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86. Teil des Problems

Harry

Die Weihnachtsfeiertage vergingen.

Für die einen schneller, für die anderen langsamer.

Harry hatte in diesem Jahr das Gefühl, als würden diese Tage nie vorübergehen.

Er stand hinter dem Hauptbahnhof und wartete auf einen Freier, während er sich kaum noch auf den Beinen halten konnte.

Sein Körper schmerzte von den Schlägen, die er hatte einstecken müssen, und er war ganz einfach erschöpft.

Er konnte nicht mehr.

Und man sah es ihm an.

Die Augen wirkten eingefallen, die Wangenknochen standen weit hervor.

Die Tage zwischen Weihnachten und Neujahr waren eigentlich immer ziemlich ruhig.

Die meisten Freier, die sonst zum Bahnhof kamen, um für Geld mit den jungen Männern dort zu schlafen, waren bei ihren Familien.

Harry fror also fast ganz umsonst, während er dringend Geld für seinen nächsten Schuss brauchte.

Noch nicht einmal Richie fand seinen Zustand noch zum Lachen.

„Du siehst echt nicht gut aus, mann", hatte er vor ein paar Tagen zu ihm gesagt. „Vielleicht solltest du mal was essen, bevor du noch auseinanderbrichst."

Harry zog seine Weste weiter zu, während er in dem nassen Nieselwetter fröstelte.

London war die schönste Stadt der Welt, doch es regnete jeden Tag.

Und dann sah er das schwarze Auto vorfahren, das er so gut kannte.

So selbstverständlich, als wäre es schon immer hier entlanggefahren. Es fühlte sich ein bisschen an, wie in einem Traum.

Louis öffnete das Fenster auf der Beifahrerseite und sah ihn einen Moment lang an. Harry konnte seinen Blick nicht deuten.

„Jetzt spring schon rein", sagte Louis und nickte ihm zu.

Ehe er es sich anders überlegen konnte, tat Harry, was ihm gesagt wurde.

Es war angenehm warm in Louis' Wagen, und die Sitzheizung lief bereits.

Harry wusste nicht, was er sagen sollte.

Eigentlich wusste er gar nichts mehr.

„Du siehst müde aus", bemerkte Louis und versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie erschrocken er über Harry's Erscheinungsbild war.

Er sah wirklich gar nicht mehr gesund aus.

Die Augen blau unterlaufen, zuckte er beide Schultern. „Ich bin müde."

Harry sah aus dem Fenster und beobachtete die Regentropfen, die am Fenster nach unten liefen, während Louis sich einen Weg durch den dichten Verkehr in London's Innenstadt bahnte.

„Ich kann das nicht so stehen lassen", sagte er da plötzlich, und Harry konnte sich ein spottisches Schnauben nicht verkneifen.

„Was?", fragte er bissig nach, während seine Augen sich mit Tränen füllten. „Dass du mich eigentlich gar nicht kennst?"

Louis senkte seinen Blick und atmete seufzend aus. „Es tut mir leid", gab er ehrlich zur Antwort. „Das hätte ich nicht sagen sollen."

Harry zuckte gleichgültig beide Schultern, während er noch immer aus dem Fenster sah. „Schon okay", antwortete er, „Ich würde mich auch nicht kennen wollen."

Louis schüttelte den Kopf, und als er antworten wollte, fiel sein Blick auf Harry's Ärmel, der ein Stück hochgerutscht war.

Sein ganzes Handgelenk war übersät mit blauen Flecken.

„Hat er dich wieder geschlagen?", wollte Louis wissen, während sich instinktiv seine Muskeln anspannten.

Jetzt fiel Harry's Blick doch auf Louis. „Was interessiert dich das?", fuhr Harry ihn an, „Du wolltest mich doch loshaben."

„Komm schon, das ist nicht fair", entgegnete Louis, „Du weißt ganz genau, dass das nicht meine Schuld allein war."

Harry verdrehte die Augen. „Natürlich weiß ich das", sagte er, „Ich werde schließlich jeden Tag pausenlos daran erinnert, während du dir mit deiner hübschen neuen Freundin ein schönes Leben machst."

Louis presste die Lippen zusammen. „Das stimmt so nicht, und das weißt du."

Harry spürte, wie seine Muskeln sich verkrampften.

Er wusste, dass er eigentlich nicht so mit Louis hätte sprechen sollen.

Aber wozu noch vorsichtig sein?

Jetzt war es doch ohnehin schon egal.

Louis schluckte. Er wusste nicht, was er sagen sollte. Genau genommen wusste er noch nicht einmal, warum er eigentlich hier war.

„Wie waren deine Feiertage?", hakte er unbeholfen nach, um das Gespräch nicht einschlafen zu lassen.

Harry zog beide Augenbrauen zusammen und sah ihn irritiert an. „Was willst du hier, Louis?", hakte er misstrauisch nach. „Warum musst du mich quälen? Ich versuche, dich zu vergessen."

Louis gab sich geschlagen. „Ich habe tagelang nicht geschlafen", antwortete er. „Ich konnte diese Situation nicht so stehen lassen. Ich habe das Bild von dir in dieser riesigen Bahnhofshalle nicht mehr aus dem Kopf bekommen. Ich glaube, ich ... Ich vermisse dich."

„Weiß deine Freundin das?", wollte Harry zischend wissen, während er seinen Blick stur auf die Straße vor ihnen richtete. „Was für eine dumme Frage, eigentlich. Sie weiß ja noch nicht einmal, dass ich existiere."

Der junge Geschäftsmann verdrehte die Augen. „Jetzt lass uns doch vernünftig miteinander reden, Harry", appellierte Louis. „Ich will nicht im Schlechten mit dir auseinandergehen."

Der Satz bohrte sich durch Harry's Brustkorb wie ein Dolch.

Er wusste nicht, was er erwartet hatte.

Aber am liebsten hätte er jedes Fünkchen Hoffnung in seinem Inneren qualvoll erstickt, bis nichts mehr davon übrig war.

Das war das Schlimmste.

Diese ewige Hoffnung, dass die Dinge sich doch noch einmal wenden würden.

„Du meinst, du willst kein schlechtes Gewissen haben", räumte Harry ein und schüttelte den Kopf. Noch immer sah er Louis nicht an, sondern starrte stur geradeaus durch die Windschutzscheibe. „Darüber musst du dir keine Gedanken machen. Wie du siehst, komme ich bestens allein klar."

Zweifelnd zog Louis die Augenbrauen nach oben. „Meinst du das ernst?"

„Natürlich nicht", gab Harry entnervt zurück. „Sehe ich aus, wie jemand, der sein Leben im Griff hat?"

Louis seufzte resigniert auf. „Versteh schon."

„Schön", gab Harry gereizt zurück. „Denn ich verstehe gar nichts mehr."

Louis spürte, wie sein Herz kleine Risse bekam, die sich nach und nach zu einem großen Loch zusammenfügten.

Er konnte Harry sehen, wie sehr er litt, und obwohl er eigentlich verdammt wütend auf ihn war, füllte sich sein Brustkorb plötzlich mit Mitgefühl.

Das sollte nicht so sein, immerhin war seine Wut berechtigt.

Doch er konnte nicht anders.

Als er sah, wie Harry kaum noch reagierte auf die Dinge, die man ihm sagte, machte sich ein ungutes Gefühl in seiner Magengegend breit. Genau dort, wo sonst die Schmetterlinge gewesen waren.

Harry hatte sich aufgegeben.

Louis betrachtete die blauen Flecken, die auch Harry's Hals nach oben kletterten und erst kurz vor seinem Kinn Halt machten.

Als er Louis' Blick bemerkte, strich er hastig seine Haare darüber.

Er wollte sich nichts mehr anmerken lassen, und Louis bemerkte das augenblicklich.

Seine Mauern waren so hoch, dass niemand ihn mehr verletzen konnte.

Ansonsten hätte er dieses Gespräch niemals ausgehalten.

„Du zitterst", wisperte Louis, während er spürte, wie sein schlechtes Gewissen den eisigen Griff um seine Lungen festigte. Es fiel ihm schwer, zu atmen.

Harry unterdrückte seine Tränen.

Er sagte nichts.

Er wartete nur noch darauf, dass er dieses Auto verlassen und sich verkriechen konnte.

Harry fror und die nasse Kleidung haftete unangenehm an seinem Körper.

Wahrscheinlich hatte er sich längst erkältet, aber er hatte jegliches Gespür für seinen Körper verloren.

So, wie er sich verloren hatte.

„Harry...", sagte Louis und drehte seinen Kopf behutsam in seine Richtung. „Soll ich dich zum Arzt fahren?"

Entnervt verdrehte Harry die Augen. Er hätte am liebsten laut geschrien und mit den Fäusten auf Louis' Armaturenbrett eingeschlagen. Ihn gefragt, was zur Hölle er jetzt eigentlich noch von ihm wollte, und dass er ihm schon wieder das Herz brach, weil er nicht endlich aus seinem Leben verschwand, so wie er es angekündigt hatte.

Er war da, irgendwie, aber er war nicht greifbar.

Er war immer in seiner Nähe, aber nicht auf die Art und Weise, wie er es vorher gewesen war.

Denn er wollte ihn nicht mehr kennen, und er wollte ihn nicht mehr bei sich haben, aber vergessen konnte er Harry auch nicht.

Stattdessen schüttelte er dieser nur den Kopf. „Nein", presste er hervor und versuchte, seine Tränen zu unterdrücken.

Er wusste schließlich, dass er selbst Schuld war und sich im Grunde genommen nicht zu wundern hatte, dass Louis irgendwann die Kraft und die Geduld ausgegangen war.

Natürlich wusste er das, aber er konnte sich nicht damit abfinden, dass die Dinge so waren, wie sie nun einmal waren.

Hätte er die Zeit zurückdrehen können, hätte er den gleichen Fehler vermutlich immer und immer wieder gemacht, weil er schlicht und ergreifend nicht anders konnte.

Noch nie hatte ihn etwas so fest im Griff gehabt wie die Sucht, und noch nie hatte ihn etwas in dermaßen kurzer Zeit völlig zu Grunde gerichtet.

Louis

Er konnte sehen, wie er litt, und verdammt, es brach ihm das Herz.

Am liebsten hätte er ihn in seine Arme gezogen, ihn mit nach Hause genommen und wieder aufgepäppelt, so, wie er es die letzten Male getan hatte.
Wäre da nicht diese unendlich große Schlucht zwischen ihnen, die sich seit dem letzten Vorfall zwischen ihnen aufgetan hatte.

Wäre da nicht das Wissen, dass nichts, was er tun konnte, etwas an Harry's Zustand und den sich immer fortsetzenden Rückfällen ändern würde.

Er war erschöpft, und doch konnte er es nicht lassen, nach ihm zu sehen und die Begegnung vom Weihnachtsmorgen zu klären.

Er hatte schlecht geschlafen, und immer wieder hatte er sich gefragt, was Harry jetzt wohl tat.

An Weihnachten.

Alleine.

Er hatte solche Schuldgefühle, obwohl er ganz genau wusste, dass Harry eigentlich derjenige sein sollte, der sich schuldig fühlte.

Immerhin hatte er jahrelang versucht, ihm zu helfen, und es irgendwann einfach nicht mehr geschafft.

Harry hatte ihn auf eine Art und Weise hintergangen, die er einfach nicht nachvollziehen, geschweige denn vergeben konnte.

„Lässt du mich bitte da vorne an der Ecke raus?", bat Harry, und seine Stimme zitterte wie Espenlaub.

Louis schluckte, während er versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie schlecht er sich dabei fühlte.

Er nickte, und hielt schließlich ein paar Meter weiter an.

Er beschloss, einen letzten Versuch zu starten. „Ich würde dir gerne helfen", sagte er und sah Harry fest in die Augen. „Du musst das nicht tun."

Der Gedanke daran, dass Harry für Geld mit fremden Männern schlief, machte ihn krank.

Für ihn war es kaum erträglich, sich das vorzustellen.

„Ich bitte dich", gab Harry bissig zur Antwort. „Wie stellst du dir das vor?"

Verzweifelt lenkte Louis ein. „Ich weiß es doch auch nicht", antwortete er, „Aber ich könnte dir monatlich eine bestimmte Summe überweisen, damit du zumindest nicht..."

Er konnte es gar nicht aussprechen, so grausam war die Vorstellung für ihn.

„Auf gar keinen Fall", gab Harry entschlossen zurück und zog irritiert die Augenbrauen zusammen. „Du denkst doch nicht im Ernst, dass ich mich jetzt auch noch von dir aushalten lasse, nur um dir noch mehr Schwierigkeiten zu bereiten."
Louis schüttelte den Kopf.

Vielleicht waren sie sich einfach zur falschen Zeit, am falschen Ort, unter falschen Umständen begegnet.

Vielleicht gab es irgendwann, zu einem späteren Zeitpunkt, noch einmal eine Chance für sie.

Louis konnte ihn nicht einfach aufgeben.

„Ich habe doch gesagt, ich will dir helfen", wiederholte er also. „Als Freund. Ich möchte dich nicht fallen lassen."

Als Freund.

Harry spürte, wie sich das Messer in seiner Brust umdrehte.

„Du verstehst das einfach nicht", sagte er und stieg aus.

„Niemand kann mir helfen, wenn ich Teil des Problems bin."

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Ich freue mich auf eure Meinungen!🤍

All the love,
Helena xx

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