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Kapitel 2, Begegnungen

Astrids erster Schultag an ihrer neuen Grammar-School war für Astrid eine Überraschung, die für die meisten Leute vermutlich als ereignislos, langweilig und wahrscheinlich auch schlecht bezeichnet worden wäre, doch für Astrid war dies alles, was sie wollte. Wenn sie einfach nicht beachtet wurde, musste sie sich mit niemanden abgeben und ignoriert zu werden bedeutete auch gleichzeitig, nicht beschimpft oder ausgelacht zu werden. Sunny redete mit ihr kein Wort, die Lehrer nahmen sie nicht dran und in den Pausen fand sie ein ruhiges und schattiges Plätzchen neben einer großen Buche, von dem aus sie das Treiben der Jugendlichen beobachten konnte und sich nie als einer von denen in ihrer Mitte sah. Sogar ihr Banknachbar in Geschichte, neben den sie sich setzten musste, da kein Platz ohne Sitznachbar mehr frei war, beachtete sie nicht, sondern setzte nur eine genauso miesgelaunte Miene auf, die Astrid so häufig verwendete, dass sie vermutlich schon nicht mehr anders konnte als so zu schauen. Wenn sie sich bekannt gemacht hätten, dachte sie, dann wären sie bestimmt gut miteinander ausgekommen, denn ihr waren die geheimnisvollen, vielleicht sogar verrückten, mysteriösen und verschlossenen Menschen schon immer viel sympathischer gewesen, als die Menschen, die einfach nur versuchten nett zu wirken und einem aber trotzdem nicht mochten.

Der einzige Mensch, der sich um Astrids Aufmerksamkeit bemühte, war Fire. Er erzählte ihr viel, von der Gegend, von sich, von der Familie und begnügte sich allein damit, dass Astrid neben ihn saß und ihm mehr oder weniger zuhörte. Dass sie meistens dabei jedoch in ihrem Bett saß und Musik hörte, schien ihm nicht zu stören. Aber sie wollte nicht gemein zu ihm sein, auch wenn er nervte. Zum ersten Mal ließ sich niemand von ihrer grimmigen Art abschrecken und irgendwie genoss sie es, wenn ihr Fire ein paar Minuten Gesellschaft leistete. Zudem meinte sie, dass die besser werdende Beziehung von ihr und ihm Mrs Walsers gefiel, aber umso weniger den anderen Familienmitgliedern. Firer erwähnte es zwar nie, doch Astrid glaubte, dass sich die Familie nun häufiger stritt, einfach auch nur aus diesem Grund, dass sie nicht nur manchmal direkt daneben saß, sondern die Streitereien auch von ihrem Zimmer aus hören konnte. Wenn dies passierte überlegte Astrid oft, einfach nur aus dem Fenster zu steigen und wegzulaufen, ließ es dann aber doch sein, wenn sie daran dachte, dass es sie ja nicht zu kümmern bräuchte, da es ja der freie Wille der Eltern gewesen war, Astrid aufzunehmen und sie jetzt halt mit den Konsequenzen rechnen mussten. Ein Dach über dem Kopf und warmes Essen waren ihr dann doch lieber, als unter einer Brücke zu verwarlosen.

Das Wochenende rückte immer näher. Nicht, dass dies irgendeinen Unterschied für Astrid machte, außer dass sie mehr Zeit hatte. Und in dieser Zeit machte sie üblicher Weise etwas für die Schule oder las. Das hatte nicht zuletzt dazu geführt, dass Astrid in der Schule wirklich gut war. Auch an diesem Wochenende hatte Astrid genau das vor, ihre Nase in Bücher zu stecken, aber dieses Mal kam es anders. Denn an diesen warmen Abend im späten September redete man am Tisch das erste Mal mit ihr.

„Rain, ich möchte am Samstag einen Stadtbummel machen, Sunny kommt auch mit. Du hast sicherlich auch Lust, oder?", fragte Fire und unterbrach damit die Stille, die sich wie schon die letzten paar Tage durchgehend am Tisch ausgebreitet hatte.

Alles war ruhig und Astrid fühlte sich unter Druck gesetzt. Sie war schon ein paar Mal shoppen gewesen, aber es hatte ihr nie so richtig gefallen. Eher mochte sie die Spaziergänge durch Parks, der Natur oder durch eine weihnachtlich schön geschmückte Stadt. Aber so richtig einkaufen...

„Warum eigentlich nicht?", antwortete Mrs Walsers an ihrer Stelle, „Dann lernst du London mal ein bisschen besser kennen."

Astrid nickte. Eigentlich war sie ein wenig froh gewesen, als sie hörte, dass sie bald in einem Vorort Londons wohnen würde, denn sie wollte immer schon hierher. Um ehrlich zu sein, wollte sie viel mehr von der Welt mitnehmen als bisher, doch die Summe ihrer Aufenthaltsbereiche beschränkte sich auf Süd- und Mittelengland. Sie würde gerne die Sehenswürdigkeiten besuchen, wie den berühmten Big Ben und das London Eye. Obwohl sie weder Geld hatte, noch in guter Begleitung in London sein würde - denn Sunny wäre ja schließlich auch dabei und mal wieder wäre es Astrid auch lieber gewesen, allein unterwegs zu sein – freute sie sich ehrlich auf Samstag.

Nach dem Essen zog sich Astrid in ihr Zimmer zurück und ging nach oben auf die zweite Etage. Aus dem Schubfach ihres Nachtschränkchens holte sie ihr zerfledertes altes Tagebuch hervor und schrieb die neuesten Ereignisse und ihr Gedanken hinein. Sie führte es nun schon, seit sie denken kann. Dieses hatte sie angefangen, als sie dreizehn Jahre alt war, aber es gab noch ältere Exemplare von Büchern, denen Astrid alles mitteilte. Für sie war ein Tagebuch aber nicht nur eine Aufzeichnung von Tagen, die sie in ihrem Leben schon geschafft hatte und sie immer ein Stückchen weiter zu ihrem Ziel Freiheit brachten, es war auch ein klein wenig ein Ersatz der Mutter, die sie nie hatte, auch wenn das ein wenig sonderbar klingen mag. Aber war eine Mutter nicht dafür da, sich die Sorgen ihrer Kinder anzuhören und ihnen zu helfen? Nun, helfen tat das Tagebuch nun nicht wirklich, außer in der Hinsicht, dass Astrid ihm alles anvertrauen konnte. Astrid mochte vielleicht ein negativ eingestellter Mensch sein, doch hatte ihr das Leben keine andere Wahl als diese gelassen, so dachte sie zumindest. Aber lag sie damit falsch? Lächerlich. Sie musste sich nichts vormachen. Selbst wenn, ändern konnte sie ihre Vergangenheit dadurch eh nicht, und etwas gegen ihre Gedanken tun sowieso nicht.

Dann machte sie das Licht aus und dachte über die kommende Woche nach. Und die Woche danach. Und die Woche danach. Und sie stellte fest, dass sie sich tief im Inneren wünschte, hier zu bleiben, endlich eine Familie, ein Zuhause zu haben, akzeptiert und willkommen. Sie wusste auch, dass sie schon gerne Freunde hätte, mit denen sie die Zeit verbringen konnte – mit lachen und weinen.

Du bist weich geworden, sagte Astrid zu sich selbst, drehte sich um und schlief ein.

Es war Freitag, der sechste Tag bei ihrer neuen Familie – Astrid zählte immer die Tage. Heute hatte sie zu ihrer Begeisterung nur vier Stunden Schule. Es war Mittag und sie saß wie die letzten Tage schon unter der Buche, als sie bemerkte, dass ein Mädchen ihrer Altersstufe oder älter auf sie zuging. Zuerst dachte Astrid, dass das Mädchen an ihr vorbei wollte, oder gleich umdrehen würde oder eine andere ähnliche Reaktion, doch sie lief gerade aus auf Astrid zu, bis sie sich gegenüberstanden, beziehungsweise musste Astrid nach oben blinzeln, da sie auf dem Gras saß. Das Mädchen sah aus wie ein Punk mit den kurzen lila Haaren und den übertrieben schwarz geschminkten Augen, die selbst sowieso schon tiefschwarz durch das dunkle Braun um die Pupille wirkten.

„Hi, na!", begrüßte das breit grinsende Mädchen Astrid, die alles für die wiederkehrende Ruhe und das Alleinsein gegeben hätte.

„Ich heiße Carol. Carol Perks. Du bist Astrid Evers, die Neue stimmt's?"

Nachdem Astrid nicht antwortete, schien sie ein wenig verunsichert, zeigte aber dennoch auf einen Platz neben sie und fragte so zuckersüß wie zuvor: „Kann ich mich setzen?"

Dieses Mal wartete Carol nicht auf eine Antwort sondern ließ sich neben Astrid auf das Gras nieder.

„Gefällt dir unsere Schule?"

Schweigen.

„Ich find sie ja ganz okay, nur die Lehrer könnten weniger spießig sein."

Schweigen.

Es mochte wahrscheinlich unhöflich wirken, aber Astrid wollte keine Gesellschaft, wenn die Leute freiwillig zu ihr gingen, war das ihr Pech, denn Astrid war das ungeselligste Mädchen, bei dem man je das Pech haben sollte, es zu treffen.

Die Schulklingel und damit das Signal für den Beginn der nächsten Unterrichtsstunde ertönte und die beiden Mädchen erhoben sich.

„Naja, wir sehen uns sicher nochmal wieder. Aber davor würde ich gern wissen, nur so aus reiner Neugier... Welche Farbe haben denn deine Flügel?"

„Was?", fragte Astrid perplex. Hatte Perks sie gerade wirklich gefragt, welche Farbe ihre Flügel hatten? Hatte sie wirklich Flügel gesagt? Sie musste dringend mal zum Ohrenarzt.

Perks sah ein wenig irritiert aus.

„Dann bist du wohl noch nicht sechzehn? Ups, vergiss am besten einfach, was ich gesagt habe. War eh nicht wichtig, sollte nur ein Scherz sein, ich meine..."

„Carol!", unterbrach sie der Ruf einer Stimme.

Sowohl Carol als Astrid blickten sich um und Astrid erkannte ihren Banknachbar in Geschichte, mit dem sie noch nie ein Wort gewechselt hatte. Erst jetzt sah sie ihn richtig an. Er hatte eine dünne Statur, die aber irgendwie ein wenig muskulös wirkte. Seine verwuschelten braunen Haare hingen ihm in der Stirn und waren bis zum Kinn lang, wodurch sich Astrid unweigerlich fragte, ob sie ihm nicht nervten.

„Ich komme Robin", rief Perks neben Astrid zurück. Dann winkte sie - „Wir sehen uns" – und ging.

Astrid stand da, völlig irritiert und verwundert über die Aussagen von Carol, und das betraf nicht nur dem total komischen Inhalt, sondern auch der Tatsache an sich. Warum sollte Astrid Flügel haben? Ach Quatsch, Astrid machte sich wieder zu viele Gedanken über Aussagen seltsamer Leute. Und Perks war eindeutig seltsam. Flügel, wie konnte das denn sein. Die konnten ja nun wirklich nicht real sein, zu mindestens nicht bei Menschen. Oder meinte Perks etwas ganz Anderes? Vielleicht ein Schulprojekt, oder Carol verwechselte sie mit jemanden vielleicht aus der Theatergruppe. Oder Astrid hatte sich schlicht und einfach verhört. Egal was, alles war plausibler als dass Perks richtige Flügel meinte, die Astrid haben sollte.

Plötzlich läutete es zu Stunde und Astrid bemerkte, dass sie nur dumm schauend auf dem nun schon leer gefegten Schulhof, auf dem sich nur noch ein paar Stundenschwänzer herumlümmelten, stand und hastete in den Klassenraum zu Mathe.

Sie ging gerade die Rosenstraße herunter, als plötzlich jemand hinter ihr ihren Namen rief. Was ist heute nur los, fragte sich Astrid, während sie sich umdrehte. Vor ihr stand nun ein Junge mit kurzen, modern gestylten schwarzen Haaren vor ihr. Er lächelte ihr zu und zeigte seine Grübchen, und Astrid musste es sich verkneifen, zurückzulächeln.

„Ähm, Astrid Evers, richtig?", begrüßte er sie.

„Was willst du?", fragte Astrid skeptisch und sein Lächeln würde noch breiter. Sein Selbstbewusstsein war unschlagbar.

„Man hat mir ja schon gesagt, dass du äußerst ungesellig bist, aber ich dachte, wenn du von alleine keine Kontakte knüpfen kannst, helfe ich dir dabei."

„Ich frage dich noch einmal: Was willst du?"

„Hör zu, ich möchte dich nur ein bisschen näher kennenlernen, damit du Freunde findest."

„Du möchtest mich näher kennenlernen und hast dich nicht einmal vorgestellt. Ziemlich schwach würde ich meinen."

„Oh, 'tschuldige. Mein Name ist Tobias, Tobias Brown. Ich bin eine Klassenstufe über dir und Vertrauensschüler und Schülersprecher."

„Gut Tobias Brown der Vertrauensschüler und Schülersprecher. Lass mich in Ruhe. Denn du kennst mich nicht und willst, dass ich Freunde finde? Du scheinst mir echt ein Idiot zu sein." Astrid mochte diesen selbstsicheren Trottel schon jetzt nicht und fragte sich, was er überhaupt von ihr wollte. Sie erwarte so etwas, wie, dass plötzlich Kameramänner hinter der Ecke auftauchten und Brown ihr mit einem verspottenden Grinsen weismachen würde, dass er sie gerade nur verarscht hatte. Oder dass er sagen würde: „Siehst du, so etwas würde man zu dir sagen, wenn man wirklich mit dir befreundet sein wöllte." Aber nichts dergleichen geschah, was Astrid einerseits irritierte, aber andererseits auch erleichterte.

Brown dagegen sah plötzlich ein wenig verunsichert aus.

„Nun... Ich gebe zu, dass das sicher merkwürdig für dich sein mag... Bist du dir sicher, dass du allein klarkommst? Ich will nur helfen. Einige vor dir waren mir deswegen sehr dankbar."

Nein.

„Absolut. Und diejenigen, die dir so dankbar waren, haben dich sicher angelogen."

„Na gut", gab Brown schließlich auf, „Aber wenn du dich umentscheidest, kannst du jederzeit wieder zu mir kommen."

Für Astrid gab es da nichts zu entscheiden. Sie hatte ihre Entscheidung schon zu dem Zeitpunkt gefällt, an dem sie zum ersten Mal in diese Gegend gefahren war. Sie sah Brown hinterher und dachte darüber nach, dass die Leute hier entweder extreme soziale Veranlagungen oder einfach nur völlig einen an der Klatsche hatten.

Astrid betrat das blaue Haus am Ende der Rosenstraße und wurde wie die letzten paar Male von Fire empfangen.

„Hi, Rain! Freust du dich schon auf morgen? Wir haben beschlossen, noch kurz beim Big Ben einen Halt zu machen, da du ja noch nie in London warst."

„Woher...", setze Astrid an, doch Fire ergriff ihre Hand und zerrte sie in sein Zimmer.

„Ich habe ein Geschenk für dich."

In seinem Zimmer angekommen lief er zu seinem Schreibtisch voller Footballkarten, Footballzeitschriften und Stiften und gab Astrid ein Blatt Papier. Diese riss erstaunt die Augen auf. Fire hatte sie gezeichnet, und das für einen fast Zehnjährigen richtig, wirklich richtig gut, fast schon perfekt. Fast schon zu perfekt. Denn Astrid lächelte nicht auf der Zeichnung, ihre Augen blickten traurig, ihre wirr gewellten Haare umrahmten ihr Gesicht, welches nicht zum Betrachter direkt sah, sondern zu einem Punkt neben ihm. Es war einfach wunderschön.

„Hast du das gemacht, Fire? Ist ja unglaublich", lobte Astrid den jungen Künstler.

Fire wurde rot.

„Danke, es freut mich, dass es dir gefällt. Ich zeichne recht oft, hab eine kleine Begabung dafür, aber wahrscheinlich darf ich nicht auf eine Grammar-School gehen, da ich in den anderen Fächern nicht gut genug bin. Meine Leistung wird ja nicht nach meinen künstlerischen Fähigkeiten gemessen."

„Oh, das tut mir leid, aber Kopf hoch. Du musst einfach versuchen, das Beste aus deinem Talent zu machen, du bist wirklich begabt. Vielleicht kannst du ja auf eine spezielle Schule gehen, in der sie solche Talente fördern."

„Ja, mal schauen."

„Kann ich eigentlich das hier behalten?", Astrid hielt die Zeichnung von sich selbst hoch.

Fire grinste breit.

„Na klar."

Nie hätte Astrid gedacht ein Bild eines Kindes anzunehmen, noch weniger, dass es sie gezeichnet hatte und noch viel weniger, dass sie es auch noch geschenkt bekam. Und das wusste wohl auch Fire. Die Zeichnung bekam bei Astrid auch gleich einen Ehrenplatz in ihrem neuen Zimmer. Es war auch die erste Zeichnung, die sie an ihre Wand befestigte. Perks und Brown waren für einen Moment vergessen. Seit diesem Freitag an einem späten Septembertag, zehn Tage vor ihrem Geburtstag, fing Astrid an, Kunst zu mögen.

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