Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

Kapitel 20, Verrat

Schwarze Haare und stechend graue Augen... Irgendwie kam er ihr bekannt vor, der Engel, der mit einem verschmitzten Lächeln vor ihr saß und etwas Bedrohliches ausstrahlte, auch wenn man dies als Außenstehender an nichts festmachen konnte. Er wirkte wie ein ganz harmloser Schüler, aber Astrid wusste, dass er das nicht war.

„Sag bloß, du erinnerst dich nicht mehr an unsere nette Begegnung. Und ich dachte, ich hätte Eindruck schinden können", seufzte er gekünselt enttäuscht, zog dazu einen passenden Schmollmund und fasste sich gespielt ans Herz. Astrid überlegte krampfhaft, ihr wollte es aber partout nicht einfallen, woher sie ihn kannte.

„Scheinbar nicht", konterte sie stattdessen und blickte sie um. Wo war Ca?

Frankenstein lehnte sich wieder vor, bis sich ihre Nasenspitzen fasst berührten.

„Dann helfe ich mal deinem Gedächtnis ein wenig auf die Sprünge, Astrid Evers", raunte er und fasste ihr ans Kinn. Astrid hielt seinen Blick stand. Konnte sie da eine Spur Violett in seinen Augen erkennen? Plötzlich kehrten die Erinnerungen an jene stürmische Nacht zurück.

„Du...", hauchte sie und ein Lächeln umspielten die Lippen des Engels, als er bemerkte, dass sie sich erinnerte.

„Hat lange gedauert."

Die Fassungslosigkeit wich ihr aus dem Gesicht, als sie sich wieder fassen konnte. Stattdessen blickte sie ihn nun skeptisch und verachtend an. In ihrem Kopf klangen die Alarmklocken und all ihre Muskeln spannten sich an, bereit darauf, was nun geschehen würde. Aber er würde doch niemals hier und jetzt seine wahre Gestalt zeigen, oder? Nicht hier vor allen Schülern. Das wäre zu riskand. Aber wieso hatte er ihr erzählt, wer er war? Was steckte dahinter? Welchen Plan verfolgte dieser Engel? Astrid merkte, dass ihr Puls schneller wurde.

„Was willst du? Wieso hast du deine ‚geflügelten Freunde' oder wie du sie genannt hast, noch nicht längst herbeigeholt, um mich umzubringen?"

„Ts ts ts, Astrid, ich bin schockiert. Niemand will dich umbringen", sagte er mit gelassener Stimme, während er mit einer ihrer Haarsträhnen spielte. Astrid schlug ihm die Hand weg und wich zurück.

„Was willst du", wiederholte sie ihre Frage mit mehr Nachdruck.

„Ich will nur mit dir tanzen. Heute sind wir doch zum Vergnügen hier, und nicht zum Kämpfen."

„Ich vertraue dir nicht."

„Das solltest du auch nicht."

Er lächelte sie geheimnisvoll an.

„Aber ich denke, in Anbetracht der Umstände, dass ich schon längst angegriffen hätte, während du noch ahnungslos warst, und es noch nicht getan habe, kannst du dich auf ein Tänzchen mit mir einlassen."

„Wieso?", knurrte Astrid ihn nun an. Sie hatte es satt, dass er seine Spielchen mit ihm spielte. Wenn nicht gerade eine Schulveranstaltung mit Hunderten von Schülern gerade im Gange wäre, hätte sie keine Sekunde gezögert um diesen Engel unschädlich zu machen. Allein, dass er jetzt vor ihr saß und sie angrinste, ließ die Wut in ihr brodeln. Doch mit jeder Sekunde, in der ihr Gesichtsausdruck finsterer wurde, wurde sein Grinsen umso breiter. Und das ließ Astrid noch wütender werden.

„Wieso ich mit der tanzen will? Nun... sind wir hier nicht auf einem Ball? Da wird doch für üblich getanzt oder habe ich da eine Lücke in meinem Allgemeinwissen? Jetzt schau doch nicht so finster, du wirkst damit leider kein Deut bedrohlich", lachte er amüsiert, als sich Astrids Augenbrauen noch enger zusammenzogen.

„Du hast sie doch nicht mehr alle", fauchte sie ihn an und stand auf um zu gehen, als Frankenstein sie am Handgelenk fasste und daran hinderte. Er stand auf und Astrid musste zu ihm hochblicken, da er bestimmt eineinhalb Köpfe größer als sie war.

„Nur, weil ich dich noch nicht ausgeliefert habe, heißt es nicht, dass ich es immer noch nicht machen kann. Ich hasse Abfuhren", raunte er bedrohlich und seine Augen gaben ihr zu verstehen, dass sie sich ihm besser beugen sollte. Dieser Typ hatte ja Stimmungsschwankungen wie eine Schwangere. Aber anscheinend wurden die Engel immer schnell wütend, wenn sie nicht das bekamen, was sie wollten. Astrid überlegte kurz, ob sie sich ihm beugen und mit ihm tanzen sollte, was auch immer er dahinter ausheckte, oder ob sie ihren Stolz bewahren und ihm weiter trotzen sollte. Letzteres wäre allerdings ziemlich dumm, denn dann würde sich das Risiko eines Angriffs drastisch erhöhen. Vielleicht war es besser, jetzt für den Moment das zu tun, was zumindest auf den ersten Blick harmlos wirkte, auch wenn das hieße, einem Engel nach der Pfeife zu tanzen. Widerwillig ließ sie sich deshalb von ihm auf die Tanzfläche ziehen.

„Ich hatte schon Angst, dich als klüger einzuschätzen, als zu bist, aber scheinbar habe ich mich nicht in dir getäuscht", raubte der grinsende Frankenstein ihr auch noch das letzte bisschen Ehre. Das klang fast so, als würde sie versuchen, bei den Engeln Anerkennung zu finden.

Beim Tanzen war es ihr ziemlich unangenehm, dem Feind so schutzlos ausgeliefert und nahe zu sein, aber sie versuchte nicht daran zu denken. Was nicht hieß, dass sie ihre Deckung fallen ließ, aber momentan waren ihre Hände sowieso gebunden. Oder eher gesagt lagen sie in den Händen des Engels. Als hielte er damit auch ihr Leben, was ja auch irgendwie stimmte. Ihm schien es aber nicht zu stören, mit einem Feind das Tanzbein zu schwingen. Auf diese Unbeschwertheit war Astrid fast schon neidisch. Unabsichtlich, aber ohne Schuldgefühle trat sie ihm etliche Male auf die Füße, was ihr einige böse Blicke einfing, die sie mit einem schadenfreudigen Lächeln erwiderte. Sie merkte, wie ihre Anspannung mit jedem Schritt weiter abfiel und Vergnügen den Platz stattdessen einnahm.

„Oh, habe ich vergessen, zu erwähnen, dass ich nicht tanzen kann? Tut mir ja sooo leid", rief sie ihm sarkastisch zu, um gegen die laute Musik anzukommen, was ihm aber nur den Anlass zu einem breiten Grinsen gab. Sie sah den Schalk in seinen Augen blitzen.

„Das ist gar kein Problem", meinte er, hob sie hoch und wirbelte sie herum, als wäre sie eine Puppe. Sie konnte gar nicht anders, als sich von ihm leiten zu lassen, so sehr hatte er die Führung übernommen. Und es schien ihm große Freude zu bereiten. Ihr, gegen ihren Willen, leider auch. Mehr als einmal fragte sie sich, was sie hier gerade tat und kam zu keiner logischen Antwort. Das alles kam ihr plötzlich völlig surreal vor.

„Also, warum?", fragte sie schließlich erneut, als Tobias ein langsames Lied anstimmte und Frankenstein sie immer noch auf der Tanzfläche behielt. Am liebsten wäre sie weggerannt, weil sie nicht mit jemanden anderes so umschlugen tanzen wollte, als mit Robin, aber ihr blieb keine andere Wahl oder der Abend würde für sie wieder in einem Kampf enden. Obwohl sie sich nicht einmal sicher war, ob es das nicht so oder so tat.

„Warum was?", fragte er, während er sie eine weitere Pirouette drehen ließ.

„Warum hast du mir noch keinen Dolch in die Brust gerammt?"

Frankenstein lachte.

„Du gibst nicht auf was? Gut, ein wenig kann ich dich verstehen, ich wäre auch skeptisch, ist ja auch nur klug."

Es entstand eine kurze Pause, in der Astrid ihn weiter ungeduldig anstarrte und er erneut zu lachen begann.

„Einen Dolch in deine Brust rammen... Ein schöner Gedanke, aber nein, heute nicht. Zu schade, dass ich gerade mit meinem Alten auf Kriegsfuß stehe und keine Lust habe, seine Drecksarbeit zu erledigen."

„Dein Alter?"

Augenblicklich blieb Frankenstein stehen und sah sie fassungslos an. Irgendwie war dieser Anblick für Astrid ein wenig befriedigend, weil es nicht dieses dämliche Grinsen war, welches er schon die ganze Zeit im Gesicht gehabt hatte.

„Was?", hakte sie irritiert nach.

„Du weißt nicht, wer ich bin, oder?"

Astrid schnaubte. Eingebildeter Schnösel.

„Du bist ein Engel, soviel weiß ich. Sollte ich deinen Familienstammbaum kennen oder was?"

Frankenstein runzelte die Stirn und schien zu überlegen, dann lachte er jedoch herzhaft und wirbelte sie wieder über die Tanzfläche.

„Nein, nicht wirklich. Ich dachte, einige Namen wären bei euch Dreckkriecher geläufig."

„Als ob irgendjemand mit mir reden würde", entgegnete Astrid leise und sah weg. Sie bemerkte, wie wenig Ahnung sie doch von der Welt der Engel und Dämonen hatte. Sie kannte kaum Gesichter, Namen oder Akteure. Nur, wenn sie gebraucht wurde, wie gestern Nacht, wurde sie in den Begebenheiten der Dämonen eingebunden.

„Nun, dann stelle ich mich einfach mal vor. Mein Name ist Ace."

Astrid sah Frankenstein an.

„Hat lange gedauert", benutzte sie seine Worte.

Ace lachte wieder und Astrid merkte plötzlich, dass die Musik aufgehört hatte zu spielen. Tobias kündigte eine Pause an, also hoffte Astrid, endlich vom Tanzen, oder eher von Ace, entlassen zu werden. Ein kleiner Teil von ihr, das musste sie sich eingestehen, war enttäuscht darüber, dass sie nun nicht mehr tanzten. Schuld kroch in ihr hoch, diese Gefühle zu haben.

„Ich werde jetzt gehen und hoffe, du hälts dein Wort, mir und meinen Freunden heute Abend keinen Ärger zu bereiten", wandte sie sich wieder mit vollem Ernst an Ace.

„Keine Sorge. Ich nicht. Und ich danke für den Tanz,  auch wenn mir die Füße von Ihrem unglaublich schlechten Taktgefühl schmerzen, als würden sie gleich abfallen."

Astrid musste über seine kleine, dramatische Verbeugung lachen und verfluchte sich wieder selbst. Scheiße, witzelte sie gerade mit einem Engel herum? Ihrem Feind? War aber vielleicht besser, als mit ihm zu kämpfen.

„Also echt, du wolltest mit mir tanzen."

„Stimmt, und ich bereue es nicht. Aber ein wenig irritiert bin ich schon. Scheinbar hat man dir die Vorurteile über uns nicht weitergegeben, dass man nicht auf das Wort eines Engels vertrauen sollte."

Astrid runzelte die Stirn und öffnete den Mund um zu entgegnen, dass sie ihm auch nicht traute, da sah sie Tobias auf sie zukommen und winkte ihm zu. Endlich wurde sie erlöst.

„Ach und falls du Antworten willst", fügte Ace noch hinzu und trat dich an sie heran, sodass er die nächsten Worte an ihr Ohr flüstern konnte, „Kannst du jederzeit zu uns kommen."

Bevor Astrid noch etwas erwidern konnte, war er in der Menge verschwunden und Tobias stand vor ihr.

„Wer war das?", fragte er und folgte ihrem Blick, Frankenstein hinterher.

„Niemand", antwortete sie gedehnt und blickte dann Tobias an. Besser wäre es wahrscheinlich, das Thema zu wechseln.

„Du hast großartig gespielt", lobte sie ihm ehrlich und erkannte trotz der spärlichen Lichtverhältnisse, dass er rot wurde.

„Danke. Hat halt nur den Nachteil, dass ich selbst nicht tanzen kann."

Dann blickte er umher, als sein er auf der Suche nach jemanden. Astrid seufzte.

„Sunny ist nicht hier, falls du sie suchst."

Tobias Gesicht verdunkelte sich augenblicklich.

„Naja, dann brauch ich ja keine Sorgen zu haben, dass jemand anderes mit ihr tanzt", meinte er und lächelte sie traurig an.

„Ada!", rief plötzlich eine Stimme und Astrid sah Ca auf sie zukommen.

„Hier bist du. Ich hab mir schon Sorgen gemacht!", stieß sie empört hervor.

„Ich saß die ganze Zeit am Tisch und dann war ich auf der Tanzfläche. Du warst plötzlich nicht mehr da", konterte Astrid, ohne zu erwähnen, mit wem sie auf der Tanzfläche war und verschränkte die Arme, erleichtert jedoch, dass Ca nichts passiert war. Kurz blickte sie dorthin, wo Ace verschwunden war, aber er war nicht mehr auffindbar.

„Ich war mit Marc bei der Fotoecke und musste dann mal meine Nase pudern", antwortete Ca ihr währenddessen und fing an zu lachen.

„Los komm, wir müssen auch noch Fotos machen. Loverboy, was ist mit dir?"

„Nenn mich nicht Loverboy."

„Ich werte das als ein ‚Ja'", flötete Ca, hakte sich bei Astrid und Tobias unter und zerrte sie zur Fotoecke, bevor auch nur einer protestieren konnte.

Der restliche Verlauf des Abends war ereignislos und hätte als gelassen uns spaßig betitelt werden können. Astrid tanzte noch ein wenig mit Ca, sah dabei zu, wie andere Schüler schon am frühen Abend betrunken auf der Toilette oder vor die Turnhalle kotzten oder sich beim Tanzen zum Affen machten, sah aber Ace nicht noch einmal. Er schien sein Wort zu halten. Trotzdem konnte sie die Begegnung mit ihm nicht vergessen oder die leichten Schuldgefühle, die damit verbunden waren. Auch als Pearl sie abholte, fühlte sie sich nicht von allen Bedenken befreit.


Der Sonntag verlief unerwartet ruhig. Kein Dämonentraining, kein Angriff und keine Sunny, die sich mit ihr stritt. Naja, letzteres war eher eine ungewollte Stille, denn eigentlich wollte Astrid nichts lieber, als sich mit ihrer Schwester zu versöhnen. Trotzdem hielt sie es für das Beste, ihr Zeit zu geben. Einzig der Besuch bei Robin ließ ihr Herz höherschlagen. Aber auch diese Stunden stellten sich als entspannt heraus, da sie einfach nur über alles Mögliche quatschten, die Engelssache ausgenommen. Keiner von ihnen wollte daran erinnert werden, dass sie eigentlich jede Minute um ihr Leben zu fürchten hatten. Auch den Tanz mit Ace ließ Astrid bewusst bei der Schilderung des gestrigen Abends heraus. Robin versicherte ihr, dass er tatsächlich gerne mit ihr hingegangen wäre und Astrid war gerührt. Schließlich hatte sie sich noch zu einem Film breitschlagen lassen, bei dem seine Präsenz sie jedoch vollkommen aus dem Konzept brachte. Am Ende des Abends konnte sie nicht einmal mehr sagen, wie der Film hieß, geschweige denn, worum es ging. Natürlich hatte sie nach ihrem Treffen noch ewig mit Ca telefoniert, die jedes Detail hatte wissen wollen. Aber auch ihrer besten Freundin hatte sie noch nichts von Ace erzählt. Warum wusste sie nicht so genau. Hatte sie Schuldgefühle, dass sie die Gelegenheit nicht gleich beim Schopf gepackt und ihn an die Dämonen ausgeliefert hatte? Sollte sie nicht den anderen Bescheid sagen, dass sie jemanden aus ihrer Schule kannte, der ein Engel war, damit man ihn beobachten konnte? Aber sie waren ja nicht die Cherub, sie wurden nicht aktiv. Eigentlich war es ja nur ihre Aufgabe, sich und andere zu verteidigen. Aber wenn sie jetzt nichts machte, wäre sie dann nicht schuld, wenn etwas Schlimmeres passieren würde? Was, wenn Ace irgendwann seine Krallen, oder Flügel, ausfahren würde und einer von den Dämonen verletzt, oder sogar getötet werden würde? Sollte sie nicht jetzt präventiv handeln? Auf der anderen Seite wollte ein Teil von ihr ihn nicht verraten und sie wusste nicht warum. Hatte sie eine Sympathie für einen Engel entwickelt? Sie konnte sich selbst nicht glauben. Wieder und wieder rief sie sich ins Gedächtnis, was die Engel ihr und ihren Freunden schon alles angetan hatten. Letztendlich führte dies dazu, dass sie ihr Telefon nahm und Leaga von Ace berichtete. Sie ließ dabei aus, dass sie mit ihm getanzt hatte, sondern erwähnte nur, dass sie ihn von ihrem Angriff wiedererkannt hatte. Aber viel konnten sie jetzt nicht tun. Leaga riet ihr nur, vorsichtiger zu sein, ihn im Auge zu behalten und versuchen, dass er weder ihr nachspionierte noch in ihre Nähe kam. Am Montag hatte sich das Problem jedoch in Luft aufgelöst, denn Astrid erfuhr durch Tobias, nach Nachfrage natürlich, dass Ace kurzfristig die Schule gewechselt hatte. Auf seine neugierigen Blicke hin hatte sie ihm anvertraut, dass er derjenige gewesen war, der mit ihr tanzen wollte, wohl, weil sie so allein ausgesehen hatte. Wahrscheinlich, dachte Astrid, hatte Ace den Engeln sagen müssen, dass sie von ihm Bescheid wusste, und dass das eine Gefahr für ihn bedeuten würde. Warum man sie jedoch noch längst nicht mit mehr Nachdruck gefasst hatte, obwohl die Engel so viele Möglichkeiten dazu gehabt hätten, war ihr immer noch ein Rätsel.Vor allem aber auch, warum Ace ihr einfach seine Idendität erzählt hatte. Das ergab doch alles keinen Sinn.

Astrid war froh, dass Tobias nicht weiter nachhakte. Aber er wollte heute Abend mit ihr das Gespräch wegen Sunny führen und fragte, ob sie Zeit hätte. Zwar wusste Astrid, dass sie noch drei Stunden Dämonentraining hatte, aber schlug ihm vor, dass es, wenn es ihm nicht störte, um sieben abends passen würde. Erleichtert, dass sie so schnell zugesagt hatte, stimmte er zu.

Das Dämonentraining war noch härter als sonst, aber nachdem sich Rogue Six erfolgreich gegen die Engel wehren konnte, war jeder von ihnen bereit, noch härter zu trainieren, statt sich auf ihren Lorbeeren auszuruhen. Vielleicht war dies auch ein wenig Leaga verschuldet, die ihnen immer weiter eintrichterte, dass der schlimmste Fehler, den man machen konnte, war, sich in Sicherheit zu wiegen und seine Gegner zu unterschätzen. Nur die Tatsache, dass Robin weder in der Schule noch beim Training war, ließ Astrids Motivation sinken. Am liebsten hätte sie jetzt wie sonst Schwertkampf mit ihm geübt.

„Hey, Leaga, was passiert eigentlich mit dem kleinen Mädchen?", fragte Thomas, als alle nach dem Training die Geräte wieder in ihren Verstecken verstauten.

„Paula lebt gerade noch bei Mr. Winters, aber in ein paar Tagen wird sie in ein Waisenheim gebracht. Er kann sich neben seinem Buchladen nicht auch noch um ein kleines Mädchen kümmern", antwortete Leaga kühl und schroff wie immer.

Bei Astrid stellten sich alle Nackenhaare bei dem Wort Waisenhaus auf. Schlechte Erfahrungen, Gefühle und Erinnerungen verband sie mit diesem Ort. Paula würde es nicht anders wie sie ergehen. Sie würde immer anders sein und aufgrund dieser Eigenschaft es irgendwann schwer haben, sich zu integrieren. Sie wünschte sich, dass Paula ein anderes Leben als dieses bekam.

„Gibt es denn keine andere Möglichkeit?"

„Was soll es schon für andere Möglichkeiten geben? Sie kommt in ein Heim, bis irgendeine Familie sie aufnimmt. Dämon oder nicht Dämon. Wir müssen nur darauf achten, dass es keine Engel sind."

Astrid überlegte fieberhaft. Vielleicht...

„Aber das soll jetzt nicht mehr eure Sorgen sein", beendete Leaga das Thema jedoch, „Ich wollte euch dafür loben, wie ihr euch verhalten habt und wie ihr gekämpft habt, auch wenn es nicht alle lebend aus der Situation herausgeschafft hatten."

Leagas blick schweifte über die Gruppe, ein wohlwollender Blick hatte sich auf ihrem Gesicht gebildet und hinterließ eine Welle von Stolz und Freude bei den Schülern. Wenn Leaga sie lobte und wohlwollend auf sie blickte, war dass die größte Ehre, mit der sie von ihrer Trainering beschenkt werden konnten. Denn für diese waren Lobe Raritäten. Trotzdem wirkte Leaga immer noch sehr unnahbar und Astrid wunderte sich über die Vergangenheit ihrer Trainerin. Aber sie verschob dieses Gespräch, falls sie es denn schaffen würde, solche Informationen aus ihrer gefühlsharten Trainerin heraus zu kitzeln, auf ein Sondertraining.

„Was ist jetzt eigentlich mit ihrem Bruder", hakte Aiden nach und sofort war die Neugier der Gruppe geweckt. Leagas Blick wurde hart wie Stein.

„Er ist bei den Cherub, ich bei den Seraph. Mehr gibt es da nicht zu sagen. Jeder von uns hat seine Gründe."

Ihre Worte ließen keinen Raum für Nachfragen. Stumm räumte die Gruppe die letzten Geräte weg und machte sich vereinzelt auf den Heimweg. Astrid bildete dieses Mal mit Ash den Schluss. Schweigend warteten sie in der Halle und Astrids Gedanken schweiften ab. Eigentlich dachte sie, ihrer Trainerin seit dem letzten Mal, als sie ein persönliches Gespräch geführt hatten, näher zu sein, aber scheinbar waren ihre Wände zu hoch, als sie mit einem Gespräch niederzureißen. Damals hatten sie darüber geredet, dass die Engel sie aus der Reserve locken wollten, dass ihre Familie und deren Freunde von den Engeln umgebracht worden waren. Irgendwas störte sie plötzlich. Sie kam nur nicht wirklich darauf, was es war. Die Engel wussten, wer sie war... Aber woher? Ein kalter Schauer fuhr ihr plötzlich den Rücken herunter, als sie sich bewusst wurde, was das bedeutete.

„Alles okay?", fragte Ash, der ihren geistesabwesenden und nun erschrockenen Blick mitbekommen zu haben schien. Ohne ihm eine Antwort zu geben lief Astrid auf Leaga zu, die draußen stand und sich eine Zigarette anzündete.

„Leaga. Ich muss dich was fragen", rückte Astrid ohne Umschweife mit der Sprache heraus, Leaga blickte sie jedoch unbeeindruckt an.

„Was? Wenn es wieder um meinen bescheuerten Bruder geht..."

„Warum wussten die Engel, wer die Freunde meiner Eltern waren? Du hast ja gesagt, dass ihr mich wegen meiner Mutter beschützt habt, weil ihr sie kanntet, aber dass ich nicht bei ihren Freunden, die sie hatte, untergebracht worden war, weil die Engel mich dort zuerst gesucht hätten. Aber woher wussten sie, welche Freunde meine Mom hatte? Wie hat man es eigentlich geschafft, mich von den Engeln zu befreien? Ich konnte mich ja noch nicht mal selbstständig von einem Ort zum nächsten bewegen, ich bin ja schon seit ich ein Baby war eine Waise. Wieso wurde ich nicht auch von den Engeln umgebracht? Wie wurde ich gerettet und warum konnte man meine Eltern nicht retten?"

Mehr und mehr Fragen häuften sich in Astrids Kopf, je mehr sie darüber nachdachte. Sie blickte in Leagas Augen und bemerkte ihr gut aufgesetztes Pokerface. Trotzdem schien sie sprachlos zu sein. Sie blickte weg und zog an ihrer Zigarette. Astrid wartete ungeduldig darauf, dass sie irgendetwas sagte, aber nachdem Leaga weiter stumm blieb, sprach sie ihre Bedenken aus.

„Es gibt jemanden bei den Engeln, der meine Familie kannte, nicht wahr? Ich weiß zwar nicht, ob ich zufällig dann, als sie umgebracht worden waren, bei jemanden anderes war, mir erzählt ja nie jemand die ganze Wahrheit, aber anders kann ich es mir nicht erklären."

Sie beobachtete bei ihren Worten genau Leagas Gesichtsregung und sah, dass an ihrem Kiefer ein Muskel zuckte. Sie hatte ins Schwarze getroffen.

„Wer? Wer ist es?"

Aber Leaga antwortete nicht. Tränen sammelten sich in Astrids Augen.

„Astrid...", Ash, der wahrscheinlich ihre Worte mitgehört hatte, weil Astrid sich nicht darum bemühte, leise zu reden, fasste sie vorsichtig an der Schulter. Wütend wirbelte sie zu ihn herum.

„Deswegen war ich die Verräterin, nicht wahr? Weil es jemanden bei den Engeln gibt, der tatsächlich meine Eltern gekannt hat und sie verraten hat. Und ich ja theoretisch mit Engeln eine Verbindung habe."

Heiße Tränen liefen ihr der Wange herunter, während sie wegrannte. Von denen würde sie sowieso nie eine Antwort erhalten. Hinter ihr hörte sie Ash ihren Namen rufen, aber sie beachtete ihn nicht. Was sollte er ihr erklären? Das es idiotisch gewesen war, sie Verräterin genannt zu haben, weil sie absolut keine Ahnung von irgendetwas hatte? Dass er es ihr von Anfang an hätte erklären können, warum er sie so hasste? Irgendwo hatte er ja recht. Sie brachte die ganze Gruppe in Gefahr, weil man nach ihr suchte. Engel nutzen sie als Verbindungsstelle zu anderen Dämonen. Wo sie war, war niemand mehr sicher. Am liebsten würde sie fortlaufen und irgendwo allein fernab von Engeln und Dämonen ein Leben in Einsamkeit führen, ohne andere durch ihre bloße Existenz in Gefahr zu bringen. Ach und falls du Antworten willst, kannst du jederzeit zu uns kommen. Ace' Worte erschienen plötzlich in ihren Kopf und so sehr sie es auch versuchte, Astrid konnte sie nicht beiseite wischen. Als wären sie wie nervige Parasiten, die sich in ihre Gedanken eingepflanzt hatten. Vielleicht sollte ich ja wirklich zu den Engeln gehen... Dieser plötzliche Gedankengang ließ sie aufschrecken. Da war er nun, der Zwiespalt in ihr, diese kleine Stimme, von der sie wusste, dass sie sie niemals aus ihrem Gehirn entfernen konnte. Mit einem Mal fürchtete sich Astrid vor sich selbst, ihren Gedanken und was sie in ihr auslösten. Sie wollte kein Engel werden. Niemals könnte sie ihre Freunde so verraten. Aber vielleicht schlummerte auch tief in ihr ein Monster, ihre wahre Gestalt, jederzeit breit dazu, aufzuwachen und sie zu verschlingen.

Eine Hand fasste sie plötzlich an die Schulter und Ashs Köper lag plötzlich auf ihrem, bevor sie sich weiter in ihren Gedankengängen verirrte.

„Scheiße, seit wann bist du so schnell?", hörte Astrid Ash fluchen. Sie versuchte sich aus seinem Griff zu wenden, probierte all die Selbstverteidigungstechniken aus, welche Leaga ihnen beigebracht hatte, aber Ash kannte sie natürlich auch und schaffte es, sie am Boden festzunageln. Vielleicht aber auch nur aus dem Grund, dass Astrid keinen klaren Gedanken fassen konnte und gerade willkürlich irgendwelche Handgriffe ausprobierte, ohne zu wissen, was sie tat. Dass es Ash trotzdem einige Anstrengungen kostete, gegen sie anzukommen, gab ihr ein wenig Genugtuung.

„Was?!", schrie sie ihn an, während sie unaufhaltsam weinte. Sie spürte, wie sich die Tränen einen Weg über ihre Schläfe in ihr Ohr bahnten. Ein sehr unangenehmes Gefühl.

Ash sagte nichts, bis sie den Kampf gegen ihn aufgab und nur noch kraftlos dalag. Schließlich ließ er von ihr ab und setzte sich neben sie auf den Boden. Ein paar Fußgänger sahen sie komisch an, aber ließen sie in Ruhe. Ash stand auf und reichte Astrid seine Hand, aber sie weigerte sich, sie anzunehmen. Lügner. Alles Lügner. Wieso sollte sie ihren Freunden noch vertrauen, wenn sie von ihnen belogen wurde? Und wer von ihnen traute ihr überhaupt? Sie stand auf und lief weiter, auch wenn sie nicht wusste, wohin. Einfach nur weg.

„Astrid, hey, komm schon", versuchte Ash sie zurückzuhalten und fasste sie am Handgelenk. Astrid leistete zwar keinen Widerstand mehr, aber genauso wenig hatte sie Lust, ihm zuzuhören. Deswegen blickte sie Stur auf den Boden unter ihr, welcher durch ihre Tränen verschwamm. Ein kalter Wind blies ihr durch die Haare und ließ sie frösteln. Ihr war plötzlich unsagbar kalt.

„Hör mal, ich... es tut mir leid", begann Ash mit der Entschuldigung, die Astrid erwartet hatte.

„Es tut mir leid, dir nicht die ganze Wahrheit gesagt zu haben, aber es war einfach besser so. Wir wollten nicht, dass du jedes Mal, wenn jemand stirbt, dir die Schuld dafür gibst."

Astrid wirbelte herum und funkelte ihn wütend an.

„Oh, keine Sorge, Sunny schafft das auch gerade prima, ohne, dass ich gewusst habe, dass irgendein Bekannter meiner Eltern ein Engel ist. Aber jetzt kann ich euch wenigstens nachvollziehen. Wahrscheinlich war der Anschlag auf Paulas Familie auch diesem Bekannten zuzurechnen, war ja in meiner Nähe. Dass ich schuld an Mr. Walsers Tod bin, weiß ich ja bereits. Und ab jetzt kannst du mich weiter ungestört Verräterin nennen, ohne dass ich mich frage, was verdammt nochmal nicht richtig bei dir läuft. Zum Glück kenne ich ja jetzt den Grund."

Am liebsten hätte sie sich von Ash losgerissen, aber er hatte einen viel zu starken Händedruck. Kurz überlegte sie, ihre Wut einfach in Form eines Schlages in sein Gesicht Form zu verleihen.

„Das ist es ja gerade, ich habe selbst gemerkt, wie dumm ich war. Du kannst ja nichts dafür. Nur die Engel können das. Und egal was passiert, du bist für mich keine Verräterin, okay?", schrie Ash nun auch, Astrid wusste, dass er keine Person des Feingefühls war.

Schniefend sah sie seinen wütenden, aber aufrichtigen Blick. Obwohl sie sich von allen verraten fühlte, wo sie ja doch die Verräterin war, trösteten sie Ashs Worte. Sie gaben ihr neuen Mut, sich nicht ihren Zweifeln hinzugeben, auch wenn sie wusste, dass sie immer noch da waren und immer weiter darauf bohrten, bei den Dämonen nie die Antworten zu finden, die sie suchte. Zumindest freiwillig. Wogegen das bei den Engeln wahrscheinlich anders aussah. Aber sie durfte sich jetzt nicht verlieren. Sie war ein Dämon und sie würde die Menschen, die sie um jeden Preis beschützen wollte, nicht einfach so verraten. Ohne Widerstand ließ sie sich von ihm umarmen. Leider führte das nur dazu, dass sie wieder stärker mit heulen anfing.

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro