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36. Wie kannst du das tun?

Harry

Er konnte sehen, wie Louis' Gesichtszüge ihm entglitten. Seine vor Scham geröteten Wangen sahen hitzig aus, in den blauen Augen lag Verzweiflung. „Ich schwöre bei Gott", zischte er schließlich in seine Richtung, „Wenn du damit irgendetwas zu tun hast, kannst du dich auf etwas gefasst machen."

Harry erwiderte nichts. Louis' Worte trafen ihn härter als erwartet, auch wenn ein großer Teil der Wucht durch die Wirkung des Heroins abgefedert wurde. Sein Schweigen schien Louis' nur noch mehr zu enttäuschen, und so wand er sich wieder ab und ließ den Blick durch den Raum schweifen. Alle Blicke lagen auf Harry, der - die Hände in den Hosentaschen - zurückblickte und die Gäste mit einem Blick musterte, den Louis nicht deuten konnte.

„Ich würde sie doch bitten, Ihre Hosentaschen vor mir zu leeren", sagte Arthur schließlich und ging einige Schritte auf ihn zu. „Verstehen Sie bitte, ich möchte keine falschen Anschuldigungen in den Raum werfen. Es sieht nur wirklich danach aus, als hätten Sie-"

„Das sieht nicht nur danach aus", schnitt Louis ihm das Wort ab und trat näher an Harry heran, „Das ist auch so. Und jetzt gib den Leuten ihr Geld zurück, bevor ich mich vergesse."

Harry rührte sich nicht vom Fleck. Er fühlte sich durch Louis' Worte und das Heroin so berauscht, dass er gar nicht verarbeiten konnte, was hier gerade vor sich ging. Er fühlte sich, als hätte ihm jemand mental eine Ohrfeige verpasst. Dein Magen fühlte sich flau an, wie ein großer Klumpen, der da in seinem Bauch saß.

Langsam wanderte sein Blick zu Louis; er flehte ihn stumm an, ihn nicht zu verraten, ihn irgendwie aus dieser Situation zu bringen und nicht zuzulassen, dass man ihn in der Luft zerriss. Hilf mir.

Doch Louis' Augen waren hart, kompromisslos und unversöhnlich. „Ich sage es dir kein zweites Mal, Harry, die Polizei wird innerhalb von wenigen Minuten hier sein."

Obwohl - oder gerade weil - er sich von Louis gedemütigt und verraten fühlte, konnte er nichts sagen. Seine Kehle war wie zugeschnürt, als stünde jemand hinter ihm, die Hände ganz dicht an seiner Kehle, während der Griff sich mit jeder Sekunde fester um seinen Hals schloss, während er noch immer nach Luft rang.

Louis seufzte tief auf, zog schließlich sein Telefon aus der Anzugtasche und rief das Tastenfeld auf.

Panik ergriff Harry so plötzlich, dass ihm für einen Moment ganz schwindlig wurde. Die Polizei würde nicht nur gestohlenes Geld bei ihm finden, und Louis wusste das.

„Nein", presste er schließlich krächzend hervor, „Bitte tu das nicht."

Demonstrativ deutete Louis auf seine Kollegen, die mittlerweile mit verschränkten Armen vor ihnen standen. „Gib den Leuten ihr Geld zurück, Harry."

Der Jüngere senkte seinen Blick und Louis konnte sehen, wie seine Atmung sich beschleunigte. Er kannte Harry gut genug um zu wissen, dass er sich entsetzlich schämte und sich von ihm hintergangen und verraten fühlte, da er ihn in aller Öffentlichkeit so sehr demütigte und sich vor seinen Augen auf die Seite seiner Kollegen schlug.

Aber was hatte er erwartet? Dass er ihn decken würde, wenn er ganz genau wusste, dass er sie beklaut hatte? Wenn er sich noch nicht einmal auf einer solchen Feierlichkeit zusammenreißen konnte? Nicht einen einzigen Abend lang?

„Wird's bald?", fuhr Louis ihn an, ohne seinen Blick von ihm zu nehmen. Harry war wie versteinert. Am liebsten wäre er im Erdboden versunken.

„Ich kann nicht", flüsterte er, so leise, dass nur Louis und er selbst es hören konnten, obwohl der Rest nur etwa einen Meter von ihnen entfernt stand, in der Hoffnung, er würde ebenfalls etwas leiser mit ihm sprechen.

Falsch gedacht.

„Ich werde mir das nicht mehr ansehen", verkündete er schließlich und entsperrte sein Telefon erneut. Er wählte den Polizeinotruf und wartete, bis am anderen Ende der Leitung jemand abhob.

„Mein Name ist Louis Tomlinson und ich befinde mich-"

„Wie kannst du das tun?", brüllte Harry da plötzlich durch die Halle, so laut, dass Louis zusammenzuckte und das Telefon fallen ließ. Er hätte ihm einen solchen Tonfall in seinem Zustand nicht mehr zugetraut. Er hatte ihn - ganz unabhängig davon - noch nie schreien gehört.

„Verdammte Scheiße", fluchte Louis, als er sein Telefon vom Boden aufhob, nur um dann festzustellen, dass sein Display komplett zersplittert war und nur noch lilafarbene Streifen anzeigte.

Harry zitterte am ganzen Körper, als Louis einige Schritte auf ihn zuging und sich drohend vor ihm aufbaute. Obwohl er etwas kleiner war als Harry, zuckte dieser erschrocken zurück.

„Gib den Leuten ihr Geld zurück, Harry, bevor mir die Hand ausrutscht."

Erinnerungen durchzuckten Harry's Gehirn. Erinnerungen daran, dass den Leuten schon immer die Hand ausgerutscht war, wenn sie mit ihm überfordert waren. Er hätte niemals erwartet, solche Worte auf Louis' Mund zu hören.

Es war seine Schuld.

Alles war seine Schuld.

Es musste doch an ihm liegen. Niemand hatte sich mit ihm je anders zu helfen gewusst, und er hatte nie gelernt, wie man solche Probleme löste.

Ja, schoss es ihm durch seine Gedanken, vielleicht habe ich es nicht anders verdient. Es ist meine Schuld, dass den Leuten immer die Hand ausrutscht.

„Sie können sich mein Telefon ausleihen", kam es von einer Frau, die neben Arthur stand und sich aus ihrer Starre gelöst hatte. Bereitwillig hielt sie Louis ihr Telefon entgegen.

„Nein", flüsterte Harry schließlich, und Louis wusste, dass sie ihn nicht gehört hatte. Mit zitternden Händen griff er in die Brusttasche seines Anzuges und zog mehrere Geldscheine heraus. Er versuchte, nicht daran zu denken, wie sehr er sich eigentlich schämte. Er versuchte, die Blicke zu ignorieren, die jetzt auf ihm lagen. Und er versuchte, zu ignorieren, was noch viel schlimmer war: Louis' Gesichtsausdruck war so enttäuscht, so verletzt, dass ihm die Tränen in den Augen standen. Bis zur letzten Sekunde hatte er die Hoffnung gehegt, dass er sich getäuscht und Harry unrecht getan hatte.

Er riss ihm den Stapel Geldscheine aus der Hand und warf ihm einen letzten, vernichtenden Blick zu, bevor er auf den Ausgang der Halle deutete. „Sieh' zu, dass du verschwindest", zischte er, so boshaft, dass Harry's Körper unter der Last seiner Worte erzitterte. „Ich will dich nie wieder sehen."

Louis

Er schämte sich bis auf die Knochen.

Man sah es an den geröteten Wangen, dem gesenkten Blick, dem zitternden Körper und der Verlegenheit, die sich in den trüben, blauen Augen widerspiegelte. Man sah es an der eingesunkenen Körperhaltung und den zierlichen Armen, die er um seine Hüften geschlungen hatte. Vor allem aber sah man es an den entschuldigenden Blicken, die er seinen Kolleginnen und Kollegen, seinem Vorgesetzten zuwarf.

„Es tut mir so unendlich leid", flüsterte er schließlich, viel mehr zu sich selbst, als zu den anderen. „Ich wusste nicht, dass er zu so etwas fähig ist..."

Arthur schien ihn trotzdem gehört zu haben. „Ich weiß", antwortete er schließlich und senkte seinen Blick. „Und ich weiß, dass es nicht Ihre Schuld ist. Aber ich möchte trotzdem, dass Sie jetzt gehen. Ich bin mir noch nicht sicher, was ich mit Ihnen anstellen soll."

Louis zuckte zusammen, als hätte man ihm eine schallende Ohrfeige gegeben. „Wie meinen Sie das?"

„Sie wissen, ich hatte immer eine sehr hohe Meinung von Ihnen, Louis", fuhr er schließlich mit seiner Erklärung fort, „Das war der Grund, weshalb ich Sie so lange beschäftigt habe, obwohl Sie in letzter Zeit so oft gefehlt haben. Ich bin mir nicht sicher, ob ich das unter diesen Umständen weiterhin tun kann."

Louis schloss die Augen für einen Moment lang und atmete tief durch. Er legte den Kopf in beide Hände und versuchte, das heiße Nass hinter seinen Lidern zurückzuhalten. „Oh Gott", entfuhr es ihm schließlich, während er spüren konnte, wie sein Puls sich erheblich beschleunigte.

„Es tut mir leid, Louis", fuhr Arthur schließlich fort. Seine Stimme klang sanfter, als Louis das eigentlich erwartet hätte - zumindest in dieser Situation.

Ohne ein weiteres Wort nickte Louis seinem Vorgesetzten zu, drehte sich schließlich um und verließ das Gebäude. Sobald er außer Sichtweite war, ließ er seinen Tränen freien Lauf - er war nicht nur verzweifelt, weil er aller Wahrscheinlichkeit nach seine Arbeitsstelle verlieren würde; er war auch enttäuscht. So schrecklich enttäuscht.

Harry - der Mensch, den er am meisten liebte -, hatte innerhalb weniger Stunden seine ganze berufliche Karriere, die er sich so hart erarbeitet hatte, in Schutt und Asche gelegt. Er war traurig, enttäuscht, vor allem aber war er wütend.

Der stechende Zorn in seiner Brust packte ihn mit einem Mal so sehr, dass er gegen die Wand neben sich trat und laut aufschrie. Er konnte nur hoffen, dass niemand ihn hören würde. Er wollte nicht einen noch schlimmeren Eindruck hinterlassen, als Harry das ohnehin schon getan hatte.

Wenn er eines wusste, dann, dass er Harry nie wieder sehen wollte.

Harry

Er trottete also zum Piccadilly Circus, wo er sich mit Richie verabredet hatte. Dieser stand - wie immer pünktlich - vor den Bahnhofstoiletten, in einer Nische, in der sie nicht so leicht entdeckt werden konnten.

„Du bist zu spät", stellte er fest, „Ganze zehn Minuten. Was soll überhaupt der Anzug? Seit wann trägst du Klamotten, die teurer sind, als ein Neuwagen?"

Harry rollte nur beide Augen und ließ sich erschöpft gegen die Wand sinken. Seine Kehle war ihm noch immer zugeschnürt und er hatte das Gefühl, nicht wirklich etwas sagen zu können.

Erst dann fiel ihm wieder ein, dass er überhaupt kein Geld mehr hatte, um das Heroin zu bezahlen. Er ließ den Kopf in beide Hände sinken und versuchte, seinen Atem irgendwie zu kontrollieren. Richie würde ihm unter keinen Umständen noch einmal aushelfen. Er war ein selbst abhängiger Dealer - in dieser Szene gab es keine Freunde, und schon erst recht keine Nächstenliebe.

„Könntest du - zur Abwechslung - mal den Mund aufmachen?", fuhr er ihn an, während Harry noch immer damit kämpfte, sich auf den zitternden Beinen zu halten.

Harry stieß ein abgrundtiefes Seufzen aus, das sich mehr anhörte, wie ein verzweifeltes Stöhnen. „Du musst mir helfen, Richie, bitte."

„Nein", fauchte dieser augenblicklich, ohne auch nur einen Moment lang zu zögern. „Verdammte Scheiße, weshalb verschwende ich überhaupt meine Zeit mit dir?"

Er wollte sich umdrehen, sich auf dem schnellstmöglichen Weg auf den Weg zum Ausgang machen, doch Harry packte ihn am Arm und zog ihn zu sich zurück. „Bitte", flehte er, „Ich weiß nicht, was ich sonst tun soll."

„Schaff dir irgendwie Geld heran", antwortete er und riss sich von ihm los. „Es ist doch nicht mein Problem, wenn du deine Drogen nicht selbst bezahlen kannst."

Harry's Augen waren glasig, der Blick leer. „Ich kann nicht ohne, Richie, bitte lass mich damit nicht allein..."

Harry ging einige Schritte auf ihn zu, packte ihn erneut am Ärmel und zog ihn näher zu sich. Richie riss sich wutentbrannt von ihm los und tippte sich an die Stirn. „Lass mich verdammt nochmal los, du unfähiger Vollidiot!", brüllte er durch die gesamte Bahnhofshalle, die - wie immer - ziemlich voll war. „Dann geh doch anschaffen, du warst dir doch früher auch für nichts zu schade!"

Harry zuckte zurück und konnte für einen Moment spüren, dass Schmerz in ihm aufstieg. Er drängte ihn schnell zurück und holte Richie schnellen Schrittes ein. „Okay", gab er zur Antwort, „Ich mach's. Ich mach' alles, nur bitte gib mir einen kleinen Vorschuss."

Richie schüttelte entnervt seinen Kopf. „Welchen Teil von ‚Nein' hast du denn nicht verstanden? Du kannst später zu mir kommen, wenn du das Geld irgendwie aufgetrieben hast. Wie du das machst, ist mir völlig egal. Und jetzt halt deine Klappe, bevor uns noch irgendjemand hört und uns an die Bullen verpfeift."

Scheiße, schoss es Harry durch seine Gedanken, Scheiße, Scheiße, Scheiße.

Er wusste nicht, was er jetzt tun sollte. Er konnte weder zu Louis zurückgehen, noch hatte Richie ihm seine Hilfe anbieten wollen. Die Lage erschien ihm so aussichtslos, dass er Richie recht geben musste.

Es war seine einzige Möglichkeit.

Denn Louis würde ihn wohl kaum je wieder bei sich sehen wollen - ganz abgesehen davon legte Harry auch keinen gesteigerten Wert darauf, Louis bei sich zu haben. Er hätte ihn immerhin - ohne auch nur einen Moment lang zu zögern - an die Polizei ausgeliefert und ihn damit noch tiefer in die Scheiße geritten, als er ohnehin schon darin steckte.

Also ging er einige Schritte, um seine Entscheidung hinauszuzögern, obwohl er sie doch eigentlich längst getroffen hatte. Und das wusste er ganz genau.

Er suchte den einzigen Ort in dieser Gegend auf, der seine Vernunft in ihm weckte. Ganz schwach, mit dünner Stimme, flüsterte sie in seinem Hinterkopf: Harry, verdammt, nimm deine Beine in die Hand und lauf' in die andere Richtung...

Doch Harry ignorierte sie. Er wusste ganz genau, dass er keine Wahl hatte. In diesem Moment fiel er so tief, dass er glaubte, sagen zu können, dass es ihm egal war, was er tun musste, um an seinen nächsten Schuss zu kommen.

Würde er Louis damit betrügen? Würde er ihn hintergehen?

Nein, wohl kaum.

Schließlich hatte er ihm doch mehr als nur deutlich klargemacht, dass er ihn nie wieder sehen wollte.

Deshalb, so dachte Harry, brauchte er auch kein schlechtes Gewissen zu haben, als er den alten Bahnhof in Islington aufsuchte und so viele bekannte Gesichter dort entdeckte; von den meisten hatte er nicht mehr erwartet, dass sie noch immer leben würden.

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