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Familie Scamander


Massenausbruch aus Askaban

Wir bestätigen, dass gestern früh bei einem Massenausbruch aus Askaban zehn Häftlinge entkommen sind.

Natürlich wurde der Muggel-Premierminister von der Gefahr in Kenntnis gesetzt. Wir haben den starken Verdacht, dass hinter der Planung des Ausbruchs ein Mann steckt, der persönliche Erfahrungen mit der Flucht aus Askaban hat. Der berüchtigte Massenmörder Sirius Black. Cousin der flüchtigen Gefangenen Bellatrix Lestrange.


Die Schlagzeile sorgte am Dienstag für großes Aufsehen. Es war das Gesprächsthema in der Hogwartsschule. Lehrer und Schüler diskutierten gleichermaßen über dieses Thema. Beim Essen, auf den Gängen und auch im Unterricht. Ein Junge, der davon besonders getroffen wurde, war Neville Longbottom. June hatte es beim Frühstück bereits bemerkt, wie er Gedanken verloren in seinem Essen herumstocherte. Er war blass wie ein Blatt Papier. Sie wollte ihn darauf ansprechen, traute sich aber nicht. Die Angst, etwas verkehrtes zu sagen, war zu groß. June wusste, dass sie dazu neigte, taktlos zu sein. Auf der anderen Seite war sie aber auch eine Freundin. Freunde sorgten sich um das Wohlergehen ihrer Kumpanen. Vermutlich wartete Neville auch darauf, dass ihn jemand ansprach.

Nach dem Mittagessen griff sich June ans Herz und rannte Neville hinterher. Neville versuchte erst, sie abzuhängen. Doch der Schüler bemerkte schnell, dass es keinen Sinn hatte.

„Neville!", rief June aufgeregt und kam neben ihm zum stehen. „Ist was passiert? Möchtest du darüber reden?"

Der fast kopflose Nick, der an ihnen gerade vorbei schwebte, hatte es ebenfalls gehört. Neugierig musterte er die beiden. Doch als keiner sprach, setzte er seinen Weg fort. Sie konnten nur noch hören, dass er undefinierbare Laute in seinen Bart murmelte. June bemerkte noch rechtzeitig, dass sie gerade mit der Tür ins Haus gefallen war. Schnell fasste sie sich wieder.

„Das heißt natürlich nur, wenn du willst.", ergänzte sie verlegen und kratzte sich am Kopf.

Neville schien darüber nachzudenken.

„Danke, aber ich denke, dass..."

„Hat es mit der Schlagzeile zutun?"

June stapfte von einem Fettnäpfchen in das nächste. Sie hätte sich in den Hintern beißen können. Heute war echt nicht ihr Tag! Nevilles Augen wurden glasig und er begann, zu zittern.
Sie gingen ein wenig abwärts der Gänge. In einem kleinen Korridor machten sie Halt und sahen in den Innenhof hinein.

„Kannst du etwas für dich behalten?", fragte Neville unsicher.

„Aber natürlich!"

June nickte eifrig, um ihre Aussage zu unterstützen. Neville biss sich auf die Lippe, bevor er weitersprach.

„Vor einigen Jahren wendete eine Todesserin namens Bellatrix Lestrange einen Cruciatus-Fluch bei meinen Eltern an. Sie haben sie gefoltert, um herauszubekommen, wo sich du-weißt-schon-wer nach seinem Sturz aufhielt. Aber meine Eltern haben nichts gesagt und das macht mich als Sohn ziemlich stolz."

Der Name "Bellatrix" löste in June Unbehagen aus. Aber sie versuchte, ihre Emotionalität so gut es ging zurückzuhalten, um Neville ihre ganze Aufmerksamkeit zu schenken. Es ging um ihn und einen wirklich schweren Schicksalsschlag.

„Heißt das, deine Eltern sind auch..."

„Nein, sie sind nicht tot.", erklärte Neville mit fester Stimme. „Sie haben durch die Schmerzen nur....nun ja....sie haben Schäden davon getragen. Sehr sehr schwerwiegende Schäden. Sie....sie liegen im St. Mungo. Ich besuche sie manchmal. Nur leider erkennen sie mich nicht mehr wieder."

Traurig blickte er zu Boden. Neville kämpfte mit den Tränen. June empfand unsägliches Mitleid mit ihm. Sie fühlte sich hilflos, weil sie nicht wusste, was sie tuen sollte. Sollte sie ihn in den Arm nehmen? Oder sollte sie das Thema wechseln, um ihn abzulenken?
Sie entschied sich dafür, seine Hand zu nehmen und sanften Druck auf sie auszuüben.

„Es tut mir so leid, Neville", flüsterte sie sanft. „Ich kann nicht im Ansatz ahnen, wie es dir gehen muss. Aber ich kann nun auch deine Wut verstehen, die du auf Malfoy hattest, als er so respektlos und widerlich im Kerker gespottet hat. Aber daraus darfst du dir echt nichts machen! Draco kann das nicht verstehen, weil er diesen Verlust nie selbst erlebt hat. Eines Tages wird er es vielleicht verstehen. Bis dahin wird er ein Idiot bleiben. Ein Idiot, von dem du dich wirklich nicht provozieren lassen darfst."

In Nevilles Gesicht zierte sich ein schwaches Lächeln.

„Du sagtest eben den Satz „deine Eltern sind auch"....was meintest du damit?"

Jetzt war es June, die sich auf die Lippe biss.

„Bellatrix hat meinen leiblichen Vater ermordet, als er versucht hat, mich zu beschützen. Er war Muggel. Er hatte keine Chance, sich zur Wehr zu setzen."

„Ganz schön feige, diese Todesser.", presste der Junge hervor.

June spürte, wie Nevilles Muskulatur sich anspannte. Seine Hand ballte sich zu einer Faust.

„Wir werden sie rächen. Deine Eltern und meinen Vater.", meinte June aufmunternd. „Wenn wir weiterhin hart daran arbeiten, schaffen wir das. Die DA wird dich nicht im Stich lassen."

„Du bist echt die beste Freundin, die ich je hatte.", flüsterte Neville und lächelte June an.

June errötete ein wenig.

„Das....ist doch nicht der Rede wert.", stammelte sie. „Du würdest doch dasselbe für mich auch tuen.....oder?"

Neville nickte. Sie nahmen sich in die Arme. June drückte ihn an sich und klopfte ihm tröstend auf den Rücken. Am Ende des Ganges entdeckte sie die Gestalt eines Jungen. Es war Seamus. Und er lief direkt auf sie zu.

„June! Neville!", rief er ganz aufgeregt und rannte auf sie zu.

Neville und June lösten sich von einander. June war ziemlich misstrauisch. Seamus war momentan nicht sehr angenehm in seiner Art und Weise. Doch so, wie er ihnen heute gegenübertrat, war er vor den Ferien nicht gewesen. Seamus hatte die Schultern gesenkt und den Kopf eingezogen. Er wirkte eingeschüchtert, beinahe beschämt. Hatte er etwas verbrochen?

„Ich...ich...ich wollte fragen, ob ihr wisst, wo Harry ist...", stammelte er unsicher.

June hob skeptisch die Augenbraue.

„Warum? Willst du ihm wieder an den Kopf werfen, wie verrückt er ist?", gab sie ungeniert von sich und sprach damit das was, was Seamus gefürchtet hatte.

„Nein, ich möchte mich bei ihm entschuldigen.", sagte er entschlossen. „Das, was der Tagesprophet schreibt, kann so nicht wirklich stimmen."

„Ach, auch schon gemerkt.", konterte June bitter.

Sie bereute es. Seamus klappte immer mehr in sich zusammen. Schließlich erbarmte sich die junge Moreno.

„Ich denke, er wird sich freuen, wenn er das hört. Harry ist nicht nachtragend.", gab sie mit einem Lächeln von sich und schaffte es, Seamus ein wenig Spannung aus dem Körper zu locken.


In der Tat war Harry sehr glücklich, als er die Entschuldigung von Seamus erhielt. Mit dieser Entschuldigung wurde er auch in die DA eingeweiht. Seamus war nicht der einzige Zuwachs, den sie bekamen. Neben Seamus kamen auch Blair Smith und Maya Walsh dazu. June gefiel das im ersten Moment nicht wirklich. Sie ermahnte sich selbst, sich an Harry ein Beispiel zu nehmen und nicht so nachtragend zu sein. An der Tatsache, dass sie ihnen aber weiterhin aus dem Weg ging, änderte sich nichts. Solange andere Sorgen den Lockenkopf plagten, war es besser, Abstand zu bewahren.

Beim Treffen holte Harry June zu sich, um mit ihr unter vier Augen zu sprechen.

„Anthony Goldstein möchte kurz mit dir sprechen.", erklärte er June und zeigte auf einem Jungen mit einem Ravenclaw-Schulsprecherabzeichen.

June folgte Harry. Hinter Anthony Goldstein standen zwei Mädchen, die identisch gleich aussahen. Zwei Mädchen, die tuschelten und dabei nicht die Augen von June abwandten.

„Hi, du musst June sein.", meinte Anthony und gab June aus höflichem Aspekt die Hand. „Ich bin Anthony Goldstein. Und das hier sind meine beiden Cousinen Lacey und Claire Scamander. Aber sie sagten mir, dass ihr euch ja bereits kennengelernt habt."

„Oh ja, das haben wir", murrte June ironisch und starrte die blonden kleinen Zwillinge finster an.

Anthony kam dem Ohr von June etwas näher und raunte ihr etwas zu, damit es die Zwillinge nicht hören konnten.

„Sie sind heute das erste Mal hier und haben mich gedrängt, dir zu sagen, dass sie unbedingt von dir persönlich eingeführt werden wollen"

„Okay....."

June war nicht ganz wohl bei der Sache. Anthony entfernte sich schnell von ihnen und stellte sich zu  Maya, die June von weiter weg skeptisch musterten.

June trat unsicher vor die Zwillinge.

„Hi.....ihr beiden..."

„Hallo June. Schön dich...."

„....endlich wiederzusehen."

Die kleinere von ihnen grinste über beide Ohren, während die größere der beiden immer noch einen misstrauischen Blick an den Tag legte. June seufzte entnervt und begann die beiden in das Treffen einzuschleusen. Lacey und Claire folgten ihr zum Tisch, wo die Liste der Mitglieder lag. Sie gab ihnen eine schwarze Rabenfeder in die Hand.

„Hier müsst ihr unterschreiben", erklärte sie förmlich.

„Warum?", fragte die misstrauische der beiden.

„Weil das die Regeln sind", sagte June nur knapp und biss die Zähne zusammen, um einen gemeinen Kommentar von ihrer Seite aus zu unterdrücken.

„Anthony hat gesagt, dass Granger dieses Blatt verhext hat", flüsterte sie ihrer kleineren Zwillingsschwester zu. Nicht darauf bedacht, dass June jedes Wort verstand. „Wollen wir echt unterzeichnen?"

„Claire, wir haben doch alles besprochen. Wir müssen der DA beitreten. Nur so können wir dieses Krötengesicht loswerden."

Die größere der beiden, die wohl Claire war, rang gedanklich mit sich. Man sah, wie ihre dichten Augenbrauen sich immer wieder auf der Stirn zusammenzogen. Lacey nahm als erstes die Feder und setzte ihren Namen direkt unter den von Maya Walsh. Nachdem Lacey diesen Entschluss gefasst hatte, tat es auch Claire. Sie schrieb aber deutlich langsamer. June nahm das Blatt in die Hand und betrachtete es. Lacey und Claire Scamander.

„Scamander....seid ihr etwa mit Newt Scamander verwandt? Der berühmte Magizoologe?"

June sah die beiden an. Ihr war das nur so durch den Kopf gegangen, aber sie hatte ins schwarze getroffen.

„Ja, Newt ist unser direkter Urgroßvater.", antwortete Lacey wie aus der Pistole geschossen. „Und er ist der beste Urgroßvater, den man haben kann."

„Und er ist auch der Autor von Fantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind", ergänzte Claire, etwas freundlich gesonnener als vorher.

„Er hat auch Grindelwald besiegt."

„Lacey, jetzt übertreib nicht. Das war Professor Dumbledore, der ihn besiegt hat."

„Ja, aber es war sein Niffler, der damals diesen Blutpakt gestohlen hat."

„Professor Dumbledore hat aber gegen ihn gekämpft, nicht er. Das hat Newt selbst gesagt."

„Tina erzählt die Geschichte aber immer ganz anders, Claire."

„Ist doch auch egal. Wir waren nicht dabei."

„Ja stimmt. Schade eigentlich. Ich hätte ihm sicherlich helfen können."

June verdrehte genervt die Augen. Das konnte wirklich lustig werden. 

Lacey und Claire waren wirklich aufdringlich. Als Harry die Partner zusammenstellte, hefteten sie sich gleich an Junes Fersen und ließen sie nicht mehr los. June musste unweigerlich nachgeben und gab ihnen Nachhilfe in allem, was sie bereits gelernt hatten. Dachte sie jedenfalls, denn Lacey und Claire beherrschten den Expelliarmus-Zauber wie geschmiert. Das hatten sie June allerdings verschwiegen. 

Gleich nachdem June sich dafür bereit erklärte, sich in ihre Schusslinie zu stellen, schoss der Zauber von Lacey auf sie zu. Er riss June hochgradig von den Beinen. Die junge Moreno flog ein paar Meter nach hinten und landete mit ihrem Kopf gegen einen Spiegel. Schmerzverzerrt stützte sie sich auf und rieb sich beim Aufstehen den Rücken. Doch gerade, als sie sich aufrichten wollte, sah sie einen Blitz, der direkt aus dem Zauberstab von Claire kam. Wieder wurde sie gegen die Wand geschleudert.

„Seid ihr komplett bescheuert?!!!"

Die beiden senkten ihre Zauberstäbe synchron nach unten.

„Du hast gesagt, dass wir auf dich zielen..."

„...und abfeuern dürfen, um unsere Fähigkeiten zu verbessern."

„Ja, aber nicht beide auf einmal!", wetterte June und sah die beiden grimmig an.

In ihren Gesichtern zeigte sich kein Anzeichen von Reue.

„Dann musst du dich..."

„....eben deutlicher ausdrücken."

Am Ende der Stunde waren noch einige blaue Flecken auf Junes Haut dazugekommen. Im Gemeinschaftsraum lachten die anderen über sie. Sie wollte sich gerade in den Schlafsaal verziehen, als Seamus auf sie zu gerannt kam.

„Hör nicht auf die anderen. Ich fand das echt bewundernswert, dass du es mit beiden gleichzeitig aufgenommen hast. Mit denen ist echt nicht gut Kirschen essen."

„Schön zu wissen", grummelte June und setzte sich auf eine Treppenstufe.

Seamus setzte sich neben sie. Beide starrten sie auf die gegenüberliegende Tapete, auf der das Wappen von Gryffindor abgebildet war. Der goldene Löwe. June fragte sich abermals, warum der Hut sie in dieses Haus gesteckt hatte. Alles schien für sie keinen Sinn mehr zu ergeben. 

„Was haben die beiden nur gegen mich?"

„Die beiden haben nichts gegen dich. Sie vertrauen keinem Menschen.", merkte Seamus an. „Laut Hannah Abbott gab es im Unterricht öfter schon Vorfälle mit den beiden. Sie sind der Auffassung, dass man Menschen nicht trauen kann. Es macht uns alle eher stutzig, dass sie sich auf dich so fixiert haben. Normalerweise gehen sie jedem Schüler aus dem Weg. Besonders Claire ist ziemlich verschlossen."

June dachte darüber nach. Im St.Mungo hatte Claire ziemlich panisch reagiert, als sie einfach durch die Tür gekommen war. Sie hatte sich und ihre Schwester verteidigt. Und das, was auch immer da hinter dieser Tür alles war. Claire hatte angst. Nur warum? Und wenn sie andere Menschen fürchteten, warum hefteten sie sich ausgerechnet an June? Hatte sie vielleicht etwas gesehen, was sie nicht sehen sollte?

„Es gibt das Gerücht, dass die beiden Waisen sind und von Tierwesen aufgezogen wurden. Aber wie gesagt, das ist nur ein Gerücht. Ob das stimmt, weiß keiner."

Seamus lachte. June konnte nicht lachen. Sie hielt es für möglich, denn das Bild von Claire und den Bowtruckles ging ihr nicht mehr aus dem Kopf. Sie waren wie magisch verbunden mit den Tieren. In ihrem Kopf sagte ihr eine Stimme, dass bestimmt Hagrid was über die beiden wissen musste. Sie würde Hagrid nach den Zwillingen fragen.

Wenn der gutmütige und geliebte Halbriese doch nur nicht auf Bewährung wäre...





„Soll ich zu ihm gehen, oder nicht....soll ich zu ihm gehen, oder nicht.....ich muss zu ihm gehen, um mit ihm zu reden....aber was ist, wenn er schlechte Laune hat.....nein, ich muss zu ihm gehen.....er bedeutet mir etwas..."

Kimberley redete mit sich selbst, als sie nach der Abendruhe auf dem Korridor hin und her ging.

Ihr war bewusst, dass sie nicht hier sein durfte. Und sie hatte Professor Dumbledore versichert, das Schloss so schnell wie möglich zu verlassen. Immerhin könnte Umbridge jederzeit hier auftauchen und dann...und dann....dann würde es großen Ärger geben.

Kraftlos ließ sie sich auf die Stufe sinken und hielt sich den Kopf. Die Hexe schaukelte hin und her, hin und her, hin und her.

Sie sehnte sich danach, sich mit Severus zu vertragen. Sie mochte es nicht, wenn es Unstimmigkeiten in der Welt gab. Sie wollte zu Severus hinunter in die Kerker. Sie wollte sich wieder an ihn schmiegen und die Zeit und den Raum vergessen. Sie wollte eine Nähe spüren, die sie auffing, wenn alle anderen Lichter um sie herum ausgingen. Sie wollte, dass er sie so liebevoll berührte, wie er es zuvor schon getan hatte. Sie wollte einfach bei ihm sein. In der Gewissheit, dass er niemals etwas tuen würde, was sie nicht wollte. Etwas, was sie verletzen könnte. Aber seine Aussagen und Taten hatten sie stark verunsichert.

Kimberley konnte nie wissen, in welcher Laune Severus sich befand. Sie konnte nie wissen, was er gerade dachte und wozu er dann fähig sein würde. Hatte sie sich in ihm getäuscht? 

Sie sah zwei Schüler durch die Gänge gehen. Es waren ein Junge und ein Mädchen mit einem Ravenclawumhang. Händchen haltend schlenderten sie sorgenlos, die Zeit und den Raum kaum registrierend. Sie schienen in einer Art Blase zu sein, in der sie niemand stören konnte. Mitten auf dem Gang blieben sie stehen und küssten sich zärtlich, innig und liebevoll. Die junge Liebe. Einmal wieder jung sein und diese Schmerzen erdulden, die nichts im Vergleich waren zu denen, die heute auf den Schultern von Kimberley hafteten.

Kimberley hatte das erste Mal ein dumpfes Gefühl in der Magengegend. War das Neid? Eifersucht? Oder war es einfach nur eine Sehnsucht, die ihr Körper und ihr Herz besaß, welchem der Kopf und der Verstand aber einfach nicht nachgeben konnte. Kimberley wusste, dass es mit ihr und Severus keine Zukunft hatte. Sie konnte es drehen und wenden, wie sie wollte. Severus Snape hatte sich dazu entschieden, Lily zu lieben. Bis über ihren Tod hinaus. 

Kimberley war nicht wütend darüber. Im Gegenteil: sie bewunderte seine Treue. Auf der einen Seite kam es ihr seltsam und schockierend vor, wenn sie daran dachte, wie er Lily immer behandelt hatte. Wie ein Eigentum, ein Gegenstand. Wenn sie eine andere Meinung hatte, dann hatte er sie am Arm gepackt und festgehalten oder sie versucht, mit unbedachten Worten umzustimmen. Diese Worte waren nicht gerade nett. Lily war aber nie darauf eingegangen. Sie hatte eine gute Menschenkenntnis und erkannte immer sehr schnell, wenn ihr gegenüber nicht gerade moralisch vorging. Eine Sache, die Kimberley nicht konnte. Sie ging immer als erstes davon aus, dass jeder Mensch eine gute Seite hatte. Ein ziemlich schlechter Charakterzug.

Sie konnte sich einfach nicht vorstellen, wie man in Versuchung geraten konnte, Böses zu tun. Daran Gefallen zu finden, jemandem anderes wehzutun. Wenn jemand vor ihr in Tränen ausbrach, knickte sie jedes mal ein.

Severus wusste das auch. Er hatte sie als schwach und leicht manipulierbar bezeichnet. Gerade erst vor ein paar Tagen, als sie ein fremdes Muggelkind, welches auf dem Asphalt gefallen war und geblutet hatte, nach Hause begleitete und ihm sogar das aufgeschürfte Knie mit ihrem Schal verband. Vielleicht hatte Snape ein wenig damit sogar Recht. Mit der Annahme, dass sie ein leichtes Opfer für den „dunklen Lord" abgeben würde. Und Snape wäre es leid, sie ständig vor sich selbst schützen zu müssen. Da wäre selbst ihre Tochter June reifer als Kimberley. Es war ganz schön hart, was er gesagt hatte.

Die Schüler auf dem Gang waren wieder verschwunden. Kimberley war allein in den großen Hallen von Hogwarts. Der Zaubererschule, in der auch sie einst gelebt hatte. Und was tat sie nach so vielen Jahren? Wollte einem Mann hinterherlaufen, der ihre törichten Sehnsüchte niemals erfüllen würde. Nachdem ihr eigener seit Jahren unter der Erde lag. Tot. Sie musste das alles hier vergessen. Sie war so eine unreine Seele geworden. Vergiftet mit den Emotionen, die sie nach so langen Jahren erneut heimsuchten. Einfach, weil sie hier im Schloss nie damit abgeschlossen hatte. Sie war damals davor geflüchtet. Kimberley war ein Feigling.

Ihr grüner Reisemantel wehte um ihre Beine, als sie die letzten Stufen herunterging und auf dem Gelände außerhalb von Hogwarts landete. Noch einmal warf Kimberley ein Blick auf das große Schloss, was im Neumond so majestätisch zwischen den Bäumen lag. Und in ihrer Einbildung meinte sie, durch ein Fenster die Gestalt von Severus Snape zu erkennen. Wie er vielleicht gerade in seinem Büro stand und aus dem Fenster sah. Wie er vermutlich an Lily dachte. An Lily Evans. Kimberleys beste Freundin. Das Mädchen mit dem fuchsroten Haar und den grünen Augen. Die Mutter, die ihr Leben geopfert hatte, um das ihres Sohnes zu retten.

Warum hatte es so kommen müssen?

Noch ein letztes Mal atmete Kimberley die kühle Abendluft ein. Sie dachte an die wenigen Nächte, in der sie und Severus sich nahe gekommen waren. Wie er seine Lippen auf ihre gelegt hatte. Und sich vermutlich vorstellte, er würde gerade Lily küssen.....

Ein Licht auf der Stelle, wo Kimberley gerade noch gestanden hatte, erhellte die Ländereien von Hogwarts. Und dann war da ein weißer Schwan, der sich in die Lüfte erhob und beinahe wie ein trauernder Abschiedsgeist über den See flog, um dann am Horizont immer kleiner zu werden.





„Sie wissen, warum wir hier sind, Potter? Sie wissen, warum ich meine Abende für diese zähe Arbeit opfere?"

Snape stand wie üblich vor dem Sohn von Lily und James, welcher sich gerade erneut von einer Erinnerungsflut erholen musste. Schweiß tropfte ihm von der Stirn und sein blaues Hemd war pitschnass. Harry hechelte und keuchte, doch all das berührte Snape nicht. Wenn er besser werden wollte, musste er üben. Er hatte dem Jungen gesagt, dass er seinen Kopf freibekommen sollte. Jeden Abend vor dem Schlafen gehen sollte er seinen Geist von jeglichen Gedanken frei machen. Doch der Junge war faul und undiszipliniert.

„Sagen Sie mir noch einmal, warum wir hier sind, Potter."

„Damit ich Okklumentik lerne."

„Korrekt, Potter. Und so schwer sie vom Begriff auch sein mögen, hätte ich doch gedacht, dass sie nach über zwei Monaten Unterricht gewisse Fortschritte gemacht haben würden."

Nachdenklich in seinem schwarzen Umhang gehüllt schritt der große Mann mit dem schwarzen Haar durch das Büro. Die schwarzen Augen waren wie immer voller Hass getränkt. Er musste sich zusammenreißen, um seine Fassung dem Jungen gegenüber nicht zu verlieren.

"Wieviele Träume hatten Sie noch?"

„Nur diesen einen."

In Snapes Kopf hallte dieser Satz wieder. Er sah plötzlich nicht mehr den Jungen mit den grünen Augen vor sich, die ihn an all das erinnerten, was er verloren hatte. Nein, er sah den Jungen James Potter. Arrogant und hochschnäuzig. In seinem Innern kochte die Wut wie die brodelnde Lava eines Vulkans, welcher nur ein paar Sekunden vor dem Ausbruch stand.

„Vielleicht genießen sie es im Grunde, diese Visionen und Träume zu haben, Potter? Vielleicht geben sie Ihnen das Gefühl, jemand besonders zu sein?"

„Nein, tun sie nicht."

Snape drehte sich zu Harry und starrte ihn an.

„Das will ich Ihnen auch geraten haben, Potter. Weil sie weder besonders noch wichtig sind. Und weil es nicht Ihre Aufgabe ist, zu sehen, was der dunkle Lord zu seinen Todessern sagt.", zischte er verächtlich.

„Nein, das ist Ihr Job. Oder?", konterte der Junge.

Für den ersten Moment war Severus ein wenig überrumpelt. Der Junge war gar nicht so blöd, wie er ihn immer einschätzte. Er hatte Grips, überspielte dies aber gerne mit seiner überheblichen Art. So sah er das jedenfalls.

„Ja, Potter. Das ist mein Job.", entgegnete er schließlich und hob zufrieden die Augenbrauen.

Im nächsten Moment machte er sich wieder daran, in Harrys Erinnerungen einzudringen. Mit dem Zauberstab verschaffte er sich den Eingang zu einem Bild, was finster und kalt war. 

Dementoren, die über einen See schwebten. Im Dickicht dahinter, das wusste er, hatte er damals mit seiner June gestanden, um sie vor diesen Bestien zu beschützen.
June, das Mädchen, was viel zu schnell erwachsen geworden war. Welche sich in sein Herz geschlichen hatte. Er wollte sie unter seinem Flügel haben und sie beschützen, vor-

„Protego!"

Der Schildzauber von Harry bestrafte Snape für den kurzen Moment der Unachtsamkeit. Er taumelte zu seinem Schreibtisch und Erinnerungen holten ihn wieder ein.

Da war er als kleiner Junge. Er kauerte an der Wand und weinte, weil sein abscheulicher Muggelvater seine Mutter abermals anschrie. Dann war da Hogwarts. Wie er auf einem Besen stieg und herunterfiel, während ein paar Mitschüler lauthals über ihn lachten.Snape, vierzehn Jahre alt, wie er am See saß und laß, neben ihm die junge Kimberley mit einem Zeichenblock. Sie zeigte ihm total euphorisch eine Skizze von einer Ente, die sie im Wasser beobachtet hatte. Die nächste Erinnerung waren saphirblaue Augen, die ihn liebevoll anstarrten und eine Hand, wie ihm über die freie Brust strich, während er sich weinend an ihre weiche Haut schmiegte und sich trösten ließ, weil in ihm der kleine Junge zum Vorschein gekommen war, den er all die Jahre versucht hatte, zu ersticken. Und als ihm bewusst war, dass all das, was er sah, auch Harry sehen würde, wehrte er sich und bereitete dem ein Ende.

„GENUG!!!!!"

Er hatte den Jungen durch seine Wehr abermals vom Boden gerissen. Harry fiel gegen ein Regal. Ein Glas mit einer lilafarbenen Flüssigkeit zersprang am Boden.

„Reparo!!!"

Snape zückte seinen Zauberstab und das Glas flog unversehrt wieder zurück an seinen Platz.

„Nun, Potter. Das war sicherlich ein Fortschritt.", keuchte er und ging zum Denkarium, um die Erinnerung von ihm und Kimberley aus seinem Kopf zu entfernen.

Er war leichtsinnig gewesen. Diese Erinnerung war genauso tabu, wie die mit Lily. Wenn der Junge sie richtig gedeutet hatte, würde das Folgen für ihn haben. Es war geschehen. Er musste schnell das Thema wechseln.

„Ich kann mich nicht daran erinnern, Sie angewiesen zu haben, einen Schildzauber zu verwenden. Gleichwohl er zweifellos seine Wirkung hatte...", raunte er und ließ die weiße Substanz ins Wasser gleiten.

Harry sah ihn völlig verdattert an. Nicht höhnisch oder belustigt, wie es wahrscheinlich sein Vater getan hätte. Es waren die Augen von Lily, die ihn wie früher voller Mitleid und Wohlwollen musterten.  Das brachte ihn womöglich noch aus dem Konzept.

„Versuchen wir es nochmal.", entschied Snape hastig und erhob abermals seinen Zauberstab. „Dann zähle ich also bis 3. 1, 2, 3 Legilimens!!!"

Viele Erinnerungen, die nicht von Belang waren, sprudelten hervor. Harry raste einen Korridor entlang. Harry, wie er im Hause der Blacks Sirius Black in den Arm lief. Dann Harry, wie er im dunklen Regenhimmel von seinem Besen fiel und von einem Dementor angegriffen wurde. Harry, Ron, Hermine und June, die im Alter von Zwölf Jahren im Mädchenkloh verbotener Weise Vielsafttrank brauten. Und dann war da er. Severus Snape, wie er in der Eingangshalle im Hauptquartier vom Orden des Phönix stand und von Kimberley Moreno auf den Mund geküsst wurde.

„POTTER!"

Wutentbrannt versetzte er Harry noch einen weiteren Hieb mit seinem Zauberstab. Der Junge war zu Boden gestürzt. Snape konnte nicht in Worte fassen, was er gerade für Hass und Entsetzen empfand. Dieser kleine Bengel hatte ihm tatsächlich nachspioniert. Nein, da war kein Stück von Lily Evans in ihm. Er war eins zu eins wie sein Vater. Wie James Potter. Mit bedrohlichem Schritt kam er auf ihn zu, den Zauberstab auf seinen Körper gerichtet

„Erklären Sie das!", fuhr er ihn an.

Harry rutschte mit seinen Händen zurück. In seinen Augen zeigte sich ein wenig Angst. Er wollte nicht, dass Snape diese Erinnerung sah. Und nun hatte er sie aber für ihn begehbar gemacht. Als er immer noch nicht antwortete, machte Snape eine drohende Bewegung in Harrys Richtung.

„Ich sagte, dass Sie mir das erklären sollen, Potter!", zischte er ihn an.

Harry sprang auf und eilte auf die andere Seite des Raumes.

„Das war Zufall.", stammelte er.

Snape glaubte ihm nicht. Mit verengten Augen fixierte er den Knaben. So ein verräterischer, mieser, kleiner Bengel. Am liebsten würde er ihn eigenhändig erwürgen. Keiner durfte davon je erfahren. Sollte er ihn obliviieren? Nein, das war ihm als Lehrer untersagt. Aber er durfte auch keine Schwäche zeigen. In Snapes Kopf wurde alles schwärzer als sein Mantel es je gewesen war. Wutentbrannt packte er Harry am Kragen, zog ihn hoch zu seinem Gesicht und sah ihm direkt in die Augen.

„Wenn Sie irgendwem davon erzählen, werde ich Ihren nächsten Aufenthalt im Krankenflügel persönlich verlängern. Haben wir uns da verstanden, Potter?"

Er legte in seine Worte so viel Bedrohlichkeit, dass Harry gar nicht anders konnte, als ängstlich zu nicken und auf Gnade zu hoffen.

Sie starteten einen neuen Versuch.

In Harrys Gedanken konnte Snape nun einen Korridor sehen, ihn entlang laufen und bald etwas entdecken, was der Potterjunge eigentlich auch nicht hätte wissen dürfen.

Doch dafür war es längst zu spät.

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