aber nicht davon abhalten, weiter auf ihnen herumzuhacken:
„Ihr gebt jedem eine zweite Chance. Ich aber sage, es gibt Flecken, die gehen nicht mehr heraus. Snape, Flecken die nie wieder rausgehen. Sie wissen wovon ich rede?"
Snapes rechte Hand entfernte sich von Kimberleys Schulter. Sie sah von hinten, wie er seinen linken Arm umfasste. Den Arm, wo er das dunkle Mal besaß. Gehässig lachte Alastor Moody auf. Kimberley fasste beruhigend mit der Hand auf Severus Arm. Augenblicklich entspannte er sich etwas. Die Anspannung im Oberkörper des Tränkemeisters blieb aber aufrecht.
„Gehen Sie schlafen, Snape.", murrte Moody den Professor an.
„Sie sind nicht befugt, mich herumzukommandieren. Ich habe genauso das Recht, wie sie, nach Einbruch der Dunkelheit in der Schule Wache zu stehen."
Kimberley erkannte Moodys Vorhaben. Er wollte Severus provozieren. Oh, bei Merlins Bart! Was würde passieren, wenn sie sich vor Filch noch zusammen duellierten?
„Dann wachen sie woanders. Ich freue mich, Sie eines Nachts in einem dunklen Korridor zu treffen. Übrigens, Sie haben was verloren."
Snapes Blick wanderte nach rechts unten. Kimberley folgte seinem Blick.
Auf der Treppenstufe lag ein aufgefaltetes Stück Pergament. Es sah aus, wie eine Landkarte. Ihr ging ein Licht auf. Das war nicht irgendeine Karte. Sie kannte dieses magische Schriftstück. Die Karte des Rumtreibers! Wie um alles in der Welt kam es hierher?
Severus schien sie auch zu erkennen. Seine Miene veränderte sich und er streckte seinen Arm nach der Karte aus. Doch Moody war schneller.
„Accio Pergament!"
Die Karte flog Snape direkt vor der Nase weg. Sie landete in Moodys Händen. Kimberley sah dies, da sich Severus gebückt hatte, um die Karte aufzuheben. So hatte sie freie Sicht auf Alastor Moody.
„Mein Fehler. Die gehört mir. Muss sie vorhin fallen gelassen haben.", meinte Moody völlig gelassen.
Snape hatte sich wieder aufgerichtet. Des Tränkemeisters düstere Augen schnellten vom Ei in Filchs Armen zum Pergament in Moodys Hand. Dann veränderte sich etwas in seinem Gesicht. Er zählte eins und eins in seinem Kopf zusammen. Und dann knurrte er leise: „Potter!"
Kimberley zuckte bei diesem Namen zusammen. Sie griff nach Severus Arm:
„Sev, James ist -„
„Wie bitte?", mischte sich Moody ein und übertönte dabei Kimberleys Worte.
„Potter!", bellte Snape und sah suchend die Treppe hinauf.
"Dieses Ei gehört Potter. Dieses Pergament gehört auch Potter. Ich hab es schon einmal gesehen. Ich erkenne es wieder! Potter ist hier! Potter in seinem Tarnumhang!"
Wie besessen schlich Snape die Treppen hinauf und tastete wie ein Blinder durch die Luft. Kimberley wollte hinterher. Doch Moody hielt sie fest.
„Da gibt's nichts zu suchen, Snape. Aber ich werde umgehend dem Schulleiter berichten, wie schnell sie an Harry Potter gedacht haben.", rief Moody Severus hinterher.
Snape hielt inne.
„Was soll das heißen?", fragte er, ohne sich umzudrehen.
„Das soll heißen, dass Dumbledore sehr erpicht darauf ist, zu erfahren, wer es auf den Jungen abgesehen hat. Und das gilt auch für mich, Snape. Da bin ich sehr neugierig."
Stille trat ein. Keiner sagte ein Wort. Kimberley schloss die Augen und atmete lautlos in sich hinein. Moody war auf der völlig falschen Fährte. Und natürlich hatte sie vergessen, dass Lilys Sohn ja mit June in einem Jahrgang war. Ihn hatte Severus gemeint. Nicht James.
"Ich dachte nur, dass Potter sich des Nachts wieder im Schloss rumtreibt, das ist nämlich eine dauerhafte Angewohnheit von ihm, dann sollte man ihm Einheit gebieten. Zu seiner eingehenden Sicherheit."
Snape hatte sich nun doch umgedreht. Er kam die Stufen wieder hinunter und blickte Moody mit eiskalten Augen an. Moody lies Kimberleys Arm auf der Stelle wieder los und stellte sich direkt vor Severus.
"Ah, verstehe. Ihnen liegt nur Potters Wohl am Herzen."
Mrs. Norris stieß ein lautes Maunzen aus. Snape und Moody starrten sich noch eine Weile an wie zwei Hunde, die sich nicht einigen konnten, wer der Chef war. Snape gab schließlich irgendwann nach.
„Ich werd mich jetzt wieder hinlegen.", raunte er.
„Das ist die beste Idee, die sie heut hatten.", spottete Moody.
Severus griff erneut nach Kimberleys Hand.
„Komm, wir gehen."
Kimberley tat wie er ihr befohlen hatte. Doch bevor sie runtergingen, hielt Moody sie noch einmal zurück. Erschrocken sah sie in seine Augen:
„Lauf, solange du noch kannst", raunte er ihr entgegen.
Kimberley sah an seinem Mundwinkel seine Zungenspitze. Sie schnellte hervor und schnalzte.
Für einen Moment war ihr so, als hätte sie ein Déjà-vu. Irgendwo hatte sie das schon mal wo gesehen. Aber sie konnte sich nicht mehr erinnern, wo.
Snape riss sie mit sich und sie liefen die Treppen wieder hinunter, zurück in sein Büro. Erst als sie den Korridor wieder erreicht hatten und Moody aus der Sichtweite war, wurde er langsamer.
Er öffnete die Bürotür und stieß Kimberley unsanft hinein.
„Dieser elende Hund.", knurrte er und ging zurück in sein Schlafzimmer.
Kimberley blieb im Eingangsbereich stehen. Sie war immer noch völlig durch den Wind. Würde das Konsequenzen für sie haben? Alastor Moody hatte sie erkannt. Argus Filch hatte sie gesehen.
Was geschehen war, war geschehen. Sie konnte sich nicht ewig verstecken. Aber es war höchste Zeit, das Zepter wieder in die Hand zu nehmen.
Sie brauchte einen neuen Zauberstab. Sie musste wieder lernen, sich zu verteidigen. Sie musste kämpfen können, wenn es soweit war. Sie hatte eine Tochter, die sie beschützen musste.
Snapes Stimme drang durch den Raum:
"Wo bleibst du?"
"Ich komme.", entgegnete Kimberley nur schüchtern.
Snape stand in der Türschwelle seines Schlafzimmers. Er starrte sie von oben herab an. Das kalte in seinen Augen war undefinierbar.
"Du kannst dich zu mir legen, im Büro ist es für dich zu kalt.", sagte er nur knapp und ging zurück ins Zimmer.
Kimberley schaute ihm verwundert hinterher. Was hatte er gerade gesagt? Snape bot ihr an, das Bett zu teilen? Sie legte den Kopf schief. Das war doch bestimmt ein Test! Er wollte sie testen, um sie wieder im nächsten Moment verhöhnen zu können.
Snape hatte sich auf das Bett gesetzt. Er reichte ihr die Hand:
"Jetzt steh dort nicht so rum, komm. Ich bin müde."
Zögerlich trat sie auf ihn zu und nahm seine Hand. Severus zog sie zu sich auf das Bett. Dann legte er sich auf die andere Seite, löschte das Licht und legte sich zurück in die Kissen.
Kimberley folgte ihm und huschte unter die Decke. Sie war angenehm warm. Es war himmlisch, endlich wieder etwas weiches unter dem Rücken zu haben. Als Wolf hatte sie es nicht gestört, auf festem Untergrund zu schlafen. Da hatte sie ja auch das kuschelige Fell um sich herum gehabt. Doch so als Mensch war es etwas anderes. Man war nicht mehr so robust. Man war verletzlicher. Sie seufzte in die weißen Laken hinein. Es roch nach Thymian.
"Wag es ja nicht, dich im Schlaf an mich ranzukriechen. Sonst schicke ich dich raus.", knurrte Snape.
Sie lächelte:
"Einverstanden. Danke Sev."
Sie drehte ihm den Rücken zu und fühlte sich sicher und Geborgen. Sie wusste es ja schon immer: Severus war tief in seinem Innern ein guter Mensch. Er hatte das Herz am rechten Fleck. Und das unterschied ihn von all den anderen Todessern.
Sie hatte es immer bedauert, dass erst Lily sterben musste, damit Snape erkennen konnte, was Voldemort für ein fürchterlicher Tyrann war. Aber er hatte ihm den Rücken zugekehrt und sich Dumbledore angeschlossen. Seine Tat zählte.
Andere mögen ihm nicht trauen, so wie Alastor Moody. Weil sie nicht verstanden, was er alles durchmachen musste. Denn sie hatten nie den Versuch gestartet, ihn richtig kennenzulernen.
Wenn sie Severus Snape wirklich kennen würden, dann wüssten sie, dass er für das Gute einstand. Dass er seine früheren Taten bereute und alles versuchte, um Lilys Sohn zu beschützen.
Er hatte alleine ihre damals dreijährige Tochter aufgezogen. Severus Snape war viel mehr, als ein kaltblütiger Todesser. Und eines Tages, das wusste sie, würden sie es verstehen...
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